Mittwoch, 26. Februar 2014

Gretes Senf am Mittwoch (26.02.14)

Gretes Senf am Mittwoch (26.02.14)

Ein bisschen Senf darf sein. Auch heute. Da mir nämlich in den letzten Tagen Themen unter die lesenden Augen gekommen sind, die mich eher berühren als aufregen, ja mich sogar sehr nachdenklich machen, werde ich mit der Senftube sparsam umgehen.
Was um Himmels Willen ist bloß passiert, dass ein ausgesprochen hübsches Mädel im Alter von 19 Jahren nicht mehr in dieser Welt leben will? Die Nachricht, dass sich die Biathletin Julia Pieper in ihrem Zimmer erschossen hat, hat mich doch sehr erschüttert. Wie enttäuscht muss man vom Leben sein, dass man zu so einer Maßnahme greift? Wenn ich so etwas lese, türmen sich, völlig ungewollt, Fragen über Fragen auf und wachsen zu einem riesigen unüberwindlichen Berg. Man sucht nach Antworten, obgleich man die Person und die Lebensumstände überhaupt nicht kennt. Man kann nicht anders. Zumindest ich nicht. Und das Suchen endet immer wieder mit der Erkenntnis, dass es keine Antworten gibt. Niemals geben wird. Weil die Person, die einzige die wirklich und wahrhaftig eine Erklärung liefern könnte, eben nicht mehr lebt. Wenn mich das schon so mitnimmt, wie geht es da wohl erst den Eltern und Geschwistern in so einem Fall. Ich mag es mir nicht vorstellen. 
Ebenso wenig will mir in den Kopf, dass ein Vater seinen, seit einem tragischen Unfall behinderten, Sohn tötet und dann von einer Brücke springt. Die Verzweiflung, die zu so einer Tat führt, kann man nur ansatzweise erahnen. Egal, welche Beweggründe dazu geführt haben mögen, sich selbst zu richten ist eine Sache, aber vorher noch zum Mörder werden? Denn es ist in meinen Augen nichts anderes als ein Mord. Er hat, um es mit aller Deutlichkeit zu sagen, seinen Sohn ermordet. Nicht mehr und nicht weniger. Bestraft werden kann er nun nicht mehr dafür. Dafür wird die Mutter, völlig zu unrecht, durch sein Handeln bestraft. Mit dem Verlust ihres Kindes. Ein Leben lang wird sie darunter leiden müssen. Warum nur, warum? Und wieder wird es keine, höchstens eine vermutete, Antwort geben. Ich könnte gerade irgendwas gegen die Wand schmeißen.

Und morgen? Morgen hat ein kleiner Teil der Welt, so ein ganz winziger, das alles schon wieder vergessen. Denn ab Morgen geht es wieder los, das Bützen und Schunkeln. Für ein paar Tage wird dann "out of order" gelebt. Da ist kein Platz für Selbstmord, Mord und all den anderen Schreckensnachrichten der Woche. Kein Platz für die Ukraine, kein Platz für Syrien, kein Platz für Edathy. Nicht mal für uns Heidi. 
In den Karnevalshochburgen steppt ab Morgen der Bär. In Köln wir der Dom an einigen Stellen in Pisse ertränkt, weil die Toiletten ja ach so weit von der Kölschbude entfernt stehen. Und zwischen Vierzehnjährigen, mit bunten Fähnchen spärlich bedeckten Teenagerkörpern, die sich kotzend über den Rinnstein beugen, wird sich ein abgehalfterter Cowboy eine wilde Knutschorgie mit einer Piratenbraut liefern. Vielleicht wird er mahnend den Finger heben und mit dem letzten noch vorhandenen Verantwortungsgefühl, den letzten Rest Schnaps, aus der häuslichen Abfüllanlage von Papa, ausgießen, damit das Mädchen im Elfenkostüm, mit dem verschmierten Make-up, nicht in der Notaufnahme landet. Vielleicht.






Samstag, 22. Februar 2014

Das Fräulein Grete Meier muss mit

Das Fräulein Grete Meier muss mit

Drücken gilt nicht, Frau Meier. Sie müssen mit. Unbedingt sogar. Is gut für das Betriebsklima. Nu sei mal kein Frosch, Grete. Ausreden gibbet nich. Selbst der Eido is dabei. Wird bestimmt lustig und ohne sie ...
Ohne mich, dachte die Gete, als gestern alle im Büro auf sie einredeten. Sagte dann aber, allerdings nur auf Grund des massiven kollegialen und sicherlich gutgmeinten Drucks, am Ende doch zu. Widerwillig, aber das schien keiner zu bemerken. Im Gegenteil, ihr lautes - Ja in Gottes Namen, dann komme ich eben mit - löste allgemeinen Jubel aus.

