Mittwoch, 26. März 2014

Gretes Senf am Mittwoch (26.03.14)

Gretes Senf am Mittwoch (26.03.14)

Irgendwie produziert man immer Müll. Und da ist es schlichtweg egal, ob Papier, Plastik, Bio oder Restmüll. Müll ist Müll und will entsorgt werden. Getrennt natürlich. Mache ich auch brav. Ich trenne ganz nach Vorschrift. Und Hygienisch. Bedeutet, alles was irgendwie Nahrung enthalten hat, spüle ich sogar aus. Und das, obwohl ich keine Spülmaschine besitze. Noch nie eine besessen habe. Was machen schon drei Joghurtbecher mehr beim täglichen Abwasch aus. Nüscht. Dafür stinkt es aber auch nicht aus meinen Mülleimern. Stinken tut mir aber etwas anderes ganz gewaltig.
Letzten Samstag habe ich mir ein neues Service gegönnt. So für 12 Personen, mit allem Drum und Dran. Und neue Kochtöpfe und Pfannen gleich dazu. Das ganze ausgediente alte Zeugs habe ich in drei Kisten verpackt und in meinen Keller geschleppt. Der allerdings, nach kurzer Besichtigung, doch schon recht vollgestellt ist, mit allerlei alten Kleinmöbeln, einer ausgedienten Matratze, diversen defekten Elektrogeräten und mindestens einem Dutzend Farbeimern. Letztere natürlich noch teilweise halb gefüllt.
Ergo war Sperrmüll angesagt. Anmeldung geht bei uns nur noch elektronisch über ein Formular auf der Homepage der Stadt. Pflichtbewusst wie ich bin, habe ich natürlich vorher genauestens nachgeschaut, welcher Müll auf den Sperrmüll gehört. 
Aha. Gut, die Matratze und die Kleinmöbel (natürlich auseinandergeschraubt) werd ich schon mal los. Die Glastüren aus der alten Vitrine und die Platte vom Glastisch schon mal nicht. Auch nicht die Elektrogeräte. Und auch nicht die Farbeimer. Nun, mal schauen wo die hingehören. Soso, natürlich, Elektro in den Sondermüll. Farben auch. Gut, ist ja verständlich. Doch halt, die unterscheiden noch in Elektrogroßmüll und Elektrokleinmüll. Großgeräte werden nach Beantragung wie Sperrmüll abgeholt. Kleingeräte (max. 30 cm X 25 cm) müssen im Elektrosondermüllmobil abgegeben werden. Für die Farbeimerabgabe gibt es auch ein Sondermüllmobil. Die Termine und Standorte sowie die Zeiten, wann man alles abgeben kann, sind der Anlage zu entnehmen. Mache ich. Die Glasplatten muss ich allerdings ins Abfallwirtschaftszentrum der Stadt bringen. Wenigstens nehmen die das in kleinen Mengen kostenlos an. Bleiben noch das Service und die alten Töpfe und Pfannen. Ja geht´s noch? Die gehören in den Restmüll? Liebe Leute, wir haben hier für drei Familien eine winzigkleine Restmülltonne. Die ist eh schon meist nach einer Woche wegen Überfüllung geschlossen. Sprich, haste mal Gäste und deswegen etwas mehr Müll, brauchste schon einen Beistellsack. 5 Euro. Man will ja keinen Ärger mit den Nachbarn. Und jetzt soll ich ein komplettes Service und zig Töpfe und Pfannen in der Tonne entsorgen?  Klar, ich könnte mir jetzt Säcke kaufen, aber die reißen doch so schnell. Und bei dem Gewicht mit Sicherheit. Ich trenne, das wisst ihr. Leuchtet mir auch ein. Elektroschrott und Farbeimer in den Sondermüll, auch das leuchtet mir ein. Aber warum ich mein altes Geschirr usw. nicht normal über die Sperrmüllabholung entsorgen kann, das versteh ein anderer. Ich jedenfalls nicht.
Fassen wir mal zusammen. Sperrmüllabholung der Matratze und der auseinandergeschraubten Kleinmöbel nach Beantragung nächsten Donnerstag. Der alte Computer und der kleine Fernseher werden dann nächsten Monat abgeholt. Nach Beantragung der Abholung von Elektrogroßgeräten. Den Elektrokleinmüll kann ich erst in zwei Monaten zum Sondermobil fahren, da dann erst der nächste Termin ist. Von 14.00 bis 17.00 Uhr. Für die Farben kann ich dann einen Tag später zu einem anderen Standort fahren. Abgabe von 9.00 - 11.00 Uhr. Die Glasplatten muss ich fast zwanzig Kilometer weiter ins Abfallwirtschaftszentrum bringen. Und für die Entsorgung des Geschirrs und der Töpfe muss ich mindestens 4 Beistellsäcke kaufen. Natürlich geht das nur im Bürgerbüro. 
Kein Wunder, dass die meisten Keller total vollgestellt sind.  Meiner jetzt übrigens auch.
Und neues Geschirr kaufe ich mir ganz bestimmt niemals wieder.

