Montag, 25. November 2013

Alles hat seine Zeit - auch das Ende


Ihr Lieben,

Ganz einhundert Tage habt ihr Grete und Lieschen
lesend und kommentierend begleitet.
Das von mir und Brigitta Wullenweber gemeinsam 
getragene Projekt "Doppelt gebloggt hält besser"
 hat wie jedes Projekt, mit dem heute erfolgten 
einhundertsten Post, sein Ende erreicht.
Ich möchte mich herzlich bei allen
Lesern und Leserinnen bedanken. 
Einfach mal so schreiben, wie einem der Schnabel
gewachsen ist, ist nicht nur eine Herausforderung, 
der ich mich sehr gerne stelle, 
sondern es macht auch wahnsinnig Spaß.


 Ein zweites kostenloses E-Book mit den
Texten 51 - 100 ist momentan in Arbeit und wird
voraussichtlich noch vor Weihnachten erscheinen.
Zum Nachlesen, Neulesen oder was auch immer.
Der Blog von Lieschen bleibt bestehen, wird aber
von Brigitta nicht mehr mit Leben gefüllt.

Die Grete wird allerdings ab Sonntag dem 01. Dezember
weiterhin in gewohnter Manier ihren Senf 
zu allem und jedem abgeben.

Natürlich trauere ich jetzt schon der gemeinsamen Zeit
 mit Brigitta Wullenweber hinterher, aber ich freue mich auch auf 
neue Geschichten rund um die Grete und ihre Welt.

Mein besonderer Dank gilt Brigitta. 
Allein ihr ist es zu verdanken, dass die Figur des Lieschens  
eine Kontur bekommen hat, die seinesgleichen sucht.

Herzlichst
Perdita Klimeck



Das Fräulein Grete Meier hat keine Zeit

Das Fräulein Grete Meier hat keine Zeit

Eine Aufregung war das vielleicht heute in der Firma. Aber eine mit positivem Hintergrund. Das Fräulein Grete Meier lief zu Hochtouren auf. Musste sie auch. Schließlich musste alles organisiert werden. Und das kurzfristig. Binnen einer Woche. Eine echte Herausforderung für die Grete. Im Grunde für alle. Der Chef war total aus dem Häuschen nach dem Anruf. "Frau Meier, das müssen wir hinkriegen, das rettet uns den Arsch!" Solche drastischen Worte vom Chef, war die Grete gar nicht gewöhnt. Dass die Firma seit einem halben Jahr leicht ins Wanken geraten war, dass weiß die Grete. Sie weiß aber auch, dass der Chef oft übertreibt und ihr wegen nix die Ohren volljammert. Denn sie betreut ja auch die Konten. "Das ist die Konjunktur, Chef", sagt sie dann immer. "Mal hoch und mal runter. Dafür haben wir die Rücklagen!"
Jedenfalls hat der Chef einen riesigen Auftrag reinbekommen heute morgen. Der allerdings noch vor Weihnachten ausgeführt werden musste. Da sowieso vor Weihnachten Hochbetrieb herrscht, keine leichte Aufgabe. Jede Menge Überstunden würden anfallen. 
Die Grete ließ sich vom Chef die genauen Auftragszahlen geben und stellte zusammen mit Eido und der Heidi Seelig einen Plan auf. Mit dem marschierte sie zum Leiter der Produktionabteilung. Vorher allerdings sprach sie noch mit dem Chef. "Müsste alles klappen, Chef. Aber es wird nicht ohne Überstunden gehen. Bei allen Mitarbeitern. Ich bin mir sicher, die machen das, aber sie sollten dennoch etwas zur Motivation beitragen. Ich habe alles genau kalkuliert. Eine kleine Gratifikation wäre für jeden drin."
Der Chef verlässt sich, wenn es um die Finanzen geht (und bei vielem mehr!), immer auf die Grete. So auch diesmal. Somit hatte die Grete gleich ein gutes Argument für die Mitarbeiter in der Hand. Am späten Nachmittag war jede Abteilung informiert und vor allem, jeder war mit den Überstunden einverstanden. Sogar die Susi. Obwohl die Rechtsabteilung ja nicht betroffen ist. "Ich kann dem Eido helfen, im Versand, nach Feierabend." 
Als die Grete heute dann endlich zuhause auf ihrer Couch saß, gerädert aber doch zufrieden, weil alles geklappt hat, hat sie das Lieschen angerufen. Schweren Herzens. Denn sie musste den Mitttwochskaffee absagen. Mittags hatte sie es schon mal beim Lieschen probiert, aber die war nicht zu erreichen gewesen. Auch jetzt musste die Grete lange klingeln lassen. Gerade als sie enttäuscht auflegen wollte, nahm doch noch jemand ab. Herrmann war in der Leitung. Ganz außer Atem, so kam es der Grete vor. "Ja hallo Grete, die Liese ist nicht da. Ist den ganzen Tag schon unterwegs. Muss ja noch so einiges erledigt werden. Ruf doch später nochmal an. So inner halben Stunde ist sie bestimmt wieder zurück." Leicht irritiert legte die Grete auf. 
Da aber im selben Augenblick der Herr Heinevetter von seinem Balkon aus  nach ihr rief, schob sie das ungute Gefühl beiseite. Später hat sie das Lieschen dann doch noch erreicht und ihr von dem dicken Auftrag erzählt. "Den Arsch retten, das hat dein Chef tatsächlich gesagt?" Das Lieschen kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Natürlich hatte sie Verständnis für Gretes Abhandenkommen der Zeit. "Macht doch nix, ich hab selbst die ganze Woche zutun. Treffen wir uns eben am Sonntag zum Kaffee bei dir. Ich hab dir auch so einiges zu erzählen. Den Arsch retten, nee Grete, da komm ich nich drüber!" Beide brachen  wieder in Lachen aus und in den nächsten fünfzehn Minuten erzählte die Grete dem Lieschen noch so einige Anekdoten vom Chef. 
Später, als Grete sich in der Küche ihr Abendbrot machte, viel ihr auf, dass sie gar nicht gefragt hatte, was das Lieschen eigentlich so dringend heute erledigen musste. "Ach egal, kann sie mir ja am Sonntag erzählen!"


Was Lieschen davon hält könnt ihr hier nachlesen ---> KLICK
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Sonntag, 24. November 2013

