Dienstag, 17. November 2015

In eigener Sache

In eigener Sache

Hallo Ihr Lieben da draußen,
auf Grund der dramatischen Geschehnisse in Paris in den letzten Tagen, die mich doch sehr mitgenommen haben, sehe ich mich diese Woche außerstande Lustiges aus dem Alltag von Fräulein Grete Meier zu erzählen. 
Weil schon soviel darüber geschrieben und gesagt wurde, und ich von dem Thema auch die schreibenden Finger nicht lassen könnte, fällt auch "Gretes Senf am Mittwoch" diese Woche aus.
Ich bin einfach noch zu aufgewühlt und meine Gedanken sind in diesen Tagen bei den Angehörigen und Freunden der Opfer, bei den Überlebenden, bei den Rettern und Helfern.  

Gruß vonner traurigen und bestürzten Grete






Mittwoch, 11. November 2015

Gretes Senf am Mittwoch (11.11.15)

Gretes Senf am Mittwoch (11.11.15) 

Nu sinde se wieder los. Die Jecken. Pünktlich um 11 Uhr 11 hat man sie freigelassen. Zumindest in den Karnevalshochburgen. Kölle Alaaf ... oder so ähnlich. Na, mal schauen, was die Session so bringt. Alkoholleichen auf jeden Fall und das ganz sicher nicht nur heute. Leider. Is ja nix Neues.

Neues gibt es auch kaum im Blätterwald. Da kann es noch so rauschen, mich interessiert da nix momentan. Euch etwa? Kann ich mir kaum vorstellen. Sind wir dochmal ehrlich ... dem Hauptteil der Bevölkerung geht es doch zur Zeit am Arsch vorbei, ob dem Kaiser seine Krone angekratzt ist. Und wer bitte ist Herr Niersbach? Das Sommermärchen? Ja, kenne ich. War gut. Und nu? Nicht, dass ich Korruption und Bestechung, egal wo, egal wer, gutheiße. Es gibt aber doch viel wichtigere Themen, die zu dieser Jahreszeit unsere Synapsen knallen lassen. 
Liebe  Redakteure, fragt doch mal die Menschen auf der Straße, was sie wirklich bewegt. Ganz bestimmt nicht das Halloween-Outfit von uns Heidi. Was im Übrigen einfach nur scheußlich ausgesehen hat. Da schon eher, ob St. Martin noch reiten darf oder ob unsere Kinder zukünftig nur noch einem x-beliebigen Laternenträger singenderweise hinterhereilen. Warum weiß in einigen Jahren dann nur noch der Henker. Dann wäre da noch die Frage, welche Farben dieses Jahr den Weihnachtsbaum zieren sollen. Sowas muss gut überlegt sein. Und frühzeitig entschieden. Nachher ist noch alles ausverkauft und man muss doch wieder auf die guten alten roten und goldenen Kugeln zurückgreifen. Wer will das schon. Zumal Rot immer so schlecht zu den fliederfarbenen Sofakissen passt. Kekse müssen auch noch gebacken werden. Eulenformen sind betreits jetzt schon kaum noch zu kriegen. Und überhaupt, wo soll man dieses Jahr Heiligabend verbringen. Wieder bei Oma und Opa? Das war doch letztes Jahr schon stressig. Oma hatte mal wieder keine Batterien für das Hörgerät und Opa  ... na, lassen wir das. Dann die Geschenke ... da muss man sich Gedanken machen. Lange. Das nimmt jede Menge Zeit in Anspruch. Ebenso die Art der Verpackung. Es geht doch nix über hübsch und mit viel Liebe eingepackte Krawatten und Socken. Der Strohsternebastelnachmittag im Kindergarten muss auch geplant werden. Wer bringt die Kekse mit (Zucker- und Glutenfrei natürlich), wer macht den Kakao. 
Diverse Weihnachtsfeiern stehen auch noch auf dem Plan und Stiefel müssen geputzt und gefüllt werden. Termine über Termine. Und bei allem immer die Zeit im Nacken. Mahnend. Heiligabend ist schon Morgen! Meinense wirklich da interessiert uns, wer da wo und wieviel Millionen auf irgendwelchen Konten hin und her geschoben hat? Eher wohl nicht.

