Fazebook und Edgar
Wallake
Der Herr Heinevetter kann kein
Englisch. Hat er früher nicht gelernt und später wollte er nicht mehr. Wir
leben in Deutschland, sagt er immer zu dem Fräulein Grete Meier. Und da spricht
man deutsch.
Alles andere ist Unsinn. In
England spricht man ja schließlich auch nur englisch und kein deutsch.
Wo er recht hat er recht.
Da sich der Herr Heinevetter
strikt an die deutsche Aussprache hält, kommt es schon mal vor, dass die Grete
nur Bahnhof versteht. Wie heute Morgen auf dem Balkon.
"Gestern auf fa-ze-book,
da war so ein Wi-de-o mit Edgar Wallake. Sie wissen schon, der Hexer. Das war
gut, das habe ich ge-li-kett!"
Die Grete brauchte in der Tat
ein paar Sekunden. "Sie meinen geleikt, und ganz sicher meinen sie
faisbook und den Edgar Wollis." Vor lauter Lachen stolperte die Grete über
ihre eigenen Sätze.
Der Her Heinevetter fand das
gar nicht witzig.
Überall immer dieses Englisch,
wie soll da ein alter Mann mitkommen, die deutsche Sprache verkommt, niemand
kann mehr richtig lesen, von Rechtschreibung ganz zu schweigen, die heutige
Jugend, keine Werte, rücksichtslos … so ging es in einem fort.
Das Fräulein Grete Meier nickte
zu allem nur zustimmend - sie wollte sich heute auf keine Diskussion mit dem
Herrn Heinevetter einlassen – und nahm die erstbeste Gelegenheit wahr, um durch
die Balkontür in ihre Wohnung zu verschwinden.
Bei einer Tasse Kaffee hat die
Grete dann nochmal über den Herrn Heinevetter nachgedacht. Ein bisschen tut er
ihr ja leid. Immerhin ist er schon über siebzig. Da fällt es bestimmt schwer,
sich an all die neuen Begriffe zu gewöhnen. Andererseits, den Edgar Wallace gab
es ja auch schon in einer Zeit, als der Herr Heinevetter noch jung war. Das
hätte er nun wirklich wissen können, wie man den Namen ausspricht. Und das der
dann immer so verallgemeinert, wenn er sich in Rage redet. Nee, das mag die
Grete nicht. Das Lieschen hätte sich bestimmt darüber auch aufgeregt.
Klar, auch die Grete findet
die ganzen englischen Wörter in der Werbung nicht immer gut. Klingt aber oft
besser. "Have a break, have a kitkat"
hört sich doch auf jeden Fall besser an als "mach mal Pause, hab ein kitkat" ( frei übersetzt von der
Grete ). Zumal das mit der Pause ja schon lange Coca-Cola gehört. Somit würde
jeder der das kennt denken, man müsste kitkat trinken.
Designed hört sich auch viel
besser an als entworfen. Come in and find
out ist ebenfalls für den Verbraucher eingängiger als "Komm herein und finde heraus". Zumindest
solange man nicht darüber nachdenkt.
Über einiges könnte man sicher
nachdenken, ob das sein müsste. Hausmeister bleibt Hausmeister, auch wenn auf
dem Kittelschild Facilitymanager steht.
Vor ein paar Wochen ist die
Grete selbst mal auf so ein hochgestochenes Wort hereingefallen. Der
Rethelskerner, ein Kunde der Firma, hatte das Fräulein Grete Meier zum Essen
eingeladen. Die hat sich natürlich geziert. Erst drei Wochen und fünf
Rosensträuße später hat sie eingewilligt. Immerhin, auf der Visitenkarte stand
in schönen Lettern: Edelbert Rethelskerner,
Key Account Manager
Das hat die Grete natürlich
beeindruckt. Und galant war der … Türen aufhalten und so, das gefällt der
Grete. Na, jedenfalls stellte sich ganz schnell heraus, dass der Edelbert als Vertreter
für einen Schlüsseldienst arbeitet. Von wegen Management. Mehr Schein als Sein. Der soll sich mal
seine Rosen sonstwohin stecken. Da ist die Grete eisern.
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