Mittwoch, 26. Februar 2014

Gretes Senf am Mittwoch (26.02.14)

Gretes Senf am Mittwoch (26.02.14)

Ein bisschen Senf darf sein. Auch heute. Da mir nämlich in den letzten Tagen Themen unter die lesenden Augen gekommen sind, die mich eher berühren als aufregen, ja mich sogar sehr nachdenklich machen, werde ich mit der Senftube sparsam umgehen.
Was um Himmels Willen ist bloß passiert, dass ein ausgesprochen hübsches Mädel im Alter von 19 Jahren nicht mehr in dieser Welt leben will? Die Nachricht, dass sich die Biathletin Julia Pieper in ihrem Zimmer erschossen hat, hat mich doch sehr erschüttert. Wie enttäuscht muss man vom Leben sein, dass man zu so einer Maßnahme greift? Wenn ich so etwas lese, türmen sich, völlig ungewollt, Fragen über Fragen auf und wachsen zu einem riesigen unüberwindlichen Berg. Man sucht nach Antworten, obgleich man die Person und die Lebensumstände überhaupt nicht kennt. Man kann nicht anders. Zumindest ich nicht. Und das Suchen endet immer wieder mit der Erkenntnis, dass es keine Antworten gibt. Niemals geben wird. Weil die Person, die einzige die wirklich und wahrhaftig eine Erklärung liefern könnte, eben nicht mehr lebt. Wenn mich das schon so mitnimmt, wie geht es da wohl erst den Eltern und Geschwistern in so einem Fall. Ich mag es mir nicht vorstellen. 
Ebenso wenig will mir in den Kopf, dass ein Vater seinen, seit einem tragischen Unfall behinderten, Sohn tötet und dann von einer Brücke springt. Die Verzweiflung, die zu so einer Tat führt, kann man nur ansatzweise erahnen. Egal, welche Beweggründe dazu geführt haben mögen, sich selbst zu richten ist eine Sache, aber vorher noch zum Mörder werden? Denn es ist in meinen Augen nichts anderes als ein Mord. Er hat, um es mit aller Deutlichkeit zu sagen, seinen Sohn ermordet. Nicht mehr und nicht weniger. Bestraft werden kann er nun nicht mehr dafür. Dafür wird die Mutter, völlig zu unrecht, durch sein Handeln bestraft. Mit dem Verlust ihres Kindes. Ein Leben lang wird sie darunter leiden müssen. Warum nur, warum? Und wieder wird es keine, höchstens eine vermutete, Antwort geben. Ich könnte gerade irgendwas gegen die Wand schmeißen.

Und morgen? Morgen hat ein kleiner Teil der Welt, so ein ganz winziger, das alles schon wieder vergessen. Denn ab Morgen geht es wieder los, das Bützen und Schunkeln. Für ein paar Tage wird dann "out of order" gelebt. Da ist kein Platz für Selbstmord, Mord und all den anderen Schreckensnachrichten der Woche. Kein Platz für die Ukraine, kein Platz für Syrien, kein Platz für Edathy. Nicht mal für uns Heidi. 
In den Karnevalshochburgen steppt ab Morgen der Bär. In Köln wir der Dom an einigen Stellen in Pisse ertränkt, weil die Toiletten ja ach so weit von der Kölschbude entfernt stehen. Und zwischen Vierzehnjährigen, mit bunten Fähnchen spärlich bedeckten Teenagerkörpern, die sich kotzend über den Rinnstein beugen, wird sich ein abgehalfterter Cowboy eine wilde Knutschorgie mit einer Piratenbraut liefern. Vielleicht wird er mahnend den Finger heben und mit dem letzten noch vorhandenen Verantwortungsgefühl, den letzten Rest Schnaps, aus der häuslichen Abfüllanlage von Papa, ausgießen, damit das Mädchen im Elfenkostüm, mit dem verschmierten Make-up, nicht in der Notaufnahme landet. Vielleicht.






22 Kommentare:

  1. Liebe Perdita, ich mag deine Geschichte sehr, aber bei dieser höre ich nach den ersten Zeilen auf.... Freue mich auf Neues ganz lieben Gruß Geli

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  2. Oh Grete! Ich muss ehrlich gestehen, zur Zeit verschließe ich häufig die Ohren. Einfach, weil es mich zu sehr belastet. Alle paar Tage kaufe ich mir aber eine Zeitung und lese die sehr interessiert. Au mann, da hast du viele schlimme Dinge gelesen. Warum tun Menschen all das? Warum? Wir beide werden keine Antwort darauf finden. Aber mir wird gerade deutlich, dass es mir heute sehr gut geht. Mich hat keine schlimme Meldung erreicht, die etwas mit jmd. zu tun hat, den ich kenne. Darüber freue ich mich. Jeden Tag gibt es etwas zum ärgern. Aber das ist nix zum Vergleich zu dem, was diesen Menschen hier geschehen ist... Liebe Grüße, Frauke