Gruß vonner Grete






Dienstag, 10. November 2015

Von Wehmut und Anerkennung mit Mentholgeschmack

Von Wehmut und Anerkennung mit Mentholgeschmack 

"Hamse schon gehört?" ... Hatte das Fräulein Grete Meier nicht. Und eigentlich wäre es ihr lieber gewesen, wenn Herr Heinevetter damit etwas Tratsch aus dem Haus gemeint hätte. Aber so ...
Grete lehnte sich auf ihrem Lesesessel zurück. Für jeden kommt ja mal der Tag, dachte sie traurig. Und 96 Jahre ist ja nun wirklich ein hohes Alter. Dennoch ... 
Obwohl sie Helmut Schmidt nie persönlich begegnet war, ging ihr die Nachricht über seinen Tod an die Nieren. Grete nippte an einem kleinen Glas Mirabellenschnaps. Ein  kleiner großer Mann, das war er. Immer in Zigarettenqualm gehüllt. Reyno-Menthol. Sie konnte sich noch gut an die Filmaufnahmen und Reportagen erinnern, die sie über Sturmflut, damals in Hamburg, gesehen hatte. Als er noch nicht Kanzler sondern Senator der Polizeibehörde in der Hansestadt gewesen war. Und ohne rechtliche Grundlagen gehandelt hatte. Alles hatte er getan, damit sich diese Katastrophe nicht noch zu einer weitaus größeren ausweitete. Nie waren seine Worte leer gewesen. Immer gefolgt von Taten. Sicher, manchmal recht unverblümt. Und doch, immer zum Wohle der Bürger dieses Landes. Was hatte sie sich gefreut, dass er 1974 Kanzler wurde. Auch wenn dies auf dem Rücken von Willy Brandt geschehen war, den die Grete im Übrigen auch sehr gemocht hatte. Ein würdiger Nachfolger ist er gewesen. Der die damalige Bundesrepublik durch die Ölkrise geführt und unnachgiebig der RAF die Stirn geboten hatte. Gut, man mag einige seiner Entscheidungen aus der Zeit heute mit anderen Augen sehen. Er selber hat ja mal in einem Interview gesagt, dass er heute anders handeln würde und seine Entscheidung, nicht auf die Lösegeldforderungen der Schleyer-Entführer eingegangen zu sein, bereut. 
Grete zündete sich eine Zigarette an. Menthol. Wie immer. Vor ihrem inneren Auge stiegen Bilder der damaligen Fernsehansprache von Helmut Schmidt auf. Sie schüttelte sich. Nein, in seiner Haut hätte sie damals nie und nimmer stecken wollen. Sie dachte an die Landshut. Die Berichte und Filmaufnahmen der Stürmung des entführten Flugzeuges durch die GSG 9 in Mogadischu liefen wie ein Film ab. Der tote Pilot, die Bilder des später ermordeten Hans Martin Schleyer. Was für ein Drama. Und für alles hatte Helmut Schmidt die Verantwortung getragen. So eine große Last auf schmalen Schultern. Grete verneigte sich. Im Qualm ihrer Zigarette. Noch einen Zug. Allein für dich Helmut Schmidt, für dich und deine Loki. Die immer zu dir gehalten hat. In guten, wie in schlechten Tagen. 
Jetzt rollten der Grete doch ein paar Tränen über die Wangen. Wieder zog sie an ihrer Zigarette. Helmut, dachte sie, jetzt kannste wieder mit ihr zusammen eine rauchen. Das haste dir verdient. Aber sowas von. Ruhe in Frieden. 

Ein letzter Gruß vonner Grete






Mittwoch, 4. November 2015

Gretes Senf am Mittwoch (04.11.15)

Gretes Senf am Mittwoch (04.11.15) 

Gestern. Irgendwo auf der A1 Richtung Köln. Graffiti auf Pfeilern und Brücken sind ja nun nix Neues. Aber was ich da lesen musste, an einer Brücke die über die Autobahn führte, hat mich sprachlos gemacht. TOD UND HASS DEM BVB prangte dort in riesigen Lettern. Naürlich habe ich schon von Hooligans gehört und gelesen. Von radikalen Fußballfans, die randalieren und sich mit Fans rivalisierender Fußballclubs blutige Schlägereien liefern. Die im Stadion Terror machen, sogar mit angewandter Pyrotechnik gefährliche Situationen hervorrufen. Fans, die sich besaufen. Fans, denen der Fußball wichtiger ist, als Familie, Arbeit oder Freunde. Das ist für mich ja schon unverständlich. Aber solche Sprüche? Das übersteigt mein Denkvermögen und mein Verständnis komplett. 
Dieser Spruch hat mich heute den ganzen Tag nicht mehr losgelassen. Also habe ich mich ein wenig auf Spurensuche begeben. Im Netz. Und bin entsetzt. Nicht nur, dass es eine Facebookgruppe gibt (zugemüllt mit Sprüchen und  Postings, die alle in eine Richtung zielen), die sich ebenso benennt, wie das Graffiti an der Brücke, nein, es gibt zig brutale und menschenverachende Youtubevideos zu dem Thema. Da wird z.B. die berühmte gelbe Wand auf der Südtribüne im Dortmunder Stadion gezeigt. Ein Totenkopf wird von zig BVB-Anhängern entrollt. Sieht gigantisch aus ... und ist an sich ja nichts Verwerfliches. Fangehabe eben.  Was dann allerdings folgt in dem Video ist sowas von unmöglich, dass ich kotzen könnte. Plötzlich erscheint die Aufnahme einer Rakete, die dann im Fanblock einschlägt. Was bitte sind das für Menschen, deren fiktive Vorstellungskraft soweit reicht, dass sie so ein Video erstellen? Haben wir nicht schon genug Krieg, Tod, Hass und Leid in  der Welt? Wo lebe ich eigentlich?
Auch ich mag Fußball und ja, ich halte auch seit zig Jahren einem Club die Treue. Nein, ich besitze keine Fanrtikel und an meinem Auto klebt auch kein Aufkleber. Ich weine auch nicht, wenn der Club mal wieder verliert. Das sind alles Menschen, das ist Sport. Es wird immer Gewinner und Verlierer geben. Und  wenn ich die Wahl habe zwischen einem Bundesligaspiel im Fernsehen und einem Kaffee mit meiner Tochter, ziehe ich letzteres vor. Und doch, ich bin ein Fan. Vielleich ein naiver Fan, einer dem solch falsch verstandene sportliche Treue fremd ist. Immer fremd bleiben wird. 
Seit gestern frage ich mich, wieviel Hass unsere Welt noch ertragen kann. Ich finde keine Antwort.