Das Fräulein Grete Meier dekoriert

Das Fräulein Grete Meier dekoriert

Wer hätte das vor einer Woche gedacht? Niemand (Naja, so unermüdliche und übereifrige  Ausnahmen gibt es ja überall!), auch nicht das Fräulein Grete Meier. Eben war doch noch Herbst! 
Nächsten Sonntag ist er also schon da, der 1.Advent. Ganz heimlich hat er sich angeschlichen. Hinterlistig sowas, findet die Grete. Dabei schrillten bei sämtlichen Frühwarnsystemen längst die Glocken. Grete hat sie bis auf ein paar Dominosteine jedenfalls geflissentlich überhört. Kann aber auch sein, sie waren nicht laut genug. 
Das wird es sein, überlegte die Grete. Ich bin es jedenfalls nicht schuld. Grete starrte auf ihren Wandkalender. Nee, was sie alles nächste Woche noch erledigen muss. Und die Abnede sind auch dicht. Vielleicht am Samstag? Mist, Weihnachtsfeier in der Firma. So früh? Grete vergaß ganz, dass sie den Termin vor zwei Monaten festgelegt hatte. Im 
Dezember istz nämlich immer viel zu tun in der Firma, da findet sich schlecht ein Termin. Letztes Jahr wäre die Weihnachtsfeier fast ins Wasser gefallen, weil im Versand auch Samstags gearbeitet werden musste. Sie stöhnte. Blieb nur noch heute. Ihr heiliger Sonntag. Grete verzichtete auf die Zigarette mit Herrn Heinevetter und marschierte in den Keller. 
Fünf Kisten später. Grete keuchte wie eine alte Dampflok. Habe ich jetzt auch alles? Grete machte jede Kiste auf und schaute hinein. Hmm, sieht so aus. "Dann mal los, Grete", sagte sie laut. In stimmung war sie allerdings nicht. "Das muss ich ändern."
Grete suchte sich eine CD mit Weihnachtsliedern raus und legte sie in das Laufwerk des Computers. Die Stereoanlage stand längst im Keller. "Ein Staubfänger weniger", hat sie erst neulich zu Lieschen gesagt. "Hab mir da so tolle Boxen für den PC gekauft, also warum noch die Anlage benutzen!" 
Während "Last Christmas" durch das Wohnzimmer schallte, gefolgt von diversen anderen Weihnachtsschnulzen, räumte die Grete erstmal die Herbstdeko weg. Danach startete sie eine Putzorgie. So langsam hellte sich ihre Stimmung auf. Binnen einer Stunde strahlten aus allen Ecken und Enden im Wohnzimmer leuchtende Kugeln und Weihnachsfiguren der Grete entgegen. Sie hatte sich für grün und rot mit silber entschieden. Niemals mehr als drei Farben, da ist die Grete eigen drin. Und sie achtet sehr darauf, dass die Farben auch zu ihren Möbeln passen.  
Als Ella Fitzgeralds "Rudolph the rednose reindeer"erklang tanzte die Grete mit einer kleinen silberfarbenen Engelsfigur durch ihr Wohnzimmer. Dann gönnte sie sich eine Tasse Kaffee, zwei Haferflockenplätzchen und eine Zigarette auf dem Balkon. Dabei fiel ihr auf, dass der noch völlig ohne Glanz war. Grete kramte in den Kisten. Da war sie doch, die Tannengirlande mit den roten Schleifen, den silbernen Glöckchen und der Lichterkette. Ganz modern. LED. Hatte sich die Grete letztes Jahr zugelegt. Nach einer halben Stunde war auch die an der Brüstung angebracht. Schön sah das aus. Grete freute sich jetzt richtig auf den Abend. 
Die CD hatte mittlerweile ihre dritte Fahrt hinter sich. Und Grete war nun so richtig in Stimmung. Bei Michale Bublés "Let it snow", sehnte sich, die sonst so "derwinterkannmichmal" eingestellte Grete, sogar nach dem Flockengedöhns. Wo war denn nur gleich die Dose mit dem Schneespray? Jedenfalls in keiner Kiste. Grete musste nochmal in den Keller. Neben dem Spray fand das Fräulein Grete Meier auch noch einen Schneemann. Nein, keinen echten, aber so einen aus Plastik, von innen beleuchtet. Und zwei Papiersterne, ebenfalls beleuchtet, für die Fenster. Gut, dass die Grete immer Batterien auf Vorrat hat. 
Die Sterne waren schnell aufgehängt und den Schneemann drapierte sie mit ein paar künstlichen Tannenzweigen, die sie mit dem Schneespray ansprühte, auf dem Mäuerchen zum Herrn Heinevetter. Auch die Fenster bekamen noch etwas Schnee ab.
Befriedigt sah sich die Grete in ihrem Wohnzimmer um. Festlich sah es aus, im ganzen Raum. Und mittlerweile dämmerte es auch bereits.
Zufrieden  mit ihrem Werk setzte sich die Grete in ihren Sessel, zündete eine Kerze an und lauschte hingerissen '"Winterland" von Unheilig. Bei "Driving home for christmas" von Chris Rhea kamen ihr glatt die Tränen. "Heulen is heute nich, Grete", schimpfte sie laut und wischte sich mit einem Ärmel über die Augen. 
Morgen, dachte sie, morgen besorge ich nach Büroschluss noch einen Adventskranz, mit dicken roten Kerzen und kleinen Äpfelchen. Für den Küchentisch. Dann ist alles perfekt.


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Freitag, 22. November 2013

Von Nebenerscheinungen auf einem Spielplatz

Von Nebenerscheinungen auf einem Spielplatz  

Nach Büroschluss hatte es das Fräulein Grete Meier eilig nach Hause zu kommen. Wie immer in den letzten Wochen wollte sie zu Tante Heidi und Onkel Günther fahren. Heute freute sie sich besonders, denn seit gestern musste Onkel Günther auch seine Beinschiene nicht mehr tragen. "Endlich wieder Normalität, Lieschen. Ich habs je gerne gemacht, aber freue mich auch mal wieder auf ein Wochenende nur für mich." Denn natürlich hat die Grete gleich gestern Abend noch dem Lieschen diese erfreuliche Nachricht am Telefon mitgeteilt. Grete konnte förmlich durch den Hörer sehen, wie Lieschen leicht mit dem Kopf schüttelte. Und dann kam es auch schon. "Gönn ich dir, Grete. Von Herzen. Aber wie ich dich kenne, kommt bestimmt wieder irgendwas, was dich abhält mal an dich zu denken. Ich hoffe sehr, du sagst dann mal NEIN!" Grete weiß durchaus, dass Lieschen recht hat und es nur gut meint. Schließlich haben die zwei dieses Thema schon zigfach durchgekaut. Vor und zurück. 
Grete schloss gerade vor der Haustür ihren Wagen ab, als sie die junge Frau Heber bemerkte. Die war auch nicht zu überhören. Schimpfte wie ein Rohrspatz. An einer Hand hing ein strampelnder und schreiender Luis. So hatte die Grete den Jungen noch nie erlebt. Eilfertig lief sie der Frau Heber entgegen. "Was ist denn los, Frau Heber?" Sie bückte sich zu Luis herunter, der immer noch schrie. Puterrot war er im Gesicht und Rotz lief ihm aus der Nase. Und er stank. Und zwar widerlich. Erst jetzt bemerkte die Grete, dass der Junge vollkommen verdreckt war. Überall klebte brauner Matsch. Matsch? Grete kam ein Verdacht. Der sich bestätigte als Frau Heber ihre Schimpftirade fortsetzte. "Das müssense sich mal vorstellen, Frau Meier. Unmöglich sowas. Ich bin sowas von sauer! Auf dem Spielplatz. Direkt neben dem Sandkasten. Luis hüpfte in den Pfützen rum. Das macht er doch so gerne Frau Meier, deswegen bin ich ja vorhin mit ihm hin. Dann ist er gestolpert und voll in die Hundescheiße gefallen. Ein Riesenhaufen, ich sag es ihnen. Luis wollte aufstehen und ist natürlich direkt wieder hingefallen. So eine Schweinerei! Ich hab ja nix gegen Hunde, aber ich sage ihnen, wenn ich diesen Hundebesitzer erwischt hätte ...!" 
Im ersten Moment konnte sich die Grete kaum ein Grinsen verkneifen. zu lustig stellste sie sich das vor. Aber natürlich hat Frau Heber vollkommen recht. Sowas geht gar nicht. 
Grete kennt viele Hundebesitzer, weil sie ja oft im Park spazieren geht. Viele haben brav ein Tütchen dabei und entsorgen die Hundekacke. Aber es gibt da doch so ein paar Unbelehrbare.  Dabei stehen drei Automaten im Park, wo man sich die Tütchen ziehen kann. Nun gut, dachte die Grete. Park, naja, das geht ja noch irgendwie. Aber auf einem Kinderspielplatz haben Hunde einfach nichts zu suchen. Ob kackend oder nicht. Die gehören da nicht hin. 
Luis hatte mittlerweile aufgehört zu heulen. Stattdessen verschmierte er mit den Fingern den "Matsch" auf seinem Ärmel. Als Frau Heber das bemerkte, war sie einer Ohnmacht nahe. Sie packte Luis am Kragen, der natürlich prompt wieder anfing zu zetern. Grete schloss rasch die Haustür auf und ließ die zwei in den Flur. "Am besten komplett so wie er ist unter die Dusche, Frau Heber. Und die Sachen in die Maschine." Kaum hatte sie das ausgesprochen, umarmte Luis, der sich von seiner Mutter losgerissen hatte, ihr Bein. Schniefend rieb er seine Rotznase und was sonst noch so alles an ihm klebte an Gretes Hose ab und schaute dann mit seinem tränenverschmierten Gesicht zu Grete hoch. "Kekse?"  




