Dienstag, 28. Juli 2015

Das Fräulein Grete Meier schiebt und schiebt

Das Fräulein Grete Meier schiebt und schiebt 

Was du heute kannst besorgen ... Jaja Onkel Günther, du hast ja recht. Das Fräulein Grete Meier schaute reichlich genervt auf die Aktenordner, die sich auf ihrem Esszimmertisch im Wohnzimmer, zwischen einem Berg von Briefen, stapelten. Vielleicht sollte ich zuerst mal einen Kaffee ... der Gedanke, was Onkel Günther wohl zu diesem Durcheinander sagen würde, ließ sie den Satz nicht zu Ende denken.  Obwohl, eine Zigarette ... Grete riss sich zusammen. Entschlossen setzte sie sich auf einen der Stühle und griff sich den ersten Ordner. Versicherungen. Da musste doch irgendwo ... Herrgott noch eins ... wo hatte sie das denn nur wieder verkramt. Vielleicht in der rechten Küchenschublade?

"Lieschen, jedes Jahr das gleiche Theater. Ich versteh es einfach nicht. Im Büro bin ich sowas von penibel und zuhause ... alles stopf ich in irgendwelche Schubladen und wenn ich die Steuer machen muss, find ich nix mehr. Das ist doch nicht normal!" Lieschens Antwort wartete die Grete erst gar nicht ab. "Seit Wochen schieb ich das nun schon vor mir her. Zigmal habe ich mir es vorgenommen. Die Ordner aus dem Schrank geholt, die Briefe und Kontoauszüge aus den Schubladen und jedesmal habe ich nach 10 Minuten alles wieder weggeräumt." Grete schniefte und Lieschen lachte. "Na, und heute? Haste denn wenigstens heute alles geschafft?" 
"Ja, was denkst du denn?", sagte die Grete und straffte ihren Rücken. "Alles fertig. Die Kontoauszüge sind abgeheftet, auch alle Schreiben von Versicherungen. Ganze zwei Stunden habe ich dafür gebraucht. Stell dir das mal vor! Und für die Steuer dann nochmal eine. Sogar der Brief für das Finanzamt liegt schon frankiert vor mir."
"Siehste Grete, wenn man will ... aber ich versteh jetzt nicht so ganz, wo das Problem liegt. Ist doch oft so, dass man das, was man täglich beruflich macht zuhause nicht mehr so gerne tut." 
"Vielleicht haste ja recht, Lieschen. Die Frau Heber hat letztens auch gejammert, dass im Bad der Wasserhahn tropft. Wäre ja eigentlich ein Klacks für ihren Mann, schließlich ist er ja Installateur. Aber nee, tagelang ist sie ihm damit hinterhergelaufen, bis er sich endlich bequemt hat sein Werkzeug auszupacken, um das Ding zu reparieren. Und das wirklich erst, nachdem sie ihm gedroht hat samt Luis zu ihrer Mutter zu fahren."
"Ja, Grete, man braucht eben manchmal einen kleinen Tritt in den Hintern. Sei man froh, dass du das heute auch ohne geschafft hast!"
Die Grete duckte sich förmlich unter Lieschen Worten und wechselte rasch das Thema. Denn so ganz ohne Druck wäre die Steuer wohl auch heute nicht fertig geworden. Bei Grete war es allerdings, mangels Vorhandenseins, nicht ein Ehemann gewesen. Vielmehr hatte da Onkel Günther eine gewisse Rolle gespielt, der schon seit Wochen bei jedem Telefonat nach Gretes Steuer gefragt hatte.Und da morgen ein Besuch anstand, und die Grete keinesfalls wieder zugeben wollte, dass sie noch immer nichts daran getan hatte, und weil ihr auch keine Ausreden mehr einfielen, hatte sie sich heute daran gesetzt.  
Was du heute kannst besorgen ...








4 Kommentare:

  1. das verschiebe nicht auf Morgen, je älter ich werde, desto mehr verschiebe ich allzu gern lach..... Wieder einmal ein schöner Denkanstoss. LG Geli

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  2. ja genau, ... das verschiebe nicht auf morgen. Manchmal ist man aber so überlastet, dass man es einfach tun muss. Allerdings muss ich gestehen, dass ich auch nicht gerne verschiebe, denn: Verschoben ist nicht aufgehoben. Man muss es ja doch irgendwann tun. Und wann dann, wenn nicht jetzt ;-)
    Aber mir ist bei der Geschichte noch ein Spruch eingefallen: Der Schuster hat die schlechtesten Leisten. Ebenso wie der Installateur zu Hause den tropfenden Wasserhahn nicht repariert.
    LG
    Astrid

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  3. Oh Du je....ich glaube mein Name ist Grete...
    Gerade vorhin habe ich erst geplant, wann ich die unliebsamen Schreibarbeiten erledige...
    Danke für den Post! Ich gehe mir jetzt einen Onkel Günther suchen...
    LG
    Marle

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  4. "...das verschiebe nicht auf morgen"!!..stimmt liebe Grete,
    ohjeeeeeemineeee ich erinnere mich, wahrscheinlich warst du
    in meinen Steuererklärungsversuchen als geist im Hintergrund am Tisch gesesen und hast dir freudvoll in die Hände gespuckt als du sahest, dass es nicht dir so ging!
    ich bin jetzt
    endlich
    ausgesteuert und wünsche dir
    das für die Zukunft auch bald...
    aber sag...
    warum nicht eine einzige seite und das übers Internetformular, das gabs doch dann irgendwann mal, wie ich mich erinnere...?
    ach jaaaaaaaaaa...seufz. ist schon ne Zeit her....
    angelface....die die Grete bemitleidet aaaaaber auch nur zu gut
    verstehen kann...

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...