Sonntag, 9. Februar 2014

Das Fräulein Grete Meier und die Schweden

Das Fräulein Grete Meier und die Schweden

Oh Gott, das kann ja heiter werden! Der gleichen Meinung war auch Herr Heinevetter, als das Fräulein Grete Meier ihm Freitagabend erzählte, dass Susi mit zu IKEA fahren würde.
"Wirklich Herr Heinevetter, ich konnte es ihr nicht abschlagen. Unbedingt müsse sie mit, hat sie gesagt. Alleine schon weil sie Expertin in Sachen Ikea sei und keiner ihr in punkto moderner Einrichtung etwas vormachen könne. -Innendesignerin hätte ich mal werden sollen, Frau Meier. Schöner wohnen ist gegen meine Konzepte Schrott - Echt jetzt, da konnte ich wirklich nicht Nein sagen, wo sie mir doch nur helfen will."
Wohlweislich verschwieg die Grete ihm, dass Susis Vorstellungen von der zukünftigen Wohnzimmereinrichtung der Grete, stark von der ihrigen abweichen. Die hatte nämlich sogleich in der Mittagspause am PC, nachdem sie die Maße des Zimmers erfragt hatte, einen Plan erstellt. Und ihr diesen voller Enthusiasmus präsentiert. Grete war so geplättet von dem vielen Pink und Türkis, dass sie Mühe hatte ihre Kinnlade oben zu halten. "Ähm, ja, irgendwie schön bunt, Susi. Wir werden sehen", war der einzige Satz, den sie sich abringen konnte. Ihr fehlte einfach der Mut die Wahrheit zu sagen, so sehr hatte sie Susis Begeisterung berührt. Kann ich später immer noch, beruhigte sie ihr Gewissen. Dabei schob sie den Gedanken, dass es sicher nicht einfach werden würde, schnell beiseite.

Und einfach war es dann auch wirklich nicht. Herr Heinevetters Neffe Stefan, der über ein Auto mit Anhänger verfügte und Grete schon geholfen hatte die alten Möbel zu entsorgen, holte am Samstagmorgen in aller Frühe die Grete ab. Keine zehn Minuten später saß auch Susi frohgelaunt im Auto. Auf der Fahrt in das Reich der schwedischen Möbel plapperte sie unaufhörlich über Malm-Kommoden, Expedit-Regale, Kivik-Sofas, Vivan-Gardinen und Tofteryd-Couchtische. Grete wurde es bereits schwindelig, bevor sie noch einen Fuß in das gelobte Land gesetzt hatte.
Im Schwedenreich selber konnte sie dann erstmal verschnaufen. Denn Susi und Stefan steuerten sofort den Gastronomiebereich an. "Frau Meier, frühstücken bei Ikea ist ein Muss!" Der Meinung schienen wohl auch viele andere zu sein, denn es war brechend voll. Und wie die Grete so einigen aufgeschnappten Gesprächsfetzen entnehmen konnte, gibt es wohl so manche, die sich hier regelmäßig treffen. Gut, die Brötchen schmecken, auch das Rührei ist genießbar. Der Preis stimmt ebenfalls. Aber deswegen zu Ikea fahren? Grete leuchtete das nicht ein. Wo man es doch zuhause viel gemütlicher hat!
Nach dem Frühstück war es dann endlich soweit. Der Dekomarathon konnte beginnen. Während die Grete gemessenen Schrittes durch die heiligen Hallen ging, stürzte sich Susi, von stetigen Juchzern und Ahs und Ohs begleitet, wie eine honigsuchende Biene auf die ausgestellten Malms, Billys und deren sämtliche Brüder und Schwestern. Stefan dackelte langsam hinterher und hielt wohlweislich gebührenden Abstand. Einzig wenn die Grete auf ein Möbelstück zeigte, eilte er heran. Notierte Artikelnummer, Preis und Regalnummer. Dafür war er zuständig. Und für den Transport. Für mehr auch nicht. Natürlich kam er nicht umhin die diversen Diskussionen um Farbe, Stil und Notwendigkeit zwischen Grete und Susi zu verfolgen. Er qittierte das alles mit einem Schmunzeln und später nur noch mit einem müden Lächeln. 
Nach vier Stunden und einem Weinkrampf von Susi "Sag du doch auch mal was, die Frau Meier versteht mich nicht!" hatte er genug. Er zog Susi beiseite. "Dein Geschmack, über den es sich bekanntlich nicht streiten lässt, in allen Ehren. Du bist halb so alt wie Frau Meier. Da scheiden sich eben die Geister. Anstatt ihr deinen Geschmack mit all dem pinken Zeugs aufzuschwatzen, solltest du sie lieber unterstützen in dem was ihr gefällt. Ich bin sicher du schaffst das. Stell dir mal vor eine Innendesignerin würde nur nach ihrem Geschmack gehen. Glaub mir, richtig gut machen nur die ihren Job, die sich auf die Wünsche der Kunden einstellen können."
Susi hörte auf zu heulen. "Meinste wirklich?" Stefan packte sie bei den Schultern und schaute ihr ins Gesicht. "Aber klar doch, und nun gehste rüber zur Grete und dann zeigste ihr, was für eine gute Innendesignerin in dir steckt."
Und Susi zeigte. Von da an war der Rest zwar anstrengend, schließlich musste alles noch rausgesucht, bezahlt und verladen werden, aber im Gegensatz zu den ersten Stunden ein regelrechtes Kinderspiel. Die Grete war richtig angetan von Susis Ideen und die unnötigen pinken und türkisen Diskussionen schnell vergessen. 