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Donnerstag, 21. November 2013

Von einem etwas anderen Mittwochskaffee

Von einem etwas anderen Mittwochskaffee

"Lieschen", hat das Fräulein Grete Meier Dienstagabend am Telefon gesagt, "Lieschen, morgen kommste mal zu mir zum Kaffee. Ich backe Apfelkuchen mit Schmand, nach Tante Heidis Rezept. Und Haferflockenkekse. Jede Menge. Schnittchen gibt es natürlich auch. Was sagste dazu?"  Lieschen reagierte prompt. "Grete, dir isses mittlerweile zu kalt, stimmts? Also zum Rauchen draußen vor dem Café." 
Die Grete gab das sofort zu. Was anderes hätte ihr auch schlecht zu Gesicht gestanden. Erstens lügt die Grete nicht, sie flunkert nur im Notfall mal, und zweitens weiß sie genau, wie gut das Lieschen sie kennt. Da würde eine Lüge eh nicht viel nützen. Die Einzelheiten waren dann schnell geklärt. Lieschen würde mit der Bahn kommen und Grete würde sie abends nach Hause fahren. Lieschen wäre auch mit der Bahn zurück gefahren, denn sie fährt gerne damit, aber das wollte die Grete auf keinen Fall.
Nach dem Telefonat ist die Grete sofort in die Küche. Erst den Apfelkuchen oder die Kekse? Ein Blick auf die Uhr und die Grete entschied sich für den Apfelkuchen. Die Äpfel waren fix geschält und keine halbe Stunde später konnte die Grete den Kuchen in den Ofen schieben. Schnell noch die Eieruhr gestellt und dann ab zu Frau Korters. Die lag nämlich mit einer Grippe flach und die Grete wollte schauen, wie es ihr geht. Nachdem das auch erledigt war, machte sich die Grete an den Teig für die Haferflockenkekse. Mittlerweile duftete es herrlich in Gretes Küche. Die Eieruhr gab pünktlich Laut und Grete trug den Kuchen auf den Balkon zum Auskühlen. "Hamse schon gehört. Frau Meier?" Grete hatte natürlich nicht. "Ich komme gleich Herr Heinevetter. Muss nur noch schnell ein Blech in den Ofen schieben."
Keine Fünf Mionuten später stand die Grete wieder auf ihrem Balkon. Eingemummelt in eine dicke Strickjacke. Sie zündete sich eine Zigarette an. "So, Herr Heinevetter, dann erzählense mal. Was soll ich schon gehört haben!"
"Na, dass der mit dem Scheibenwischer tot is!" Scheibenwischer sind am Auto! Beinahe wäre der Grete das herausgerutscht. Aber da sie es bereits im Radio gehört hatte, wusste sie was ihr Nachbar meinte.  Grete mochte ihn ja gerne, den Herrn  Hildebrandt. An seine Sendung "Scheibenwischer" hat sie nur gute Erinnerungen. Tränen gelacht hat sie oft. Kurz, nur ganz kurz schwelgte die Grete mit dem Herrn Heinevetter in Erinnerungen an so manche Sendung. Und an Sendungen die die Grete überhaupt nicht mag. Vor allem die mit Harald Schmidt. "Unter der Gürtellinie", regte sie sich auf. "Wie der Pocher!" Bis Herr Heinevetter sich über einen komischen Geruch wunderte.

"Und nu isser tot, der Hildebrandt, Lieschen, und damit geht wieder ein Stückchen Fernsehniveau verloren. Kabarettist - meinste heutzutage kennt einer noch das Wort? Comedians sagense jetzt alle. Is ja nich so, dass ich da nicht welche von mag. Den Mario Barth mag ich schon oder den Rüdiger Hoffmann. Oder so leichte Satiriker wie den Dudenhöffer und den Becker. Sag mal kannst dich noch an die Misfits erinnern? Da hab ich mich auch immer schlappgelacht." Grete und Lieschen ließen gestern in Gretes Küche noch so manchen Komiker wieder auferstehen. Urahne, Großmutter, Mutter und Kind ... der gute Heinz Erhardt. Oder Loriot mit seiner Nudel. Nach dem Apfelkuchen wanderten, zwischen fröhlichem Geplauder und ziemlich lautem Gelächter, Gretes Schnittchen in beider Münder. Lieschen verschüttete beinahe ihre Cola, als Grete theatralisch "Die Killerdackel greifen an" vorführte. "Eh boa ey, voll der Vollmond ... schein schein" Dabei fiel sie selber fast vom Stuhl.
"Siehste Grete", japste sie nach einem erneuten Lachanfall. "Das ist Glück. Das wir hier in deiner Küche sitzen, Apfelkuchen, Haferflockenkekse und Schnittchen essen, und lachen bis der Arzt kommt. Apropos Kekse, haste doch keine gebacken?"
"Doch", antwortete die Grete," aber die sind verbrannt. Weil ich mich mit Herrn Heinevetter über den Hildebrandt unterhalten habe, während das Blech im Ofen war. Naja und über den Harald Schmidt und den Pocher. Die kann ich ja vor Augen nicht sehen. Hab mich halt was aufgeregt und die Eieruhr nicht gehört."
Lieschen grinste. "Verbrannte Kekse! Und wer ist es schuld? Mal wieder der Pocher. Typisch. Einen Protestbrief müssen wir schreiben. Ja genau Grete. An die BILD. Ich sehe schon die Schlagzeile. Pocher der Haferflockenkeksmörder. Eine Frau klagt an!"


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Dienstag, 19. November 2013

Von Dingen über die man nicht gerne spricht

Von Dingen über die man nicht gerne spricht 

"Was ist das denn?", hat das Fräulein Grete Meier heute morgen gedacht, als sie in der Frühstückspause im Internet surfte. "Welt-Toilettentag" - so ein Blödsinn! Generell interessieren sie diese, manchmal überaus komischen, Welt- oder internationalen Aktionstage nicht die Bohne. Klar gibt es Ausnahmen. Den Tag des Kusses findet sie lustig und den Weltkindertag unverzichtbar. Ebenso wie einige andere Gedenktage. Auch der Weltspartag gefällt ihr und der Tag des Lächelns, oder der Vorlesetag. Eine gute Sache, vor allem für Kinder.  Aber wozu die Welt einen Tag des Stotterns oder einen für den Schneemann braucht, das hat sich ihr nie ganz erschlossen. Die meisten dieser Tage kriegt die Grete auch gar nicht mit. Ist auch gut so, findet sie. Denn mittlerweile ist ja fast jeder zweite Tag irgendein Welttag. Und heute also Welt-Toilettentag. Ob sie wohl heute an ihre Toilette denken sollte, oder an die Toiletten im Büro? Daran, ob auch alle richtig geputzt sind? Vor allem mit dem richtigen Mittelchen? 
Neugierig geworden begann die Grete den Artikel zu lesen. In der Tat geht es um Hygiene, oder vielmehr darum, dass es in vielen Ländern mit Toiletten und somit mit der Hygiene nicht weit her ist. Dass die Menschen dort ihre Notdurft im Freien verrichten. Vierzig Prozent der Weltbevölkerung verfügt über keinen Zugang zu Toiletten. Die Zahl erschreckte die Grete dann doch. Dass so ein Urwaldvölkchen oder Nomadenstämme keine Toiletten haben, ist der Grete natürlich klar. Aber so viele Menschen? Alleine schon bei dem Gedanken, irgendwo im Freien hinter einem Busch verschwinden zu müssen, schüttelte sich die Grete. Einfach unvorstellbar. Neben der fehlenden Hygiene, die ja auch Krankheiten verursacht, tauchen auch noch andere Probleme auf, las die Grete weiter. Denn es gibt auch Schulen die über keine sanitären Anlagen verfügen. Das führt dann dazu, dass Mädchen so gehemmt sind, vor allem in der Pubertät, dass sie nicht mehr in die Schule gehen. Keine Toiletten - keine Bildung. Soweit hatte die Grete noch nie gedacht.  
Und deshalb wurde ein Projekt ins Leben gerufen, welches sich zur Aufgabe macht in Indien Schulen mit einfachen Sanitärsystemen auszustatten. Aber damit nicht genug. Sie klären auch auf, warum Hygiene so wichtig ist. Das findet die Grete klasse. Sofort war ihr dieser Welttag doch eine Runde sympathischer. Und wenn sie so darüber nachdachte, könnte ein wenig Aufklärung auch in Deutschland nicht schaden. Immerhin hatte sie erst neulich gelesen, dass sich doch ein recht großer Teil nicht die Hände wäscht, nach dem Toilettengang. Zumindest nicht jedes Mal. Richtig eklig, findet die Grete. Eklig sind auch viele öffentliche Toiletten und manchmal sogar Toiletten in Restaurants. Wenn die Grete irgendwo essen möchte, inspiziert sie vor der Bestellung die Toiletten. Wenn dort nicht alles sauber ist, geht das Fräulein Grete Meier lieber wieder. Schmutzige Toilette - schmutzige Küche, sagt sie immer. Neulich erst hatte sie in einem bekannten Schnellrestaurant das Örtchen aufsuchen müssen. Versehntlich hatte sie die Tür zur Herrenoilette geöffnet., die recht nah an der Speiseausgabe lag. Ein unglaublicher Uringestank ist ihr entgegen geschlagen. Grete hat weder die Damentoilette aufgesucht, geschweige denn einen Burger gegessen. Grete benutzt eh am liebsten ihre eigene Toilette. Da weiß sie wenigstens, dass sie sauber ist. Denn darauf legt die Grete viel wert. Für unterwegs hat sie deshalb immer ein kleines Fläschchen Sagrotan in ihrer Tasche. Und ein Päckchen mit Feuchttüchern. Denn wenn man muss, dann muss man. Da kann man nicht warten bis man eine hygienisch einwandfreie Toilette gefunden hat. Gut findet die Grete ja diese selbstreinigenden Toilettensysteme, die es mittlerweile an den meisten Autobahnraststätten gibt. Und auch oft in großen Bahnhöfen. Dafür zahlt sie gerne die 70 Cent. 
Die Grete schlug die Zeitung zu und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Kurze Zeit später verließ der Chef das Büro mit den Worten: "Ich bin mal kurz in der Keramikabteilung, falls jemand was von mir will." Gerade noch rechtzeitig konnte die Grete ein "Händewaschen nicht vergessen" runterschlucken. Wirklich gerade noch rechtzeitig.

