Wie ein Hinterteil gute Laune versprüht
Nee, war das witzig vorgestern beim Arzt gewesen, die Grete musste schon wieder lächeln, als sie daran dachte. Ihren Hausarzt kennt das Fräulein Grete Meier schon eine Ewigkeit. Als er vor fast dreissig Jahren, als junger frischgebackener Allgemeinmediziner, seine Praxis eröffnet hatte, gehörte die Grete zu seinen ersten Patienten. Mein Arzt altert mit mir, sagt sie immer. Oft muss die Grete ja nicht zu ihm. Da sie ja nun aber mal zu den Menschen gehört, die der Geißel Krebs ausgesetzt waren, ist ein jährlicher Besuch Pflicht. Auch wenn die Grete sich nicht krank fühlt. Und gestern war es wieder soweit.
Termin um neun. Die Grete war pünktlich. Und nüchtern. Das Wartezimmer voll. Grete kennt das alles, deswegen hat sie Zeit mitgebracht. Um halb zehn dann der Aufruf: Frau Meier, bitte in Raum 5.
Auch das kennt die Grete. Denn es bedeutet in keinster Weise, dass sie jetzt dran ist. Es heißt übersetzt lediglich, dass Raum 5 jetzt frei ist. Also wieder warten. Durch die offene Tür hörte die Grete, wie sich Dr. Winzer, fröhlich pfeifend, in den Raum neben dem ihrigen begab. Zehn Minuten später öffnete sich die Türe nebenan, Grete hörte Abschiedsworte und - einen singenden Dr. Winzer, der zur Anmeldung ging. Ehrlich, hätte die Grete nicht gewusst, dass Dr. Winzer glücklich verheiratet ist - dann hätte sie geschworen, dass er verliebt ist. Die Grete gluckste in sich hinein.
Grinsend und pfeifend wie ein Schulbub, tauchte Dr. Winzer dann endlich bei der geduldig wartenden Grete in Raum 5 auf. "Ultraschall, Frau Meier, kommense mal gleich mit mir mit in Raum 2" Ein Freund überflüssiger Worte war Dr. Winzer noch nie und so folgte die Grete brav.
Während der Ultraschallknopf über Gretes Bauch flog, fragte Dr. Winzer die Grete nach ihrem Befinden und ob irgendwelche Beschwerden vorliegen. Das allerdings nicht ohne zwischen den Fragen immer zu Grinsen. Grete konnte sich ein "Na, sie haben aber gute Laune heute", nicht verkneifen. Dr. Winzer lachte, packte das Ultraschallgerät weg, und drehte sich zu Grete um. "Ach Frau Meier, trotz allem Elend, dem ich täglich ausgestzt bin, gibt es hin und wieder auch bei mir Patienten mit Geschichten, die einfach zum Lachen sind. Gerade hatte ich einen Patienten mit Brandverletzungen."
Brandverletzungen? Grete stutzte. Was soll denn daran bitte zum Lachen sein? Ist er jetzt ganz durchgedreht? Sie schaute Dr. Winzer verwundert an.
"Naja, und da musste ich eben wieder an Sylvester denken." Und wieder gluckste und grinste Dr. Winzer. Grete kam nicht mehr mit. "An Sylvester hat nämlich ein junger Mann wegen einer Wette beschlossen, eine Rakete aus seinem Hintern heraus zu zünden. Und ich musste später die Brandverletzungen an selbigem behandeln." Jetzt lachte er laut.
Grete, die mittlerweile wieder angezogen auf der Liege saß, schlug sich lachend die Hände vor den Mund. "Is nich wahr, oder? Aus dem Hintern? Wie bescheuert ist das denn!"
"Tja, Alkohol macht eben aus dem einen oder anderen einen Narren, vernebelt das Gehirn, da setzt dann schon mal der Verstand komplett aus!"
"Ah, Herr Doktor, deshalb die gute Laune und der Gesang, das kann ich nachvollziehen." Dabei nickte die Grete zustimmend. "Nicht nur deswegen, Frau Meier, ich singe immer, wenn ich unter Schlafmangel leide. Hatte gestern Nacht drei Notfälle. Singen ist das beste Mittel um über den Tag zu kommen."
Singen. Na, das wird sich die Grete ganz bestimmt merken. Zumal die Fröhlichkeit des Arztes, wenn auch nur aus der Not heraus geboren, auf die ganze Praxis übergesprungen war. Die Artzhelferinnen waren ungemein gut gelaunt und die Patienten, so schien es jedenfalls, ebenso.
Auf dem Weg in ihr Büro beschloss die Grete das auszuprobieren. Dem Eido, der ihr als Erster über den Weg lief, schmetterte sie ein fröhliches "Guten Morgääään" entgegen, kümmerte sich dann nicht weiter um ihn und lief trällernd den Flur entlang Richtung Vorzimmer. Dort schaltete sie sofort das Radio ein. WDR 2, wie immer.