Gruß vonner Grete




Dienstag, 25. März 2014

Das Fräulein Grete Meier sucht einen Killer

Das Fräulein Grete Meier sucht einen Killer

So richtig tief in die Tasche greifen wollte das Fräulein Grete Meier dafür. Sie war an einem Punkt angelangt, an dem sie kein Pardon mehr kannte. Eigentlich hat sie gedacht, dass sie damit leben könnte. Doch nach dem Blick in den Spiegel heute morgen änderte sie ihre Meinung. Schlagartig. Und niemand sollte sie davon abhalten. Keine Berta und keine Susi. Und erst recht nicht Herr Heinevetter. Dem hat sie nämlich gleich nach der morgendlichen Zigarette auf dem Balkon von ihrem gewagten Plan erzählt. "Aber das haben sie doch nicht nötig, Frau Meier. Sie doch nicht!" 
Ähnliche Sätze hörte sie später von Berta und Susi. Aber die Grete blieb stur. "Nee, nee, ihr könnt alle sagen was ihr wollt. Die müssen weg. Ausradieren werd ich die, aber sowas von!" Flüchtig dachte sie dabei an Lieschen, die ganz sicher die Meinung ihrer Arbeitskolleginnen vertreten würde, schob den Gedanken aber ganz schnell beiseite. Auch Lieschen würde sie nicht daran hindern, das zu tun, was getan werden musste. Mordlust machte sich in ihr breit.
Grete nahm sich spontan den Nachmittag frei und fuhr in die Stadt. Nicht wie sonst zu ihrem Lieblingsdrogeriemarkt, sondern diesmal suchte sie ein Fachgeschäft auf. Zumindest wirkte es auf sie so. Exclusiv und teuer. 
Sofort nach Betreten des Geschäftes schnappte sie sich die erstbeste Verkäuferin. "Ich brauche einen Killer, aber einen richtig guten", schleuderte sie der verdutzen, perfekt geschminkten jungen Dame entgegen, die sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. "Nu kommen sie mal in die Puschen und zeigen sie mir, was sie da so haben. Aber das eine sage ich ihnen gleich, wenn es nicht funktioniert, bringe ich alles wieder zurück." Der Blick der Verkäuferin sprach Bände. So sehr, dass es auch der Grete auffiel. In Nullkommanix kehrte sie wieder auf den Boden zurück. "Es tut mir leid, Fräuleinchen, so war das nicht gemeint." Begütigend legte sie ihre Hand auf den Arm der jungen Dame. "Wissense, ich hab mich heute morgen einfach nur total erschreckt beim Anblick meines Spiegelbildes. Und ich schwöre ihnen, gestern waren die ganzen Falten noch nicht da gewesen. Über Nacht haben sie sich angeschlichen und bei mir festgesetzt. Und jetzt will ich einfach so eine Creme haben, oder eine Tinktur. Einen Faltenkiller eben. Sie verstehen?"
Die junge Dame verstand und nickte der Grete verschwörerisch zu. "Natürlich, so einen Killer haben wir natürlich in unserem Sortiment." Sie drückte die Grete auf einen Stuhl. "Ich mache jetzt erst eine Hautanalyse und dann stell ich ihnen ein paar Produkte zusammen."  Und schon wischte sie mit einem feuchten Tüchlein in Gretes Gesicht herum. Kniff ihr hier mal in die Haut und zupfte da mal. 
Die Grete ließ vollkommen verdutzt alles über sich ergehen. Hautanalyse- Produkte zusammenstellen- ich will doch nur eines - einen ordentlichen Faltenkiller. Doch ehe Grete ihre Gedanken ordnen konnte, standen an die zwanzig Tuben und Tiegel vor ihr. Das Fräuleinchen öffnet dieses und jenes, schmierte rechts und links, ließ die Grete zwischendurch mal riechen und plapperte in einem fort. "Wie ein Filmstar werden sie nach einer Woche aussehen."  
Vor lauter Killern, Fillern, Hyaluron, Anti-age, Boostern und Q10, schwirrte der Grete schon nach ein paar Minuten der Kopf. Außer Kaviar, das einzige was ihr irgendwie bekannt vorkam, verstand sie nur Bahnhof. Allerdings war ihr nicht ganz klar, was Fischeier in ihrem Gesicht zu suchen hatten. "Wissense was, junge Dame, packen se mir mal alles ein was in den rosa Tiegeln und Tuben ist. Seidenextrakt. Das gefällt mir."
Gretes Gesicht verfärbte sich aber eher grün als rosa, als sie an der Kasse stand. Einhundertsechzig Euro! Doch was tut man nicht alles um den normalen Alterungsprozess aufzuhalten. Und das sie ihn damit aufhalten würde, davon war die Grete felsenfest überzeugt. Bei dem Preis, musste die Falten einfach weichen. Restlos.
Und wenn nicht, hörte die Grete eine kleine leise Stimme, die tief aus ihrem Bauch heraus zu kommen schien, was dann? 
Was dann? So genau wollte die Grete das gar nicht wissen. Und überhaupt, die rosa Tiegelchen passen schließlich perfekt zur Badezimmereinrichtung. 







