Dienstag, 5. Mai 2015

Von Begegnungen der seltsamen Art

Von Begegnungen der seltsamen Art

Ein freier Tag. Einfach so. Zwischendurch. Da machte es überhaupt nichts, dass die innere Uhr nicht darauf eingestellt gewesen war. Zumal bereits die Sonne schien und das um 6.00 Uhr morgens. Das Fräulein Grete Meier stand auf ihrem Balkon und streckte sich. Arme hoch, Drehung nach links und rechts, dazwischen kleine Seufzer der Zufriedenheit. Vielen Dank lieber Chef, dachte die Grete. Der Tag kommt mir genau richtig. Sie zog ihren Bademantel etwas fester und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, die von der Nacht noch reichlich zerzaust aussahen. Grete sah die Straße hinunter. An der Bushaltestelle war wesentlich mehr los als sonst. Kein Wunder, die Bahn streikt ja mal wieder. Weit hinten näherte sich langsam der Müllwagen. Grete beugte sich über das Geländer, um zu prüfen, ob Herr Heinevetter die Tonnen an die Straße gestellt hatte. Manchmal vergisst er das nämlich in letzter Zeit. "Das ist eben das Alter, Frau Meier, da kann man nix machen. Und solange ich nicht vergesse wie sie heißen ... ist doch alles in Butter!" Dabei hatte Herr Heinevetter verschmitzt gegrinst.
Die Tonnen standen akkurat an der Straße und das Fräulein Grete Meier nickte zufrieden. Auf einer der großen Wertstofftonnen saß eine dicke, rötlich-weiß getigerte Katze und schnupperte hingebungsvoll an der Klappe. Der Inhalt der Tonne wirkte scheinbar so betörend auf das Tier, dass es verzweifelt versuchte die Klappe zu öffnen. Was natürlich zum Scheitern verurteilt war, denn sie saß ja drauf. Aufgeben war aber wohl nicht drin. Das Fräulein Grete Meier amüsierte sich königlich, denn die Katze verrenkte sich derart,  dass sie immer wieder herunterfiel, wieder hinaufsprang und in allen erdenklichen Positionen versuchte, ihr Ziel doch noch zu erreichen. Bis der Müllwagen dem Spielchen ein Ende bereitete.
Die Kaffeemaschien piepte im Hintergrund und die Grete holte sich eine Tasse des belebenden Heißgetränkes. Eine Zigarette dazu und der Tag wurde gleich noch ein klein wenig schöner. Mittlerweile war der Bus gekommen und die Haltestelle verwaist. Die Straße lag ruhig da, der Müllwagen war weg, kein Auto zu sehen. Die Vögel zwitscherten um die Wette. Früh morgens ist die Welt eben noch in Ordnung. Und dennoch ... die Grete hatte plötzlich ein komisches Gefühl. So, als ob sie von jemandem beobachtet würde.
Sie stellte die Kaffeetasse ab und beugte sich über das Geländer. Ja also, was war das denn. Grete zuckte zurück. Der Holzmann. Was fällt dem denn ein. Steht auf seiner Terasse und schaut zu mir hoch. Fluchtartig verließ die Grete den Balkon und warf die Tür zu. Auf dem Weg in ihre Küche blieb sie im Flur vor dem Spiegel stehen. Mist, jetzt steht der Kaffee draußen, ärgerte sie sich. Aber nochmals rausgehen wollte sie auf gar keinen Fall. Zumindest nicht im Bademantel und mit den Haaren. Was der Holzmann wohl gedacht haben mag? Sie zubbelte ein paar Strähnen zurecht. Grete, da hilft nur eine Dusche und der Lockenstab. Und überhaupt, einen neuen Bademantel könnteste dir auch mal zulegen, der hier hat auch schon bessere Tage gesehen. Wo der Holzmann doch immer so fein angezogen ist. 
Ein wenig war die Grete verwirrt. Herr Gott nochmal, was machste dir denn Gedanken über den Holzmann? Wen interressiert schon, was der denkt? Mich jedenfalls nicht! Ganz bestimmt nicht. Und die Kaffeetasse ... na, die kann noch warten. Erst mal ins Bad. 





4 Kommentare:

  1. olala... da bahnt sich was an lach.... Ich freue mich mit der Grete natürlich und auch über ihren freien Tag und das Beobachten. So etwas mache ich auch gern und dabei die Seele baumeln lassen. LG von der Geli

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  2. Der Holzmann, der Holzmann - was das wohl noch wird?!?! LG Martina

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  3. Grete,
    ja was wird mit dem Holzmann? Etwas macht esdir doch aus, was er von dir denkt, oder?
    Aber Spaß beiseite. Es sit schon interessant, was man am frühen Morgen alles beobachten
    kann, was einem sonst nicht auffällt.
    Ich bin gespannt, wie so alles weitergeht.
    Einen schönen Wochenteiler wünscht dir
    Irmi

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  4. erst mal Gretchen hab ich wie fasziniert gebannt sehr viel länger auf deine lebendige Katz im Post geschaut, das ist aber nicht die vonner Tonne????!!! gell? tolle Augen, so grün hat die Schöne, da guck ich gleich 2 x hin...kann mich kaum trennen.

    Find ich schön dass du mal so einen frühen Morgen - ganz ohne Druck in deiner Eigenschaft als Straßenbeobachterin deinen Morgen beginnen konntest, doch dass dir der Holzmann dazwischen gerät war wohl nicht geplant, hat dich wohl eher erschreckt - dass noch ein beobachter unterwegs war..:)) und dann auch noch dich - in diesem Bademantel!!!! ich kanns verstehen - echt - wär mir auch so gegangen...
    Begegnungen der besonderen Art, man ist nie vor ihnen sicher...!
    wünsch dir trotzdem einen schönen Tag....und danke für den Post....ich schmunzele

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...