Dienstag, 30. Juli 2013

Das Fräulein Grete Meier, Designerhandtücher und Goodies


Das Fräulein Grete Meier, 
Designerhandtücher und Goodies


Manchmal fühlt sich die Grete alt. Aber so richtig. Oder wie von einem anderen Stern. Nämlich immer dann, wenn sie merkt, dass sie überhaupt nicht mehr up to date ist.

Neulich ist die Grete ja 55 Jahre geworden. Schnittchen hat sie gemacht und Sekt ausgegeben in der Firma. Abends hat sie sich mit Lieschen getroffen. War ein schöner Tag. Auch der Herr Heinevetter und die Hebers haben ihr gratuliert. Wirklich nett, wenn alle an einen denken.

Na jedenfalls, war die Grete am Ende des Tages um 5 Douglasgutscheine im Gesamtwert von 225,00 Euro reicher. Douglasgutscheine sind eine feine Sache. Für die Grete. Gibt es da doch ihr Lieblingsparfüm (der blaue Stern mit dem Rattengift). Und weil das ziemlich teuer ist, lässt sich die Grete gerne zum Geburtstag mit Douglasgutscheinen beschenken. Meistens reicht es dann für eine neue Flasche, die dann auch ein Jahr die Grete duftend begleitet. Natürlich kann sich die Grete das Parfüm auch selber leisten. Tut sie aber nicht. Soviel Geld für sich auszugeben fällt dem Fräulein Grete Meier nämlich schwer. Klappt ja auch immer mit den Gutscheinen.

Wenn es dann soweit ist, fährt die Grete in die Stadt, sucht Douglas auf und kauft ihr Parfüm. Mit den Gutscheinen. Verpacken lässt sie sich es auch. Die machen das immer so toll. Und ein Pröbchen gibt es auch dazu.

Dieses Jahr stand die Grete allerdings vor einem Problem. Natürlich hat die Heidi Seelig längst schnuppernd herausgefunden wonach die Grete an manchen Tagen duftet. Und das dem Chef gesteckt. Weil Gretes Chef ja nett ist und weiß, was er an dem Fräulein Grete Meier in seinem Vorzimmer hat, kam diesmal von ihm kein Gutschein, sondern gleich der Flakon. In XL. Mit passendem Duschgel und der passenden Körpercreme. Die Grete war ganz gerührt. Und ratlos. Was sollte sie denn jetzt mit den Gutscheinen anfangen? Nun, erst mal hat sie sie beiseitegelegt. Bis heute.

Mitten in ihr Gespräch mit der Heidi Seelig, die ihr Tipps für den Einkauf bei Douglas gab, platzte die Susi. "Mach das doch online, im Douglasshop. Zuerst musste aber bei Frau Shopping Punkt De vorbeischauen. Die hat immer Codes für Goodies."

Hä? Frau Shopping Punkt De, wer soll das denn sein und was bitte sind Goodies? Die Grete war total verwirrt.  Und dann kam es auch schon gleich, dieses "du bist ja überhaupt nicht up to date", und augenblicklich fühlte sich das Fräulein Grete Meier uralt.

Geduldig ließ sie sich dann doch von der Susi alles erklären. Auch die Heidi Seelig kannte diese Frau Shopping und ihre Codes schon. Und die Goodies.

Sechs Stunden später machte auch die Grete ihre Bekanntschaft mit der Dame. Sehr nett, wirklich. Grete schrieb sich all die vielen Codes für die Goodies auf. Keine Versandkosten, 10% auf die Gesamtrechnung, hier ein Badezusatz, da eine Wimperntusche, dort eine Lotion usw. – alles Goodies. Natürlich nur, wenn man entsprechende Produkte kauft. Grete schwirrte der Kopf. Und kaufte und kaufte. War auch alles im Angebot. Zehn Teile hat die Grete in den virtuellen Warenkorb gepackt. Und zehn Goodies dazu erhalten. Da war sogar eine Handtasche dabei. Und noch immer stand der Rechnungsbetrag abzüglich der 10 % auf 154.62 Euro.  Es wollten partout keine 225,00 Euro zusammenkommen.  Klar, manch andere Frau hätte das mit zwei Teilen auch geschafft. Nicht so die Grete. Die denkt gar nicht daran Wimperntusche oder Lidschatten für 30 Euro zu kaufen. Nagellack auch nicht. Und Antifaltencreme für 150 Euro schon mal gar nicht. Gibt es doch viel günstiger und wahrscheinlich auch qualitativ besser in ihrem bevorzugten Drogeriemarkt. Da könnte sie sich für das gleiche Geld ein Jahr eindecken mit Hyaloronsäure.