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Montag, 18. November 2013

Das Fräulein Grete Meier auf der Suche nach dem Glück

Das Fräulein Grete Meier auf der Suche 

nach dem Glück

"Also, wenn ich gewusst hätte, Herr Wenig, was das für Folgen hat, dann hätte ich doch nie davon gegessen. Jedenfalls nicht beim Autofahren!" Das Fräulein Grete Meier zog ihren Schal fester. Es war nämlich lausig kalt im Hausflur. Herr Wenig grinste. "Das weiß auch kaum einer, Frau Meier. Ich würd an sowas auch nicht denken. Na, wenigstens haben sie Glück gehabt. Der Führerschein ist noch da. Ich wünsch ihnen noch einen schönen Abend."
Glück gehabt, sinnierte die Grete als sie die Treppe hinauf lief, ob man das so nennen kann? Schließlich habe ich ja wirklich nichts getrunken. Nur ein paar Mon chéri gegessen während der Fahrt. Nie wäre mir doch in den Sinn gekommen, dass man danach eine "Fahne" hat. Allgemeine Fahrzeugkontrolle, hatte der Polizist gesagt und dann geschnuppert. Grete lachte laut auf, als sie ihre Wohnungstür aufschloss. Ich muss ja ganz schön dumm aus der Wäsche geguckt haben, als der mich nach der Kontrolle der Fahrzeugpapiere fragte, ob ich Alkohol getrunken hätte. "Ihrer Fahne nach zu urteilen, eine ganze Menge, Frau Meier. Sind sie mit einem Alcotest einverstanden?"

Ob die Grete wollte oder nicht, sie musste pusten. Ein bisschen schlug das Gerät auch an. Grete empörte sich natürlich, denn wenn sie eines nicht macht, dann ist das, sich nach dem Genuss von Alkohol ans Steuer zu setzen. Nicht mal nach einen winzigen Glas Sekt fährt die Grete noch. Sie diskutierte zehn Minuten mit den Beamten herum. Und bestand auf einem zweiten Test. Der fiel dann negativ aus. Nicht für die Grete, für die war das Ergebnis positiv. Null Promille. "Sehn sie, hab ich doch gesagt, ich hab nichts getrunken!" Der Beamte, der ihre "Fahne" gerochen hatte, war immer noch skeptisch. Mit einer Taschenlampe leuchtete er den Innenraum von Gretes Wagen aus, denn mittlerweile war es dunkel geworden. Schnell wurde er fündig. Er hielt der Grete die Mon Chéri Schachtel, die auf dem Beifahrersitz lag, unter die Nase. "Haben sie die hier gegessen?" Dabei konnte er ein Grinsen kaum unterdrücken. Grete bejahte. Das war also des Rätsels Lösung und der Grund für Gretes Alkoholfahne. Pralinen mit einer Piemontkirsche, gefüllt mit Branntwein. Grete wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte. Natürlich konnte sie weiterfahren. Die halbleere Schachtel verbannte sie allerdings auf den Rücksitz. "Sowas kann auch nur mir passieren", sagte sie später, als sie dem Herrn Wenig im Hausflur davon erzählte.

Dieses "Glück gehabt", von Herrn Wenig, wollte ihr sogar nicht mehr aus dem Kopf gehen. Nicht unter der Dusche und auch später nicht, als die Grete ihr Abendessen in der Küche zubereitete. Was ist das überhaupt, Glück? Was ist es für mich, was für Frau Korters oder für Herrn Wenig? Ist es nicht so, dass Glück so vielschichtig ist, dass man es im Grunde gar nicht beschreiben kann?
Während die Grete eine Kartoffel schälte, überlegte sie, wann sie selber glücklich ist. Weit kam sie nicht. Denn irgendwie blieb es immer bei solchen Sätzen die mit "Ich freue mich über ..." oder "Ich freue mich, wenn ... " Grete fragte sich, ob man Freude mit Glück gleichsetzen kann. "Bin ich glücklich, wenn ich mich freue, dass es Tante Heidi und Onkel Günther gut geht, oder wenn ich mich freue, dass ich so eine liebe Freundin wie das Lieschen habe?  Die Grete erinnerte sich an den Tag, als sie das rote Hütchen fand. War das Glück? Gretes Gedanken bogen sich hier hin und dort hin. Bis nur noch ein verknotetes Gestänge übrig blieb. 
Nein, dachte die Grete, das kann ich nicht alles alleine lösen. Sie legte das Schälmesser aus der Hand und betrachtete die Kartoffel, von der vor lauter Schälerei nur mehr eine kleine Kugel übrig geblieben war. 

"Glücklicherweise, Lieschen", sagte die Grete später am Telefon, "glücklicherweise habe ich ja noch mehr Kartoffeln gehabt"

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Sonntag, 17. November 2013

Das Fräulein Grete Meier hat keine Lust für nix

 Das Fräulein Grete Meier hat keine Lust für nix

Kopfschmerzen hatte das Fräulein Grete Meier heute. Den ganzen Tag. Zwar nur leichte, aber dafür diese fiesen, die jedwede Gedanken in Watte packen. Der Kaffee schmeckte morgens nicht und auch nicht die Zigarette auf dem Balkon. Alles nervte heute irgendwie. Das bekam auch der Herr Heinevetter zu spüren. So wortkarg hatte er die Grete schon lange nicht mehr erlebt. "Liegt wohl am Wetter", dachte er und zuckte mit den Schultern, als die Grete ihre Zigarette schon nach der Hälfte ausdrückte und wieder in ihrem Wohnzimmer verschwand. Kalt war es und zudem hing ein gruselig grauer Himmel tief über der Stadt.

Grete aß lustlos einen Joghurt im Stehen in der Küche. Das sonntägliche Kreuzworträstel lag ungelöst auf dem Tisch. Als das Telefon klingelte, nahm die Grete den Hörer nicht ab. Sie hatte einfach keinen Gesprächsbedarf. Stattdessen öffnete sie einen der Küchenschränke und begann ihre Teesorten von rechts nach links zu sortieren. Ohne Sinn und Verstand. Was sich da alles angesammelt hatte! Grete staunte nicht schlecht. Und was die teilweise für hochtrabende Namen haben. Gute Nacht, Wohlfühltee, Glücksmomente, Magie des Lebens, Gemischte Versuchung und noch so vieles mehr. Alles in bunten, passenden Verpackungen. Daneben nahmen sich die kleinen Tüten mit dem Lieschentee recht unscheinbar aus. Riechen auch nicht so gut, stellte die Grete fest. Helfen aber. Kurzerhand schnappte sie die Grete eine Mülltüte und entsorgte bis auf einen Magentee all die bunten Schächtelchen. "Ich muss bekloppt gewesen sein, all das Zeug zu kaufen", dachte sie. Sie wusch den Schrank aus und ordnete den restlichen Tee wieder ein. Sie warf einen Blick auf die Küchenuhr. Erst kurz vor zehn. Die Grete seufzte. Wieder öffnete sie den Kühlschrank. Ein Stück Salami fand den Weg in ihren Mund. "Nu is aber gut, Grete. Du kannst doch nicht den ganzen Tag essen!" 
Das neue Bildbearbeitungsprogramm fiel ihr ein. Sie schaltete den Computer ein und installierte das Programm. Ziemlich kompliziert erschien ihr das schon nach wenigen Minuten. Sie probierte ein paar Funktionen aus, hatte dann aber auch dazu keine Lust mehr. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Also ab auf die Couch, mit einem Buch. "Eine Handvoll Worte" von Jojo Moyes. Hatte ihr letzte Woche die nette Buchhändlerin aus der Bahnhofsbuchhandlung empfohlen. Schon nach ein paar Seiten wusste die Gete: Da komm ich nicht rein. Also in die Geschichte. Nicht heute. Sie klappte das Buch zu und döste. Aber auch das - stinkelangweilig. Wie alles heute. Vielleicht läuft ja was im Fernsehen. Grete klickte sich durch die Sender. Alles öde. Wieder musste der Computer herhalten. Gut das es Maxdome gibt. Dort findet die Grete meistens etwas was sie interessiert. Seicht musste es aber sein. Zumindest heute. Julia Leischik - Bitte melde dich. Grete machte es sich mit einer Decke in ihrem Schreibtischsessel bequem und schniefte sich durch neun Folgen. Sowas berührt sie immer sehr. In gleich zwei Sendungen ging es um Zwangsadoptionen in der ehemaligen DDR. Eine schlimme Sache, findet die Grete und heulte mit Müttern und Kindern, die sich teilweise nach mehr als 40 Jahren wieder in den Armen lagen, um die Wette.