Das Fräulein Grete Meier rührte lustlos in ihrem Samstagskaffee. Selbst schuld, schimpfte sie in den beginnenden Tag hinein. Jetzt haste den Salat. 
Am liebsten hätte die Grete sich in den Allerwertesten gebissen.Weiberfastnacht nach Köln. Was für eine hirnrissige Idee. Alleine schon bei dem Gedanken blieb ihr das Rührei im Hals stecken. Grete musste würgen. Was aber nun weniger an der Tatsache lag, dass der Gedanke an diesen "Betriebsausflug" ihr derart Unbehagen bereitete, sondern vielmehr daran, dass ihr wohl der Salztopf ausgerutscht war. Grete hustete und spuckte. Nun völlig verärgert, griff die Grete nach dem Teller und das Samstagsfrühstück endete mit Schwung im Mülleimer. Was Grete jetzt brauchte, war frische Luft und eine Zigarette. 
Auf dem Balkon war es zwar noch kühl, der Himmel dafür wolkenlos und die Sonne zeigte bereits schon ihr strahlendes Gesicht. Vögel zwitscherten und während die Grete rauchte, nahm der samstägliche Frieden, der noch über der Stadt lag, langsam auch von ihr Besitz. Sätze wie - "wer A sagt muss auch B sagen" und "es gibt kein größer Leid ..." - krochen langsam von den großen Zehen bis unter die Haarspitzen. Gegenüber hielt ein Bus und im Quietschen der Bremsen vermeinte die Grete Worte von Tante Heidi zu hören. "Was immer du tust und egal wie du dich entscheidest, mach das Beste draus"
"Et kütt wie et kütt und es hätt noch immer joot jejange", palaverten die Spatzen im Tonfall von Onkel Günther. "Man soll die Feste feiern wie sie fallen!" Ja, genau das sagt er immer.  Irgendwie beruhigte das die Grete. Sehr sogar. Sie drückte ihre Zigarette aus und straffte die Schultern. Hoch erhobenen Hauptes ging sie wieder zurück in ihre Küche. Die zweite Tasse Kaffee schmeckte schon wieder richtig gut. Gretes Gedanken rotierten. Über den Sinn oder Unsinn dieses karnevalistischen Vorhabens wollte sie jetzt nicht mehr nachdenken. Fakt is Grete, du hast gesagt, dass du mitkommst. Also, brauchste jetzt erst mal ein Kostüm. Vielleicht das Clownkostüm von vor zwei Jahren? Nee, nicht wirklich. Die komische orange Perücke hatte der Grete nämlich damals den ganzen Abend verdorben. So gejuckt hatte die. Am liebsten hätte sie sich das Ding vom Kopf gerissen. Ging aber nicht, das die Frisur darunter garantiert nicht mehr vorzeigbar gewesen war. Und diese viel zu großen Schuhe erst. Ständig war sie über ihre eigenen Füße gestolpert.
Kein Clown, gut Grete. Streng deinen Grips an. Was lagert denn noch so in den Kostümkisten im Keller.  In Gedanken ging Grete alle vorhandenen Kostüme aus den letzten Jahren durch. Hexe? Nee, da ist doch der Hut kaputt.  Indianer? Bestimmt zu eng und sicher auch zu kurz. Fee? Grete, mach dich nicht lächerlich. Feenhaft gebaut biste nun ganz sicher nicht mehr.
Grete überlegte hin und her, aber so etwas wirklich Gescheites wollte ihr nicht einfallen. Was zur Folge hatte, dass sich Brüderchen Unmut wieder in Gretes Gedanken schlich. Huckepack mit Schwesterchen Selbstmitleid. Gerade noch rechtzeitig, bevor die zwei es sich so richtig gemütlich machen konnten, klingelte das Telefon. "Morgen Frau Meier, hier ist die Susi. Ich fahr gleich in die Stadt. Brauche noch ein Kostüm für Weiberfastnacht. Und da habe ich mir gedacht ... die Grete, also ich mein natürlich die Frau Meier, die hat bestimmt auch noch kein Kostüm. Stimmts?" Grete nickte stumm. " Frau Meier, sind se noch dran?" Wieder nickte die Grete. "Huhu, könnense mich hören?"
Endlich fand die Grete ihre Sprache wieder. "Klar bin ich noch da!"
"Supi Frau Meier, also was sagense, soll ich sie gleich abholen? Das wird bestimmt lustig. Wir zwei auf Kostümsuche!" Na, ob das so lustig werden würde? Grete war sich da nicht so sicher. Aber immerhin, das war eine Option. Grete sagte flugs zu. "Aber nix in Pink, hörste!"




