Samstag, 14. Dezember 2013

Von Abschieden und Neuanfängen

Von Abschieden und Neuanfängen

Nu isse weg, das Lieschen. Hat sich aufgemacht zu neuen Ufern. Mit Herrmann und ohne das Fräulein Grete Meier. Eine große Abschiedsszene hat es gestern nicht gegeben. Lieschen weiß ja, dass die Grete nahe am Wasser gebaut hat. Also haben sich die zwei gestern noch einmal in ihrem Café getroffen. Lieschen hatte viele Fotos dabei von ihrem neuen Zuhause, die der Herrmann gemacht hat. Der ist nämlich schon da und hat die Bilder alle über das Netz geschickt. So saßen sie dann bei Apfelkuchen und heißem Kakao vor Lieschens Laptop. Das war gut so. Zwei Stunden ein "Nachvorneblick" und kein "Rückwärtsgeheule". Zum Abschied flossen dann doch noch ein paar Tränen. Die Grete hat dem Lieschen noch nachgeblickt, bis sie in der Menge der Weihnachtseinkäufer verschwunden war.

"Ich hätte heute morgen zum Bahnhof gehen sollen", sagte die Gete vorhin auf dem Balkon zu Herrn Heinevetter. "Ich hätte wirklich gehen sollen." Herr Heinevetter schaute sie aufmerksam an. "Ach wirklich, Frau Meier? Ist es nicht eher so, dass ihr Lieschen völlig recht getan hat, so einen Abschied zu vermeiden? Mal ehrlich, sie hätten doch nur Rotz und Wasser geheult und ihr Lieschen wäre mit einem schlechten Gewissen in ihre Zukunft gefahren. Wär auch nicht das Gelbe vom Ei gewesen, oder?"
Die Grete fühlte sich ertappt. "Ach Herr Heinevetter", seufzte sie. "Natürlich ist es besser so. Trotzdem ..." 
"Trotzdem, trotzdem, ach was papperlapapp. Nu kommense mal wieder runter. Burano ist nicht am Arsch der Welt. Praktisch umme Ecke. Und, die Angela heult auch nicht, nur weil der Pofalla jetzt geht!" Nun musste die Grete herzhaft lachen. Typisch Herr Heinevetter. Als ob Pofalla und Lieschen miteinander zu vergleichen sind. Im Grunde kennt sie den kaum. Hat sich nie um den Schatten von der Merkel gekümmert. Nur morgens hat sie oft gelacht, wenn in ihrem Lieblingsradiosender WDR2 mal wieder eine Comedyeinlage lief über die zwei. Schade, dachte sie, damit ist es jetzt wohl auch vorbei. Nie mehr "Sie sind so genial". Und nie mehr "Sie alter Schleimer". Das war immer Angies Antwort darauf gewesen. Ob sie wohl einen Ersatz für ihren Schatten und Wegbegleiter findet? Bestimmt. Für Lieschen aber, wird es keinen Ersatz geben. 
Grete verzog sich, nach einem kurzen Nicken in Richtung von Herrn Heinevetter, wieder in ihre Wohnung zurück und packte sich ihren Staubsauger. Das hilft immer, dachte sie, dabei kann ich gut nachdenken. Im Grund ist es doch selten dämlicher Quatsch, das mit dem Ersatz. Ich brauche ja für Lieschen gar keinen. Die ist ja nicht weg. Also für immmer. Sie ist noch da. Nur eben nicht hier, nicht zum Mittwochskaffee.
Während die Grete mit dem Staubsauger kreuz und quer durch die Wohnung flitzte stellte sie sich das Lieschen zwischen all den bunten Häusern vor. Von der Sonne gebräunt, mit weithin leuchtendem weißen Haarschopf. Mit jedem weiteren Bild aus ihrem Kopfkino hob sich ihre Laune wieder und die Traurigkeit verschwand. Zwischen all den Lieschenbildern tauchte sogar der Pofalla auf. Völlig losgelöst, weil er nicht mehr so schwer an der Angie und der ganzen Politik tragen muss. Irgendwie, hat er doch ein bisschen was vom Lieschen. Das Fräulein Grete Meier musste schmunzeln. Eine Entscheidung hat er getroffen, für sein weiteres Leben. Ebenso wie Lieschen schlägt er ein neues Kapitel auf. "Weißte was, Pofalla, es gibt noch andere Ämter für dich. Und Schleimen kannste auch woanders!"









11 Kommentare:

  1. Ach Grete, ein wenig traurig stimmt das schon, das mit dem Lieschen (nicht mit dem Pofalla). Da ist Wehmut dabei, ein bisschen Nostalgie, aber zum Glück auch der "nach vorne Blick".
    Ich finde es gut, dass du nicht zum Bahnhof gegengen bist. Das Café war euer Ort und wegfahrende Züge sind irgendwie furchtbar.
    Herr Heinevetter hat Recht: Lieschen ist praktisch umme Ecke, näher noch, nämlich irgendwie in dir.
    Alles hat seine Zeit und auch, wenn Loslassen manchmal schwer fällt, so eröffnen sich doch dadurch meist neue Perspektiven.
    Ich denke mir gerade, das Lieschen wird dir ganz viel zu berichten haben über ihr neues Domizil.