Gut, die Gutscheine sind nun mal da und müssen weg. Aus lauter Verzweiflung hat die Grete dann noch zwei Designerbadehandtücher gekauft. Auch im Angebot. Mit allem Rabatt betrug die Endrechnung dann knapp über 185,- Euro. Immer noch nicht das Ziel erreicht. Jetzt wurde es der Grete doch zu bunt. Kurzerhand hat sie die Frau Korters geholt und der verdutzten Frau ein Parfümgeschenkset ( im Angebot mit Goodie! ) und eine Haarkur aufs Auge gedrückt. Geschafft!

Geschafft war auch das Fräulein Grete Meier. Geld ausgeben ist echt Schwerstarbeit. Lieschen lacht sich morgen beim Kaffee bestimmt wieder kaputt. Aber, vielleicht weiß die auch nicht was Goodies sind. Die Grete ist gespannt.



So, und wer sich von Gretes neuer Freundin Frau Shopping Punkt De selber überzeugen will, fragt mal den Herrn Google nach ihr. 



Montag, 29. Juli 2013

Das Runde muss ins Eckige



Das Runde muss ins Eckige



Fußball mag das Fräulein Grete Meier. Besonders wenn Yogis Jungs auf dem Platz spielen. Oder, wenn es denn mal im normalen Fernsehen (Sky und ähnliche Bezahlsender mag die Grete nicht) zu sehen ist, schaut sie gerne ihrem bevorzugten Verein zu. Blau - Weiß. Und leidet mit. Oder sie freut sich. Je nachdem. Im Grunde hat sie ihren überdimensionierten Fernseher mit Dolby-surround, nur dafür gekauft. Und für DSDS. Letzteres soll nur so nebenbei erwähnt sein. Lieschen erzählt sie das lieber nicht. Ein geheimes Laster muss der Mensch ja schließlich haben.

Also, wenn die Nationalmannschaft spielt, dann kommt auch der Herr Heinevetter rüber. Und die Hebers von oben.

Das ist immer so toll bei dir Grete. Super Bildschirm, klasse Ton und dann deine Schnittchen!!

Na, die Grete macht das gerne. Schnittchen und so. Getränke steuern die anderen bei. So ist alles im Lot. Wenn, ja wenn da nicht immer die völlig unqualifizierten Kommentare vom jungen Heber wären. Ganz zu schweigen von den geistigen Ergüssen des Herrn Heinevetter. Das Fräulein Grete Meier ist nämlich ein As in Fußballdingen. Für eine Frau ganz ordentlich, sagt der Herr Heinevetter immer. Grete lacht dann, aber innerlich könnte sie den Herrn Heinevetter über glühende Kohlen jagen. Barfuß, versteht sich. Wenn nämlich einer wirklich keine Ahnung von Fußball hat, nicht die winzigste, dann ist das der Herr Heinevetter. Der schreit schon "Abseits" sobald sich ein gegnerischer Spieler dem deutschen Tor auch nur nähert. Und hat bis heute nicht begriffen, dass "gleiche Höhe" nicht automatisch gleich "Abseits" ist. Das gab es zwar mal, wurde aber schnell wieder abgeschafft. Die Grete weiß das. Leicht hat es die Grete da nie, bei zwei, sich in der Lautstärke und Besserwisserei gegenseitig übertrumpfenden, Herren. Wenn es ihr zu bunt wird, schaut sie die Frau Heber an, zwinkert ihr kurz zu und rattert dann die Abseitsregeln runter. Dann herrscht erstmal für eine Weile staunende Stille. Bis zum nächsten " Abseits".