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    1. Ja, es gibt jeden Tag etwas zum Ärgern. Man darf es nur nicht jeden Tag an sich ran lassen.
      Danke dir
      Gruß vonner Grete

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  3. hallo grete,
    vielleicht stand die sportlerin unter einem großen druck. siehe auch die sache mit enke.
    der wurde mit dem ganzen auch nicht mehr fertig.
    ja, ab morgen steppt tatsächlich der bär. die 5. jahreszeit beginnt. da ist man dann
    ein paar tage fröhlich und es herrscht der ausnahmezustand. da wird so manches vergessen und auch wird es mit der treue nicht so ernst genommen. leider!
    ich lese auch zeitung, habe mir aber überlegt, warum. manchmal ist es besser, wenn man wirklich nicht alles weiss.
    ich wünsche dir einen schönen abend und ich lese dich mittwochs auch sehr gerne.
    liebe grüßle eva

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    1. Vielleicht geht es einem, der keine Zeitung liest, wirklich besser. Ich kann nicht ohne, weil ich wissen möchte, was um mich herum in der Welt pasiert. Man muss lernen zu filtern. Denke ich.
      Gruß vonner Grete

      P.S. Zur Treue: wer Karneval nicht treu sein kann, kann es auch sonst nicht. Meine Meinung

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  4. Hallo liebe Grete, es geschehen Dinge, die ich nicht verstehe und nicht begreife.
    Ich mag schon gar keine Nachrichten mehr sehen, immer nur Gewalt, Unruhen und noch mehr. Frage mich manchmal in was für einer Welt wir leben.
    Ja ab morgen gehts zur Sache. Ich bin kein Karnevalsjeck.

    Liebe Abendgrüße
    Angelika

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    1. Jeck, liebe Angelika, bin ich eh. Da brauch ich keinen Karneval. Mich reizt durchaus das Verkleiden. Macht Spaß.
      Gruß vonner Grete

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  5. Karneval ist ein Ventil, das war es schon immer. Wenn man nicht mal druck ablassen könnte, dann würden die Leute zum Teil verrückt oder depressiv. Klar kann man das spaßig finden oder auch nicht, ich selbst bin nicht gern auf abruf fröhlich, aber ich kann es auh keinem übelnehmen, der das gern macht. Und es ist ja schnell vorbei.

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    1. Kann man auch so sehen.
      Vielen Dank
      Gruß vonner Grete

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  6. Hallo Grete,
    vom Selbstmord Julia Piepers hatte ich nichts mitbekommen, was auch daran liegen kann, dass ich mich für Wintersport überhaupt nicht interessiere. Selbstmord ist ein schwieriges Thema, mit dem ich mich selbst praktisch noch nicht in meinen Posts befasst habe. In sich sehe ich einen Widerspruch sein eigenes Leben so gering zu schätzen, damit man es aktiv selbst auslöscht. Kann durch Depression verursacht sein, und das kann sehr komplexe und wohl auch nicht durchdringbare psychologische Hintergründe haben. Zum Schluß mit dem Karneval bist Du überhaupt nicht sparsam mit der Tube umgegangen. Das ist drastisch und realitätsnah beschrieben. In Köln war ich Karneval sehr lange nicht mehr. Bei uns gibt es aber ganz ähnliche Szenen, die vielleicht nicht so extrem aussehen, weil es nicht mitten in der Großstadt geschieht.

    Gruß Dieter

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    1. Hallo Dieter, ich denke dafür braucht es auch keine Großstadt. In Köln stand gestern praktisch an jeder Ecke Polizei. Mehrfach konnte man beobachten, dass sie Jugendlichen den Alkohol weggenommen haben. Gut so.
      Gruß vonner Grete

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  7. Der Ausnahmezustand im Karneval! Wo es sonst noch brennt wird erst mal beiseite geschoben, aber ist ja nicht aufgehoben.Alaaf und Helau! Im Norden ist das mau und ich hab damit nix am Hut.
    Mit 19 Jahren sich das Leben nehmen, wer weiß schon was da im Kopf vorgegangen ist.
    Ein Vater wird zum Mörder.
    Mir tun die Hinterbliebenen leid die keine Antwort finden werden..
    Ja, Grete es gibt ja auch milden Senf den man streichen kann, gekocht wird immer.
    L.G.das Klärchen

