Mittwoch, 28. Januar 2015

Gretes Senf am Mittwoch (28.01.15)

Gretes Senf am Mittwoch (28.01.15)

Ich hab die Schnauze voll. Aber sowas von. Echt jetzt, ich habe keine Lust mehr. Am liebsten möchte ich mir die Ohren zuhalten, jegliche Medien aus meinem Leben verdammen ... ach was, das Leben überhaupt. Zumindest diese Art von Leben, das mich momentan erdrückt. Mir die Luft zum Atmen nimmt, mich nicht mehr richtig denken lässt, und vor allem, dass mich dazu bringt, mein eigenes Denken ständig zu hinterfragen und als Folge davon nicht mehr aussprechen zu können, was ich denke. Hört sich kompliziert an? Ist es aber nicht. Denn wir leben momentan scheinbar alle in Schubladen. Und die haben sogar Namen. Rechts, Links, Nazi, Rassist, Gutmensch, ProRussland, Eurohasser, Antifaschist, Terrorist usw. Ich mag sie eigentlich gar nicht alle aufzählen. Und leider machen viele der lieben Mitmenschen Gebrauch von diesen Schubladen. Stecken dich einfach in eine rein, egal ob es dir passt oder nicht. Und warum? Weil man einfach mal seine Meinung sagt. Ich will aber in keine Schublade gesteckt werden. Nicht heute und morgen auch nicht. Denn wenn man einmal da drin steckt ... ich kann euch sagen ... nichts ist schwerer, als solch eine Schublade wieder verlassen zu können. Und weil ich in keine will, halte ich zu gewissen Themen einfach meinen Mund. Seit neuestem. Denn mir macht dieses Schubladengestecke Angst. Das geht soweit, dass ich wie oben schon erwähnt, meine eigenen Gedanken, mein Handeln etc. ständig hinterfrage. Bin ich vielleicht ein Rassist, weil es mir auf die Nerven geht, wenn um mich herum in der Bahn überaus laut gesprochen und lamentiert wird, nur nicht auf deutsch? Wäre ich andernfalls auch genervt ob der Lautstärke? Ja, wäre ich ... nur würde mir das keiner glauben, wenn ich mich denn darüber aufregen würde. Ich würde postameng in der Rassistenschublade landen. Schließlich habe ich ja die nicht vorhandene deutsche Sprache erwähnt. Und? Was ist schlimm daran? War doch in diesem speziellen Fall die Wahrheit.
Und ja, ich habe mich aufgeregt, dass ein DPD-Paket für mich im Asylantenheim nebenan abgegeben wurde. Nicht weil dort Asylanten leben. Sondern weil ich, nach drei vergeblichen Besuchen dort, einsehen musste, dass niemand der Bewohner verstand, was ich von ihnen wollte. Trotz Zettel und Versuchen, mit Händen und Füßen und auf englisch mein Anliegen zu erklären. Die waren alle total nett, verstanden mich aber einfach nicht. DPD im Übrigen auch nicht. Man warf mir am Telefon vor, ich sei ein Nazi, weil ich nicht einsehen wollte, dass man Pakete für mich einfach an mir völlig unbekannte Nachbarn abgibt, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Amazon war dagegen unheimlich freundlich. Man hat mir sofort Ersatz geschickt, denn die Rechnung war bereits beglichen per Einzug. Mein Paket habe ich übrigens nach einem Monat über einen Betreuer erhalten. Vollständig und nicht angerührt. Das nur am Rande.
Und am Rande mache ich dann doch weiter. Ja, als ich vor einem halben Jahr umgezogen bin wusste ich, dass mein neues Domizil neben einem Asylantenwohnheim liegt. So what? Dort leben Iraner, Iraker und Menschen aus dem Kosovo und aus Nigeria unter einem Dach. Mit Kind und Kegel. Wie ich nun selber feststellen konnte, auf relativ engem Raum. Nicht so schlimm, wie es im Fernsehen immer dargestellt wird. Ich höre nix und sehe höchstens mal das ein oder andere Kind vor dem Haus spielen. Also alles easy. Für mich. Für eine meiner Nachbarinnen wohl nicht. Die hat, obwohl sie ebenfalls vor dem Einzug wusste, dass dieses Heim direkt nebenan liegt, schon mehrfach Beschwerden an den Vermieter geschickt. Kinder zu laut etc. ...
Oh Mann, auch ich hab sie gleich in eine der bekannten Schubladen gesteckt. Asche auf mein Haupt. Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu ... aber ... man ist ja lernfähig ...

