Dienstag, 21. Oktober 2014

Das Fräulein Grete Meier sitzt fest

Das Fräulein Grete Meier sitzt fest

Zu spät. Das Fräulein Grete Meier saß fest. Zwanzig Meter vor der rettenden Haustür entfernt. Regen peitschte über die Frontscheibe ihres Autos und nahm der Grete jedwede Sicht. Grete drehte den Autoschlüssel eine halbe Umdrehung und schaltete den Wischer ein. Sie ärgerte sich, weil sie nicht einfach etwas früher aus dem Büro abgehauen war. Wollte sie eigentlich, aber dann hatte die Berta noch ein Problem mit einer Bestellung gehabt, um das sich Grete dann noch kümmern musste. Musste ... naja ... eigentlich war das ja Eidos Aufgabengebiet, aber da er scheinbar ebenfalls mit einem Problem zu kämpfen hatte und hektisch im Lager herumlief, fluchend, mit einem Telefon am Ohr ...
Egal warum, Grete saß fest. Der Sturm schüttelte das kleine Auto von der Grete derart, dass ihr angst und bange wurde. Jetzt rollte auch noch eine leere Mülltonne über die Straße. Keine Menschenseele war zu sehen, sofern Grete überhaupt etwas erkennen konnte. Naja, dachte die Grete. Zumindest kein Gewitter. Donner und Blitz hätte sie jetzt nicht auch noch ertragen können. Wie schnell das doch gehen kann mit dem Wetter, überlegte sie. Gerade noch schien die Sonne und Minuten später gleicht der Himmel einer dunkelgrauen brodelnden Masse. Man könnte fast meinen, dass die Welt untergeht. Sie seufzte und kramte eine Zigarette aus ihrer Tasche. Mist, kein Feuerzeug dabei. Das auch noch. "Geduld, Grete, Geduld", sagte sie laut. "Einfach sitzenbleiben und der Dinge harren, die da kommen werden. Schlimmer kann es kaum noch werden!" 
Schlimmer kam es zwar wirklich nicht, aber Sturm und Regen dachten wohl auch nicht daran, sich zu verziehen. Es goss weiterhin in Strömen. Grete fielen ihre Blumenkästen auf dem Balkon ein. Oh Gott, hoffenlich sind die gut befestigt. 
Irgendwo musste doch ein Feuerzeug sein. Grete kramte in ihrem Handschuhfach. Aber außer einem Päckchen Tempos und eine halben Mars war das Fach leer. Na dann, etwas Schoki kann auch nicht schaden. Grete knabberte an dem hartgewirdenen Riegel herum. Vielleicht kann ich es doch wagen ... aber so ganz ohne Schirm ...
Der lag nämlich sicher verwahrt im Kofferraum. Eventuell ... wenn ich nach hinten krieche ... die Abdeckung kann man ja auch von innen öffnen ... und eine kleine Hilfe wäre der Schirm ja schon ...

"Nee, nee, Frau Meier, you made my day!" Klaus Wenig hatte sich auch eine Stunde später noch nicht von seinem Lachkrampf erholt. Grete zog eine Schnute und tat beleidigt. Tee dampfte in drei Tassen auf ihrem Küchentisch. Herr Heinevetter grinste ebenfalls. "Wer den Schaden hat ... gell, Frau Meier? Ach ich hätte das zu gern gesehen, wie sie durch das kleine Auto nach hinten zum Kofferraum gekraxelt sind!" Klaus Wenig brach sofort wieder in Gelächter aus."Da haben sie echt was verpasst, Herr Heinevetter. Ein Bein hing am Gurt fest und der Popo klebte am Seitenfenster. Am besten war ihr Gesichtsaudruck als ich gegen die Scheibe klopfte. Göttlich!"
"Na", michste sich die Grete ein. "Immerhin habe ich es geschafft, den Schirm herauszuziehen." 
"Genutzt hat es aber nüscht," bemerkte Herr Heinevetter. Dabei zeigte er auf ein trauriges Stückchen etwas, das triefend und kaputt an der Küchenwand lehnte. "Den Schirm hat der Sturm ja wohl in Nullkommanix zerlegt. Und ihre Frisur auch."
In der Tat, die Grete sah immer noch aus wie ein nasser Pudel. Verlegen strich sie ihre Haare zurück. "Besser Pudellocken, als gar keine Frisur!" Diese kleine Spitze an Herrn Heinevetter gerichtet konnte sie sich dann doch nicht verkneifen. Der lachte aber nur.  "Hat durchaus seine Vorteile, Frau Meyer, so ein kleiner Haarkranz. Bei mir kann nix verwehen." 
Wo er recht hat, hat er recht, der Herr Heinvetter. Aber sowas von ...












4 Kommentare:

  1. Dann braucht das Fräulein Grete wohl alsbald einen neuen Schirm, denn der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Und ein Feuerzeug braucht sie für das Handschuhfach. Na, bald ist ja wieder der Erste, dann kriegt sie bestimmt wieder Geld und kann sich das kaufen! Und bis dahin? Ach, das macht die schon, die Grete. Der fällt bestimmt was ein!
    Danke für die herrliche Geschichte - auch wenn sie für die Grete bestimmt nicht so herrlich war! Einen stürmischen Abend! Martina

    AntwortenLöschen
  2. Ach Gott, Fräulein Grete, ich kann mir vorstellen wie ihnen zu Mute war. Die Frotzelei der beiden Herren tat dann wohl ihr übriges.
    Ich sass auch über eine Stunde fest. Allerdings war ich schon in der Garage. Aber der lange Weg durch den Garten war einfach zu gefährlich. Der Kirschbaum knarrte und eine der beiden Tannen wankte gefährlich in und her.
    Wer hätte aber auch damit gerechnet?
    Ich hoffe, die Tasse Tee tut dir gut und deine Frisur sitzt auch wieder.
    Einen gemütlichen Restabend wünscht dir
    Irmi

    AntwortenLöschen
  3. Ohje ohje, liebe Grete, ich musste ja schon lachen, ja, wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen :-)) Hier war mir auch ein bisschen Angst und Bange gerade noch rechtzeitig konnte ich schnell noch alle Rolläden schließen. Mein Mann war im neuen Haus und erzählte er hat sich so erschrocken als es plötzlich einen lauten Schlag tat. Im Keller hat es die Bautür aus den Angel gehauen.

    Liebe Grüße
    Kerstin

    AntwortenLöschen
  4. Guten Morgen Grete,
    ja, ja, der Sturm und diese Männer. Ich kenne Herrn Heinevetter nicht, aber so gelenkig wie
    du wird er bestimmt nicht in den hinteren Teil des Autos gestigen sein.
    Das hätte ich auch gerne gesehen. ;-))
    Lieben Gruß Eva

    AntwortenLöschen

Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...