    Was den Pofalla angeht: Ja! Er wird sich einen neuen "Schleimbeutel" suchen, in dem er zu Hause ist.

    Ein schönes 3. Adventwochenende
    Lieben Gruß
    Enya

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Enya, wegfahrende Züge sind mir ein Graus. Ankommende dagegen ... Hat alles im Leben seine zwei Seiten.
      Vielen lieben Dank dir
      Adventliche Grüße vonner Grete

      Löschen
  2. Die Grete schafft das auch ohne Lieschen, wenn auch schweren Herzens.
    Der Profalla, naja, um den braucht man sich nicht sorgen, auch ein blindes Huhn findet ein Korn. Staubsaugen ist eine gute Therapie, darf nur nicht zu lange dauern.
    Das Klärchen wünscht der Grete ein schönes Adventswochenende!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Klärchen, Putzen im allgemeinen lenkt von vielem ab. Mit Bügeln tu ich mich da schwerer. Dabei denke ich zuviel nach. Dir auch ein schönes Wochenende
      Gruß vonner Grete

      Löschen
    2. Grete, du Liebe,
      eigentlich bringt Herr Heinevetter so manches auf den Punkt. Wenn auch Pofalla und Lieschen nicht zu vergleichen sind. Aber immerhin.
      In jedem Abschied liegt ein neuer Anfang. So auch hier. Ihr seht euch nun nicht mehr persönlich - aber ihr sprecht am Telefon miteinander. Eine etwas andere
      Art dr Kommunikation. Gut, dass du lieber den Staubsauger betätigt hast. der
      Abschied wäre schlimm geworden und bestimmt hätest du jetz noch dicke Augen vom Heulen.
      Einen schönen 3. Advent wünscht dir
      Irmi

      Löschen
    3. Hallo Irmi...ja, das Telefon wird es richten...ganz bestimmt. Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Dir auch einen schönene adventssonntag.
      Gruß vonner Grete

      Löschen
  3. Liebe Grete, ach mensch! Abschiede sind meistens schwer. Weil, man mag den Menschen ja, der geht. Aber wie der Herr H. scho gesagt hat: Das Lieschen ist ja nich aus der Welt! Dank Internet ist sie nur umme Ecke. Solange ihr im Herzen verbunden seid, werdet ihr euch immer nah sein. Und, sieh es ma so, du kannst du immer süße kleine Aufmerksamkeiten in einen hübschverzierten Umschlag stecken und ihn mit viel Liebe zum nächsten Postkasten tragen. Dann hat das Lieschen in der Ferne wat, worüber sie sich RIESIG freuen kann, nämlich ein kleines Liebeslebenszeichen von dir :-)
    Liebe Grüße,
    Frauke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Frauke, das mit den Briefen, hübsch verziert, ist eine nette Idee...heutzutage schreibt ja kaum jemand noch Briefe..alles wird auf dem internetten Weg erledigt.
      Gruß vonner Grete

      Löschen
    2. Nee, für dat ma fix ein! Ich hab eine weitverstreute Familie und einige meiner Freunde sind auch einfach weiterweg gezogen. Da gibts immer regelmäßig Post (zumindest von mir ;-) )! Nachm Weihnachtstrubel, da setz dich ma hin und schreib dem lieben Lieschen. Wat meinste, wat die für nen Jubel-Grinsen ins Gesicht bekommt?!!?
      Liebe Grüße :-)

      Löschen
  4. Ach Grete, du hast das schon richtig gemacht. Ein Plausch im Cafe, ein letztes Winken ...
    und dann ein wenig Traurigkeit. Vergangenes gilt es zu bewahren und dann... auf zu neuen Ufern.
    Um den Profalla mach ich mir keine Sorgen, der kriecht sich schon wieder ein...
    Ein gutes hat es, deine Bude adventlich, wenn nix mehr geht, putzen geht immer ...
    lächelnde Grüße sissi

    AntwortenLöschen
  5. Hallo Grete,
    das hört sich ja vollkommen ernst an, dass Lieschen nach Italien auswandert. Da liegen jede Masse an Kilometern dazwischen, um sich wiederzusehen. Umgekehrt soll man Reisende nicht aufhalten. Unser Freundeskreis wohnt z.T. auch bundesweit verteilt. Ganz selten sieht man sich. Die Freundschaften halten über Jahrzehnte, aber es ist halt nicht ganz die Qualität als wenn die Freunde um die Ecke wohnen.

    Gruß Dieter

    AntwortenLöschen

Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...