Frau Korters dachte es wäre wer weiß was passiert, als die Grete mit dicken rotgeweinten die Türe öffnete. Wohlgemerkt erst nachdem sie mehrmals geklingelt und geklopft hatte. Grete klärte sie aber schnell auf und Frau Korters beruhigte sich wieder. "Ich wollte sie nur fragen, ob sie mit mir ein Ründchen spazieren gehen.  Es regnet nämlich nicht mehr und alleine ist immer so langweilig!" 
War es das, dachte die Grete später, nachdem sie von einem Spaziergang mit Frau Korters zurückgekehrt war und kopfschmerzfrei in ihrer Küche saß, das Alleinsein? Ruft das diese Lustlosigkeit und Langeweile hervor? Oder liegt es tatsächlich am Wetter. An der Tristesse des Novembers. 

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Freitag, 15. November 2013

Das Fräulein Grete Meier wird gestylt

Das Fräulein Grete Meier wird gestylt

"Am besten, Frau Meier, fröhliche Farben, das kommt immer gut an bei unseren Kunden. Und bitte seien Sie pünktlich!" Leicht irritiert beendete das Fräulein Grete Meier heute morgen den Anruf und steckte ihr Handy wieder in die Tasche zurück. Susi schaute sie erwartungsvoll an. "Was warn das? Haben sie echt gewonnen? Fünftausend Euro?" Grete nickte automatisch. "Haste richtig gehört, Susi. Das war gerade meine Bankberaterin. Seit Jahren kaufe ich schon jeden Monat zehn Sparlose. Die kosten fünf Euro. Vier Euro wandern auf mein Sparkonto und ein Euro wird für einen guten Zweck gespendet. Also nicht so richtig. Ein Teil wird als Gewinn ausgeschüttet. Und da hab ich gewonnen." Grete konnte es noch immer nicht glauben, dass merkte man an ihrer Stimme. "Dabei hab ich noch nie was gewonnen. Soviel Geld!" Grete schüttelte den Kopf. "Ja sowas", kam es von der Susi, "das ist doch super. Warum passiert mir das nicht. Fünftausend Euro, was ich damit alles kaufen könnte. Neue Klamotten, einen Fernseher, das neue iPad ..." Betroffen hielt sie inne, als die Grete einen Seufzer ausstieß. "Mensch Frau Meier, warum freuen sie sich denn gar nicht?" Denn das die Grete alles andere als begeistert war, war offensichtlich. Zusammengesunken mit heruntergezogenen Mundwinkeln hockte sie auf ihrem Schreibtischstuhl und stierte in die Luft. Susi fuchtelte mit einer Hand vor Gretes Gesicht herum. Keine Reaktion. Sie stupste die Grete an. Immer noch keine Reaktion. Jetzt wurde es der Susi mulmig. Sie eilte aus dem Büro. Kurze Zeit später kam sie mit Heidi Seelig im Schlepptau zurück. Grete saß noch genauso da wie vorher. "Sehense, Frau Seelig, das meine ich. So sitzt sie schon ein paar Minuten. Das ist doch nicht normal!"
Heidi Seelig schüttelte die Grete, deren Gesicht keinerlei Farbe mehr aufwies. "Frau Meier, was machense denn für Sachen. Fünftausend Euro ist zwar ein doller Gewinn, aber es sind keine fünf Millionen. Wennse die gewinnen, dann könnense aus den Latschen kippen."
Jetzt reagierte die Grete endlich. "Ach Frau Seelig, das mit dem Gewinn, natürlich freue ich mich darüber. Aber  ..."
"Was aber, Frau Meier, da gibt es doch kein aber, oder müssen sie dafür etwa den Herrn Heinevetter heiraten?" Die Susi brach in lautes Lachen aus. "Kopfkino, ich krieg Kopfkino!" Auch Grete konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Und mit dem Grinsen kehrte auch wieder Farbe auf ihre Wangen zurück. "Äußerst witzig, Frau Seelig, aber ich muss ihn natürlich nicht heiraten. Viel schlimmer, viel viel schlimmer." 
Was Schlimmeres, als den Herrn Heinevetter zu heiraten, konnte sie die Susi gar nicht vorstellen. Höchstens noch, dass Robbie Williams schwul ist. Für den schwärmte sie nämlich. Heimlich natürlich. Wegen Simon und so. Männer sind da ja sehr empfindlich, hat sie mal gelesen. Heidi Seelig, die sich mittlerweile auf die Kante von Gretes Schreibtisch gesetzt hatte, wollte es nun genau wissen. "Was ist denn nun viel schlimmer?"
Grete sank wieder in sich zusammen. "Der Fototermin", sagte sie ziemlich kleinlaut.  "Die wollen mich fotografieren mit einem Scheck in der Hand. Zusammen mit meiner Bankberaterin. Und das Bild soll dann mit einem Bericht über die glückliche Gewinnerin in der Kundenzeitschrift von der Bank erscheinen. Furchtbar!"
Also was daran so furchtbar sein sollte verstanden weder die Heidi Seelig noch die Susi. Auch der Chef nicht, der nun auch seinen Kopf aus dem Büro gesteckt hatte. Grete hatte wirklich Mühe ihr Dilemma zu erklären. Denn wenn die Gretes eines überhaupt nicht mag, sind es gestellte Fotos. "Da sehe ich immer total blöde aus. Ich kann einfach nicht auf Kommando lächeln. Und außerdem, ich habe nichts anzuziehen. Die wollen fröhliche Farben sehen. Und der Fototermin ist doch schon in zwei Stunden. Ausgerechnet heute habe ich das graue Kostüm an. Mit grauer Bluse. Was mache ich denn jetzt nur. Nach Hause fahren kann ich ja nicht mehr. Dafür fehlt die Zeit. Und überhaupt. Meine Frisur sitzt auch nicht. Und Schminke schleppe ich nicht mit mir herum, das wissen sie doch."
Ganz verzweifelt war die Grete. "Das haben wir gleich!", tönte es von der Schreibtischkante. Susi verstand und blinzelte verschwörerisch Richtung Heidi Seelig.

Keine zehn Minuten später glich das Vorzimmer mehr einem Beautysalon, als einem Büro. Der Chef wurde rausgeschickt und Heidi Seelig, Susi und Berta Kalt legten los. Letztere drapierte einen bunten Seidenschal um Gretes Hals. Wo immer sie ihn auch aufgetrieben hatte, er passte perfekt zu den tristen grauen Kostüm. Mit einer großen bunten Brosche wurde er festgesteckt. Heidi Seelig fummelte, zog und zupfte an Gretes Haaren herum. Voller Elan verteilte sie eine halbe Dose Haarspray über ihr Werk. "Drei Wetter Taft, Frau Meier. Das hält bombig. Büro -  die Haare sitzen. Autofahrt - die Frisur hält. Bank - das Haar ist noch immer geschmeidig." 
Grete hätte gerne mit den anderen gelacht, es war ihr aber nicht möglich, da die Susi gerade mit ihrem Gesicht beschäftigt war. Sie schmierte und pinselte was das Zeug hielt. "Voila!", rief Heidi Seelig eine halbe Stunde später. Alle drei zogen die Grete in die Damentoilette vor den Spiegel. Grete traute sich erst gar nicht die Augen zu öffnen. Vorsichtig riskierte sie dann aber doch einen Blick. Sprachlos riss sie die Augen dann ganz auf. Aus dem Spiegel blickte ihr ein wohlfrisiertes, dezent geschminktes Gesicht entgegen. Rosige Wangen, rosige Lippen, alles farblich abgestimmt auf den wirklich schönen bunten Seidenschal. "Siehste, Grete, jetzt strahlste. Nu kannst dich auch über den Gewinn freuen. auch für das Foto."
Grete drehte und wendetet sich noch ein paar mal vor dem Spiegel, bedankte sich überschwänglich bei allen dreien, schnappte sich Tasche und Autoschlüssel und fuhr zur Bank. Den Fototermin überstand sie locker und strahlend, wie die Göttin der Morgenröte.
"Und, Frau Meier", wurde sie von der Bankberaterin gefragt, "was machen Sie mit dem Geld?" Grete lächelte. "Drei Damen zum Essen einladen. Ganz groß. So richtig mit allem SchickiMicki. Was haben sie denn gedacht?"