Nicht so ganz wie immer. Eine Spur lauter und den ganzen Tag war nicht nur die Radiomusik aus ihrem Vorzimmer zu hören, sondern auch Gretes Gesang. Ihre gute Laune verbreitete sich wie ein Virus rasant in der Firma. Sogar die Heidi Seelig trug ein Lächeln auf ihren geschminkten Lippen. Fragte dieser oder jener mal nach dem Grund für Gretes Überschwang, grinste die nur und antwortete: Ich war beim Arzt.
Lachen ist ansteckend wie deine Geschichte zeigt und jeder von uns kennt das aus Erfahrung. Vermutlich sollte man heute - alles ist grau in grau - einfach die Menschen anlächeln die griesgrämig schauen.
AntwortenLöschenFür mich eine wunderbare Morgengeschichte, komme gerade von Frühschwimmen heim LG Geli
Hallo Geli ...
LöschenFrühschwimmen? Bist du aber ambitioniert. Frühschreiben ist da bei mir eher angesagt. Ja, Lachen ist gesund. Man sollte viel öfter lachen und singen.
Sonntagsgruß vonner Grete
Wunderbar. So trägt grete die gute Laune weiter.
AntwortenLöschenSingen, ein Lächeln, auch mal laut lachen - das ist wie Medizin oder auch Vorbeugung gegen den "schlechte-Laune-Virus".
Aber ehrlich, ich musste wirklich laut lachen wegen der Rakete aus dem Hintern. Es gibt einfach schräge Typen.
Trotz aller verrücktheit: Solche Begegnungen sind ein kleiner Lichtblick im grauen Alltag.
Eine wirklich erfrischende Geschichte zum Sonntagmorgen. Danke.
Lieben Gruß
Enya
Manchmal weiß ich allerdings nicht, liebe Enya, was ansteckender ist. Der Gute-Laune-Virus oder sein schwarzer Bruder. Ja, die Rakete, da kriegt man sofort Kopfkino.
LöschenDanke dir.
Sonntagsgruß vonner Grete
hi grete,
AntwortenLöschendazu fällt mir nur ein.
lachen ist gesund und wenn du leute mit deiner fröhlichkeit ansteckst und sie zurücklächeln, ist das doch gut. ich mache das fast jeden tag und ein lächeln ist mir gewiß.
und
"wo man singt da lass dich ruhig nieder,
böse menschen haben keine lieder"
ich schmettere auch immer wie eine nachtigall aber auch hier gilt der spruch von w.busch.
"musik wird nicht immer als schön empfunden
da sie stets mit geräusch verbunden".
schönen sonntag
lg eva
Hallo Eva, den Spruch von Wilhelm Busch kannte ich noch gar nicht. Super, der trifft es...vor allem wenn die Grete singt. Schiefer geht es nämlich kaum.
LöschenGruß vonner Grete
Liebe Grete, was für eine ♥ erfrischende Geschichte, ich mußte beim Lesen auch laut lachen.
AntwortenLöschenAber lachen ist gesund und ansteckend.
Lächelnde Sonntagsgrüße
Angelika
Genauso ist es, liebe Angelika. Danke dir.
LöschenGruß vonner Grete
Hallo Grete,
AntwortenLöschentoll beschrieben, Dein Arztbesuch. Musik schwingt in meinem Inneren stets mit, wenngleich es die rockige Variante ist. Da verbinden sich in meinem Inneren Ideen und was ich denke und fühle. Habe in einigen wenigen Posts ja auch versucht, meinen Musikgeschmack den dazugehörigen Gedankenketten niederzuschreiben (Manfred Mann's Earth Band ... ).
Wünsche einen schönen Tag
Dieter
Oh ja, Manfred Mann.. erstklassig. Den Post habe ich glaube ich gelesen.
LöschenGruß vonner Grete
Da hat die liebe Grete aber einen wirklich schönen Arztbesuch gehabt, obwohl der jährliche Kontrolltermin bei ihr vorher wohl keine schönen Gefühle ausgelöst hat! Wie schön, dass der Arzt ihr einen so positiv-optimischen Tipp mit dem Singen gegeben hat :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Frauke
Sollte er mal öfter machen. Da würde manch einer schneller gesund.
LöschenGruß von Fräulein zu Fräulein
na das war ja mal ein Arztbesuch frl.Gretchen...luschtisch, ich hab mitgelacht, was es aber auch immer wieder gibt, das glaubt ja fast kein einer...grinst:))://))
AntwortenLöschenhaste toll beschrieben und wenn dann auch noch das LACHEN abfärbt auf die gesamte Bande dann ist der Tag gerettet auch wenn er nebelig trüb sein sollte, ich muss sagen; die geschichten stecken richtig an sich selber einen ähnlich-schönen Tag zu machen...Hallihalloh....
Na, dann war das wenigstens eine gute Tat für den Tag.
LöschenVielen Dank, angelface.
Gruß vonner Grete
Lachen und Singen ist gesund und die Grete hat mich angesteckt.Mein Männe war verwundert, dass ich heute in dem Einheitsgrau draußen, so fröhlich war.
AntwortenLöschenDanke für die gute Laune-Geschichte!