Mittwoch, 19. Februar 2014

Gretes Senf am Mittwoch (19.02.14)

Gretes Senf am Mittwoch (19.02.14)

Yes, I compare you to a kiss from a rose on the grey ... 
Jaja, die Gerüchteküche im Promidschungel kocht mal wieder über. Uns Heidi soll ja wieder, so ganz klammheimlich, mit dem Seal ... aber das sei nur so nebenbei erwähnt. Denn es gibt durchaus Themen, die wesentlich mehr bewegen als dieses Liebestheater.
In Kiew brennt die Hütte und das mal nicht zu knapp. Das was eigentlich friedlich verlaufen sollte, mündet nun in Gewalt. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Oh man, ich schlag drei Kreuze, dass ich hier geboren bin und leben darf. Auch wenn viele meinen unsere Demokratie sei auch keine echte und tagtäglich über die Politelite hergezogen wird, insbesondere am Stammtisch - sind wir doch mal ehrlich, uns geht es doch gut. Verbesserungswürdig ist sicherlich jedes politische System. Auch unseres. Aber tauschen, vielleicht noch mit einem Ukrainer? Nee, das will ich nun wirklich nicht. Sollen das doch die Möchtegernpoliker, kurz genannt Kabwab (können alles besser, wissen alles besser)  vom Stammtisch machen. Da wäre ich dafür. Kriegen alle eine Ausreisegenehmigung von mir. Höchstpersönlich. Oder einen Ministerposten. Und die ganz harten, ja die können von mir aus auch mal probeweise auf dem Kanzlerstuhl Platz nehmen. So für vier Wochen. Die Merkel, unsere kostümbefrackte Rautenlady, würde sicher gerne mal Urlaub machen. Und die Regierungsgeschäfte denen überlassen, die es ja auf jeden Fall und gaaaanz sicher, viel besser können. Zwischen zwei Bier und einem Doppelkorn läge dann wohl die gute alte DM urplötzlich wieder auf dem Tisch. Im Tausch 1:2. - Währungsreform 2014.0 - Kopfgeld 40 DM. Hatten wir schon? Ja hatten wir schon. Und da ja bekanntermaßen noch so einige Milliönchen von der harten Währung im Umlauf ist, braucht man ja bestimmt auch keine lange Planung für den Neudruck von Geldscheinen und Münzen. Der Euro kann ja als Billigschrott an die Entwicklungsländer verkauft werden. Mit den Scheinchen lässt sich sicherlich ein Expeditregal von Ikea aufpeppen. Möbelstücke auf Antik machen ist doch in. Und was eignet sich da besser, als das altbekannte und bewährte Ikearegal. Ab April ist das nämlich Antik. Gibbet dann nich mehr. Aus die Maus. Die spinnen doch die Schweden. Nehmen das Regal so einfach mir nichts dir nichts aus dem Programm. Unverschämtheit. Dagegen muss man doch was tun. Was? Natürlich protestieren. Facebook eignet sich da doch bestens für. Rettet das Expeditregal - mit Onlinepetition. Wir haben ja auch sonst nix zu tun. 
Obwohl, halt, da war doch noch was. Die Affaire Edathy, die die Groko in ihren Grundfesten erschüttert hat. Nicht zu übersehen und zu überhören. Ganz ehrlich, da will ich mich nicht zu äußern. Da halt ich Augen und Ohren zu. Wer da nun mit wem oder über wen gequatscht hat ist doch im Grunde völlig nebensächlich. Und über das Verhalten des Herrn Edathy werde ich nicht richten. Glatteis, aber sowas von glatt. 
Nur so viel - Wenn er denn ... dann soll er bestraft werden. Aber einfach anzunehmen, dass er noch weitaus Schlimmeres im Sinn gehabt haben könnte ... Oh je, da müssten unsere Gerichtssäle aber Tag und Nacht besetzt sein. Jaja, wie immer gibbet zwei Seiten der Medaille. Da könnt ihr mich ruhig steinigen. Isso. Hab ich es eben nicht schon gesagt? Glatteis!
Ekelhaft ist in diesem Zusammenhang nicht nur, dass er sich solche Bilder beschafft hat ( und das hat er bis dato ja nicht dementiert) sondern auch das Wort GRAUZONE.
Für mich jetzt schon, das Unwort des Jahres 2014. Einsperren müsste man die Verantwortlichen für diese Kategorieeinteilung. Klare Regeln müssen her. Zum Schutz aller Kinder dieser Erde. Dafür, ja dafür würde sogar ich auf die Straße gehen. Und Onlinepetitionen bei facebook liken. Und mich schlimmstenfalls sogar zwischen Bier und Korn mit den Kabwabs verbrüdern. Prost!

