Dienstag, 5. November 2013

Das Fräulein Grete Meier surft



Das Fräulein Grete Meier surft

Ab  und an surft das Fräulein Grete mal ganz gerne im Netz.  Da kann es dann auch passieren, dass aus einem "ichgoogeldasmalebenschnell" in Nullkommanix ein "wieschonsospät" wird. Dann nämlich, wenn die Grete auf etwas Interessantes stößt. Interessante Dinge ziehen im Netz noch interessantere Themen förmlich an. Besonders wenn Mr. Google auf einen Wikipediaartikel verweist. Dort sind nämlich sehr viele interessante Links in diesem einen interessanten Thema versteckt. Und da klickt die Grete dann häufig drauf. So kommt sie meist auf den nächsten Artikel und natürlich auch zu weiteren Links. Es ist nichts ungewöhnliches, wenn die Grete von einem Bericht über den ersten Wohnwagen über Mr.Google und Wikipedia letztendlich bei einem Bericht über Zigeunerlager landet. Von dort auf Zigeunerhochzeiten schwenkt und, aus ihr später völlig underklärlichen Gründen, bei Kamelen landet. Hat das Internet die Grete erst mal in den Fängen, wird sie so schnell nicht mehr losgelassen. Das hat dann zur Folge, dass die Grete Raum und Zeit vergisst. Auch die Pizza im Ofen und das Badewasser. Gestern Abend hat sie Wasser ins Becken gelassen zum Spülen. Nur ganz kurz, wirklich, wollte sie während das Wasser einlief den Namen einer Schauspielerin googeln. Im Büro war die nämlich Thema gewesen und der Grete fiel absolut ein ganz bestimmter Film nicht ein, in dem besagte Dame eine Rolle spielt. Schnell hat sie den Film gefunden. Und einen Artikel über das Leben der Schauspielerin. Und einen Link zu einem weiteren Darsteller aus dem Film. Erinnerungen kamen hoch und die Grete klickte sich fleißig durch die Netzwelt. Das komische Geräusch aus der Küche überhörte sie in ihrem Klickrausch. Irgendwann bemerkte sie, dass ihre Teetasse leer war und wollte sich Nachschub holen. In der Küchentür entgleisten ihr die Gesichtszüge. Nein, nicht schon wieder. Es war nämlich nicht das erste Mal, dass die Grete die Küche unter Wasser gesetzt hat. Am Sonntag das Bad, heute die Küche, Grete, das nennt man Serie. Also wieder Eimer und Lappen. Und die Schubladen ausräumen. Neben der Spüle steht ein Schrank mit gleich 5 davon. Eine Stunde dauerte die ganze Aktion. Früher wäre das nie passiert, dachte die Grete und setzte sich mit Decke und Zigarette bewaffnet auf den Balkon.

"Früher", sagte fünf Minuten später der Herr Heinevetter, "früher, Frau Meier, hätten sie aber stundenlang gegrübelt wie der Film heißt. Und wenn es ihnen nicht eingefallen wäre, dann hätten sie auch nachts noch weiterüberlegt, statt zu schlafen. Mich bringt es nämlich um den Verstand, wenn mir mal was nicht einfällt. Da werd ich verrückt drüber. Und bin zu nix zu gebrauchen, bis es mir wieder einfällt. Und bedenken sie mal, früher musste man erst nach Paris fahren um die Mona Lisa zu sehen. Heute schaltet man nur noch den Computer ein. So geht es doch mit vielen Dingen. Also ich mag das. Die ganze Welt hat man zuhause." Grete lachte und nickte zustimmend.

Später im Bett dachte sie vor dem Einschlafen noch lange über den letzten Satz von Herrn Heinevetter nach. Die ganze Welt hat man zuhause.  Brauchte man das denn überhaupt? Die ganze Welt? Reicht nicht ein bisschen weniger aus? Muss man immer alles wissen? Macht Wissen glücklicher? Zig Fragen schossen der Grete durch den Kopf. Fragen, die sie nur allein für sich beantworten kann. Mr. Google ist damit garantiert überfordert. 



