Das Fräulein Grete Meier sagt
NEIN
Mittwochnachmittag irgendwo in
einer Stadt. Genauer gesagt in der Stadt, wo das Fräulein Grete Meier wohnt.
Herbstlich sonniges Septemberwetter und eine fröhlich vor sich hin summende Grete
(Freude schöner Götter Funken) auf ihrem bunten Fahrrad. Wer gestern kurz vor
15.00 Uhr am Flussufer spazieren ging, hätte der Grete also durchaus begegnen
können. Vielleicht hätte der ein oder andere sich ja von ihrer guten Laune
anstecken lassen. Die versprühte sie nämlich nicht nur über das Summen, sondern
mit einem breiten Grinsen. Von einem Ohr zum anderen. So breit wie es das
Summen zuließ. Während die Grete gemütlich strampelte, wippte eine ins Haar
gesteckte gelbe Blüte unaufhörlich auf und ab.
Die hatte ihr der Klaus Wenig
galant überreicht, der im Vorgarten gerade das Unkraut zupfte, als die Grete
das Haus verließ. "Geht’s zum Mittwochskaffee,
Frau Meier? Sie strahlen so." Aha,
da hat wohl der Herr Heinevetter mal wieder aus dem Nähkästchen geplaudert.
"Natürlich, Herr Wenig. Wie immer!" Während sie die gelbe Blüte in
ihr Haar steckte, erzählte sie Herrn Wenig von ihrer Freundin. Nicht viel. Nur
ein bisschen. Vor allem aber, wie viel Spaß sie mit Lieschen hat. Und wie sehr
sie sich freut, diese gleich zu sehen. " Na, dann fahrense mal zu. Nicht
dass sie noch zu spät kommen!"
Die Grete war pünktlich am
Café. Mehr als pünktlich. Fünf Minuten vor der Zeit, ist des Soldaten
Pünktlichkeit. Sagt Onkel Günther immer, obwohl er, wie Grete weiß, in seinem
ganzen Leben nicht einen Tag gedient hat. Doch auch das Lieschen war
überzeitig. Sie saß nämlich schon draußen am Tisch. Das Fräulein Grete Meier
hielt inne und betrachtete das Lieschen, wie so da saß und selbstvergessen mit
dem Löffel in ihrer Tasse rührte. Ganz bunt war sie wieder angezogen, der weiße
Haarschopf leuchtete in der Sonne. Fast als wollte er diese ausstechen. Gerade
als es in Gretes Herzgegend zu ziehen
begann, hob das Lieschen den Kopf. Und die Hand. Heftig winkte sie der Grete
zu. "Da bist ja endlich!" Das Lieschen lachte und schob die Grete auf
einen Stuhl. "Heute gibbet heiße Schokolade und Pflaumenkuchen. Mit extra
viel Sahne! Hab auch zwei Decken organisiert, falls es später kühler
wird."
Heiße Schokolade! Der Grete
lief das Wasser im Mund zusammen. Tolle Idee vom Lieschen. Leider mag die Grete
Pflaumenkuchen so rein gar nicht. Jedenfalls nicht so gern. Ist einfach nicht
ihr Ding. Aber egal. Sahne drauf und etwas Zucker, das passt schon. Die Grete
will das Lieschen ja nicht enttäuschen. Quatsch mit Soße, denkt die Grete und
wirft alles über den Haufen. Das Lieschen wäre nicht das Lieschen, wenn sie ihr
nicht die Wahrheit sagen könnte. "Das eine Stück ess ich Lieschen, hast ja
schon bestellt. Danach nehm ich aber lieber Käse-Sahne. Pflaumenkuchen mag ich
nämlich nicht so gern!" Und raus war es. Geht doch, Grete geht doch.
Lieschen hat schon recht, wenn
sie ab und an mal mit ihr schimpft. "Immer musst du es allen recht machen,
das brauchste doch gar nicht. Denk mal an dich!" Dennoch seufzte die Grete
erleichtert, als das Lieschen laut anfing zu lachen. "Und du sagst immer,
wir wissen alles von einander! Siehste mal, die Grete entpuppt sich als
Pflaumenkuchenverächterin. Das wusste ich nicht! Schieb rüber und bestell dir
Käse-Sahne. Ich hab auch Platz für zwei Stücke."
So einfach war es also,
einfach mal NEIN zu sagen. Die Grete war ganz begeistert. Natürlich sagt sie
auch oft NEIN. Zu der Verkäuferin an der Käsetheke, wenn die mal wieder fragt: Darfs ein bisschen mehr sein. Zum Chef, wenn
der die Grete bittet seine Frau zu belügen, bloß weil er statt mit ihr shoppen
zu gehen, lieber Angeln fahren will. Sie sagt NEIN, wenn es um Tierversuche
geht und neulich erst, hat sie mit zwei Kreuzchen NEIN zu einer gewissen Frau
Merkel gesagt. Auch wenn Letzteres nix genutzt hat. Gesagt hat sie es trotzdem.
Früher hat sie auch NEIN gesagt. Zu Drogen. Aber wenn ihr jemand am Herzen liegt, fällt
ihr das schwer. Doch die Grete ist ja lernfähig. Besonders bei einer so guten Lehrerin wie dem Lieschen.
"NEIN, Lieschen, das ess
ich jetzt. Bestellt ist bestellt!"
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Hi liebe Grete geht doch...nein ...sagen ist gar nicht so schwer. Eine schöne Geschichte.
AntwortenLöschenLiebe Abendgrüße
Angelika
Das ziehen in der Herzgegend, ich kenne das auch und das hat mir besonders gut gefallen. Zwei Freundinnen, die sich mögen und gut verstehen, fast werde ich ein wenig neidisch
AntwortenLöschenLG Geli
Das gefällt mir wieder richtig gut.
AntwortenLöschenGrete ist prima drauf und Lieschen auch. So kann der Nachmittag trotz Pflaumenkuchen sehr schön werden.
Hier zeigt sich mal wieder das Verständnis, das beide füreinander aufbringen.
Grete darf NEIN sagen, ohne sich sorgen zu müssen, dass Lieschen ihr böse ist.
Denn das ist es doch oft, dass wir fürchten, einen anderen zu verletzen, wenn wir dieses Wörtchen ehrlich benutzen.
Bei Grete und Lieschen steckt hinter so einem NEIN eigentlich ein bedingungsloses JA.
Ja, ich werde gemocht, auch wenn ich nein sage.
Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, wenn man dieses Ziehen in der Herzgegend spürt beim Anblick eines anderen. So sollte es sein.
Und Lieschen ist schon eine gute "Lehrerin" für Grete, aber eine noch viel bessere Freundin.Da ist dann Gretes letztes NEIN nicht schwer. So kann man schon mal über seinen Schatten springen und Pflaumenkuchen essen, auch wenn man ihn nicht so mag.
Nein sagen muss man lernen und es immer mal wieder versuchen, auch wenn es bei jemandem ist, der einem am Herzen liegt. Vielleicht gerade dann.
Danke für diese nette Begebenheit.Bei so etwas geht mir das Herz auf.
Lieben Abendgruß
Enya
Grete, das finde ich toll, dass die kundgetan hast, dass du keinen Pflaumenkuchen magst.
AntwortenLöschenUnd heroisch, dass du ihn dann gegessen hast.
Es gibt das wunderschöne Buch: Sag niemal Ja wenn du Nein sagen willst. Das hat mir sehr geholfen.
Aber ich freue mich immer wieder, dass Grete und Lieschen so gut harmonieren.
Einen schönen Abend wünscht dir
Irmi