Gruß vonner Grete











Sonntag, 16. Februar 2014

Von Überraschungen in sonnengelb und rot

Von Überraschungen in sonnengelb und rot

Herrjeh, war die Woche aufregend gewesen. Und vielleicht gerade deshalb in rasender Geschwindigkeit an der Grete vorbeigezogen. "So kommt es mir jedenfalls vor, Marie", sagte das Fräulein Grete Meier zu ihrer Ziehtochter, die sich bewundernd im neugestalteten Wohnzimmer umsah. Wir schreiben Sonntag, den Tag X, also den ersten Tag nach der IKEA-Aufbauorgie. Gretes neues Reich erstrahlt zartgelb getönt, die neuen Möbel passend dazu in schlichtem Weiß und Grau. Ein sonnengelber Teppich, dunkelgrüne Vasen, Kissen und andere Dekoartikel in den gleichen Farbtönen sorgen für ein stimmungsvolles Ambiente. Ein besonderes Highlight ist aber das überdimensionale Bild, welches neben dem bereits eingeräumten Bücherregal hängt. Ein wahrer Farbenrausch in allen Gelbtönen, die man sich nur denken kann. So richtig erkennen kann man zwar auf dem Bild nichts, aber das ist der Grete mal gleich egal. Denn es wirkt. Auf die Grete. Und mehr braucht es da auch nicht. Und weil es nicht nur wirkt, sondern auch von Lieschen ist, hat es selbstverständlich einen Ehrenplatz im Wohnzimmer bekommen.
Die hatte es sich nämlich nicht nehmen lassen, der Grete dieses besondere Bild zu malen. Rein gar nichts hatte die Grete von diesem Geschenk gewusst. Regelrecht vom Sockel ist sie gefallen, als es am Mittwoch geliefert wurde. Zusammen mit einem langen Brief von Lieschen. Briefe in der heutigen Zeit sind selten. Vor allem Briefe von Lieschen. Die hat es eher mit Skype und Telefon. Geht ja auch schneller. Vor allem von Burano. Zwei volle Wochen war die Sendung mit dem Bild unterwegs gewesen. Und nun hängt das wertvolle Stück an Gretes Wohnzimmerwand und entlockte Marie einen entzückten Ausruf nach dem anderen. Aber nicht nur das Bild löste Begeisterungstürme bei Marie aus. Auch die neue Couch von der Grete. Übermütig warf sie sich darauf. "Oh, ma Gretee, so ein schöne Sofa, so weich und ahhh ... magnifique!" 
Grete musste lachen. Hatte doch das Sofa dem Aufbaukommando, bestehend aus Stefan, Herrn Wenig und Herrn Heber, der mittlerweile wieder laufen konnte, so einiges abverlangt. Gegen das Sofa war der Aufbau des Bücherregales sogar ein Klacks gewesen. Zum einen hatte es Schwierigkeiten geben, das überaus schwere Ding durch das Treppenhaus zu schleppen, zum anderen weil die Grete sich nicht so richtig entscheiden konnte, wo genau das Sofa platziert werden sollte. Gefühlte einhundertmal mussten die Herren das Teil von einer Ecke in die andere schieben. Zum Schluss fand es seinen Platz genau dort, wie kann es auch anders sein, wo es auch zuerst gestanden hat. Nach dieser Aktion hatte die Grete echt Mühe, die gute Laune wiederherzustellen. Dank diverser Schnittchen und einigen Flaschen Bier, ist es ihr dann aber doch noch gelungen. Dass der Tag dann, trotz der vielen Arbeit, recht fröhlich endete, hatte sie allerdings auch ein bisschen der Susi zu verdanken, die regelrecht vor guter Laune nur so sprühte. Und das schon seit Freitag. Genauer gesagt seit dem Zeitpunkt, als ein tanzender Schornsteinfeger ihr singenderweise einen Strauß roter Rosen überreichte. Im Büro. Eine Valentinsüberraschung von Simon. Der sonst so taffen Susi sind die Freudentränen regelrecht aus den Augen gesprungen.
Bei dem Gedanken daran, seufzte die Grete ein wenig. Rote Rosen zum Valentinstag, dachte sie. Lang, lang ists her. Schnickschnack, Grete! Was brauchste Rosen, wenn du so tolle Freunde hast. Das ist doch viel besser, als jedes Valentinsgeschenk. Ach was, nicht nur viel besser, tausendmal besser. 