Was die Grete auch nicht mag, ist die Diskutiererei warum, wieso, weshalb, der Yogi mal wieder diese und jene Aufstellung gemacht hat. Alles hätten sie natürlich anders und alles natürlich besser gemacht. Grete fragt sich dann immer, warum keiner dieser beiden Herren Nationaltrainer geworden ist, wenn die doch alles besser im Griff hätten als der Yogi. Den findet sie klasse. Von wegen dem weißen Hemd und so.

Doch obwohl das Fräulein Grete Meier sich wirklich gerne ein Fußballspiel anschaut, kann sie sich mit dem Damenfußball nicht so recht anfreunden. Anfangs hat sie noch immer gedacht: Klasse, Frauen können das auch, warum auch nicht, ist doch nur Sport. Nachdem sie sich allerdings ein paar Spiele angeschaut hatte, war sie weniger euphorisch. Ihr fehlte der Pep, das Spiel kam ihr langsamer vor. Zu wenig Dramatik. Ergo hat sie sich auch während der laufenden Damen EM, kein einziges Spiel angeschaut.  Der Herr Heinevetter und die Hebers übrigens auch nicht. Aber das aus anderen Gründen. Die halten nämlich Fußball für eine reine Männerdomäne (Frau Heber natürlich nicht!). Da fallen dann wirklich so dumme Sprüche wie ... Frauen sollen putzen und kochen und nicht auf dem Platz einem Ball hinterherlaufen, den sie eh nie kriegen. Kampflesben trauen sie sich allerdings in Gegenwart von der Grete nicht mehr zu sagen, nachdem diese einmal deswegen kurzerhand ein Bierglas über dem Herrn Heber entleert hat und gedroht hat in Zukunft keine Schnittchen mehr zu machen.

Soweit geht das Fräulein Grete Meier nicht. Aber gefallen tut es ihr eben auch nicht so recht. Trotzdem hat sie sich mit den Damen gefreut. Immerhin zum achten Mal Europameister. Der Yogi sollte sich vielleicht doch mal mit der Silvi treffen. Wer weiß, vielleicht hat die ja ein paar Tipps für ihn. 



Sonntag, 28. Juli 2013

Fazebook und Edgar Wallake



Fazebook und Edgar Wallake


Der Herr Heinevetter kann kein Englisch. Hat er früher nicht gelernt und später wollte er nicht mehr. Wir leben in Deutschland, sagt er immer zu dem Fräulein Grete Meier. Und da spricht man deutsch.

Alles andere ist Unsinn. In England spricht man ja schließlich auch nur englisch und kein deutsch.

Wo er recht hat er recht.

Da sich der Herr Heinevetter strikt an die deutsche Aussprache hält, kommt es schon mal vor, dass die Grete nur Bahnhof versteht. Wie heute Morgen auf dem Balkon.

"Gestern auf fa-ze-book, da war so ein Wi-de-o mit Edgar Wallake. Sie wissen schon, der Hexer. Das war gut, das habe ich ge-li-kett!"

Die Grete brauchte in der Tat ein paar Sekunden. "Sie meinen geleikt, und ganz sicher meinen sie faisbook und den Edgar Wollis." Vor lauter Lachen stolperte die Grete über ihre eigenen Sätze.

Der Her Heinevetter fand das gar nicht witzig.

Überall immer dieses Englisch, wie soll da ein alter Mann mitkommen, die deutsche Sprache verkommt, niemand kann mehr richtig lesen, von Rechtschreibung ganz zu schweigen, die heutige Jugend, keine Werte, rücksichtslos … so ging es in einem fort.

Das Fräulein Grete Meier nickte zu allem nur zustimmend - sie wollte sich heute auf keine Diskussion mit dem Herrn Heinevetter einlassen – und nahm die erstbeste Gelegenheit wahr, um durch die Balkontür in ihre Wohnung zu verschwinden.