Mittwoch, 19. März 2014

Gretes Senf am Mittwoch (19.03.14)

Gretes Senf am Mittwoch (19.03.14) 

Wir sind vernetzt. Ja, ich weiß. Rund um die Uhr sind wir erreichbar. Nur ja nix verpassen. Es könnte ja wichtig sein. Egal ob Laptop, Handy (darf man das überhaupt noch sagen? Heißt ja heute Smartphone!), Tablet oder am heimischen Pc. Wir sind immer online. Wie gesagt, nur nix verpassen. Von wegen wichtig und so. Ehrlich, ich hab auch nichts dagegen. Obwohl ich mich nicht unbedingt in die Riege der ständigen Onliner einreihe. Während ich meinem täglichen Broterwerb nachgehe, ist das Handy (ich bleib dabei!) nämlich ausgeschaltet. Oder zumindest stumm. Also für mindestens 8 Stunden täglich. Ich wüsste auch gar nicht, was und mit wem ich ständig telefonieren, simsen oder whatsappen sollte. Ha, ich sehe es an einigen Gesichtern "Die hat bestimmt keine Freunde!". Hab ich aber. Und sogar eine ganze Menge. Doch die arbeiten auch ( Ja, auch Hausfrau und Mutter ist ein Job. Ein Knochenjob!) und haben Besseres zu tun, als sich mit mir oder anderen ständig auszutauschen. Ganz ehrlich, ich würde auch auf die Barrikaden gehen, wenn eine meiner Freundinnen mir ständig mitteilen würde, was sie gerade macht, oder mit wem sie es gerade macht und überhaupt. 
Im Grunde ist es mir völlig egal, wie lange der oder die an ihren Handys hängen. Solange man mich damit verschont.  Die Sache ist allerdings die, ich werde nicht verschont. Damit meine ich jetzt nicht die lauten und teilweise völlig sinnfreien Handydialoge denen man in öffentliche Verkehrsmitteln völlig unfreiwillig ausgesetzt ist - Schatzi, der Zug fährt jetzt los - Schatzi in einer halben Stunde bin ich am Bahnhof - Schatzi der Zug fährt jetzt ein - Wie du bist noch nicht losgefahren, du wolltest mich doch abholen - Schatzi, ich stehe wie immer auf Gleis sechs - und das im Fünfminutentakt. Auch nicht die Gespräche, die man in Restaurants, in der Stadtbibliothek und auf dem Damen-WC öffentlich serviert bekommt. Nein, ich meine die Gespräche, die man nicht hört. Nur sieht. Das sind die gefährlichen. Die, die mich auf die Palme bringen. Gespräche am Steuer im Auto vor mir oder neben mir. Nur sprechen ginge ja noch, irgendwie. Aber damit ist es ja nicht getan. Da wird gesimst und bei Facebook gelikt was das Zeug hält. Und alles während man fährt. 
Wenn vor mir auf der Autobahn ein schnittiger Sportwagen immer langsamer wird, mal nach links schlenkert und mal nach rechts, weiß ich schon genau welches Bild sich mir bietet, wenn ich den Wagen überhole und einen kurzen Blick nach rechts werfe.  Immer vorausgesetzt ich traue mich überhaupt auf die linke Spur bei der unorthodoxen Fahrweise meines Vordermannes ( oder meiner Vorderfrau ). Fahrer oder Fahrerin haben eine Hand am Lenkrad, den Kopf gesenkt und hämmern (ähm ..wischen ) mit den Fingern der anderen Hand auf einem Handy rum. Oder lesen irgendwelche unnötigen Wasserstandsmeldungen. Das zieht sich durch alle Fahrzeugtypen und bei den Haltern/Innen durch alle sozialen Schichten. Waren es vor ein paar Jahren lediglich ein paar lipglossfressende Blondinen, die vor lauter Bewundern des eigenen Spiegelbildes ein Hupkonzert an längst grünen Ampeln anzettelten, gefährden mittlerweile die ehemals Hupwilligen mit ihrer Janixverpassenmentalität den gesamten Straßenverkehr. Und sie ziehen mich durch ihr Handeln hinein. In Ihre Gespräche und in ihre Whatsappnachrichten. Und nicht nur mich. Auch das kleine Kind, was am Straßenrand steht und fröhlich mit einem Ball spielt.
Ginge es nach mir, wären nicht nur 45 Euro fällig, falls denn mal einer oder eine erwischt wird. Führerschein weg und zwar für eine lange, lange Zeit.

Gruß vonner Grete

P.S. Nix für ungut, all jenen, die sich vorbildlich im Straßenverkehr verhalten. Von denen gibt es Gott sei Dank noch reichlich.