Mittwoch, 12. Februar 2014

Gretes Senf am Mittwoch (12.02.14)

Gretes Senf am Mittwoch (12.02.14)

Trink oder du blechst. Saufen in der virtuellen Welt Facebook ist in. Dank Smartphones und der dadurch bestehenden Möglichkeit mal eben schnell ein Video zu machen und es per Klick hochzuladen, ist die Teilnahme am neuesten Facebooktrend sogar ganz einfach.
Und dumm. Saudumm. Was um alles in der Welt hat sich derjenige nur dabei gedacht, der dieses merkwürdige, kettenbriefartige Spiel aus seinem blutleeren und vernebelten Gehirn in die Netzwelt geschickt hat? Was bitte ist schön daran, biersaufenden Männlein und Weiblein zuzuschauen? Mal abgesehen von der mehr als großen Gefahr, dass auch Jugendliche dazu anmiert werden Alkohol ( Jaaaa, auch Bier ist Alkohol und keine Flüssignahrung!) zu trinken, ist der Anblick humpenstemmender menschlicher Wesen jeder Altersgruppe, denen das Gerstengebräu aus den Mundwinkeln läuft, nicht gerade appetitlich.
Eher beschämend. Haben wir so etwas nötig? Gibt es wirklich keine bessere Freizeitbeschäftigung mehr, als an solchen "Kettenspielen" teilzunehmen?
Zehn Jahre Facebook. Zehn Jahre unsinnige Spiele. Sicherlich war da einiges dabei, was man in die Kategorie "lustig" einordnen kann. Das Social Beer Game gehört ganz sicher für mich nicht dazu. Ganz ehrlich, würde mir jemand so eine "Einladung" schicken - Klick und  meine Freundesliste wäre um eine Person ärmer. Schade drum? Nee, ganz bestimmt nicht. 

Schade finde ich eher, dass so viele momentan auf der ewig neutralen Zone Europas, der Schweiz, rumhacken. Wer nach Demokratie schreit, wie die meisten Europäer, sollte auch mit der Konsequenz umzugehen wissen. Volksabstimmung - geht es noch demokratischer? Zumal die Beteiligung mit über 55 % der Bevölkerung recht hoch gewesen ist.
Und mal ehrlich, auch in unserem gelobten Land gibt es Diskussionen über die momentan angewandte Zuwanderungspolitik. Sehen wir uns doch mal die Zahlen an. Der Anteil an ausländischen Mitbürgern liegt in der Schweiz bei ca 25%, also fast dreimal so hoch wie in Good old Germany. Hätten wir so einen hohen Anteil ausländischer Mitbürger ... na, ich möchte mir die Schreie nach einer Regulierung gar nicht erst vorstellen. 
Aber darum geht es wohl auch in dem allgemeinen Aufschrei nicht.  Eher wohl darum, dass auch die Deutschen in der Schweiz zu den ausländischen Mitbürgern zählen. Und das kann ja nicht, darf ja nicht. Wir sind doch keine Ausländer, wir sind doch Deutsche!

Manchmal irrt mir der Gedanke, vielleicht haben die Schweizer recht getan, sich stets aus allem rauszuhalten, leise von Synapse zu Synapse. Schlecht lebt es sich in diesem demokratischen Kosmos wahrscheinlich nicht. Denn sonst würden ja nicht die Deutschen die größte Zuwanderungsgruppe aus dem Ausland im Land von Ricola und Schokolade bilden. Im umgekehrten Fall nämlich bilden die Schweizer, die sich in Deutschland niederlassen, nur eine unbedeutende Randgruppe.
Gibt mir durchaus zu denken.

Gruß vonner Grete





Sonntag, 9. Februar 2014

Das Fräulein Grete Meier und die Schweden

Das Fräulein Grete Meier und die Schweden

Oh Gott, das kann ja heiter werden! Der gleichen Meinung war auch Herr Heinevetter, als das Fräulein Grete Meier ihm Freitagabend erzählte, dass Susi mit zu IKEA fahren würde.
"Wirklich Herr Heinevetter, ich konnte es ihr nicht abschlagen. Unbedingt müsse sie mit, hat sie gesagt. Alleine schon weil sie Expertin in Sachen Ikea sei und keiner ihr in punkto moderner Einrichtung etwas vormachen könne. -Innendesignerin hätte ich mal werden sollen, Frau Meier. Schöner wohnen ist gegen meine Konzepte Schrott - Echt jetzt, da konnte ich wirklich nicht Nein sagen, wo sie mir doch nur helfen will."
Wohlweislich verschwieg die Grete ihm, dass Susis Vorstellungen von der zukünftigen Wohnzimmereinrichtung der Grete, stark von der ihrigen abweichen. Die hatte nämlich sogleich in der Mittagspause am PC, nachdem sie die Maße des Zimmers erfragt hatte, einen Plan erstellt. Und ihr diesen voller Enthusiasmus präsentiert. Grete war so geplättet von dem vielen Pink und Türkis, dass sie Mühe hatte ihre Kinnlade oben zu halten. "Ähm, ja, irgendwie schön bunt, Susi. Wir werden sehen", war der einzige Satz, den sie sich abringen konnte. Ihr fehlte einfach der Mut die Wahrheit zu sagen, so sehr hatte sie Susis Begeisterung berührt. Kann ich später immer noch, beruhigte sie ihr Gewissen. Dabei schob sie den Gedanken, dass es sicher nicht einfach werden würde, schnell beiseite.

