Donnerstag, 26. September 2013

Das Fräulein Grete Meier sagt NEIN



Das Fräulein Grete Meier sagt NEIN

Mittwochnachmittag irgendwo in einer Stadt. Genauer gesagt in der Stadt, wo das Fräulein Grete Meier wohnt. Herbstlich sonniges Septemberwetter und eine fröhlich vor sich hin summende Grete (Freude schöner Götter Funken) auf ihrem bunten Fahrrad. Wer gestern kurz vor 15.00 Uhr am Flussufer spazieren ging, hätte der Grete also durchaus begegnen können. Vielleicht hätte der ein oder andere sich ja von ihrer guten Laune anstecken lassen. Die versprühte sie nämlich nicht nur über das Summen, sondern mit einem breiten Grinsen. Von einem Ohr zum anderen. So breit wie es das Summen zuließ. Während die Grete gemütlich strampelte, wippte eine ins Haar gesteckte gelbe Blüte unaufhörlich auf und ab.

Die hatte ihr der Klaus Wenig galant überreicht, der im Vorgarten gerade das Unkraut zupfte, als die Grete das Haus verließ.  "Geht’s zum Mittwochskaffee, Frau Meier? Sie strahlen so."  Aha, da hat wohl der Herr Heinevetter mal wieder aus dem Nähkästchen geplaudert. "Natürlich, Herr Wenig. Wie immer!" Während sie die gelbe Blüte in ihr Haar steckte, erzählte sie Herrn Wenig von ihrer Freundin. Nicht viel. Nur ein bisschen. Vor allem aber, wie viel Spaß sie mit Lieschen hat. Und wie sehr sie sich freut, diese gleich zu sehen. " Na, dann fahrense mal zu. Nicht dass sie noch zu spät kommen!"

Die Grete war pünktlich am Café. Mehr als pünktlich. Fünf Minuten vor der Zeit, ist des Soldaten Pünktlichkeit. Sagt Onkel Günther immer, obwohl er, wie Grete weiß, in seinem ganzen Leben nicht einen Tag gedient hat. Doch auch das Lieschen war überzeitig. Sie saß nämlich schon draußen am Tisch. Das Fräulein Grete Meier hielt inne und betrachtete das Lieschen, wie so da saß und selbstvergessen mit dem Löffel in ihrer Tasse rührte. Ganz bunt war sie wieder angezogen, der weiße Haarschopf leuchtete in der Sonne. Fast als wollte er diese ausstechen. Gerade als es in Gretes Herzgegend  zu ziehen begann, hob das Lieschen den Kopf. Und die Hand. Heftig winkte sie der Grete zu. "Da bist ja endlich!" Das Lieschen lachte und schob die Grete auf einen Stuhl. "Heute gibbet heiße Schokolade und Pflaumenkuchen. Mit extra viel Sahne! Hab auch zwei Decken organisiert, falls es später kühler wird."

Heiße Schokolade! Der Grete lief das Wasser im Mund zusammen. Tolle Idee vom Lieschen. Leider mag die Grete Pflaumenkuchen so rein gar nicht. Jedenfalls nicht so gern. Ist einfach nicht ihr Ding. Aber egal. Sahne drauf und etwas Zucker, das passt schon. Die Grete will das Lieschen ja nicht enttäuschen. Quatsch mit Soße, denkt die Grete und wirft alles über den Haufen. Das Lieschen wäre nicht das Lieschen, wenn sie ihr nicht die Wahrheit sagen könnte. "Das eine Stück ess ich Lieschen, hast ja schon bestellt. Danach nehm ich aber lieber Käse-Sahne. Pflaumenkuchen mag ich nämlich nicht so gern!" Und raus war es. Geht doch, Grete geht doch.

Lieschen hat schon recht, wenn sie ab und an mal mit ihr schimpft. "Immer musst du es allen recht machen, das brauchste doch gar nicht. Denk mal an dich!" Dennoch seufzte die Grete erleichtert, als das Lieschen laut anfing zu lachen. "Und du sagst immer, wir wissen alles von einander! Siehste mal, die Grete entpuppt sich als Pflaumenkuchenverächterin. Das wusste ich nicht! Schieb rüber und bestell dir Käse-Sahne. Ich hab auch Platz für zwei Stücke."

So einfach war es also, einfach mal NEIN zu sagen. Die Grete war ganz begeistert. Natürlich sagt sie auch oft NEIN. Zu der Verkäuferin an der Käsetheke, wenn die mal wieder fragt:  Darfs ein bisschen mehr sein. Zum Chef, wenn der die Grete bittet seine Frau zu belügen, bloß weil er statt mit ihr shoppen zu gehen, lieber Angeln fahren will. Sie sagt NEIN, wenn es um Tierversuche geht und neulich erst, hat sie mit zwei Kreuzchen NEIN zu einer gewissen Frau Merkel gesagt. Auch wenn Letzteres nix genutzt hat. Gesagt hat sie es trotzdem. Früher hat sie auch NEIN gesagt. Zu Drogen.  Aber wenn ihr jemand am Herzen liegt, fällt ihr das schwer. Doch die Grete ist ja lernfähig. Besonders bei einer so guten Lehrerin wie dem Lieschen.

"NEIN, Lieschen, das ess ich jetzt. Bestellt ist bestellt!"




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4 Kommentare:

  1. Hi liebe Grete geht doch...nein ...sagen ist gar nicht so schwer. Eine schöne Geschichte.

    Liebe Abendgrüße
    Angelika

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  2. Das ziehen in der Herzgegend, ich kenne das auch und das hat mir besonders gut gefallen. Zwei Freundinnen, die sich mögen und gut verstehen, fast werde ich ein wenig neidisch
    LG Geli

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  3. Das gefällt mir wieder richtig gut.
    Grete ist prima drauf und Lieschen auch. So kann der Nachmittag trotz Pflaumenkuchen sehr schön werden.
    Hier zeigt sich mal wieder das Verständnis, das beide füreinander aufbringen.
    Grete darf NEIN sagen, ohne sich sorgen zu müssen, dass Lieschen ihr böse ist.
    Denn das ist es doch oft, dass wir fürchten, einen anderen zu verletzen, wenn wir dieses Wörtchen ehrlich benutzen.
    Bei Grete und Lieschen steckt hinter so einem NEIN eigentlich ein bedingungsloses JA.
    Ja, ich werde gemocht, auch wenn ich nein sage.
    Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, wenn man dieses Ziehen in der Herzgegend spürt beim Anblick eines anderen. So sollte es sein.

    Und Lieschen ist schon eine gute "Lehrerin" für Grete, aber eine noch viel bessere Freundin.Da ist dann Gretes letztes NEIN nicht schwer. So kann man schon mal über seinen Schatten springen und Pflaumenkuchen essen, auch wenn man ihn nicht so mag.

    Nein sagen muss man lernen und es immer mal wieder versuchen, auch wenn es bei jemandem ist, der einem am Herzen liegt. Vielleicht gerade dann.

    Danke für diese nette Begebenheit.Bei so etwas geht mir das Herz auf.

    Lieben Abendgruß
    Enya

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  4. Grete, das finde ich toll, dass die kundgetan hast, dass du keinen Pflaumenkuchen magst.
    Und heroisch, dass du ihn dann gegessen hast.
    Es gibt das wunderschöne Buch: Sag niemal Ja wenn du Nein sagen willst. Das hat mir sehr geholfen.
    Aber ich freue mich immer wieder, dass Grete und Lieschen so gut harmonieren.
    Einen schönen Abend wünscht dir
    Irmi

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...