Dienstag, 12. Mai 2015

Von einer Rettung und komischen Vögeln

Von einer Rettung und komischen Vögeln 

"Nee, ich sach ihnen, das war ein Gekreische gewesen. Sowas von laut und agressiv. Das hättense mal hören sollen!" Das Fräulein Grete Meier tippte sich mit dem rechten Zeigefinger gegen die Stirn, während sie neben Herrn Heinevetter am Samstagnachmittag durch den Park stapfte. Was nicht so einfach war mit einem Regenschirm in der Hand. "Total bekloppte Vögel waren das, aber sowas von bekloppt!" 
Noch konnte sich Herr Heinvetter kein so rechtes Bild machen, von dem, was die Grete da erzählte. Immerhin, er hatte begriffen, dass sie von irgendwelchen Vögeln sprach, die sich wohl heute morgen auf ihrem Balkon eingefunden hatten. "Nu halten se mal den Schirm gerade, Frau Meier, ich werd ja ganz nass! Und dann erzählense mal von vorn."
Pikiert hielt die Grete ihren Schirm kerzengerade in die Luft. "Selber schuld, ich hab ihnen gleich gesagt, dass es ganz sicher regnen wird. Aber sie mussten es ja mal wieder besser wissen. Und überhaupt, jetzt habe ich keine Lust mehr auch nur das kleineste bisschen zu erzählen. So!!" 
Herr Heinevetter rückte seine Mütze gerade und ein wenig näher an die Grete heran, um wenigstens ein wenig Schutz vor dem Regen zu finden, der gleichmäßig auf den Schirm prasselte. Mittlerweile hatten sie das Ende des Parks erreicht. "Nu sind se mal nicht gleich beleidigt. Nächstes Mal höre ich ganz bestimmt auf sie. Also, wie war das jetzt genau?" Grete blieb kurz stehen und sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an. Dann hellten sich ihre Gesichtzüge wieder auf und sie hielt sogar den Schirm ein bisschen mehr über den Kopf von Herrn Heinevetter. "Na, sie waren gerade weg zum Einkaufen und ich wollte eben den Staubsauger anwerfen, als es los ging. Bis in den Flur habe ich das Gekreische gehört. Bin dann gleich ins Wohnzimmer an die Balkontür. Und da sah ich es dann. Ein Gemetzel, mir ist jetzt noch ganz schwummerig. Nu sagen se mal, zwei gegen einen. Das ist doch total feige!" 
Herr Heinevetter nickte. "Da habense wohl recht!" Grete hakte ihn unter, während sie die Straße überquerten. "Natürlich hab ich recht. Wie immer, das sehense doch am Regen. Naja, jedenfalls hackten zwei Eltern auf einer dritten rum, die sich bereits in eine Ecke des Balkons verkrochen hatte, vor lauter Angst. Kreischten, hackten, zeterten, hackten ... ich bin jetzt noch ganz fertig. Aber sie kennen mich ja. Ich mit einem Ruck die Balkontür auf, rausgestürzt und mit Gebrüll dazwischen. Was meinense wie schnell die Krawallmacher abgezogen sind. Ich frag mich nur, warum die auf das arme Tier losgegangen sind, wo die doch ..." Weiter kam die Grete nicht.
""Schhhht ... sinde se doch mal still!" Herr Heinevetter löste sich von der Grete und ging ein paar Schritte nach links.. "Hörense das nicht? Da piepst irgendwas."
Grete folgte ihm horchend. Ein Wagen kam angeschossen und eine Wasserfontäne ergoss sich über Gretes Mantel. "So ein Raudi", schimpfte die Grete und sah empört an sich herunter.  "Der Mantel ist hin. Und nur, weil sie etwas Piepsen gehört haben. So ein Blödsinn aber auch. Hier ist weit und breit nix. Nu die doofe Ente da im Rinnstein. Und die quakt." Grete war wütend und fuchtelte mit ihrem Schirm herum. Beinahe hätte sie Herrn Heinvetter am Kopf getroffen. Den störte das allerdings nicht. Mit einer energischen Handbewegung brachte er die Grete zum Schweigen. "Es piepst! Und zwar aus dem Gulli da." Herr Heinevetter ließ sich nicht beirren. Er trat an den Gulli heran und bückte sich.

"Und dann, ma Gretee? Isch bin gaanz aufgeräägt!" Marie beugte sich über Gretes Küchentisch und sah sie gespannt an. Dabei stieß sie fast die Kanne Tee um. Grete konnte gerade noch rechtzeitig eingreifen. Sie lachte. "Tja, und dann haben wir sie gerettet die armen Entenküken. Gleich sieben von den Kleinen waren in den Gulli gefallen. Wie gut, dass ich meinen Schirm dabei hatte. Ein richtiger Held ist er, unser Herr Heinvetter. Er hat damit den Gullideckel angehoben und sie dann herausgeholt. Gut, dass der einigermaßen trocken war, trotz des Regens. War ja Gott sei Dank nur ein kurzer Schauer. Und tief war er auch nicht.  Die Entenmutter ist die ganze Zeit aufgeregt quakend auf dem Gehweg herumgeturnt. Von Dankbarkeit allerdings keine Spur. Kaum war das erste Küken gerettet ist sie gleich losgewatschelt, Richtung Park. Die restliche Küken kamen kaum hinterher. Echt jetzt. Also ich hätte ja gewartet, bis alle meine Kindchen wieder bei mir gewesen wären!"
Marie nahm sich einen Haferflockenkeks und biss genüsslich hinein. "Die Äntee eißt eben nicht Gretee!" 






2 Kommentare:

  1. Wie schön, Herr Heinevetter ist ein Entenretter. Für mich eine schöne Geschichte zur Nacht. LG Geli

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  2. Mein Tag ist gerettet: So eine schöne Geschichte! Nur der Schirm, wie sieht der jetzt aus - also so einen Gullideckel anzuheben ist ja nicht ganz so einfach, da wird es den Schirm wohl dahin gerafft haben - aber er ist einen wahren Heldentod gestorben! - Also der Schirm, nicht Herr Heinevetter - der wird sich wohl bester Gesundheit erfreuen - und die Grete hoffentlich auch! - Einen sonnigen Tag! Martina

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...