Dienstag, 18. März 2014

Das Fräulein Grete Meier hat einen Vogel

Das Fräulein Grete Meier hat einen Vogel

"Lieschen, stell dir nur mal vor, ich habe einen Vogel!" Ganz aufgeregt klang das Fräulein Grete Meier. "Ja, ganz sicher Grete, du hast eine Meise", antwortete das Lieschen trocken. Jetzt war die Grete baff. "Ja, genau, woher weißt du das?"
Lieschen lachte sich am anderen Ende der Leitung kaputt. Grete konnte auf dem Monitor genau sehen, wie sich das Lieschen schier vor Lachen bog. "Ein Vögelchen hat es mir geflüstert", japste sie. 
"Nu nimme mich mal nicht auf den Arm, Lieschen. Ich habe wirklich einen Vogel, eine Meise, nein, im Grunde sogar zwei. Sie nisten auf meinem Balkon. Stell dir das vor, nach all den Jahren!" Ob Lieschen sich das vorstellen konnte, sei mal dahingestellt. Immerhin, sie ließ sich jedenfalls nichts anmerken und hörte sich Gretes Meisengeschichte geduldig an. Nur einmal, als Grete das Vogelhäuschen erwähnte, in dem sich die Meisen wohlich eingerichtet hatten, konnte sie sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Grete sah es wohl, und innerlich musste sie sie selber lachen.
Das Vogelhäuschen zierte Gretes Balkon schon einige Jahre. Sobald die Weihnachtsdekoration wieder im Keller verschwunden war, baute die Grete es auf. Jedes Jahr aufs Neue, in der Hoffnung, dass sich doch mal irgendein Vogelpärchen erbarmen würde. Selbstgebaut hatte es die Grete, das Häuschen. In einem Volkshochschulkurs. Eigentlich wollte sie damals ja einen Töpferkurs besuchen, aber der war schon ausgebucht gewesen. Blieb nur noch ein Malkurs, oder eben der "Ich baue mir ein Vogelhaus" Kurs. Da Malen so gar nicht Gretes Ding ist, sie aber unbedingt einen dieser Kurse besuchen wollte, hatte sie sich eben für das Vogelparadies entschieden. 8 x 2 Stunden für 40 Euro. Material musste extra bezahlt werden. Nun, handwerklich geschickt isse ja, die Grete. Und so war unter ihren Händen ein wahrliches Kunstwerk entstanden. Ein Vogelhäuschen wie aus dem Bilderbuch. Etwas größer vielleicht als normal, aber mit Fensterchen, vor denen innen kleine weiße Gardinen hängen, davor winzige Blumenkästen mit Plastikgänseblümchen,  einem Dach mit roten Ziegeln und einer Veranda, auf der eine kleine blaue Bank aus Legosteinen steht. Das Häuschen selber wurde von Grete himmelblau lackiert. Passend zu ihrer Gartenbank auf dem Balkon. Mächtig stolz war die Grete auf ihr Werk. Und voller Erwartung hatte sie es dann auch auf dem Balkon aufgestellt. Unter fachlicher Anleitung von Herrn Heinevetter. Zu ihrem Leidwesen verschmähten die Vögel allerdings Jahr um Jahr das schöne Häuschen. Einzig ein kleiner Spatz hatte sich mal verirrt. Aber nur für einen verregneten Sonntagnachmittag. Danach war er wieder verschwunden. Geflüchtet Grete, hatte Lieschen dazu gesagt. Geflüchtet.
"Siehste Lieschen", schloss die Grete, "das Warten hat sich doch gelohnt. Nu isses bewohnt, mein kleines buntes Vogelheim. Und das schon seit einer Woche. Ein richtiges Nestchen haben die darin gebaut."
Lieschen freute sich mit der Grete und beide sinnierten noch fast eine Stunde darüber, wieviele Eier wohl bald in dem Nest liegen würden, wann die Vögelchen wohl schlüpfen und ob die Meisenmama auch eine gute Mutter sein würde. "Echt Lieschen, ich bin froh, dass ich im ersten Stock wohne. Erst neulich habe ich nämlich gesehen, wie eine Katze so ein Nest zerstört hat. Und du weißt ja, hier streunen so einige rum! Aber glaub mir, sollte ich eine bei meinen Vogelkindern erwischen ..." Lieschen wusste. Ganz genau.



Mittwoch, 12. März 2014

Gretes Senf am Mittwoch (12.03.14)

Gretes Senf am Mittwoch (12.03.14)

