Montag, 14. Dezember 2015

Weihnachtspause

Weihnachtspause 

Und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Weihnachten steht vor den Toren. Zeit für Stille und Besinnlichkeit. Zeit für Familie und Freunde. 
Ich möchte mich bei allen bedanken, die auch im Jahr 2015 Gretes Geschichten gelesen haben. Und hoffe sehr, dass ich damit ein bisschen Freude verteilen konnte.
Euch allen da draußen wünsche ich ein friedvolles Weihnachtsfest im Kreise Eurer Lieben. 

Eure Grete


 

Dienstag, 8. Dezember 2015

Von einem Mistelzweig und Wolke 4

Von einem Mistelzweig und Wolke 4 

Das Fräulein Grete Meier saß in eine Decke gehüllt auf ihrem Balkon und blätterte in alten Fotoalben. Immer wieder griff sie dabei in die Schale mit den Weihnachtsplätzchen. Selbstgebacken versteht sich. Ab und an rutschte ihr ein Seufzer über die Lippen, aber die meiste Zeit lächelte sie stillvergnügt vor sich hin. Wie verliebt sie doch damals gewesen war.  So richtig mit tausenden von Schmetterlingen im Bauch. Wie schlank sie aussah auf dem Bild.  Und die Haare, lockig und bis über die Schultern. Sie fuhr mit den Fingerspitzen über das Gesicht neben ihr auf dem alten Foto. Rolf! Dreimal Wolke sieben und zurück. Grete schloss die Augen und holte sich die Szene am Strand zurück. Hach,  in der Vergangenheit zu Schwelgen ist schon was Feines. Viel zu selten hat man Zeit und Ruhe dafür.
"Na Frau Meier, das is ein Wetterchen, gell? Fünfzehn Grad in der Sonne. Und das so kurz vor Weihnachten"
Fast wäre die Grete von ihrer Bank gekippt, so sehr erschrak sie. "Mensch Herr Heinevetter, müssen sie sich so anschleichen? Ne alte Frau verträgt sowas nicht mehr ..."
Schuldbewusst blickte Herr Heinevetter auf seine Puschen. "Tut mir leid, Frau Meier. Aber weil es so warm ist, habe ich nicht daran gedacht richtige Schuhe anzuziehen." Neugierig beugte er sich über die Mauer. "Was schauen sie sich denn da an? Fotos von Verflossenen?"
Grete überhörte geflissentlich die Frage. Das fehlte ja noch, dass der Heinevetter Bilder von ihr im Bikini zu sehen bekam, dachte sie. Schnell klappte sie das Album in ihrer Hand zu, legte es zu den anderen neben sich auf die Bank und stand auf.  "Kekse, Herr Heinevetter? Zimtsterne, selbst gebacken, die mögen sie doch so gerne." Grete hielt ihm die Schale direkt unter die Nase. "Greifen se ruhig zu, ich hab noch jede Menge. Ach was, nehmense doch gleich die ganze Schale..." Sie drückte ihm die Schale in die Hand. "Ich muss dann auch mal wieder ..."
Und Schwupps war die Grete auch schon mit dem Stapel Alben in ihrem Wohnzimmer verschwunden. Zurück blieb ein perplexer Herr Heinevetter mit einer Schale Zimtsterne in den Händen, der ihr hinterher starrte. aber nicht lange. Feiner Zimtduft stieg in seine Nase und kitzelte seinen Gaumen. "Was solls", murmelte er vor sich hin, griff in die Schale und stopfte sich gleich zwei Kekse auf einmal in den Mund. "Hmmm ... backen kannse ..." 

Grete hatte sich mittlerweile an ihrem Computer verzogen. Skypen mit Lieschen war heute nicht drin, da diese mit Herrmann den ganzen Tag unterwegs sein würde. Irgendein Museum anschauen. Mit Museen hat es die Grete nicht so. Lieschen eigentlich auch nicht. Aber der Herrmann. Und naja, was tut man nicht alles so, wenn man ... 
Grete mochte nicht weiterdenken. Dennoch konnte sie ihre Gedanken nicht aufhalten.Würde sie auch, wenn ... also wenn der Holzmann ... Grete!!! Denk nicht mal dran. Es war nur ein einziger Kuss. Völlig harmlos. Und praktisch erzwungen. Von einem Mistelzweig. Das gilt nicht. Das hat nichts zu sagen. ÜBERHAUPT NICHTS! Und geschmeckt hat es eh nur nach Eierpunsch. 
Grete bearbeitet entschlossen die Tastatur: Liebes Lieschen ... ich glaube, ich habe mich ein bisschen verliebt ... du ahnst bestimmt schon in wen ...
Grete schrieb und schrieb. Von der Weihnachtsfeier, zu der Herr Holzmann sie freundlicherweise begleitet hatte, von dem tollen Kleid, dass sie getragen hatte, von Eierpunsch und ihren Kollegen, die ihr alle zu Herrn Holzmann gratuliert hatten. Sogar der Chef hatte gemeint, was für ein netter Mann das sei und wie gut er doch zu ihr passen würde! Hah, als ob ... 
Und sie schrieb Lieschen von dem Mistelzweig unter dem sie sich urplötzlich (ich schwöre Lieschen, ich hab den nicht gesehen!) mit Herrn Holzmann befunden hatte und davon, dass Susi und Berta plötzlich angefangen hatten "Küssen, küssen, küssen" zu rufen. Natürlich hatten dann plötzlich alle anderen auch nichts Besseres zu tun gehabt, als ebenfalls ins gleiche Horn zu stoßen. Lieschen, mir ist nichts anderes übrig geblieben. Ich musste den Holzmann küssen. Und ich sag dir ...
An dieser Stelle unterbrach die Grete ihren Schreibfluss. "Herrgottnocheins Grete", fluchte sie laut. "Was schreibste denn da für einen Müll. Verliebt ... ich doch nicht ...
Ein Klick und die E-Mail war gelöscht. Fürs Erste ...