Und einfach war es dann auch wirklich nicht. Herr Heinevetters Neffe Stefan, der über ein Auto mit Anhänger verfügte und Grete schon geholfen hatte die alten Möbel zu entsorgen, holte am Samstagmorgen in aller Frühe die Grete ab. Keine zehn Minuten später saß auch Susi frohgelaunt im Auto. Auf der Fahrt in das Reich der schwedischen Möbel plapperte sie unaufhörlich über Malm-Kommoden, Expedit-Regale, Kivik-Sofas, Vivan-Gardinen und Tofteryd-Couchtische. Grete wurde es bereits schwindelig, bevor sie noch einen Fuß in das gelobte Land gesetzt hatte.
Im Schwedenreich selber konnte sie dann erstmal verschnaufen. Denn Susi und Stefan steuerten sofort den Gastronomiebereich an. "Frau Meier, frühstücken bei Ikea ist ein Muss!" Der Meinung schienen wohl auch viele andere zu sein, denn es war brechend voll. Und wie die Grete so einigen aufgeschnappten Gesprächsfetzen entnehmen konnte, gibt es wohl so manche, die sich hier regelmäßig treffen. Gut, die Brötchen schmecken, auch das Rührei ist genießbar. Der Preis stimmt ebenfalls. Aber deswegen zu Ikea fahren? Grete leuchtete das nicht ein. Wo man es doch zuhause viel gemütlicher hat!
Nach dem Frühstück war es dann endlich soweit. Der Dekomarathon konnte beginnen. Während die Grete gemessenen Schrittes durch die heiligen Hallen ging, stürzte sich Susi, von stetigen Juchzern und Ahs und Ohs begleitet, wie eine honigsuchende Biene auf die ausgestellten Malms, Billys und deren sämtliche Brüder und Schwestern. Stefan dackelte langsam hinterher und hielt wohlweislich gebührenden Abstand. Einzig wenn die Grete auf ein Möbelstück zeigte, eilte er heran. Notierte Artikelnummer, Preis und Regalnummer. Dafür war er zuständig. Und für den Transport. Für mehr auch nicht. Natürlich kam er nicht umhin die diversen Diskussionen um Farbe, Stil und Notwendigkeit zwischen Grete und Susi zu verfolgen. Er qittierte das alles mit einem Schmunzeln und später nur noch mit einem müden Lächeln. 
Nach vier Stunden und einem Weinkrampf von Susi "Sag du doch auch mal was, die Frau Meier versteht mich nicht!" hatte er genug. Er zog Susi beiseite. "Dein Geschmack, über den es sich bekanntlich nicht streiten lässt, in allen Ehren. Du bist halb so alt wie Frau Meier. Da scheiden sich eben die Geister. Anstatt ihr deinen Geschmack mit all dem pinken Zeugs aufzuschwatzen, solltest du sie lieber unterstützen in dem was ihr gefällt. Ich bin sicher du schaffst das. Stell dir mal vor eine Innendesignerin würde nur nach ihrem Geschmack gehen. Glaub mir, richtig gut machen nur die ihren Job, die sich auf die Wünsche der Kunden einstellen können."
Susi hörte auf zu heulen. "Meinste wirklich?" Stefan packte sie bei den Schultern und schaute ihr ins Gesicht. "Aber klar doch, und nun gehste rüber zur Grete und dann zeigste ihr, was für eine gute Innendesignerin in dir steckt."
Und Susi zeigte. Von da an war der Rest zwar anstrengend, schließlich musste alles noch rausgesucht, bezahlt und verladen werden, aber im Gegensatz zu den ersten Stunden ein regelrechtes Kinderspiel. Die Grete war richtig angetan von Susis Ideen und die unnötigen pinken und türkisen Diskussionen schnell vergessen. 

Völlig geschafft, aber glücklich, sah sich die Grete abends in ihrem leergeräumten Wohnzimmer, in denen sich die schwedischen Kartons stapelten, um. Jetzt muss nur noch gestrichen und aufgebaut werden, dachte sie zufrieden. Das Schlimmste ist geschafft. Obwohl, der Aufbau, man hört ja so einiges ... Na, mal sehen.