Ich mag sie einfach nicht. Die Bayern. Also fußballtechnisch gesehen. Im Grunde können die nichts dafür, dass ich so anti eingestellt bin. Hat etwas mit einem Trauma zu tun. Einem Kahn-Trauma, genauer gesagt. Egal wann und wo ich diesen Kerl gesehen habe (und er war zeitweilig alle arschlangs zu sehen) mit seinen riesigen Mund, ob auf der Mattscheibe oder in diversen Zeitungen, stets stellten sich mir die Nackenhaare hoch. Und wenn dann noch die Stimme dazu kam ... Nee ... ging gar nicht. Geht auch heute noch nicht, aber Gott sei es gedankt, er ist ja kaum noch präsent. Die Abneigung gegen den Bajuwarenfussballverein ist aber bis heute geblieben. Denen gönn ich nix. Rein gar nix. Noch nicht mal das Schwarze unter ... na , ihr wisst schon.
Ich weiß, dass mir da so einige jetzt aufs Dach steigen werden. Ehrlich ich habe es versucht. Ich wollte sie mögen. Ich schwöre. Zumindest ab dem Zeitpunkt als Manuel Neuer den Platz im Tor eingenommen hat. Den mag ich nämlich. Vor allem natürlich weil er lange Jahre auf Schalke gespielt hat. Blau weiß ... und dann zieht er dieses dämliche Bayerntrikot an. Verräter! Nee, wirklich, das habe ich nur für eine Sekunde gedacht. Ist ein netter Kerl und wer will nicht lieber in einer Siegermannschaft (Leider!) das Tor hüten. Trotzdem ... lieber Manuel, auch du hast es nicht geschafft, dass ich das Kahn-Trauma überwinde.
Für einige Zeit in weite Ferne gerückt steht das widerliche Trauma seit Tagen wieder vor meiner Tür. Besser gesagt vor meinen lesenden Augen. In Form von Uli Hoeneß, dem Präsidenten des FC Bayern München, dem Steuerhinterzieher. Gut, mag manch einer denken, hat er eben mal ein bisschen Steuern hinterzogen, dafür hat er viel für den Verein getan und auch sonst Geld für alles Mögliche gespendet. Hallo? Ein bisschen Steuern hinterzogen? Für wen sind denn bitte siebenundzwanzig Millionen Euro ein bisschen? Für mich jedenfalls nicht.
Grob gerechnet, wenn man mal 25% Kapitalertragssteuer zu Grunde legt, müsste er einen Gewinn von einhundert Millionen Euro erwirtschaftet haben mit seiner Zockerei an der Börse. Einhundert Millionen. Ich mag mir gar nicht erst ausrechnen wollen, wieviel Kapital dafür eingesetzt werden musste. Gretenormalverbraucher freut sich ja schon, wenn ihr Freistellungsauftrag mal fast bis zum Anschlag ausgeschöpft ist. Mein Gott, was hätte Vater Staat alles mit dem Geld machen können. Jedes Mal wenn ich in Zukunft über ein Schlagloch fahre, dass schon seit fünf Jahren nach Ausbesserung schreit, weiß ich zumindest jetzt haargenau wem ich das zu verdanken habe. Nicht das Schlagloch, nein, nur die Tatsache, dass es noch immer da ist. Ich bin nicht dafür, dass Steuersünder die gleichen hohen Haftstrafen erhalten wie Vergewaltiger und Kinderschänder. Aber so ein-zwei Jährchen hinter deutschen Gittern täten dem Hoeneß doch ganz gut. Großzügig wie ich bin, darf er dann sogar sein i-phone mitnehmen. Ausgestattet mit der F.A.Z Börsenspiel App. 
Kinderleicht zu bedienen und die Gewinne sind garantiert steuerfrei.