Dienstag, 1. Dezember 2015

Das Fräulein Grete Meier löffelt ihre Suppe

Das Fräulein Grete Meier löffelt ihre Suppe

"Boah Lieschen, ich bin ja sowas von blöde ... ich könnt mich in den Hintern treten!" Das Fräulein Grete Meier schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Lieschen, auf dem Bildschirm, sagte nichts. Sie hob nur ebenfalls eine Hand und zeigte der Grete einen Vogel. Sehr deutlich. 
"Ja was soll ich denn nun machen", jammerte die Grete. "Echt jetzt, du bist mir auch keine Hilfe!" Grete warf einen vorwurfsvollen Blick in die Kamera. Lieschens Antwort bestand lediglich aus einem schiefen Grinsen.
"Nu sag doch mal was, bevor ich hier total ausklinke!" 
"Mensch Grete", tönte es aus dem Lautsprecher. "Da kann ich dir nun wirklich nicht helfen. Diese Suppe haste dir selber eingebrockt. Was biste auch immer so voreilig. Und überhaupt, was is denn schon dabei. Der Holzmann ist doch ganz umgänglich. Sagste ihm einfach was los is und dann .."
Grete unterbrach sie. "Nee, auf keinen Fall. Eher fall ich tot um. Ihh muss mir was anderes einfallen lassen. Ich hab da auch schon ne Idee. Grippe ... ja, so mach ich es. Ne richtig schöne Grippe. Heiser kann ich, Liescchen. Das merkt keiner. Hör mal ..." Grete hustete dreimal und sprach mit Flüsterstimme weiter. "Leider, ich kann nicht kommen, die Stimme, der Hals und Schnupfen habe ich auch und das Fieber ... 41 Grad, ich muss bestimmt ins Krankenhaus." 
Lieschen konnte sich vor Lachen kaum noch halten. "Grete, komm mal wieder runter", gluckste sie, nachdem sie sich einigermaßen von Gretes Ichmalmalaufkrank erholt hatte. "Denk nach und dann tuste das, was de immer tust. Pack den Stier bei den Hörnern. So, nu muss ich aber auflegen. Herrmann hat die Pizza fertig. Ich meld mich am Sonntag, dann kanste mir erzählen, wie es ausgegangen is ... und bis dahin ..halt die Ohren steif." Noch ein letztes Winken in die Kamera und das Lieschen verschwand vom Bildschirm.
Pizza ... na, die brauchte sich ja um  sowas keine Sorgen machen. Die hat ja Herrmann. Ehe Grete den Faden weiterspinnen konnte, wusste sie bereits, wie ungerecht das von ihr war. Beschämt senkte sie den Kopf. Grete, denk nach ... Sie griff nach einer Zigarette und zündete sie an. Lieschen hat ja recht. Schuld biste selber. Nur wie aus der Nummer herauskommen?
Drei Zigaretten später wusste die Grete immer noch nicht, was sie tun sollte. Krankstellen war im Grunde keine Option. Dafür mochte sie die jährliche Weihnachtsfeier viel zu gerne. Was zum Henker hatte sie nur heute morgen im Büro geritten. Sie wusste es nicht. 
Heidi Seelig hatte morgens die Liste der Teilnehmer erstellt. Und nur ganz zufällig hatte die Grete mitangehört, wie sie zu Eido gesagt hatte, dass Grete ja wie jedes Jahr alleine kommt und somit neben Berta Kalt sitzen soll, die ja auch ohne Anhang ist. Dieses Jahr sollten nämlich zu der Weihnachtsfeier auch die Partner eingeladen werden. Grete verfluchte innerlich die Idee vom Chef. Doch anstatt den Mund zu halten hatte die Grete spontan in Richtung von Frau Seelig gerufen: " Ich bin nicht allein. Ich bring meinen Freund mit. Den Herrn Holzmann. Jawoll!" Schon als die Säze heraus waren, hatte die Grete sie bereut. Über das Gesicht von der Seelig hatte sie sich dennoch amüsiert.
Nu denn, Grete, jetzt gibbet kein Zurüch mehr. Is ja nich so wie bei den Politikern, die heute was sagen und morgen davon nix mehr wissen wollen! Nee, nee, wenn die Grete wat sacht, dann stehtse auch dazu.... Grete ordnete ihre Gedanken, dann das Haar. Noch ein Blick in Spiegel, etwas Lippenstift ( is immer gut, wenn man einem Mann etwas abringen möchte ...) und dann ...
Schultern gestrafft und ab in die Höhle des Löwen. Grete griff nach ihrem Schlüsselbund. Entschlossen öffnete sie die Wohnungstür und trat in den Flur. "Na, dann wollen wir mal. Wäre doch gelacht, wenn ich den Holzmann nicht überreden kann mit mir zur Weihnachtsfeier zu gehen ...!"