Dienstag, 7. Juli 2015

Das Fräulein Grete Meier steht auf dem Schlauch

Das Fräulein Grete Meier steht auf dem Schlauch 

Das Fräulein Grete Meier stand am Rand des hauseigenen Gartens auf dem Rasen, beschattete mit den Händen ihre Augen und starrte auf das Holzgartenhaus, welches sich am Ende des Grundstückes befand. Was wollte der Kerl? Warum winkte er ihr ständig zu? Der wird doch wohl nicht ... Gretes Gedanken überschlugen sich. Nicht nur, dass seit einer halben Stunde eine Kreissäge ihren wohlverdienten freien Nachmittag zu einem Martyrium gestaltete - nein. Jetzt auch noch der Holzmann. Eigentlich war sie nur heruntergekommen, um bei den Nachbarn nachzufragen, wie lange dieses ohrenbetäubende Kreischen denn wohl noch gehen soll. Doch kaum hatte sie ein paar Schritte auf den Rasen gesetzt, um Richtung Nachbarzaun zu gehen, hatte sie den Holzmann erblickt, der irgendwas in ihre Richtung rief, was sie natürlich ob des Lärmes nicht verstehen konnte. Wie angewurzelt war sie stehen geblieben. 
Und dort stand sie noch immer. Und starrte. Auf den Herrn Holzmann. Der schon wieder wild gestikulierte. Endlich fasste sie sich. "Was´n los", brüllte sie gegen den Lärm an. Rudernde Arme waren die Antwort. Grete bewegte sich nicht vom Fleck. Der will doch wohl jetzt nicht, dass ich zu ihm hinkomme. Womöglich muss ich mich auch noch mit ihm unterhalten. Grete kochte. Nee, mein Freundchen mit mir nicht. Die Tulpen vor ein paar Wochen waren schon zuviel für sie gewesen. Und erst neulich hatte er ihr, als sie gerade ins Büro wollte, hinterhergerufen, dass ihm ihr Kleid gefiele. Aber das hatte er einen Tag später auch zu Marie gesagt. Grete hatte es von ihrem Balkon aus, ganz genau gehört.
Kleid, Kleid, Kleid. Natürlich ist das Kleid gefällig. Ist ja auch neu. Und steht mir wie ne Eins.Vielleicht sollte ich, so aus reiner Freundlichkeit ... Grete hob den Arm und winkte. Herr Holzmann rief wieder etwas und winkte zurück. Naja, weniger zurück, als eher die Grete zu sich hin. Also nee, dachte die Grete. Kaum reicht man einem Mann mal den kleinen Finger, werden sie gleich übermütig. "Ich hab keine Zeit, für ein Schwätzchen", schrie sie. "Und schon gar nicht mit dir, du du, Schürzenjäger!" Den letzten Satz murmelte sie allerdings nur vor sich hin. Sie hätte ihn auch schreien können, denn die Säge lief immer noch. 
Ja, was ist das denn? Jetzt will er mich wegscheuchen? Anders waren nun die Armbewegungenvon Herrn Holzmann wohl kaum zu deuten. Echt jetzt, mit mir nicht. Ich bleib hier stehen, so lange ich will. Was denkt der sich denn. Grete zuckte zusammen als Herr Holzmann sich plötzlich in Bewegung setzte. In ihre Richtung. Haargenau auf sie zu. Grete machte vor lauter Schreck einen Schritt rückwärts. Ihr rechter Fuß blieb hängen, sie stolperte und viel der Länge nach hin. Auf den Allerwertesten.

"Ma Gretee, mon dieu, wie schreeckliich! Ast du dich weegetan?" Marie beugte sich vor und tätschelte Gretes Hand. Grete lachte. "Nee, nee, halb so wild. Is nix passiert. Zumindest nicht meinem Hinterteil. Ich bin nur pudelnass geworden. Herr Holzmann übrigens auch." 
Aus Maries Augen leuchteten hunderte Fragezeichen."Naas? Warum, ma Gretee? Und wo war da ein Püdel?" 
Zuerst verstand Grete die Frage nicht, dann ging ihr ein Licht auf. "Kein Pudel, also kein Hund. Das sagt man nur so, wenn wann so richtig nass wird, So, dass die Tropfen fliegen, wenn man sich schüttelt. Eben wie bei einem nassen Pudel." Ob Marie es jetzt verstanden hatte? Grete war sich nicht so ganz sicher. "Ist auch egal. Also, der Holzmann wollte mir die ganze Zeit zu verstehen geben, dass ich auf dem Gartenschlauch stand. Er hatte nämlich gerade angefangen den Rasen zu bewässern. Nur, durch den Lärm der Säge, konnte ich nichts verstehen. Also hat er es versucht mir mit Handzeichen begreiflich zu machen. Das habe ich aber auch nicht begriffen. Und als ich gestolpert bin, eben über den Schlauch, ist das Wasser wie eine Fontäne herausgeschossen direkt auf uns. Herr Holzmann hatte den Schlauch ja abgelegt als er auf mich zu kam. Wie eine wildgeworden Schlange ist das Teil über den Rasen getanzt. Ganze 5 Minuten hat es gedauert, bis wir das Ding im Griff hatten." 
Grete goss Eiskaffe in zwei Gläser, dekorierte sie mit einem Schirmchen und stellte ein paar Haferflockenkekse dazu auf den Tisch. Marie nahm einen Schluck. "Oh ma, Gretee... so gut!" Dann kicherte sie. "Ma Gretee stand auf dem Schlauch ... und wird naas wie eine Püdel!"
Wie sehr die Grete allerdings tatsächlich auf dem Schlauch gestanden hatte, das behielt sie lieber für sich. Auch, dass sie sich bei Herrn Holzmann im Badezimmer abgetrocknet hatte. Und das Glas Wein anschließend ... am hellerlichten Tag ... na, Marie musste ja nicht alles wissen.





 

 

5 Kommentare:

  1. Hihihi liebe Grete, das ist ja wirklich eine lustige Geschichte, ja, diese Gartenschläuche haben wirklich manchmal ein richtiges Eigenleben. Tja, und der Holzmann, da bin ich mal gespannt ob er weiter kleine Zeichen setzt oder halt doch ein Schürzenjäger ist ?!

    Liebe Grüße
    Kerstin

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  2. na, da ist es ja lustig zugegangen, mal kurz auf dem Schlauch stehen und schon gibt es eine schöne Geschichte.. Zum Schluss ein Glas Wein, warum nicht,muss ja keiner wissen.
    Grüssle, klärchen

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  3. Eine herrliche Geschichte über die ich geschmunzelt habe.
    Ich bin ja mal gespannt, was das Gläschen Wein so bewirkt bei der lieben Grete. Jetzt steht sie ja nicht mehr auf dem Schlauch, vielleicht hat der Holzmann doch ein paar kleine Chancen?!...
    LG
    Astrid

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  4. Herrlich, liebe Grete,
    nun starte ich vergnügt in den Abend, das haste geschafft!
    Herzliche Grüße
    Regina

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  5. Hui, wie lustig :-) So steht man manchmal halt wortwörtlich aufm Schlauch :-D

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...