Völlig geschafft, aber glücklich, sah sich die Grete abends in ihrem leergeräumten Wohnzimmer, in denen sich die schwedischen Kartons stapelten, um. Jetzt muss nur noch gestrichen und aufgebaut werden, dachte sie zufrieden. Das Schlimmste ist geschafft. Obwohl, der Aufbau, man hört ja so einiges ... Na, mal sehen.











11 Kommentare:

  1. Liebe Grete,
    viel Spaß beim Aufbauen. Falls du Hilfe brauchst, würde Herr Heinevetter sicher gleich zur Stelle sein. Ich würde ja auch.... aber hm... wohne echt weit weg *hust*
    :D

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    1. Ach schade...deine Hilfe hätte ich doch gerne angenommen.
      Danke dir
      Gruß vonner Grete

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  2. Ikea, meist lieben Frauen diesen Laden, Männer meiden ihn. Ich bummele auch gern mal durch, war sogar letztens da, aber ich merke, es zieht mich nicht mehr so an. Das Essen ist grenzwertig, aber meist ist es wirklich rappelvoll dort.
    Trotzdem gefällt mir die Geschichte und vor allem freue ich mich, wenn die Grete in ihrer schicken neuen Einrichtung sitzen wird und sich freut.
    schönen Sonntag wünscht Geli

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    1. Und wie die Grete sich freut... Macht man ja nicht alle Tage..
      Danke dir
      Gruß vonner Grete

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    2. Das Problem dabei ist, dass ich bei solchen Möbelhäusern am besten gleich mit einem großen LKW hinfahren würde, da ich von dem Angebot völlig überfordert bin...
      Daher nur in Ausnahmefällen, meistens geh ich wie neulich ins Internet, bestelle ein einzelnes Teil und fertig.

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  3. Oh jeh, Grete. Ich kann nachvollziehen, was du mitgemacht hast. Jetzt muss ich mich mal outen: Ich war noch nie in einem solchen Laden. Kenne ihn nur vom Hörensagen. Bei uns in direkter Nähe gibt es auch keinen Schweden.
    Herr Heinevetter und sein Neffe werden dir beistehen, wenn es ans Aufbauen geht. Für deine Schnittchen machen die das glatt - da bin ich mir sicher.
    Deine Geschichte war wieder einmal interessant, lesenswert und schmunzeln durfte man auch.
    Einen schönen Sonntagabend wünscht dir
    Irmi

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    1. Ach ja, die Schnittchen..gut, dass du mich daran erinnerst, liebeb Irmi. Hätte ich doch glatt vergessen im Ikearausch.
      Dank an dich
      Gruß vonner Grete

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  4. Das ist wieder ein Beitrag, in dem ich mich als Leserin wiedererkenne. Ähnliches habe ich auch schon erlebt.
    Ich kann es so gut verstehen, dass Grete durch Susis Enthusiasmus nicht die Worte findet, sie von ihren Ideen abzubringen.
    Wenn wir spüren, dass jemand so begeistert ist, fällt es schwer, ehrlich zu sein. Wir wollen nicht verletzen und enttäuschen.
    Aber leider geht das meist in die Hosen. Stefan hat es geschafft, war auch leichter für ihn als Außenstehender.

    Beim Lesen habe ich mit Grete mitgelitten, aber auch reichlich geschmunzelt, ist einfach toll geschrieben.
    Jetzt kann ich nur die Daumen drücken, dass der Aufbau halbwegs glimpflich über die Bühne geht. Aber man kennt ja IKEA...Ein Spaziergang wird es mit Sicherheit nicht.

    Liebe Grüße zum Abend
    Enya

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    1. Was ist schon im täglichen Leben ein Spaziergang. Mal schauen, was da noch auf die Grete zukommt.
      Danke dir für deinen Gedanken dazu
      Gruß vonner Grete

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  5. Liebe Grete, ich hab mal ein witziges Filmchen gesehen, da ging's um "Extreme-Ikeaing" (so zu verstehen wie Extrem-Bergsteigen, Extreme-Paragliding etc.), und daran musste ich jetzt während des Schmökerns in deinem Artikel die ganze Zeit denken. Den ersten Teil hast du Dank Stefan ja schon mal gut hinter dich gebracht (vernünftiger Mensch mit Gabe zum Mediator!) und das Aufbauen kriegst du sicher auch noch hin. Manchmal muss man bei den Schwedenmöbeln zwar ein bisserl improvisieren (unter unserem Sofa steht z.B. ein Fußschemel, weil man sonst zuweilen einbricht und bei unserem Schlafzimmerschrank, den wir aus Ikea-Küchenmöbeln gebaut haben, mussten wir ein Loch bohren, das vergessen worden war), aber im Großen und Ganzen sind wir zufrieden mit dem Stil und dem Preis - und betrachten das Aufbauen als Spiel a la Madator oder Lego... ;o)
    Alles Liebe, Traude

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    1. Hallo Traude, das Filmchen habe ich leider nicht gefunden, aber dafür eine facebookseite die so heißt. Lustig, was es nicht alles gibt.
      Danke dir.
      Gruß vonner Grete

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...