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Donnerstag, 14. November 2013

Das Fräulein Grete Meier und 3, 2, 1 ... meins

Das Fräulein Grete Meier und 3, 2, 1 ... meins

Da stand sie nun. Die Grete. Wie ein begossener Pudel. Im wahrsten Sinne des Wortes. Pudelnass nämlich. Von oben bis unten. Dafür hatte ein Busfahrer gesorgt, dem wohl nicht in den Sinn gekommen war, was eine Pfütze, wohlgemerkt eine Riesenpfütze, am Straßenrand so alles anrichten kann, wenn man da mal eben einfach so durchbrettert. Nach dem ersten Schreck wischte sich das Fräulein Grete Meier das Wasser aus dem Gesicht. Dann riskierte sie einen vorsichtigen Blick nach unten. Wasser allein, das wäre ja noch gegangen, dachte sie bei dem Anblick der sich ihr bot. Aber das hier? Das ist wohl eher braune Matschbrühe. Grete unterdrückte einen Fluch. Der schöne rote Mantel. 

Erst am Dienstag abend war das Paket gekommen. Diebisch gefreut hat sich die Grete darüber. Vor allem als sie feststellte, dass der Mantel nicht nur zu ihrem Hütchen passt, sondern angezogen auch noch richtig klasse aussieht. "Und das für so wenig Geld", hat sie zu Frau Heber gesagt, die den Mantel gebührend bewunderte. Frau Heber kam nämlich als erste in den Genuss, Grete im neuen Mantel zu sehen. Schließlich war sie dabei gewesen, als die Grete ihn ersteigert hat. Bei ebay. Denn ohne Unterstützung hätte sich die Grete das nicht getraut.

Aufregend war es gewesen. Ungemein aufregend. Zuerst hat sie mit Frau Heber zusammen einen Account bei ebay angelegt. Und dann haben sie gemeinsam nach roten Mänteln gesucht. Neuware - Auktion. "Nicht Sofortkauf Frau Meier, das ist meistens teurer. Wir bieten!" Grete willigte in alles ein, zumal sie in Frau Heber eine Expertin in Sachen ebay vor sich hatte. Was die dort schon alles ersteigert hat. Und immer viel günstiger als im Geschäft. Grete hat das schon oft bewundert. Und nun sollte sie selbst in den Genuss eines Schnäppchens kommen. Grete war ganz hibbelig. In einen der angebotenen Mäntel hat sich dann die Grete auch sofort verliebt. Größe stimmte, Design und die Farbe. Zumindest auf dem Bildschirm. Und, es hatte noch niemand darauf geboten. "Ist das jetzt gut oder schlecht?", fragte die Grete. "Für uns ist das gut Frau Meier, in zwanzig Minuten läuft die Auktion aus. Da kann sich aber immer noch einen Menge tun. Wir beiten jetzt mal das Mindestgebot, einen Euro, dann sind wir auf jeden Fall dabei." Während der nächsten fünfzehn Minuten führte Frau Heber die Grete in die Geheimnisse des richtigen Bietens ein, bis der Grete ganz schwindelig wurde. "Noch fünf Minuten Frau Meier, jetzt müssen wir aufpassen!" Und die Grete passte auf, wie ein Schießhund. Worauf genau, erschloss sich ihr aber nicht so ganz. Zumindest begriff die Grete zwei Minuten später, dass jemand mehr als den einen Euro geboten hat. Neues Gebot 2,00 Euro. Drei weitere Gebote folgten im Sekundentakt. 12,50 Euro, die Grete wurde nervös. "So bieten sie doch mit Frau Heber, schnell." 
"Nur die Ruhe Frau Meier. Was ist denn ihr Limit?" Limit, Limit. Gretes Gedanken rasten. Also normalerweise würde sie für so einen Mantel bestimmt 200 Euro bezahlen. Aber sie wollte ja sparen. Denn einen passenden roten Mantel hatte die Grete ja schon, aber den wollte sie, weil er doch recht teuer gewesen war, für "gut" lassen. "120 Frau Heber, mehr nicht. Ich weiß ja gar nicht ob die Farbe zum Hütchen passt!" Noch zweiundvierzig Sekunden. Grete zitterte. Und was machte die Frau Heber? Sie gab 181,50 ein und behielt die Uhr im Auge. Gretes Herz hämmerte. So viel wollte sie doch nicht ausgeben. Noch 15 Sekunden. Frau Heber klickte mit der Maus auf einen Button. Danach lehnte sie sich zurück. Grete schaute sie entgeistert an. "Und jetzt?" Frau Heber grinste und zeigte auf den Bildschirm. "Herzlichen Glückwunsch. Sie haben den Artikel für 58,50 Euro ersteigert." Baff war die Grete. Aber sowas von. "Immer alles im Auge behalten, Frau Meier, und wenn die Gebote kurz vor Schluss noch recht niedrig sind, einfach einen sehr hohen Betrag bieten. So schnell kommt da dann keiner mehr mit. Die anderen sehen nämlich nicht, was ich biete. Sind die Gebote schon vorher höher als  mein Limit, dann mache ich erst gar nicht weiter. Das ist nämlich wichtig. Immer ein Limit setzen!"

Ja, so war das gewesen und nun stand das Fräulein Grete Meier patschnass in ihrem neuen roten Mantel am Straßenrand. Das Schnäppchen gönnt mir wohl einer nicht, dachte sie verärgert. Doch schnell tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass eine Reinigung ja nicht so teuer ist und sie trotz der Zusatzkosten immer noch ein gutes Geschäft gemacht hat. Sie kramte ein paar Papiertaschentücher heraus und säuberte sich so gut es eben ging. "Jetzt aber schleunigst zu Lieschen in Cafè", murmelte sie vor sich hin. "Dort ist es wenigstens trocken." 
Als die Grete das Café betrat, sah sie Lieschen schon am Tisch sitzen. Grete stutzte und musste dann grinsen. Denn das Lieschen sah  nicht weniger lädiert als die Grete aus.