Bei einer Tasse Kaffee hat die Grete dann nochmal über den Herrn Heinevetter nachgedacht. Ein bisschen tut er ihr ja leid. Immerhin ist er schon über siebzig. Da fällt es bestimmt schwer, sich an all die neuen Begriffe zu gewöhnen. Andererseits, den Edgar Wallace gab es ja auch schon in einer Zeit, als der Herr Heinevetter noch jung war. Das hätte er nun wirklich wissen können, wie man den Namen ausspricht. Und das der dann immer so verallgemeinert, wenn er sich in Rage redet. Nee, das mag die Grete nicht. Das Lieschen hätte sich bestimmt darüber auch aufgeregt.  

Klar, auch die Grete findet die ganzen englischen Wörter in der Werbung nicht immer gut. Klingt aber oft besser. "Have a break, have a kitkat" hört sich doch auf jeden Fall besser an als "mach mal Pause, hab ein kitkat" ( frei übersetzt von der Grete ). Zumal das mit der Pause ja schon lange Coca-Cola gehört. Somit würde jeder der das kennt denken, man müsste kitkat trinken.

Designed hört sich auch viel besser an als entworfen. Come in and find out ist ebenfalls für den Verbraucher eingängiger als "Komm herein und finde heraus". Zumindest solange man nicht darüber nachdenkt.

Über einiges könnte man sicher nachdenken, ob das sein müsste. Hausmeister bleibt Hausmeister, auch wenn auf dem Kittelschild Facilitymanager steht.

Vor ein paar Wochen ist die Grete selbst mal auf so ein hochgestochenes Wort hereingefallen. Der Rethelskerner, ein Kunde der Firma, hatte das Fräulein Grete Meier zum Essen eingeladen. Die hat sich natürlich geziert. Erst drei Wochen und fünf Rosensträuße später hat sie eingewilligt. Immerhin, auf der Visitenkarte stand in schönen Lettern: Edelbert Rethelskerner, Key Account Manager

Das hat die Grete natürlich beeindruckt. Und galant war der … Türen aufhalten und so, das gefällt der Grete. Na, jedenfalls stellte sich ganz schnell heraus, dass der Edelbert als Vertreter für einen Schlüsseldienst arbeitet. Von wegen Management. Mehr Schein als Sein. Der soll sich mal seine Rosen sonstwohin stecken. Da ist die Grete eisern. 