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4 Kommentare:

  1. Sicherlich gehen die Meinungen auseinander, aber ich fühle mich oft überfordert, wenn ich die ganze Welt zu Hause habe, immer erreichbar bin und alles googeln kann. Manchmal beneide ich meine Schwiegermutter, deren einzige Neuerung ein riesengroßer Fernseher ist, alles andere sieht sie höchstens bei mir.
    Die ganze Welt braucht niemand, oft reichen Kleinigkeiten völlig aus. LG Geli

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  2. Der Herr Heinevetter ist doch ein kluger Mann. Man hat die ganze Welt zu Hause.
    Wissen ist Macht - nicht alles wisssen macht aber auch nichts. So halte ich es,
    wenn es um nichtige Dinge geht.
    Aber jetzt heißt es aufgepaßt, liebe Grete: Alle guten Dinge sind DREI. Und das wollen wir doch nicht, oder?
    Liebe Grüße schickt dir
    Irmi

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  3. Na, diese Serie macht mir ein wenig Sorgen...das könnte sich fortsetzen. Wasser hat so seine Tücken.
    Ich denke schon, dass das Internet und das "Vomhundertsteninstausendstekommen" einen ganz schön ablenken kann. Ich kenne das gut, denn allzu oft beiße ich mich regelrecht fest, wenn ich mit einem Artikel angefangen habe.
    Man darf sich nicht beherrschen lassen von diesem Gefühl, alles wissen zu müssen. Manchmal ist dieses wissen einfach banal und ich überlege, ob es denn nutzlos sei und die Zeit vertan.
    Aber interessant ist es halt oft.
    Eigentlich braucht man nicht die ganze Welt zu Hause, das kann auch überfordern oder eigene Gedanken prägen, in eine bestimmte Richtung lenken, beeinflussen - ohne, dass man es merkt.
    Aber Herr Heinevetter hat auch Recht: vieles ist einfacher geworden, man kann ja alles finden. Das ist auch ein gutes Gefühl.

    Zuweilen allerdings ist es mir schon passiert,dass ich von meinem eigentlichen Anliegen abgekommen bin, mich praktisch im Netz verirrt habe und das war ein wenig ärgerlich. Dann muss ich noch mal von vorn anfangen...

    Und JA, ich denke, Gretes Fragen kann sie wirklich nur für sich allein beantworten. Ich glaube, da gibt es viele unterschiedliche Sichtweisen.
    Alles zu wissen macht nicht unbedingt glücklicher, es kommt darauf an, was man mit diesem Wissen anfängt - für sich und andere. Meine Meinung.

    Nun hoffe ich mal, dass Grete von weiteren Wassereinbrüchen verschont bleibt und die folgenden Tage frei von Katastrophen dieser Art sind.

    Lieben Abendgruß
    Enya

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  4. Hallo Grete,
    ich habe einmal an der Grundsatzfrage angesetzt, ob überhaupt Google, Wikipedia usw. Ja, ich arbeite sehr viel damit. Ich denke, dass ca. 60-70% meiner Inhalte zu Sachthemen bei Google, Wikipedia usw. recherchiert worden sind. Wichtiger sind noch Bücher, Zeitschriften, Tageszeitungen usw. Bei meinen Recherchen verlasse ich mich ungerne alleine auf Google usw., da je nach Suchbegriff eine bestimmte Vorauswahl getroffen worden ist. Dass es zu bestimmten Einzelfragestellungen nämlich eine riesengroße Auswahl in Google gibt, während zu anderen Einzelfragestellungen Null und gar nichts zu finden ist. Da bin ich froh über meine eigenen Bücher, die ich selbst gelesen habe. Oder ich gehe in Bibliotheken - so gestern in die Uni-Bibliothek Bonn.

    Gruß Dieter

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...