Gruß vonner Grete


Dienstag, 11. März 2014

Das Fräulein Grete Meier ist verschnupft

Das Fräulein Grete Meier ist verschnupft

Ganz Deutschland tanzt mit den Frühling. Nur nicht das Fräulein Grete Meier. Die tanzt nur mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit. 
So schlimm hat es die Grete schon seit Jahren nicht mehr erwischt. In ihrem Kopf arbeitete einer mit einem Presslufthammer, die Nase lief wie ein Wasserhahn und vor lauter Husten waren schon kleinere Adern in Gretes Augen geplatzt. Die Stimmbänder arbeiteten nur minimalistisch. Zu mehr als einem heiseren Flüstern reichte es nicht. Als selbst die heißgeliebte Zigarette nicht mehr schmeckte, wusste die Grete wes Stündlein ihr geschlagen hat. Der Gang zum Arzt und eine Krankmeldung waren unvermeidlich.
"Mindestens eine Woche, Frau Meier", sagte Dr. Heimler. "Schonen sie sich, sonst gibt das eine Lungenentzündung."
Na, der hat gut reden, dachte die Grete. Schonen! Wo doch soviel Arbeit im Büro auf mich wartet. Aber nachdem ihr Dr. Heimler ernsthaft ins Gewissen geredet und der Chef ihr mindestens einhundertmal versichert hat, dass Susi ganz sicher alles im Griff hat, fügte sich die Grete in ihr Schicksal. In ihrer Lieblingsbuchhandlung deckte sie sich mit reichlich Lesematerial ein und in der Apotheke, neben den verschriebenem Antibiotikum, mit entsprechenden Medikamenten. Wärmstens empfohlen von einer eifrigen jungen Dame für insgesamt achtundvierzig Euro. Nachdem die Grete allerdings zuhause die ganzen Beipackzettel gelesen hatte, landete die Hälfte davon, ohne dass die Grette großartig darüber nachgedacht hatte,  im Müll. Für ganze fünf Minuten."Nee, nu wirklich Grete, da gehören sie aber nicht rein!", krächzte sie vor sich hin. Sie sammelte alles wieder ein und beschloss die Medikamente beim nächsten Besuch in der Apotheke wieder abzugeben. 
Gretes angeschlagener Gesundheitszustand blieb auch den Hausbewohnern nicht lange verborgen. Der Reihe nach klingelten sie an Gretes Tür und versorgten sie mit Tipps. Natürlich erst nach einer Tasse Kaffee in Gretes Küche. Da Grete viel zu erschöpft war, um sich gegen all die ihr angedeihte Hilfe zu wehren, kam es wie es kommen musste. 
Als Marie am späteren abend nach Grete schaute, traf sie fast der Schlag. In der ganzen Wohnung roch es nach Essig, Zwiebeln, Eukalypthus und Salbei. Die Grete lag völlig ermattet auf der Couch und bot einen fast schon grotesken Anblick. Um ihren Hals war ein Handtuch mit bereits getrocknetem Quark gewickelt. Frau Korters sei Dank. Auf ihrer Brust klebten gekochte Kartoffelschalen unter einem dicken Verband. "Das hilft ungemein, liebes Fräulein Meier" hatte er Heinevetter gemeint. "Schon meine Großmutter schwor darauf!" Wadenwickel mit essigsaurer Tonerde gegen das Fieber und ein undefinierbares Gebräu aus Zwiebeln und Kandiszucker gegen den Husten hatte Frau Heber beigesteuert. "Sie müssen viel davon trinken. Und immer schön abwechselnd mit dem Salbeitee. Ist gut für die Stimmbänder." Der Tee stammte allerdings aus dem Lieschenteevorrat von der Grete.
Marie schlug bestürzt die Hände vor den Mund. "Oh ma Gretee, was aben sie nur mit disch angestellt?" Resolut befreite Marie die Grete von all den Wickeln, schüttete die Zwiebelmischung weg und riss alle Fenster auf. Sie drängte Grete ins Bad und befahl ihr sich zu waschen und einen frischen Schlafanzug anzuziehen. Grete ließ alles widerstandslos über sich ergehen. Blieb ihr ja auch nichts anderes übrig. Während Grete alles tat, was ihr Marie aufgetragen hatte, entsorgte diese all die kleinen Hausmittelchen und räumte die Küche auf. Dabei fielen ihr die aus dem Müll geretteten Medikamente auf. Aufmerksam las sie die Beipackzettel.
Als Grete gesäubert und mit frischem Schlafanzug die Küche betrat, hatte Marie bereits frischen Salbeitee gekocht. Sie schob Grete ins Schlafzimmer. "Und nun, ma Gretee, ab in die Bett mit disch. Tee gaanz langsaam trinken, ein kleine alstablette nehmen, ein bisschen Nasentropfen und diese Mietel hier für die Fieber. Und dann ma Gretee ... schön schlaafen ...!

Und die Grete schlief. Und wie sie schlief. Wie ein Murmeltier. Am nächsten Tag ging es ihr auch schon ein wenig besser. Natürlich Dank all der Hausmittelchen von Frau Korters, Frau Heber und Herrn Heinevetter, wie sie allen glaubhaft und mit Inbrunst versicherte.






Mittwoch, 5. März 2014

Gretes Senf am Mittwoch (05.03.14)

Gretes Senf am Mittwoch (05.03.14)

Panzer hier, Soldaten dort und Mütterchen Angela mittendrin. Am Rockzipfel von Obama. Und am Telefon. Der eine droht, die andere schlägt ein bisschen Schaum. Da war ganz schön was los in der Medienwelt. Vor allem die Liveticker diverser Magazine glühten förmlich, ob der sich überschlagenden Ereignisse auf der Krim. Pünktlich zur Nacht der Nächte war es dann allerdings soweit. Die Sternchen und Stars aus Hollywood verdrängten den säbelrasselnden Putin von der ersten Seite. Ganz schön verärgert war ich darüber. Schließlich macht man sich ja Sorgen um den Weltfrieden und will informiert sein. Obwohl, wenn ich es mir so recht überlege ... (Ironie an) Stimmt, die Lage auf der Krim ist längst nicht so wichtig wie die Frage, ob der gute Leonardo nun endlich einen Oscar abgreift oder nicht. (Ironie aus)
Irgendwie tut mir der alte Knabe ja doch ein bisschen leid. Also nicht der Putin, der ist nichts anderes als ein Kleinkind in der Trotzphase. Hat der eigentlich keine Mutter, die ihm mal den Hosenboden stramm zieht? Das gilt auch für Janukowitsch, diesem Jammerlappen. "Ich bin immer noch im Amt, das was die gemacht haben gildet nicht" 
Ach nee! Armes Puttputt, hat man dir etwa dein Spielzeug weggenommen? Sowas aber auch. Total gemein! 
Jaja, erst wie die Ratten das sinkende Schiff verlassen und dann aus sicherer Entfernung rumnöhlen. Ist wie vor ein paar Jahrzehnten. Da liegt ein Land in Trümmern, ist längst in anderer Hand, aber immer noch steht da einer, hebt den rechten Arm und redet vom Endsieg. Wovon träumt der nachts?
Unverbesserliche soll es ja auch heute noch geben. Und welche, denen Nazisprüche einfach so, natürlich völlig ohne einen Hintergrund, herausrutschen. So wie jüngst einer Lehrerin, die ihre Schüler bei einem sportlichen Wettkampf so richtig nett mit einem "Sieg Heil" anfeuerte. Der sollte man nicht nur einen Maulkorb verpassen sondern sie auch kommentarlos aus dem Schulbetrieb entfernen. Sowas soll unseren Kindern was beibringen? Moral und Anstand wahrscheinlich noch? Grundgütiger, wo soll das denn enden! Wirkliche, eine verbale Entgleisung der ganz besonderen Art.

