Dienstag, 17. Februar 2015

Von Pappnasen und einem Mäuseschreck

Von Pappnasen und einem Mäuseschreck

Missmutig stand das Fräulein Grete Meier vor ihrem Badezimmerspiegel und betrachtete ihr Gesicht darin. "Reichlich lädiert, schauste aus, Madam!" In weiser Voraussicht gab ihr der Spiegel keine Antwort. Denn er hätte ihr wohl leider recht geben müssen. Das fröhlich bunt geschminkte Clownsgesicht, mit dem die Grete morgens in das närrische Treiben gestartet war, hatte sich im Laufe des Tages in eine mehr oder minder gruselige Fratze verwandelt. Das Rot auf den Wangen - verschmiert. Die Lippenfarbe ebenso. Die schwarz und weiß umrandeten Augen  - nur mehr Höhlen, umgeben von einem Graugemisch. Gretes Nase triefte und sie musste niesen. Zum wiederholten Male. Die rote Pappnase hatte sie längst in dne Müll geworfen. Grete griff nach einem Papiertaschentuch und schneuzte sich. Warum muss mir das auch immer passieren, dachte sie genervt. Und dann läuft mir auch noch der Holzmann über den Weg. Ausgerechnet der. Wie kann man nur Holzmann heißen. Blöder Name. G. Holzmann. Wofür das G wohl steht? Grusel Holzmann. Ja, das könnte passen. Grete lachte laut auf. Grusel passt auch zu dir, Grete. So wie du aussiehst. 
Energisch drehte die Grete den Wasserhahn auf und schnappte sich die Packung mit den Ölüchern. Das Zeug musste runter, und zwar sofort. Ganz so einfach war das Abschminken dann doch nicht, denn die Grete musste immer wieder niesen. Und ihre Augen tränten in einem fort. Dennoch, nach einer halben Stunde war dei Säuberungsaktion abgeschlossen. Ungeschminkt, bewaffnet mit einer Packung Zewa als Taschentuchersatz und der obligatorischen Zigarettenpackung, in T-Shirt und einer ausgeleierten Jogginghose und mit einer dicken Schicht Vaseline im Gesicht, verzog sich die Grete auf ihren Balkon. Natürlich dauerte es keine zwei Minuten bis sich die Balkontür von Herrn Heinevetter ebenfalls öffnete."Jesses, Fau Meier, wie sehen sie denn aus! Zu viel Schnaps, wa?" 
Grete lachte. "Nee, kein Schnaps ... Katze!" 
"Katze ... Katze?" Herr Heinevetter war sichtlich verwirrt. "Was für ne Katze. Hier gibt es keine Katzen und sie waren doch den Karnevalsumzug gucken. Werfen die jetzt statt Kamelle kleine Katzen?"
"So ähnlich", antwortete die Grete, sichtlich amüsiert über die großen Fragezeichen, die vor Herrn Heinevetters Augen tanzten. "Ein dicker fetter Kater ist mir direkt auf den Arm gesprungen. Hat sich wohl erschreckt, als jemand direkt vor uns einen Konfettiböller zündete. Und da blieb er dann auch, Krallte sich in meiner Schulter und an der roten Perücke fest. Gezittert hat das arme Tier wie Espenlaub. Also, was sollte ich denn machen. Als dann die Musikkapelle anfing zu spielen, zerfetzte das Tier meine schöne rote Pappnase. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance. Dann kam die große Pauke und keine Minute später stand ich ohne Perücke da. Ich kann ihnen sagen, sowas von peinlich." Grete griff sich in die Haare, die sie nur notdürftig wieder hergerichtet hatte. "Es gibt nix Schlimmeres, als die Frisur unter einer Perücke."
"Naja", versuchte es Herr Heinevetter. "Dieses Zeugs da in ihrem Gesicht ist aber auch nicht ohne ..." Dabei konnte er sich ein leichtes Grinsen kaum verkneifen.
"Ach Papperlapapp, das ist gut für die Haut. Diese ganze Karnevalsschminke ist doch Billigkram. Da hat die Haut nachher etwas Erholung verdient. Und außerdem, hier sieht mich ja keiner!" 
Es kribbelte in Gretes Nase und das, was Herr Heinevetter erwiderte ( Soso, ich bin also keiner!), ging in einer lauten Niesattacke unter. Immerhin ging ihm jetzt ein Licht auf. "Ah, jetzt verstehe ich endlich ... ihre Katzenallergie. Deshalb dieses Niesen und Schniefen."
Grete rieb sich die Augen, die gerade fürchterlich juckten. "Ja, meine Allergie. Habs, nach dem das fette Katzenvieh endlich weg war, nicht mehr lange ausgehalten und bin nach Hause. Ich sah ja fürchterlich aus. Nee, nee, so sollte mich nun keiner sehen."
Dass ihr dann ausgerechnet der Holzmann vor der Haustür begegnen musste, das erwähnte sie allerdings nicht. Warum, wusste sie selber nicht genau. Wo sie doch sonst alles Herrn Heinevetter erzählt. Aber irgendwie war ihr diese Begegnung mit dem neuen Nachbarn, der ja auch ihr Vermieter ist, peinlicher als alles andere gewesen. Und wie der erst gegrinst hatte bei Gretes Anblick. Immerhin, eines musste die Grete ihm zu Gute halten - gesagt hatte er zu ihrem prikären Zustand nichts. Hatte ihr sogar noch galant die Tür aufgehalten. Eigentlich doch ganz nett, dachte die Grete und zog verträumt an ihrer Zigarette. 




5 Kommentare:

  1. Frl. Grete,
    da haben sie Herrn Heinevetter aber ordentlich einen eingeschüttet.
    Na ja - vielleicht kommt er doch noch dahinter.
    Vielleicht ist Herr Holzmann ja wirklich sehr nett. Der erste eindruck muss nicht immer
    der richtige sein.
    Jetzt wünsche ich dir, dass sich der Ausflug nicht in eine dicke Grippe ausartet. Pass auf die auf.
    Einen schönen Abend wünscht Dir
    Irmi

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  2. Was für ein Schreck. Ob sich zwischen dem Frl Grete und Herrn Holzmann noch was entwickelt. Immerhin hat er ihr die Tür aufgehalten, warten wir ab. Morgen ist die Narrenzeit wieder vorbei, wir Norddeutsche merken kaum etwas davon. LG Geli

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  3. Jaja, der Kater steht Gretel wohl kaum. Wem wohl sonst? Köstlich geschrieben Liebe Grüße Eva

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  4. Ja ,die Narrenzeit, bei uns im Norden wird gefeiert aber etwas ruhiger.
    Der Holzmann ist aber sehr diskret, das ist doch ein feiner Zug von ihm.
    Ja, wer bunt sein will muss leiden und die Katze aus dem Sack lassen, arme Grete!
    Grüssle ,Klärchen

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  5. Auf einem T-Shirt meines Mannes steht: Katzen schmecken wie Hähnchen!
    Vielleicht solltest du das beim nächsten Karnevalsumzug tragen! HIHIHI
    Dann laufen alle Katzen und Kater von dannen! LG Martina

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...