Gruß vonner verstörten Grete


Dienstag, 3. November 2015

Von Kürbissen und einem Nachtgespenst

Von Kürbissen und einem Nachtgespenst

Endlich vorbei. Süßes oder Saures ... Süßes oder Saures ... ja watt denn nun. Das Fräulein Grete Meier starrte in die halbwegs geleerte Schüssel mit dem Süßkram, die auf ihrer Flurkommode stand. Süß ist besser, entschied sie und schnappte sich einen Riegel Kinderschokolade. Lieber wäre ihr zwar jetzt ein Stück Marzipan gewesen, aber nach all der Aufregung ... in der Not ... Schoki ist Schoki. Ob der Kaffee in der Kanne wohl noch heiß ist? War er natürlich nicht mehr, aber immerhin lauwarm. Grete nahm sich einen Becher und füllte ihn mit dem Rest aus der Kanne. Feuerzeug, eine Zigarette, schnell noch die Jacke übergeworfen und ... aah - die Luft auf dem Balkon tat so richtig gut. Grete beugte sich über das Geländer. Die
Straße, vor einer halben Stunde noch voller lärmender Kinder und Jugendlicher in den abstrusesten Kostümen, lag nun vollkommen ruhig unter ihr. Lediglich eine einsame Gestalt, in einem Hexenkostüm an der beleuchteten Bushaltestelle gegenüber, legte noch Zeugnis ab, von dem turbulenten Geschehen der letzten Stunden.  Langsam gewöhnten sich Gretes Augen an die Dunkelheit. Die Straßenlaternen hinterließen einen gelblichen Schimmer auf dem Asphalt, ein Auto zog eine rote Lichtspur nach sich. In einigen Vorgärten leuchteten noch die Kürbisse als letzte Zeugen eines völlig sinnfreien Abends. Grete mag dieses Halloweengedöhne nicht besonders. "Neumodischer Kram", hatte sie morgens im Büro noch zu Eido und Berta gesagt."Da mache ich nicht mit!"
Der kleine Plastikkürbis, den ihr die Heidi Seelig auf den Schreibtisch gestellt hatte, wurde kommentarlos von ihr in der Schublade versenkt. Was ihr einen missbilligen Blick eingebracht hatte. Immerhin, das Bild von Susis kleiner Anna, welches diese ihr über Whatsapp geschickt hatte,  hatte ihr dann doch ein kleines Lächeln entlockt. Zu allerliebst hatte die Kleine aber auch in dem Kürbiskostüm ausgesehen. 
Grete drückte die Zigarette aus und stellte den Kaffeebecher auf der Balkonbrüstung ab. Grete griff in die Jackentasche. Das Display ihres  Handys leuchtete im Dunkeln auf. Wo ist es denn nur nur ... Jaaa, Anna strahlte sie mit großen Augen und einer orangen Kürbismütze an. Grete wischte zweimal mit einem Finger nach rechts.Nein, wie süß. Luis als Nachtgespenst. Herrlich, wie der drollige kleine Kerl vorhin vor ihrer Tür gestanden hatte. Natürlich in Begleitung von Herrn Heber. Immer wieder hatte er auf den Klingelknopf geedrückt und "Süßes oder Saures" durch den Hausflur gebrüllt. Immer wieder unterbrochen von einem schaurigen "huhuhuhu". 
Jetzt, so im Nachhinein, war Grete ganz froh, dass sie auf Onkel Günther gehört hatte. "Grete", hatte er bei einem Telefonat  nachmittags gesagt, "Grete, das kannste nicht machen. Man muss auch mal alle Fünfe grade sein lassen und mit der Zeit gehen. Wo doch die Kinder so viel Spaß an diesem Hällowien haben. Tante Heidi ist ja auch immer so dagegen. Aber heut isse nicht da. Und ich hab vorhin jede Menge Süßkram besorgt. Das wird lustig. Nu spring mal über deinen Schatten. Süßigkeiten kannste doch wohl jetzt noch beschaffen. Denk mal an den Luis. Du hast mir doch erzählt, dass Frau Heber ihm ein Kostüm genäht hat. Der klingelt doch bestimmt bei dir an der Tür. Was meinste, wie der enttäuscht ist, wenn er dich nicht erschrecken kann!"
Tja, und weil die Grete das natürlich in keinem Fall wollte, war sie über ihren Schatten gesprungen. Und hatte sogar Spaß an der der ganzen Klingelei und den "Süßes oder Saures - Rufen" gehabt. Riesenspaß. Aber sowas von.