Gruß vonner Grete  
P.S. sollte euch der Post heute etwas wirr vorkommen ...mein Hirn ist ein einziges Chaos. In der Tat ... und das will ich auch mit nichts entschuldigen ...


5 Kommentare:

  1. Hey Grete, in Hamburg haben sie gerade einen Wohnheimbau für Flüchtlinge in einem super reichen Bonzenviertel (Harvestehude) per Eilantrag der Anwohner_innen gestoppt. Begründung: Iwas mit "zu schützenden Baugebiet" - aha.

    Als das erste Mal von dem Bau gesprochen wurde, sagten die Anwohner_innen: "hHer? nein, da fühlen die sich doch gar nicht wohl. Hier gibts ja nicht mal günstige Supermärkte." (das stimmt zwar, aber hallo? - iwie kein Argument).

    Ironischerweise steht gerade eine Straßenecke vor dem nun-nicht-mehr Baugrundstück ein Wahlplakat der CDU (wir haben in Hamburg bald Bürgerschaftswahlen): "Mehr tun für SICHERHEIT und SAUBERKEIT". Ich fahre da jeden Tag vorbei auf dem Weg zur Arbeit und denke jedesmal, dass das GENAU das ist, was Harvestehude braucht! Und Dank Sturm ist es tatsächlich grade furchtbar dreckig, denn die Wahlplakate fliegen alles durch die Gegend.....

    ...ich könnte mich Stunden aufregen. Auch über PEGIDA. Gerade über PEGIDA....
    In Kiel waren gestern 11.000 Leute auf der Gegendemo. Das sind Lichtblicke :D

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  2. Das größte Problem ist sicher die Sprache, da wäre manches an Verständigung leichter und sicher auch weniger Ärger.
    Danke für Deine Besuche bei mir, manchmal übersehe ich sie wohl, Sorry,
    Grüssle Klärchen

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  3. Seit einiger Zeit 'unterrichte' ich zwei Frauen, die aus dem Kosovo und Albanien stammen. Sie wollen so gerne die deutsche Sprache erlernen, haben aber nicht den richtigen 'Status', um eine Schule besuchen zu dürfen. Ich weiß auch nicht, ob sie bleiben dürfen oder nicht. Die Hemmschwelle, die zu Anfang bestand, ist inzwischen einer Art 'Freundschaft' gewichen. Das ist m e i n Beitrag in dieser Walt zum Thema Flüchtlinge!

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  4. oh ich kann dich gut verstehn Grete!!!!
    das Kauderwelsch von verschiedenen Sprachen rings um uns herum an allen Plätzchen die wir besuchen ist ja auch manchmal unverständlich-schwer verständlich irgendeinem bestimmten Land zuzuordnen was verwirrt, isoliert und man als ausgesprochen fremd empfindet. Dagegen heutzutage etwas zu bemerken, egal was - steckt dich prompt in erwähnte Schublade aus der man nicht mehr rauskommt. Wenn man nun schon vorsichtig um sich guckt und überlegen muss was man zu wem sagt um nicht als rassistisch zu gelten, dann sind wir hier in einem Land das den Fremden gegenüber eigentlich offen und freundlich zugewandt steht, weit gekommen.

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  5. Oh ja, wahre Worte. Dabei gibt es Menschen, da fehlen einem nicht nur die Worte, da fehlen einem ganze Sätze :-)
    Und manchmal finde ich, man darf auch mal k e i n e Meinung zu etwas haben. Denn dann muss man das Für und Wider kennen und sich intensiv damit beschäftigen, und dazu fehlt einfach auch die Zeit bei den vielen Themen dieser Tage.
    Liebe Grüße schick ich Dir, Petra

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...