Mittwoch, 5. Februar 2014

Gretes Senf am Mittwoch (05.02.14)

Gretes Senf am Mittwoch (05.02.14)

Ja wer hat der denn denen ins Gehirn gespuckt? Gut, die Meldung der Stadt Essen zu einem neuen Projekt, um alkoholabhängigen Langzeitarbeitslosen (oder Obdachlosen ) zu helfen, hat es nicht auf Seite 1 geschafft, dennoch bin ich darüber gestolpert. Alleine schon die Überschrift hat mich quasi zum sofortigen Lesen gezwungen. 
"Bier für Alkoholiker"
Wie jetzt, Bier für Alkoholiker. Reicht es nicht, dass irgendwelche Spinner den Konsum von Marihuana und Haschisch legalisieren lassen wollen? Frei nach dem Motto: Alle Macht den Drogen?
Nee, der Stadt Essen reicht das wohl nicht. Um die alkoholabhängigen Menschen von der Straße zu holen, also um ihnen zu helfen, sollen die, statt dort nur herumzulungern, diese säubern. Von Unrat und Dreck, den der übrige Teil der Bevölkerung, der eben nicht permanent dem Alkohol zuspricht, dort hinterlassen hat. Sechs Stunden kehren pro Tag. Und dafür gibt es dann ein bisschen Geld und eine warme Mahlzeit. Sollte man annehmen. Dem ist aber nicht so. Um die kranken Menschen (Ja, Alkoholismus ist eine Krankheit!) bei der Stange zu halten, soll es neben ein bisschen Bargeld (man spricht von 10 Euro!!), fünf Dosen Bier und ein Päckchen Tabak geben. Sieht so Hilfe aus? Ich glaub mein Schwein pfeift!

Und wenn ich dann noch lese, dass diese Menschen ohne Alkohol ja gar nicht arbeitsfähig wären, könnte ich kotzen. Arbeit stärkt das Selbstwertgefühl. Noch so eine spinnerte Aussage. Der ich unter anderen Umständen nicht widersprechen würde. Doch hier frage ich mich, wie bei einem Stundenlohn von umgerechnet drei Euro fünfzig (Bier und Tabak neben den 10 Euro mit eingerechnet) jemand allen Ernstes annimmt, dass damit das Selbstgefühl gestärkt wird. Den Dreck anderer Menschen wegkehren ist ein mieser Job, den kaum einer machen will. Und wenn, dann bitte nur gegen anständige Bezahlung. So grenzt das für mich an Ausbeuterei. Da werden kranke Menschen schamlos benutzt, damit die "Gutbürgerlichkeit" durch saubere Straßen gehen kann. Und anstatt ihnen, der Krankheit angemessene, Hilfe angedeihen zu lassen, wird ihre Abhängigkeit noch unterstützt. Und das alles unter dem Deckmantel eines sozialen Projektes.
Amsterdam hat es vorgemacht. Struktur in den Alltag bringen, heißt es dort. Ganz sicher ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Suchtkranke in der Regel keinem geregelten Arbeitsablauf mehr nachgehen können. Die Sucht bestimmt den Tagesablauf. Dass man an dieser Stelle eingreifen kann und Vorraussetzungen schaffen könnte, um diesen Kreislauf zu durchbrechen, sicherlich ein guter Ansatz. Doch wo bleibt die soziale Verantwortung, wenn zeitgleich die Sucht noch gefördert wird? Und das öffentlich!

Methadon ist für Heroinabhängige ein Mittel, die Sucht einigermaßen in den Griff zu bekommen. Es dient als Suchtmittelersatz. ERSATZ. Ärztlich beaufsichtigt. Die Stadt Essen will aber nichts ersetzen. Im Gegenteil. Sie unterstützt die Menschen, die eh schon am Rande der Gesellschaft leben, noch und verstärkt in meinen Augen so das Krankheitsbild. 

Ich kann nur hoffen, dass niemand von den Initiatoren dieses Projektes jemals in die missliche Lage kommt, alkoholkrank zu werden. Nein, ich wünsche das wirklich keinem Menschen. Obwohl ... vielleicht würde das den einen oder anderen zum Umdenken bewegen. Unter einem sozialen Projekt, verstehe ich jedenfalls etwas anderes. Nämlich auch soziales Verhalten.

Gruß vonner Grete





Sonntag, 2. Februar 2014

Das Fräulein Grete Meier mistet aus

Das Fräulein Grete Meier mistet aus

 

Rumms! Mit einem lauten Knall, begleitet von Gepolter und Getöse, war es zusammengebrochen. Das Bücherregal. Mitten in der Nacht. Genauer gesagt um kurz nach dreiundzwanzig Uhr. Gerade als das Fräulein Grete Meier sich den Schlafanzug im Badezimmer anzog. Für ein paar Sekunden blieb die Grete stocksteif stehen, die Schlafanzughose auf halb acht. Sie horchte. Totenstille.