War aber diese Woche nicht die einzige. Wenn auch nicht verbal. Da verkraftet ein junger kanadischer Soldat seinen Afghanistaneinsatz nicht und nimmt sich das Leben. Und die Behörden von Kanada haben nichts besseres zu tun, als der Mutter einen Scheck, (Entschädigung) über die Wahnsinnssumme von 1 Cent, zuzuschicken. Wie großzügig!! "Ein grober bürokratischer Fehler", laut Aussage des kanadischen Verteidigungsministers. 
Fuck you, Herr Nicholson, sage ich dazu.

Immerhin, ein positives Ereignis gibt es dann doch noch. Der Papst war vor Urzeiten auch mal verliebt. Zwar nur für eine Woche, aber immerhin. Ob der damals wohl über die Karnevalstage in Köln war? 

Am Aschermittwoch
ist alles vorbei.
Die Schwüre von Treue,
sie brechen entzwei.
 Von all deinen Küssen
darf ich nichts mehr wissen.
Wie schön es auch sei,
dann ist alles vorbei.

Gruß vonner Grete


Montag, 3. März 2014

Von Feiglingen und einem Missverständnis

Von Feiglingen und einem Missverständnis

Missmutig zappte sich das Fräulein Grete Meier durch die Alaafs und Helaus diverser Fernsehanstalten. Am Rosenmontag bin ich gebooooren ...
Nee, dachte die Grete, nur das nicht. Und ... Eenmol Prinz zu sin ... grauenhafte Vorstellung. Und dann noch in Kölle! Alleine schon das Wort bereitete ihr Schmerzen. Und das schon seit Donnerstag. Seufzend stand sie auf und holte sich ein neues Coolpack aus dem Gefrierfach. Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer blieb sie vor dem Spiegel im Flur stehen und betrachtete ihr lädiertes Gesicht. Die rechte Seite ihrer Stirn war angeschwollen und schillerte in allen möglichen Grün- und Lilatönen. Trotz der Schmerzen musste sie grinsen. "Schuld biste selber, Grete", sagte sie laut. "Aber immerhin, ne Maske hätteste heute nicht gebraucht!"
Im Wohnzimmer klingelte das Telefon. Tante Heidi. Grete hörte es wie immer schon am Klingelton. War ja klar wie Kloßbrühe, die wollte bestimmt wissen, wie es Weiberfastnacht in Köln war. Nur zögernd nahm sie den Hörer ab. Hätte Tante Heidi nicht selber viel zu erzählen gehabt, wäre ihr garantiert aufgefallen, wie einsilbig die Grete die Fragen nach vergangenen Donnerstag beantwortete. Lügen kann das Fräulein Grete Meier nämlich nicht besonders gut. Kommt sie einmal in eine Situation, wo es angebracht ist die Wahrheit zu verschleiern, flüchtet sie sich lieber in knappe Jas und Hmms und Nees. Funktioniert aber wenn, nur am Telefon. So Auge in Auge? Nee, nicht wirklich. Meistens hört Tante Heidi dennoch an Gretes Stimme, wenn sie flunkert oder krampfhaft etwas verschweigen will. Dieses Mal hatte die Grete Glück. Aufatmend legte Grete den Hörer wieder auf. Noch mal davongekommen. Oder, im Grunde, wiedermal. Denn auch bei Susis Anruf von Samstag war ihr das geglückt. Gott sei Dank! Susi wäre die letzte, vor der Grete zugegeben hätte, was ihr am Donnerstag noch auf dem Heimweg passiert ist.
Im Grunde war es ja nicht so schlimm. Nur Hochnotpeinlich. Aber sowas von. 

Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Denn, entgegen ihrer strikten Weigerung ein pinkes Kostüm zu kaufen, hatte sich die Grete, beim Kostümkaufbummel mit Susi, in eine leuchtend rosafarbene Perücke verliebt. So richtig schön Rockabilly mit einem Totenkopf als Haarschmuck. Ein Shirt mit ebensolchen toten Köpfen und passende Accessoires waren schnell gefunden. Grete fühlte sich jedenfalls am Donnerstgamorgen pudelwohl in ihrem Kostüm. So wohl, dass sie sogar Susi die ganze Schminkerei überließ. Ein Heidenspaß war das gewesen. Und spaßig ging es dann auch mit der ganzen Truppe in Köln weiter. Auf der Zugfahrt in die Domstadt kreisten schon die Sektdosen (Jaa, gibbet tatsächlich) und dementsprechend ausgelassen waren bereits alle, als man in Köln ankam.
Angeführt von Susi, mit den Worten "Alter Markt is nur was für Immis", stürmte man eines der vielen Brauhäuser in der Nähe vom Dom. Anstehen brauchte man so früh noch nicht und man konnte sich in aller Ruhe ein schönes Plätzchen suchen im Lokal. Knapp eine Stunde später sah das schon ganz anders aus. Eine brodelnde Masse bunt gekleideter Jecken beherrschte das Bild. Aus den Boxen dröhnte neben den Bläck Föös, Brings und Kasalla auch der Wendler und der König von Mallorca. Schunkeln ging gerade noch, aber Tanzen war schon nicht mehr möglich. Unterhalten auch nicht mehr. Man konnte nur noch Schreien oder sich mit Handzeichen verständigen. Aus Lust wurde so langsam Frust. Und aus Bier nach und nach Feiglinge. Grete hielt tapfer mit. Schließlich wollte sie kein Spielverderber sein. Nach sieben Stunden hielt sie es allerdings nicht mehr aus. Sie wollte nur noch eines. An die Luft. Wie gut, dass justament Susi und der Chef Hunger hatten. Die Gelegenheit für Grete dem Kölle-Alaaf zu entfliehen. Nach obligatorischer Currywurst mit Pommes Ruut-wieß machte sich die Grete vom Acker. "Keine zehn Pferde kriegen mich da wieder rein. Geht ihr ruhig, ich nehm den nächsten Zug."
Der Bahnhof war ja nicht weit, und die frische Luft tat gut. Was Grete nicht so ganz bedachte war die Tatsache, dass frische Luft auch den Alkoholpegel zu Tage bringt. Vor allem diese kleinen fiesen, sooo gut schmeckenden Feiglinge machten der Grete nun doch ein wenig zu schaffen. Immerhin, gerade konnte sie noch gehen. Am Fahrkartenautomaten wurde es dann doch etwas schwieriger. Aber auch diese Hürde war irgendwann geschafft. Jetzt schnell auf Bahnsteig acht. Nur noch zehn Minuten bis zur Abfahrt des Zuges. Grete begann die Rolltreppe hochzusteigen. Das macht sie immer. Die fahren ihr nämlich viel zu langsam. Nach ein paar Schritten merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Ganz und gar nicht stimmte. Nicht stimmen konnte, denn sie kam irgendwie nicht richtig vorwärts. Sie brauchte einige Sekunden um zu begreifen, dass die Treppe nicht auf den Bahnsteig fuhr, sondern in die Gegenrichtung. Nämlich vom Bahnsteig herunter. Kein Problem, dachte die Grete, das haste früher ja auch schon gemacht. Musste nur halt was schneller gehen. Gesagt, getan. Grete hatte allerdings die Rechnung ohne die Feiglinge gemacht. So sehr sie sich auch bemühte, den letzten Schritt auf den Bahnsteig schaffte sie einfach nicht. Hilfe nahte, nach gefühlten zehn Minuten und zwanzig Versuchen den rettenden Bahnsteig zu erreichen, in der Gestalt eines orange gekleideten indischem Menschen, der den Bahnsteig kehrte. Beherzt sprang er zu Grete auf die Treppe. "Ich helfen!" Doch auch der Helfer, der die Grete untergehakt hatte, scheiterte am letzten Schritt. Der Abstand der letzten Stufe war, gepaart mit der Geschwindigkeit, einfach zu groß. So kam was kommen musste. Der Helfer stürzte, mit samt der rosa Wolke in seinem Arm, auf die Treppe. Grete schlug mit ihrem Kopf recht unsanft auf. Davon ließ sich das orange Helferlein aber nicht abhalten, es gleich nochmals zu versuchen. Und wieder knallte die Grete, die völlig wehrlos die angedeihte Hilfe über sich ergehen ließ,  mit dem Kopf auf die Stufen. Blut lief ihr über das Gesicht. Jetzt reichte es der Grete. Sie setzte sich auf eine Stufe und ließ sich von der rollenden Treppe nach unten fahren, im Schlepptau das Kehrmännchen. "Ich helfen!"
Dieser sorgte sich sichtlich um das Fräulein Grete Meier und ließ sie erst aus den Augen, als die Grete mit der richtigen Treppe oben auf dem Bahnsteig angelangt war und ihm mehrfach versichert hatte, dass alles mir ihr in Ordnung sei. 
Zuhause angekommen, schlich sich die Grete so leise wie möglich ins Haus. Jetzt bloß nicht Herrn Heinevetter über den Weg laufen. Im Badezimmer konnte sie dann das gesamte Ausmaß dieses feuchtfröhlichen Tages im Spiegel bewundern. Eine riesige Beule und eine Platzwunde gaben dem rosa geschminkten Gesicht erst den richtigen Touch von Kölle Alaaf. Dreemol Kölle Alaaf.