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Dienstag, 12. November 2013

Das Fräulein Grete Meier hätte es wissen müssen

Das Fräulein Grete Meier hätte es wissen müssen 

Heute war einfach nicht mein Tag. Seufzend ließ sich das Fräulein Grete Meier in ihren Sessel sinken. Eigentlich, dachte sie weiter, eigentlich hätte ich es heute morgen schon wissen müssen, als der Kaffee alle war. Aber man schiebt ja erstmal alles weg. Wird schon werden. Alles nicht so schlimm, Grete. Trinkste eben Tee. Doch das Wegschieben negativer Gedanken brachte der Grete nicht das Geringste. Unausweichlich schossen Ärger, sowie kleine und mittlere Katastrophen, auf sie zu. Wie ein Wirbelsturm, dem man nicht entgehen kann. 
Beim Anziehen zerriss die Strumpfhose. Natürlich war kein Ersatz mehr da. Die Grete entschied sich für Socken und einen Hosenanzug, statt ihrem obligatorischen Kostüm. Der, wie kann es auch anders sein, noch aufgebügelt werden musste. Nach dem Bügeln konnte die Grete zwar in einem völlig knitterfreien Anzug ins Büro fahren, aber auch mit einer Brandwunde am Unterarm, weil nämlich in der Hektik der Arm aus unerklärlichen Gründen dem heißen Eisen im Weg war. Ein schwerer Unfall  auf der Autobhan führte zu einem Stau, in dem die Grete natürlich festsaß. Für volle zwei Stunden. Als die Grete dann endlich im Büro ankam, stand ein völlig aufgelöster Chef vor dem Kopiergerät und diskutierte heftigst mit Susi und Eido. Jedwedes Lämpchen an dem Gerät leuchtete und zudem piepte es permanent. Scheinbar hatten alle drei hier mal gedrückt und da mal dran gezogen, um das streikende Gerät wieder ans Laufen zu bringen. Grete riss noch im Mantel einfach den Stecker raus. Sie kannte das schon. Einfach ausstecken, ein paar Minuten warten, wieder einstecken und das Ding läuft wieder. Nur heute eben nicht. Stecker rein, wieder raus, wieder rein. Tot. Der Geist des Kopierers schwebte irgendwo im Nirwana.  "Chef, ich sag ihnen schon seit Wochen, dass ein  neuer her muss. Jetzt haben wir den Salat. Ausgerechnet heute, wo die Rechnungen raus müssen!" Da es sich nämlich um ein Multifunktionsgerät handelt, war somit auch das Drucken für heute nicht möglich. Eido rettete zumindest die Rechnungssache. Er hievte zusammen mit Simon kurzerhand das Multifunktionsgerät aus der Versandabteilung in das Vorzimmer und schloss es auch gleich an. Beim Anblick von Simon brach Susi in Tränen aus und flüchtete in die Damentoilette. Grete schaute Simon scharf an. Der zuckte jedoch nur mit den Schultern und machte, dass er aus dem Büro kam. Grete blieb nichts anderes übrig als der Susi zu folgen. Die lehnte am Waschbecken und schluchzte zum Gotterbarmen. "Kindchen, was ist denn los?" Susi schluchze noch lauter. "Der Simon, der Simon, der hat eine andere ...!"  Grete mochte das nun überhaupt nicht glauben. "Der Simon doch nicht. Wie kommste denn darauf?" Unter weiteren Schluchzen erzählte die Susi, dass sie ihren Simon gestern Arm in Arm mit einer dunkelhaarigen jungen Frau gesehen hatte. In einem Café. "Und mir hat er erzählt er müsse lernen. Nie wieder will ich ihn sehen, diesen Mistkerl. Nie wieder!" Grete drückte der Susi ein Papiertaschentuch in die Hände. "Nu beruhige dich mal. Dafür gibt es bestimmt eine Erklärung. Du müsstest doch den Simon eigentlich gut genug kennen. Sowas macht der nicht." So etwas wie Hoffnung glomm in Susis Augen auf. "Meinense, Frau Meier?"
"Mein ich nicht nur, weiß ich", erwiderte die Grete und machte sich auf die Suche nach Simon. Des Rätsels Lösung - besagte junge Dunkelhaarige war Simons Schwester. Er hatte sich mit ihr getroffen, damit sie ihn wegen eines Weihnachtsgeschenkes für Susi berät. Gut, dass mittlerweile die Mittagspause anstand. Grete verfrachtete beide in die Küche, damit sie sich aussprechen konnten. Sie selber verzog sich samt Heidi Seelig und Berta Kalt in ihr Vorzimmer. Mit deren Hilfe war dann die Rechnungsangelegenheit schnell vom Tisch. Grete ließ die Tastatur klappern. Heidi Seelig faltete und die Berta tütete alles ein. So konnte die Grete später doch noch alles pünktlich zur Post bringen. Auf der Fahrt nach Hause, rannte ihr zwar noch eine schwarze Katze beinahe vor das Auto - Natürlich kam sie von links - aber das war der Grete jetzt auch egal. Sie wollte nur noch in ihren Sessel. Vorher musste sie aber noch Kaffee und Strumpfhosen kaufen. An der Kasse stellte sie fest, dass sie ihre Geldbörse im Büro liegengelassen hatte. Jetzt reichte es der Grete endgültig. Nix mehr pack ich heute an. Nix mehr.

Gerade als das Fräulein Grete Meier etwas zur Ruhe gekommen war, klingelte es an der Tür. "Bitte, lieber Gott, bitte. Keine Katastrophen mehr heute. Das halte ich nicht aus", murmelte sie noch, bevor sie öffnete. Herr Heinevetter, na dieser Schimanskiverschnitt hat mir gerade noch gefehlt. Grete war noch immer auf ihn sauer. 
Der wirkte reichlich bedrückt. Mit beiden Händen streckte er der Grete einen Blumenstraß entgegen. "Für sie Frau Meier, weil sie mich doch gestern gerettet haben. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich so dämlich verhalten habe." Ganz zerknirscht klang das.
Grete überlegte nur einen winzigen Augenblick. "Sagense mal Herr Heinevetter, haben sie Kaffeepulver?"


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Montag, 11. November 2013

Von Pyjamas und Idolen

Von Pyjamas und Idolen

So ein schöner Tag war das heute. Der Himmel blauer als blau und strahlender Sonnenschein. Und das Fräulein Grete Meier konnte ihn in vollen Zügen genießen, weil sie frei hatte. Sogar ein bisschen länger im Bett geblieben ist sie morgens. Das Frühstück mit Kaffee, Aufbackbrötchen und Zeitung hat sie einfach dorthin verlagert. Das Radio spielte im Hintergrund gängige Musik, ansonsten war es himmlisch ruhig. So gegen halb neun hörte die Grete den Herrn Heinevetter auf dem Balkon rumoren. Normalerweise hätte sie sich eine Zigarette geschnappt und wäre auch raus gegangen. Doch heute hatte die Grete keine Lust und zudem steckte sie ja auch noch im Schlafanzug. Nachthemden sind nämlich nichts für die Grete. Ein Pyjama ist viel bequemer findet sie. Vor allem Herrenpyjamas haben es der Grete angetan. Gestreifte. Aus glattem glänzenden Stoff. Damit vor den Herrn Heinevetter treten, wollte sie jedoch nicht. Muss nicht sein. Also blieb sie wo sie war - im Bett. Gerade als die Grete beim Sportteil angelangt war, fing es an. Irgendjemand stöhnte und ächzte ganz fürchterlich. Grete horchte. In Sekunden war sie sich sicher, dass es vom Balkon kam. Herr Heinevetter, dachte die Grete und sprang aus dem Bett. Da ist bestimmt was passiert. Sie eilte ins Wohnzimmer und riss die Balkontür auf. Niemand zu sehen. Nicht bei ihr auf dem Balkon und auf den ersten Blick war auch der Balkon von Herrn Heinevetter leer. Das Stöhnen und Ächzen war aber immer noch deutlich zu hören, lediglich kurz unterbrochen von einem "Scheiße" und einem "Leck mich am Arsch". Und diese Stimme ordnete die Grete auf jeden Fall dem Herrn Heinevetter zu. Nur, wo war der bloß? Grete kletterte kurzerhand über die Mauer auf den Nachbarbalkon. Nicht, dass er verletzt im Wohnzimmer liegt. Gretes Gedanken überschlugen sich. Sie schob die Tür zu Herrn Heinevetters Wohnzimmer auf. Doch das war leer. Jetzt registrierte die Grete, dass die Stimme von irgendwo hinter ihr kam. Sie drehte sich um. Das Blut gefror ihr in den Adern. Auf der Balkonaußenmauer lagen zwei Hände, in dicke Lederhandschuhe gepackt, die sich langsam von links nach rechts an der Brüstung entlang bewegten. Mit einem Satz war die Grete an der Brüstung und schaute hinab. Da hing er, der Herr Heinevetter. Stöhnte, ächzte und fluchte. Grete fackelte nicht lange und packte ihn mit einem Aufschrei an den Armen. "Um Gottes Willen, was machen sie denn da!" Herr Heinevetter sah zu ihr hoch. "Frau Meier, Gott sei Dank. Sie müssen mir helfen. Allein komm ich nicht mehr hoch!" Helfen, ja das wollte die Grete zu gerne, doch war es mehr als schwierig den Herrn Heinevetter hochzuhieven. Nach, ihr endlos erscheinenden, Minuten war es dann geschafft und der Herr Heinevetter stand wieder auf seinem Balkon. Auf sicherem Boden. Er zitterte ein wenig, schien aber ansonsten wohl auf zu sein. Erst jetzt bemerkte die Grete, wie merkwürdig er gekleidet war. Outdoorjacke und Jeans. Jeans? Seit wannn trägt der denn Jeans, dachte die Grete. Hat doch sonst einen Anzug an. Mit Hemd und Krawatte. Immer. Grete verstand gar nichts mehr. Und als Herr Heinevetter dann auch noch auf ihre Frage, warum er an der Brüstung hing antwortete: "Wegen Schimmi!" war es vollends aus. Grete musste sich setzen. Allerdings im Wohnzimmer von Herrn Heinevetter. Draußen war es einfach zu kalt. "So, jetzt aber mal raus mit der Sprache. Wer oder was ist ein Schimmi, und warum wollen sie sich deshalb den Hals brechen?" Herr Heinevetter, der mittlerweile die Outdoorjacke über einen Stuhl gelegt hatte, antwortete nicht gleich. Grete musste also die Frage nochmal stellen. Zögerlich und sichtlich verlegen kam dann die Erklärung. "Der Schimmi ist doch der Götz, also der Schimanski. Haben sie denn gestern den Tatort nicht gesehen?" Hatte die Grete nicht. "Ja was hat das denn alles mit dem Tatort zu tun?" 
"Nicht mit dem, Frau Meier, nicht mit dem. Nur mit dem Schimanski. Alle Stunts hat der selber gemacht. Großes Kino sag ich ihnen. Fit wie ein Turnschuh ist der. Und die Muskeln. Haben sie die Muskeln von dem mal gesehen? Und dabei ist der so alt wie ich!" Herr Heinevetter machte eine Pause und Grete stand noch immer auf dem Schlauch. Zumal sie die Muskeln von Herrn Schimanski noch nie interessiert haben. Da gibt es doch wahrlich knackigere Männer. Henning Baum zum Beispiel. Der letzte Bulle. Den schaut sich die Grete gerne an. Und gerät dabei regelmäßig ins Schwärmen. Grete du schweifst ab, schalt sie sich. Und dann begriff sie so langsam. "Sie wollten wohl einmal Schimanski spielen, Herr Heinevetter!" Als der nur ergeben nickte, schwoll der Grete der Kamm. "Das kann ja wohl nicht wahr sein. So dumm Herr Heinevetter, so dumm. Da hätte ja wer weiß was passieren können!"
Herr Heinevetter machte noch einen Versuch sich zu verteidigen. "Is aber nich, Frau Meier. Ich hab mir eben gedacht, was der kann, kann ich auch noch. Zwanzig Liegestütze hab ich locker geschafft.  Und wenn sie nicht eingegriffen hätten, dann wäre ich ganz sicher auch die Brüstung wieder hoch gekommen." Da blieb der Grete glatt die Luft weg. Hatte sie doch immer noch dieses - Frau Meier, sie müssen mir helfen - im Ohr. "Jetzt reicht es aber Herr Heinevetter. So nicht. Machense doch was sie wollen. Von mir aus. Kletternse am Balkon entlang im ersten Stock. Warum nicht gleich bei der Frau Korters? Ist noch ein bisschen höher. Ich stör sie garantiert nicht mehr bei diesem Schwachsinn. Und jetzt, entschuldigen sie mich bitte. Mein Kaffee wird sonst kälter als kalt." 
So wütend hat der Herr Heinevetter die Grete noch nie erlebt. Betroffen sah er ihr nach, als sie erhobenen Hauptes durch die Balkontür schritt und schwungvoll über die Mauer auf ihren Balkon kletterte. Und das alles in  einem gstreiften Pyjama.