Samstag, 27. Juli 2013

Das Fräulein Grete Meier fährt Bus

Das Fräulein Grete Meier fährt Bus 

Herrmann ist in London. Und das Lieschen hat sozusagen sturmfrei. Und einen Garten. Und Eiskaffee. Das musste das Fräulein Grete Meier natürlich heute prompt ausnutzen. Denn trotz Balkon … die Hitze macht der Grete ganz schön zu schaffen. Also ab in den Bus zum Lieschen. Den nimmt sie immer gerne. Natürlich könnte sie mit dem Auto fahren, Lieschen wohnt nur etwa zwanzig Minuten entfernt. Aber das ist nur halb so interessant wie im Bus. Im Auto sitzt sie ja alleine. Im Bus (mit Klimaanlage!) dagegen tummelt sich immer ein, mehr oder minder, munteres Völkchen. Da kann die Grete sich gemütlich zurücklehnen und einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachgehen. Menschen beobachten. Und den Kopf schütteln. Innerlich natürlich, soll ja keiner sehen. Manchmal muss sie auch lachen. Nicht innerlich, das kann sie nicht. Dann schauen die Leute immer ganz irritiert in ihre Richtung. Der Grete ist das egal. Sollen sie doch denken was sie wollen. Sie denkt ja schließlich auch. Was sie will. 
Heute war nicht viel los im Bus. Klar, bei dem Wetter sind viele im Schwimmbad oder verbringen den Tag im Garten. Zwei ältere Herren saßen auf den Plätzen vor ihr. Schwarze Anzüge, mit Hut. Stocksteif. Nicht ein Wort wechselten sie miteinander während der Fahrt. Nur hin und wieder vernahm die Grete ein tiefes Seufzen. Beerdigung, dachte sie, die kommen bestimmt von einer Beerdigung. Kegelbrüder. Wahrscheinlich sind die beiden die letzten aus der früheren Freundesriege. Jaja, für jeden kommt irgendwann die Zeit. Den Verein werden sie nun auflösen müssen. Kegeln nur zu zweit, das ist doch nichts. Müssen sie sich wohl ein anderes Hobby suchen. Skat vielleicht, ach nein, das geht ja auch nicht. Ach im Grunde soll es ihr ja egal sein. 
Was das Kind da vorne wohl hat? Seit 2 Minuten brüllt es wie am Spieß. Also die Mutter könnte sich ruhig mal kümmern. Sitzt einfach da und liest in einem Buch. Das Fräulein Grete Meier war empört. So was aber auch, das geht doch nicht. Jetzt schiebt sie dem Kind einfach einen Schnuller in den Mund. In dem Alter noch einen Schnuller. Das Kind ist doch bestimmt schon drei. Hat wahrscheinlich keinen Vater. Und die Mutter ist berufstätig. Ganztags. Bleibt ihr ja auch nichts anderes übrig. Schrecklich diese Kerle, die Frau und Kind im Stich lassen, nur weil sie sich austoben wollen. Arme Frau, soviel Verantwortung muss sie schon in jungen Jahren übernehmen. Gretes Herz quoll vor Mitleid über. 
Laute Musik riss die Grete aus ihren Gedanken. Der junge Mann vorne links hatte seine Kopfhörer abgenommen. Nun baumelten sie um seinen Hals und verbreiteten undefinierbare Rhythmen im Bus. Hinter ihr klingelte ein Handy. "Jaja, bin gleich da. Noch eine Haltestelle … Pizza ist supi … Danach in den Park, da soll es voll krass sein abends, da geht echt was ab." Kurze Pause, dann klingelte das Handy wieder. " Die Angela? Ne du, die Ziege muss ich mir nicht antun … wie das weißt du nicht … also die hat was abgezogen … Nee, das mein ich nicht … Mit dem Timo, stell dir mal vor im Kino, und noch nicht mal in der letzten Reihe … nee, dabei war ich nicht. Ist doch eklig … und der Timo hat dann …" 
Hier wurde das Handymädchen von dem Fräulein Grete Meier unterbrochen. " Mich interessiert wirklich viel, aber ganz bestimmt nicht ob die Angela und der Timo Sex im Kino hatten." 
Völlig fassungslos starrte das Mädchen die Grete an, nachdem ihr das Handy vor Schreck aus der Hand geglitten war. "Sex? Die Angela hat ihm eine Pizza ins Gesicht gedrückt, weil er über ihre neue Haarfarbe gelacht hatte. Pumuckelrot!" 
Gut dass in diesem Moment die Haltestelle kam, an der das Fräulein Grete Meier aussteigen musste. Pumuckelrot! Das war jetzt die Grete auch. Im Gesicht. Weil es so heiß war, ist dem Lieschen die Farbe gar nicht aufgefallen. 
Und nach ein paar Eiskaffee konnte die Grete sogar darüber lachen. Und dem Lieschen von ihrem Fauxpas erzählen. 



Freitag, 26. Juli 2013

Drama im Vorzimmer



Drama im Vorzimmer



Drama, Drama, Drama. War das ein Geheule heute bei der Grete im Vorzimmer. Irgendein Kevin lebt nicht mehr in einer Beziehung mit Susi. Das Fräulein Grete Meier hat fast eine halbe Stunde und zwei Packungen Tempos später überhaupt begriffen, worum es geht. Gut, dass der Chef heute einen Termin außer Haus hatte und das nicht miterleben musste. Wo der doch so nah am Wasser gebaut hat. Da hätte die Grete ja noch mehr Tempos gebraucht.

Aber mal der Reihe nach. Erst war der Grete ja nur aufgefallen, dass Susi ziemlich blass aussah. Was sie nach näherem Betrachten auf die Tatsache schob, dass diese wohl keine Zeit mehr für die üblichen Farbtöpfe gehabt hatte. Passiert der Grete auch ab und an. Kein Drama.