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    1. Hallo Klärchen, ja die Hinterbliebenen sind die Leidtragenden. Psychische Probleme sind da vorprogrammiert. Viele suchen sich nämlich keine Hilfe. Manchmal schlagen Ratlosigkeit und Schuldbewusstsein sogar in blanke Wut auf die Person um.
      Traurig, das Ganze
      Gruß vonner Grete

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  8. Liebe Grete,
    leider komme ich erst heute zum Kommentieren. Aber die Themen bleiben.
    Es ist tragisch, dass sich das Mädel umgebracht hat. Die Gründe wird man - wie
    du schon sagtest - nicht erfahren. Und der Vater, der zuerst seinen sohn und dann
    sich slebst umbringt - er hat wohl keinen Sinne mehr in seinem Leben gesehen. An
    Frau und Mutter hat er nicht gedacht. Schlimm.
    Die tollen Tage sind angebrochen. Oftmals kommt nach der Freude großes Leid. aber
    jetzt wird erst einmal gefeiert. Bei uns geht es gemäßigt zu - da gibt es nicht viel zu feiern. Ich bedauere das aber nicht.
    Einen guten Start ins Wochenende wünscht dir
    irmi

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    1. Weiberfastnacht und dann ist Karneval für mich wieder gegessen. Ich gneieße Rosenmontag in Ruhe als geschenkten Urlaubstag.
      Danke dir
      Gruß vonner Grete

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  9. Das ist sehr bedrückend und auch, wenn es einen nicht direkt betrifft, stimmen solche Nachrichten sehr traurig. es ist dieses Ohnmachtsgefühl, die scheinbare Sinnlosigkeit, die wir nicht begreifen können. Ja, immer sind es die Zurückgebliebenen, die so leiden, daran mag ich gar nicht denken.
    Aber die Augen verschließen, das ist auch keine Lösung. Angesichts der vielen schlimmen Nachrichten dieser Art neigt man rasch dazu abzustumpfen.
    Hat man noch Worte des Bedauerns, des Entsetzens, auch der Hilflosigkeit, dann ist man eben noch nicht abgestumpft.

    Ja, und während dieser "tollen Tage" soll nun Elend und Schrecken eine Pause haben. Das ist berechtigt, sogar nötig. Die Welt dreht sich dennoch weiter und wir wissen, dass sie nicht anhält, nur weil wir Unbeschwertheit genießen wollen.
    Auch diese kann ihre Tücken haben. Ich wünsche jedem, dass er solche Stunden nutzen kann, so wie Grete die Weiberfastnacht.

    Lieben Gruß
    Enya

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    1. Ich bin auch der Meinung, dass man solche Tage benötigt. Aber eben in Maßen. Wenig Sinn macht da das Übertreiben. Denn der Katzenjammer folgt ja auf dem Fuße.
      Danke dir
      Gruß vonner Grete

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  10. liebes Frl.Gretchen, großes unterstreichen deines senfs kommt mir in den Sinn, a ist kaum noch mehr hinzuzufügen,obwohl, schweigen will und soll man auch nicht denn zu furchtbar ists solch Nachrichten zu lesen dass einem das Wort im Hals mit feststecken bleibt...eben hab ich im NDR das noch von gestern Abend mit den neuesten Nachrichten lief - Reportagen über Brasilien und die dortige Armut und den Einsatz der Prisester gesehen , die hat mich obwohl nur bedingt gläubig - zutiefst berührt.
    Die Zeitung ist angehäuft mit Nachrichten die oft Grauen verbreiten, man steht hilflos davor, schüttelt fassungslos den Kopf und vermeint nicht mehr verstehen zu können wie andere dabei feiern und es sich gutgehen lassen so, als wüssten sie nix davon und hätten nichts um sich herum wahrgenommen, doch der Ausgleich muss sein , um das leben noch leben zu können das sich um uns herum abspielt Tag für Tag und oft ohne unser Zutun nur dass wir schauen. da hast du wieder ein brisantes nein zwei und mehr Themen aufgegriffen mit denen wir uns gerne mitbeschäftigen wollen....dir alles Liebe....angelface

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    1. Vielen lieben Dank, angelface, dass du dich mit den Themen heute beschäftigt hast.
      Genau darum gebe ich meinen Senf gerne ab.
      Gruß vonner Grete

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  11. Sehr nachdenkliche Zeilen. Ach, manchmal mag man wirklich nicht hören, welches Unheil da um uns herum ist. Manchmal muss Ausblenden gestattet sein - für eine kurze Zeit, um nicht in Depression zu fallen.
    Bei uns ist mit dem Ossensamstag schon alles vorbei - und Feiertag ist hier am Montag leider auch nicht. Die "Normalität" geht also weiter...

    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. Ach Christiane, was ist schon Normalität. Gerade deshalb finde ich deine Anführungszeichen für dieses Wort super passend.
      Gruß vonner Grete

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...