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Sonntag, 10. November 2013

Von Kopfhörern und einer diebischen Elster



Von Kopfhörern und einer diebischen Elster

So hatte sich das Fräulein Grete Meier den Samstag nicht vorgestellt. So nicht. Auf gar keinen Fall. "Ich wäre doch niemals mit Tante Heidi in das Einkaufszentrum gefahren, wenn ich gewusst hätte was da passiert!" Sichtlich empört wanderte die Grete in der Küche von Frau Korters auf und ab. Die schloss erst mal die Wohnungstür und folgte dann der Grete. Grete war nämlich einfach in die Küche durchgestürmt, nachdem Frau Korters ihr geöffnet hatte. So aufgeregt hat sie die Grete schon lange nicht mehr gesehen. "Nu setzen sich doch hin, Frau Meier. Ich koch einen Kaffee und dabei könnense mir erzählen, warumse so verstört sind."

Die Grete ließ sich mit einem lauten "Ach, sie ahnen ja nicht" auf die Eckbank plumpsen. Während der Kaffee durchlief schilderte die Grete der Frau Korters ihr samstägliches Erlebnis.

"Also, Onkel Günther wollte Kopfhörer haben. Sie wissen schon, seit meine Tante Hörgeräte trägt, ist ihm der Fernseher zu leise. Mit Kopfhörern kann ich die Lautstärke selber regeln - hat er gesagt. Jedenfalls bin ich dann am Samstag mit Tante Heidi los. Ins Einkaufszentrum, zu Saturn. Wir haben dann einem Verkäufer das Problem geschildert und der hat uns dann auch einen Kopfhörer empfohlen. Wir wieder nach Hause. Das war ein Drama, sag ich ihnen. Wir haben ihn  angeschlossen, aber nix hat sich getan. Kein Ton kam aus den Dingern. Onkel Günther hat die Bedienungsanleitung vom Fernseher vor und zurück gelesen. Blieb uns ja nichts anderes übrig, als die Dinger wieder zurückzubringen. Natürlich war der Verkäufer von vorhin nicht mehr da. Diesmal bediente uns ein junger Bursche. Der wollte ständig irgendwelche technischen Daten von dem Fernseher wissen. Tante Heidi hat so gut es eben ging die Fragen beantwortet. Sogar einen ähnlichen Fernseher hat sie ihm gezeigt. Zum Schluss hat der junge Mann uns andere Kopfhörer mitgegeben. Mit anderen Anschlüssen. Und uns genau erklärt, in welche Buchse wir ihn einstecken müssen. Onkel Günther hatte da wohl nicht alles richtig gemacht. Wieder zurück, hat Onkel Günther natürlich gleich die umgetauschten Kopfhörer ausprobiert. Und was glaubense … "

"Wieder kein Ton?", antwortete Frau Korters, sichtlich gespannt auf die Fortsetzung. "Nee, Ton war jetzt da, aber nur in den Dingern. Jetzt konnte Onkel Günther zwar hören, aber meine Tante nicht. Ein Dilemma, ich sag es ihnen. Dabei ist das doch logisch. Der Ton wechselt doch nur den Ausgangskanal von Lautsprecher auf Kopfhörer. Ich hab das ja dem Verkäufer gleich gesagt, dass das so bestimmt nicht geht. Und Onkel Günther auch. Aber der weiß ja immer alles besser. Zumindest jetzt, hat er es wenigstens eingesehen." Grete schüttelte noch nachträglich über so viel Unverstand den Kopf. Frau Korters legte ihren Kopf schief und sah die Grete neugierig an. "Und deshalb sind sie so durcheinander? Wegen einem falschen Kopfhörer?"

"Ach was", wehrte die Grete ab. "Doch nicht deswegen. Wegen dem Raub!" Irgendwie kam Frau Korters nun nicht mehr mit. "Wassen fürn Raub? Sie haben die Kopfhörer doch nur umgetauscht!" Grete setzte mit Schwung ihre Tasse ab. "Das ist es doch, was ich ihnen die ganze Zeit erzählen will. Bin ja mit Tante Heidi dann nochmal zurückgefahren. Wieder ein anderer Verkäufer, aber der hat gleich gewusst, dass das so nicht funktioniert, wie sich Onkel Günther das vorstellt. Hat auch die Kopfhörer wieder zurückgenommen. An die Kasse sollten wir dann, damit wir das Geld wieder kriegen. Und da ist es dann passiert. Tante Heidi wollte gerade ihre Börse verstauen, wir standen schon draußen vor der Tür, da wurden wir angerempelt. Ich hab mich natürlich gleich umgedreht. Aber zu spät. Tante Heidi stand ohne Tasche da. Einfach aus der Hand gerissen, von einem jungen Mädchen. Stellen sie sich das mal vor!" Frau Korters wollte sich das augenscheinlich nicht vorstellen, denn sie hielt sich die Hände vor das Gesicht. "Wie schrecklich, Frau Meier. Wie schrecklich!"

"Nix schrecklich. Ich bin sofort hinterher und hab mir das Mädel am Kragen gepackt. Was soll ich ihnen sagen, geschrien hat die wie am Spieß. Und dann standen plötzlich zwei Polizisten da. Alle mussten wir zur Wache. Stunden hat das gedauert, bis die alles zu Protokoll genommen hatten. Die Göre hat doch allen Ernstes behauptet, das wäre ihre Tasche. Na, der hab ich was erzählt. Immerhin stellte sich heraus, dass sie polizeibekannt ist. Vierzehn Jahre und so abgebrüht. Wo leben wir eigentlich. Einer alten Frau die Tasche stehlen. Wir konnten dann nach einer Weile gehen. Das Mädchen musste dableiben. Die  Mutter war wohl schon auf dem Weg. Komm ich nich drüber, Frau Korters, so jung!"

Auch Frau Korters war reichlich entsetzt. "Hört man ja immer wieder, Frau Meier. Deshalb halt ich meine Tasche immer fest und lass sie nicht aus den Augen. Und mein Geld hab ich um den Hals hängen. Da kommt keiner dran."

Das gefiel der Grete. Geld nicht in der Tasche aufbewahren, sondern in einem Beutel um den Hals. "Ich muss eh gleich noch mit meiner Tante telefonieren, damit sie weiß, dass ich gut nach Hause gekommen bin.  Die war danach total neben der Spur. Und Onkel Günther hat sich auch aufgeregt. Da werd ich das mit dem Beutelchen gleich mal vorschlagen."



Tante Heidi jammerte zwar noch ein bisschen, aber die Grete konnte nach dem Telefonat wenigstens sicher sein, dass sie, außer einem Schrecken, nichts davon getragen hat. Sie selber war längst von jeglichem Zorn befreit. Denn trotz allem denkt die Grete, dass es ganz sicher irgendeine Geschichte hinter der Geschichte gibt. Vielleicht eine traurige, denn warum sollte sonst ein junges Mädchen versuchen eine Handtasche zu rauben. 



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