"Ja und dann, Herr Heinevetter, haben sie ja auch schon geklingelt. Man war ich froh. Ich habe wirklich gedacht, dass da irgendwo eine vergessene Bombe hochgegangen ist. Liest man ja immer wieder." Die Grete goss Kaffee in die Tassen. "Stellense sich mal vor, nur zehn Minuten früher, und das Ding hätte mich unter sich begraben. Ich bin immer noch geschockt. Hatte mir doch noch kurz vorher einen Rilkeband aus dem Regal gezogen. Ich les doch so gerne Gedichte vor dem Einschlafen!"
Herr Heinevetter schüttelte sich. Allein die Vorstellung, die Grete begraben und verletzt oder sogar noch schlimmer, unter hunderten von Büchern vorzufinden, bereitete ihm nachträglich Magenschmerzen. "Nicht auszudenken, Frau Meier, nicht auszudenken!"
"Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl. Immerhin, das Regal ist ja schon mehr als zwanzig Jahre alt. Und mit den Jahren haben sich ja auch viele Bücher angesammelt. Das platzte ja nun wirklich bereits aus allen Nähten. Aber jetzt ist Schluss, jetzt wird ausgemistet. Ich war heute schon ganz früh im Baumarkt und habe mir Kartons geholt. Ich sach ihnen, lieber Herr Heinevetter, da war schon richtig was los. Und Sperrmüll habe ich auch schon angemeldet. Online. Das war ganz einfach. Find ich echt toll, dass sie mir helfen wollen."
Na, ob die Idee wirklich so toll ist, darüber war sich der Herr Heinevetter plötzlich gar nicht mehr so sicher. Er kennt die Grete eben. Und da kam es auch schon. "Und wenn ich schon mal dabei bin, dann miste ich auch alle Schränke aus. Wissense, nicht nur das Regal ist nämlich zwanzig Jahre alt, auch die anderen Möbel. Und überhaupt, neue Tapeten müssten auch mal her. Im Baumarkt habe ich schon so richtig schöne gesehen. Zartgelb. Das wär doch was. Nächsten Samstag fahr ich mal zu Ikea. Die haben doch immer so tolle Regale. Und bestimmt auch passende Schränke dazu. Und eine schicke Couchgarnitur mit Lesesessel."
Herr Heinevetter zuckte zusammen. Er ahnte bereits. "Und sie begleiten mich. So als männlicher Fachberater." Sie hatte ihn tatsächlich ausgesprochen. Diesen Satz. IKEA. Der Alptraum aller Männer schlechthin. Nicht, dass Herr Heinevetter nicht gerne schrauben würde. Nein, darum geht es nicht. Die Anleitungen zum Zusammenbau sind es, die ihm jetzt schon Kopfschmerzen bereiten. Und die  Dekoabteilung. Gruselig. Kerzen hier und Nippes da.  Vielleicht könnte er ... "Ach Gottchen, Frau Meier, ich hab doch zwei linke Hände. Und mein Rücken, sie wissen schon. Aber der Stefan, mein Neffe, der hilft ihnen bestimmt. Der hat Talent dafür, glaubense  mir. Und tapezieren kann der auch."
Das leuchtete der Grete ein. "Sie haben aber auch immer eine gute Idee parat. Aber nu kommense mal, packen wir es an. Die Kisten sind extra für Bücher. Handlich klein. Das mach ich. Und sie kümmern sich um die Überreste des Regals. Die kommen bis zum Spermülltermin in den Keller."

Vier Stunden und zwei Zigarettenpausen später war alles erledigt. Klare Sache, die Grete wäre schneller fertig geworden, wenn es ihr nicht so schwer gefallen wäre zu entscheiden, welche Bücher sie behalten würde und welche weg können. Dreimal hatte sie die Kisten neu sortiert. Mindestens hundertmal geseufzt. So schwer hatte sie sich das nicht vorgestellt. Zweiunddreißig Kisten standen nun vor der Grete. Tränen blitzten in ihren Augen. "Nu nu, Frau Meier, sind doch nur Bücher", versuchte Herr Heinevetter sie zu trösten. "Sie müssen das so sehen. Sie hatten ihre Freude daran und nun machen sie damit anderen eine Freude. Geht doch nix auf den Müll. Die Leiterin vom Seniorenheim hat sich doch richtig gefreut, als sie heute morgen angerufen haben."
Wo er recht hat, hat er recht, dachte die Grete. Viel Zeit zum Trauern blieb ihr auch nicht, denn keine fünf Minuten später stand auch schon Herr Heinevetters Neffe vor der Tür. Nach drei Touren mit seinem PKW war alles erledigt. Lediglich vierzehn Kisten blieben zurück, die fein säuberlich gestapelt an der leeren Wand standen. 
Als Grete sich im Wohnzimmer umsah, empfand sie plötzlich eine ungeheure Freude. Ja, es überfiel sie sogar so etwas wie Abenteuerlust. Sie setzte sich an ihren Computer und wies Mr. Google an, sie auf die Webseite von IKEA zu führen. Und da war er dann endlich auf dem Bildschirm. Der IKEA-Homeplaner. Hach, wie aufregend.