Dienstag, 21. Juli 2015

Von Hitzewallungen und einem Kopfsalat

Von Hitzewallungen und einem Kopfsalat

Das Fräulein Grete Meier schwitzte. Aber sowas von. Nicht nur, dass die Wohnung einem Backofen glich, nein, auch die Grete fühlte sich wie einer. Seit Stunden werkelte sie nun schon in der Küche. Und das bei der Hitze. 31 Grad Außentemperatur. Und innere Hitze bei der Grete. Spaßeshalber hatte sie zwischen Kartoffeln schälen und Braten marinieren ihr Thermometer vom Balkon in die Küche geschleppt. Satte 45 Grad hatte es angezeigt. 
Grete tropfte der Schweiß von der Stirn. Sie klemmte sich den Teigschaber zwischen die Lippen und hangelte mit der freien Hand nach der Küchenrolle, während sie mit der anderen krampfhaft die Rührschüssel mit dem Kuchenteig umklammerte, die ständig drohte wegzurutschen. Natürlich klappte das nicht und Schüssel samt Teig landeten auf dem Boden. Grete seufzte und bückte sich. Na, wenigstens war der Teig in der Schüssel geblieben. Wie immer Grete, biste selber schuld an der Misere. Was mussteste auch dem Holzmann von deinen Kochkünsten vorschwärmen. Jetzt haste den Salat. Der Salat! Wo war de Salatkopf? Grete stellte hastig die Schüssel wieder auf die Anrichte und öffnete die Kühlschranktür. Nix. Außer Kühle. Die konnte Grete gerade gebrauchen, denn erneut startete eine  Hitzewelle, um von Gretes Körper mit aller Kraft Besitz zu ergreifen. Verdammich, reicht es denn nicht, dass mir mein Spiegelbild jeden Tag zeigt, dass die Fünfzig überschritten sind? Grete blieb für ein paar Minuten vor der offenen Kühlschranktür stehen und fächelte sich mit beiden Händen die kühle Luft zu. Ahh, das tut gut.  
Fast hätte sie dabei den Salat vergessen. Aber nur fast. Grete konnte sich absolut nicht erinnern, wo sie den Korb mit dem Salat, den Tomaten und der Gurke gelassen hatte. Vieleicht auf dem Balkon? aber da war auch nichts zu finden. Grete machte sich eine Zigarette an.  Ihr Kopf rauchte, der Körper dampfte und nach und nach zog ein unangenehmer Geruch in Gretes Nase. Grete schnupperte und rümpfte die Nase. Da ruft wohl die Dusche, dachte sie. Aber zuerst ...

Herr Holzmann konnte sich kaum das Grinsen verkneifen, als die Grete ihm vom weiteren Verlauf des Nachmittages erzählte. Dennoch, ganz Gentleman, hielt er sich zurück. Es war aber zu herrlch mitanzusehen, wie sie mit Händen und Füßen, völlig theatralisch, die Situation schilderte. "Tja, und dann lieber Herr Holzmann, stellen se sich mal vor, war plötzlich die ganze Küche verqualmt. Und der Geruch,  das war nicht ich ... nein, ich hatte vor lauter Salatsucherei, den Braten im Ofen vergessen. Wie eine Irre habe ich die Backofentür aufgerissen und nach dem Bräter gegriffen. Das Ende vom Lied sehen sie ja!" Dabei streckte die Grete ihm ihre verbundenen Hände entgegen. Herr Holzmann goss ihr etwas Rotwein nach. Grete trank das Glas in einem Zug aus. "Und dabei wollte ich für uns doch so ein richtig schönes Menü zubereiten", jammerte sie. "Und dann das ... alles verkohlt!" Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Das ist mir noch nie passiert, ehrlich Herr Holzmann." 
"Nu, nu, ein verkohlter Braten ist schließlich kein Weltuntergang. Sehense sich doch mal um. Wir beide sitzen hier nun gemütlich in einem schönen Restaurant, genießen das gute Essen und ein Glas Wein. Und das ganz in Ruhe. Sie müssen nicht nach dem Essen schauen und andauernd aufstehen. Im Gegenteil. Hier werden auch sie bedient." Vorsichtig legte Herr Holzmann eine Hand auf Gretes Arm.
"Und im Übrigen, ich hätte mich auch mit einem schönen Salat und einem Stück Kuchen zufrieden gegeben!"
Falls die Grete etwas irritiert gewesen war, von Herrn Holzmanns Hand auf ihrem Arm, merkte man ihr davon jedenfalls nichts an. Sie sagte gar nichts mehr und lächelte nur still vor sich hin. Wie nett von ihm, dachte sie. Zufrieden mit einem Salat und einem Stückchen Kuchen. Wenn der wüsste! Denn den Korb mit dem Salat hatte sie nach dem Einkauf im Auto stehen gelassen, wo er wohl noch immer vor sich hinwelkt. Also der Salat, und nicht der Korb. Und der Kuchen? Nun, den hatte sie bei Herrn Heinevetter in den Ofen geschoben und ihm nach dem Backen gegeben, als Dank dafür, dass er ihr geholfen hatte, die Küche wieder auf Vordermann zu bringen.








7 Kommentare:

  1. Ach, Gott, die arme Grete, in der Hitze des Sommers!
    Muss man auch grad dann einen Braten in den Ofen schieben.Der her Holzmann ist aber ein ganz netter und sehr diskret.Und die Landung im Restaurant, das ist doch mal was nettes.
    Grete, Ende gut, alles gut, liebe Grüsse lasse ich da, Klärchen

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  2. Meine Tastatur spinnt manchmal, wenn ich nicht genügend draufhaue,n und e verdamichnochmal. Herr Holzmann.

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  3. Bei dem Wetter in der Küche? Und dann auch noch vor dem Ofen? Das sind die wahren Helden des Alltags.

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  4. Ja, so kann es gehen, wenn man etwas besonders gut machen will. Dann klappt einfach gar nichts mehr ;-)
    LG
    Astrid

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  5. Diese Hitze macht einen aber auch ganz kirre im Kopf....
    Liebe sonnige und seeeehr heiße Grüße aus Südtirol,
    Kebo

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  6. haaaaaaaaaaaaaaaaa...haaaaaaaaaaaaa nee, ich lach mich scheppich was die Grete da mal wieder angestellt hat ist ja auch zuuuuu köstlich...
    am liebsten wär ich dir ja den salat mit suchen gegangen
    oder hätt mich mit dir in die offene Kühlschranktür abgestellt, bei soooner Hitze nen Braten in den OFEN....dat kann gar nicht gut gehen bei der Hitzen!
    Hitze aussen
    Hitze innen
    verträgt sich nicht gut...
    heute seh ich, haste auf deinem Thermometer knapp an die 20° da kann dir das nicht mehr passieren...!
    ich hoffe das Essen im Restaurant hat dir trotz Holzmännle wenigstens geschmeckt...!lacht Angel....
    köstliche Geschichte wie sie nur die Grete erz#ählen kann!

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...