Dienstag, 25. März 2014

Das Fräulein Grete Meier sucht einen Killer

Das Fräulein Grete Meier sucht einen Killer

So richtig tief in die Tasche greifen wollte das Fräulein Grete Meier dafür. Sie war an einem Punkt angelangt, an dem sie kein Pardon mehr kannte. Eigentlich hat sie gedacht, dass sie damit leben könnte. Doch nach dem Blick in den Spiegel heute morgen änderte sie ihre Meinung. Schlagartig. Und niemand sollte sie davon abhalten. Keine Berta und keine Susi. Und erst recht nicht Herr Heinevetter. Dem hat sie nämlich gleich nach der morgendlichen Zigarette auf dem Balkon von ihrem gewagten Plan erzählt. "Aber das haben sie doch nicht nötig, Frau Meier. Sie doch nicht!" 
Ähnliche Sätze hörte sie später von Berta und Susi. Aber die Grete blieb stur. "Nee, nee, ihr könnt alle sagen was ihr wollt. Die müssen weg. Ausradieren werd ich die, aber sowas von!" Flüchtig dachte sie dabei an Lieschen, die ganz sicher die Meinung ihrer Arbeitskolleginnen vertreten würde, schob den Gedanken aber ganz schnell beiseite. Auch Lieschen würde sie nicht daran hindern, das zu tun, was getan werden musste. Mordlust machte sich in ihr breit.
Grete nahm sich spontan den Nachmittag frei und fuhr in die Stadt. Nicht wie sonst zu ihrem Lieblingsdrogeriemarkt, sondern diesmal suchte sie ein Fachgeschäft auf. Zumindest wirkte es auf sie so. Exclusiv und teuer. 
Sofort nach Betreten des Geschäftes schnappte sie sich die erstbeste Verkäuferin. "Ich brauche einen Killer, aber einen richtig guten", schleuderte sie der verdutzen, perfekt geschminkten jungen Dame entgegen, die sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. "Nu kommen sie mal in die Puschen und zeigen sie mir, was sie da so haben. Aber das eine sage ich ihnen gleich, wenn es nicht funktioniert, bringe ich alles wieder zurück." Der Blick der Verkäuferin sprach Bände. So sehr, dass es auch der Grete auffiel. In Nullkommanix kehrte sie wieder auf den Boden zurück. "Es tut mir leid, Fräuleinchen, so war das nicht gemeint." Begütigend legte sie ihre Hand auf den Arm der jungen Dame. "Wissense, ich hab mich heute morgen einfach nur total erschreckt beim Anblick meines Spiegelbildes. Und ich schwöre ihnen, gestern waren die ganzen Falten noch nicht da gewesen. Über Nacht haben sie sich angeschlichen und bei mir festgesetzt. Und jetzt will ich einfach so eine Creme haben, oder eine Tinktur. Einen Faltenkiller eben. Sie verstehen?"
Die junge Dame verstand und nickte der Grete verschwörerisch zu. "Natürlich, so einen Killer haben wir natürlich in unserem Sortiment." Sie drückte die Grete auf einen Stuhl. "Ich mache jetzt erst eine Hautanalyse und dann stell ich ihnen ein paar Produkte zusammen."  Und schon wischte sie mit einem feuchten Tüchlein in Gretes Gesicht herum. Kniff ihr hier mal in die Haut und zupfte da mal. 
Die Grete ließ vollkommen verdutzt alles über sich ergehen. Hautanalyse- Produkte zusammenstellen- ich will doch nur eines - einen ordentlichen Faltenkiller. Doch ehe Grete ihre Gedanken ordnen konnte, standen an die zwanzig Tuben und Tiegel vor ihr. Das Fräuleinchen öffnet dieses und jenes, schmierte rechts und links, ließ die Grete zwischendurch mal riechen und plapperte in einem fort. "Wie ein Filmstar werden sie nach einer Woche aussehen."  
Vor lauter Killern, Fillern, Hyaluron, Anti-age, Boostern und Q10, schwirrte der Grete schon nach ein paar Minuten der Kopf. Außer Kaviar, das einzige was ihr irgendwie bekannt vorkam, verstand sie nur Bahnhof. Allerdings war ihr nicht ganz klar, was Fischeier in ihrem Gesicht zu suchen hatten. "Wissense was, junge Dame, packen se mir mal alles ein was in den rosa Tiegeln und Tuben ist. Seidenextrakt. Das gefällt mir."
Gretes Gesicht verfärbte sich aber eher grün als rosa, als sie an der Kasse stand. Einhundertsechzig Euro! Doch was tut man nicht alles um den normalen Alterungsprozess aufzuhalten. Und das sie ihn damit aufhalten würde, davon war die Grete felsenfest überzeugt. Bei dem Preis, musste die Falten einfach weichen. Restlos.
Und wenn nicht, hörte die Grete eine kleine leise Stimme, die tief aus ihrem Bauch heraus zu kommen schien, was dann? 
Was dann? So genau wollte die Grete das gar nicht wissen. Und überhaupt, die rosa Tiegelchen passen schließlich perfekt zur Badezimmereinrichtung. 







3 Kommentare:

  1. Ach herje liebe Grete, welcher Teufel hat dich denn da geritten, soviel Geld auszugeben.
    Na dann hoffe ich mal das all die kleinen Wundermittel helfen und du Tag für Tag jünger aussiehst. Berichte mal.

    Liebe Grüße
    Angelika

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  2. hallo gretelchen,
    ich habe so gelacht über deinen so schönen bericht, ich freue mich immer mittwochs auf deine erlebnisse. der booster boostet die falten weg. das glaubt wer will. naja, schon alleine der glaube versetzt ja berge.
    ich denke aber nicht, dass du einen killer gebraucht hättest. schönheit kommt von innen und zufriedenheit und glück und auch sex :-)) bringen eine tolle ausstrahlung und eine innere zufriedenheit und das schafft kein booster, obwohl der ist ja auch männlich.
    :-))
    ich bin schon weg. frei mi uff d nächschde mittwoch.

    lg eva

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  3. köstlich....! Und herzlichen Glückwunsch der Grete zu diesem Entschluß!
    Falten können, - müssen aber nicht sein und was man außer einer tüchtigen gesichtsgrimasse noch entgegen halten könnte um diese zu mindern - sollte jeder tun, nicht nur die Grete, - hab mich köstlich beim lesen dieser Anekdote amüsiert!....und grinse immer noch, ja ja...keiner bleibt verschont, das tröstet ein bißchen...

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...