Dann wunderte sie sich über die merkwürdige Garderobe von Susi. Fleckiges Schlabbershirt, Jeans und, man staune, statt Highheels, Turnschuhe. Im Grunde auch kein Drama, aber doch merkwürdig.

So richtig aufmerksam wurde das Fräulein Grete Meier aber erst, als die Susi widerspruchslos der Heidi Seelig ins Lager folgte um aufzuräumen. Sonst ein Drama. Die Fingernägel und so.

Da stimmte etwas ganz und gar nicht. Dafür hat die Grete einen Riecher. Sagt das Lieschen auch immer. Grete riecht Probleme meilenweit gegen den Wind und kümmert sich dann. Nur ihre eigenen schiebt sie gerne von sich. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Also bat das Fräulein Grete Meier die Susi in ihr Vorzimmer. Die Frage, was denn mit ihr los sei, hätte sie sich aber besser verkniffen. Susi fing sofort an zu weinen. Und weinte und schluchzte und weinte. Zwischen all dem Geheule vernahm die Grete dann einzelne Sprachfetzen. Der feige Hund, einfach so, ohne mit mir zu reden, Saukerl, Scheiß Facebook, so gemein, und noch so einiges mehr.

Gretes Zwischenfragen gingen im Geheule unter. Sie kapierte erst mal nichts. Nach und nach baute sich das ganze Drama aber vor ihrem inneren Auge auf. Kevin, der aktuelle Freund von der Susi hatte mit ihr Schluss gemacht. Nicht so, wie die Grete es noch aus ihrer Jugendzeit kannte. Auge in Auge. Mit oder ohne Begründung. Nein, besagter Kevin hatte einfach so auf seinem Facebookprofil den Status gewechselt. Seit gestern Abend 19.21 Uhr, zumindest hat es die Susi da entdeckt, steht dort nicht mehr: Kevin ist in einer Beziehung mit Susi. Grete war nun voller Mitleid. Was für ein Drama.

"Wenigstens eine SMS hätte er mir vorher schreiben können", heulte die Susi. "Dann wäre ich schneller gewesen. Wie sieht das denn jetzt aus?" Echtes Drama. Grete war sprachlos. "Und das Bild von uns in seinem Profil hat er auch gelöscht. So ein Scheiß, bei mir konnte man das noch sehen!"

Die Grete versuchte Susi zu trösten, mit den an dieser Stelle üblichen Floskeln. Du bist doch noch jung, andere Mütter haben auch schöne Söhne, der hat dich doch gar nicht verdient, Liebeskummer geht vorbei und vielleicht klappt es ja irgendwann wieder.

Susi heulte daraufhin noch lauter. " Du verstehst gar nichts. Der Kevin ist eh ein Arsch, den will ich doch gar nicht wieder. Ich hab den doch nur genommen, weil der so unglaublich gut aussieht und die anderen Mädels in der Disco immer vor Neid erblasst sind." Grete verstand nur Bahnhof. "Und warum heulste dir dann jetzt die Augen aus dem Kopf?"

"Na weil, wenn einer Schluss macht, ich das bin und nicht der Kevin. Stell dir mal vor, ALLLE aber auch wirklich ALLE haben das gesehen. Vor mir. Das ist doch voll peinlich!" Und wieder Geheule.

Nun wurde es der Grete zu viel. Sie packte die restlichen Tempos ein, schüttelte die Susi und befahl ihr augenblicklich nach Hause zu fahren. Duschen sollte sie, die Kleidung wechseln, die Farbtöpfe malträtieren und in Highheels wieder in der Firma erscheinen. Wie immer eben. Sonst, sagte die Grete zum Schluss, sonst sag ich dem Simon er soll seinen Beziehungsstatus ändern. Simon ist in einer Beziehung mit Susi.

Das zeigte augenblicklich Wirkung. Susi schniefte noch einmal, straffte die Schultern und dampfte ab. Richtung Heimat. " Das machst du nie!", murmelte sie noch. Sicher war sie sich da wohl aber nicht.



Donnerstag, 25. Juli 2013

Von Rattengift mit Zuckerwatteduft



Von Rattengift  mit Zuckerwatteduft





Das Fräulein Grete Meier hatte recht gehabt. Das Lieschen hat sich gestern beim Mittwochskaffee in der Tat köstlich über die Grete mit Diana-Föhnfrisur amüsiert. Sie hat so laut gelacht, dass zwei Damen am Nebentisch ebenfalls in Lachen ausbrachen. Das kann das Lieschengut. Laut und strahlend lachen. Einfach ansteckend.

Eigentlich wollte das Lieschen ja morgen nach London fahren. Mit Herrmann. Im Bus. Nur mal so. Hin, gucken und wieder zurück. Gucken? Doch nicht etwa nach dem kleinen George Alexander Lois?

Natürlich nicht, nicht das Lieschen. Die schaut sich auf solchen Kurztrips gerne Sehenswürdigkeiten an. Nicht die üblichen verdächtigen Orte. Nein, eher alles was so neben dem Mainstream liegt. Da hat das Lieschen ein Händchen für.

Na, jedenfalls eigentlich. Jetzt fährt sie doch nicht. Herrmann aber. Ist ihr zu anstrengend. Rein in den Bus, die ganze Nacht durchfahren. Tagsüber durch London laufen und laufen und laufen und abends wieder rein in den Bus. Heimfahrt. Kann die Grete voll verstehen. Ja, vor zwanzig Jahren, da hätte das Fräulein Grete Meier auch solche Sachen gemacht. Aber da war man eben noch jünger. Viel jünger. Zwanzig Jahre jünger. Mit blondgefärbter Diana-Föhnfrisur.

Haarefärben. Das macht das Fräulein Grete Meier auch noch heute. Schokoladenbraun. Damit man die grauen Strähnen nicht sieht. Oder Nussbraun. Im Sommer, damit es frischer wirkt. Lieschen färbt ihre Haare nie. Ist ihr viel zu lästig und überhaupt, alles nur Chemie. Das will das Lieschen nicht auf ihrem Kopf haben. Dem Fräulein Grete Meier ist das egal. Chemie hin oder her, Hauptsache kein Grau. Manchmal liest die Grete sich beim Kosmetikkauf durch, was da alles so an Chemie drin ist. Aber ihr wird immer ganz schwindelig von all den unaussprechlichen Bezeichnungen.

Neulich erst, hat sie gestern dem Lieschen erzählt, neulich habe ich doch Lesen müssen, dass mein Lieblingsparfüm Rattengift enthält. Cumarin.

"Stell dir mal vor, da ist sogar laut Gefahrstoffverordnung mit dem Andreaskreuz als gesundheits-schädlich gekennzeichnet worden. Und ich nehm das seit Jahren. Naja, nicht täglich, ist doch ziemlich teuer, aber immerhin mittwochs und am Wochenende."

Das Lieschen hat ihr natürlich gleich hunderterlei weitere Dinge genannt, die so mir nichts dir nichts einfach in die Lippenstifte, Cremes und Nagellacke gepackt werden. Der Grete wurde da ganz anders. Jedenfalls musste sie dem Lieschen versprechen, in Zukunft doch etwas mehr auf die Inhaltsstoffe zu achten. Der Gesundheit wegen. Wer will sich sich schon gerne mit Butyl Methoxydibenzoylmethane oder Sodium Hydroxymethylglycinate einreiben. Wohl keiner. Die Grete auch nicht.



Zuhause hat das Fräulein Grete Meier dann auch sofort ihren Kosmetikvorrat durchgeforstet. Dabei ist so einiges im Sondermüll gelandet. Der blaue Sternflakon  natürlich zuerst.

Wobei, wir wollen ja ehrlich sein, den hat das Fräulein Grete Meier heute Morgen dann doch wieder aus dem Müllsack gefischt. Viel zu teuer und der Duft … teuflisch zuckerwattiggut.