Von Spontanität und fehlenden Schuhen
Was für eine Aufregung. Und das am Sonntag. Das Fräulein Grete
Meier Meier war ganz konfus. So konfus, dass sie schon laut mit sich selber
sprach, während ihr Kopf, samt halben Oberkörper, in einem Schrank steckte. "Wo
sind denn nur die Schuhe, ich weiß genau, dass ich sie die Tage noch irgendwo
gesehen habe. Ah, hier ist die zweite Reisetasche, wenigstens habe ich die
gefunden. Aber die Schuhe, die müssen doch auch hier sein.Verdammter Mist!"
So geflucht hat die Grete schon lange nicht mehr. Naja, lange ist relativ. Gestern
nach dem Einkaufen klang das ähnlich. Die Grete tauchte mit Reisetasche, aber
ohne Schuhe wieder aus dem Schrank auf. Flitzte
dann wie ein Derwisch durch die Wohnung, schnappte sich hier mal was und da mal
was. Relativ unsortiert landete alles in einem großen grünen Koffer, der
geöffnet auf ihrem Bett stand. Überhaupt sah es in Gretes Schlafzimmer aus, als
hätte eine Bombe eingeschlagen. Kleiderschrank und Kommode standen offen und
auf dem Stuhl vor dem Frisiertisch stapelten sich Hosen, Blusen und Pullover. Frau
Korters lehnte am Türrahmen und lachte sich kaputt. "Wie bei Hempels
unterm Sofa, Frau Meier, oder schlimmer. Nu werden se mal ruhig. Sie müssen das
strategisch angehen, dann klappt das auch."
Grete setzte sich seufzend auf die einzig freie Stelle auf
ihrem Bett. "Hach, Frau Korters, sie haben gut reden. Ich weiß gar nicht
wo mir der Kopf steht. Das schaffe ich nie bis 18.00 Uhr. Und wenn ich die
blöden Wanderschuhe nicht finde, brauche ich erst gar nicht zu fahren. Und das
lieschen muss ich auch noch anrufen. Die weiß doch noch gar nichts!"
"Ihr Lieschen können Sie auch noch von unterwegs
anrufen, jetzt muss erstmal der Koffer gepackt werden!" Resolut schnappte
sich die Frau Korters die Reisetasche und zog die Grete ins Bad. Die war
mittlerweile etwas zur Ruhe gekommen. Konzentriert packte sie unter den Augen
von der Frau Korters alles ein, was Frau so auf einer Reise benötigt. Zurück im
Schlafzimmer sortierte sie aus dem Kleiderstapel alles raus, was nicht benötigt
wurde, den Rest packte sie in den Koffer. Noch zwei Krimis, Deckel zu. Passt und
hat Luft, grinste die Grete. Allerdings fehlten immer noch die Wanderschuhe.
Sie bat Frau Korters alle Lebensmittel einzupacken, die verderblich sind. Der
halbe Einkauf gestern für die Katz. Naja, nicht so ganz. Frau Korters freute
sich sichtlich über den unerwarteten Segen. Während sich also Frau Korters im
Kühlschrank austobte, rannnte die Grete in den Keller. Im letzten Regal, hinter
den silberfarbenen Pumps, die die Grete nur zu besonderen Gelegenheiten trägt,
fanden sich dann auch die Wanderschuhe. Schnell wieder hoch, Koffer nochmal
auf, und die Schuhe rein. Jetzt musste sich die Grete allerdings auf den Koffer
setzen, damit er sich wieder schließen ließ. Schwer atmend blieb die Grete solange
darauf sitzen, bis Frau Korters voll bepackt im Türrahmen erschien. "Na
dann, Frau Meier, gute Reise. Erholen sie sich gut. Und danke für den Lachs und
so. Wer gießt denn die Blumen?"
"Ich geh gleich zum Herrn Heinevetter. Der hat ja
einen Schlüssel und kennt sich mit Blumen aus. Hat ja selber genug." Die
Grete brachte die Frau Korters noch zur Tür und eilte auf den Balkon. Ohne
Zigarette, so aufgeregt war sie. " Hamse schon gehört … die Berta Kalt fährt
zum Chiemsee. Wandern."
Herr Heinevetter paffte fröhlich vor sich hin. "Und,
was hab ich damit zutun?"
"Na, sie müssen die Blumen gießen!"
"Bei der Berta?" Vor Schreck ließ der gute Herr
Heinevetter seine Zigarette fallen. Grete lachte, holte sich jetzt doch selber eine
Zigarette und setzte sich auf die Bank. Während sie rauchte erzählte sie dem
Herrn Heinevetter was passiert war. Nämlich, dass die Berta vor drei Stunden
völlig aufgelöst bei ihr angerufen hat. Einen Wanderurlaub, eine Woche am
Chiemsee hatte sie gebucht, mit ihrer Freundin. Doppelzimmer, 5-Sterne-Hotel,
direkt am See. Und jetzt liegt die flach. Sommergrippe. Mit Fieber. Ob die
Grete nicht mitfahren könne, so ganz allein würde sie so ungerne fahren. "Ich
kenn doch da keinen. Mit dem Bürschli wäre das für mich kein Problem, Aber
so?" Fast schien es der Grete, als würde die Berta weinen. Nein, das geht
natürlich nicht. Weinende Bertas mag die Grete gar nicht. Also hat sie ganz
spontan zugesagt. Natürlich musste erst der Chef angerufen werden. Und das am
heiligen Sonntag. Aber immerhin, es war ja ein Notfall. Fand der Chef auch und
gab sein Einverständnis. "Eine Woche, Frau Meier, eine Woche komme ich
auch ohne Sie aus. Fahrense ruhig mit der Frau Kalt!"
"Und deshalb, Herr Heinevetter sollen sie sich um
meine Blumen kümmern." Das leuchtete ein, auch dem Herrn Heinevetter. Der
hoch und heilig versprach, die zwei Kunstblumen im Schlafzimmer mit Wasser zu
verschonen. Dass die Frau Meier mich aber immer wieder damit aufziehen muss,
dachte er. War doch schon peinlich genug, dass ich es damals nicht bemerkt habe.
"So Herr Heinevetter, es wird Zeit. Ich ruf mir jetzt
ein Taxi, der Zug fährt nämlich pünktlich um 18.00 Uhr ab. Die Berta wartet auf
dem Bahnsteig auf mich. Wir sehen uns dann in einer Woche wieder."
Das Lieschen ist bestimmt überrascht über Gretes Spontanität ---> KLICK
Frl. Grete, unverhofft kommt oft - oder von ganz schnellem Entschluß.
AntwortenLöschenAlle Achtung - so schnell und alles geregelt. Toller Chef, muss man schon sagen.
Und nun, Frl. Grete - schönen Urlaub. Passense gut auf sich auf und vor allen Dingen, wohin sie treten.
Einen schönen Sonntag wünscht
Irmi
Ui, das war jetzt spannend - der Grete beim Packen quasi zuzusehen, ohne zu wissen, was eigentlich los ist. Gestern war ja vom Verreisen noch nicht die Rede gewesen.
AntwortenLöschenDie Auflösung gefällt mir: Spontanurlaub, das ist prima. Man kommt nicht lange zum Nachdenken und sich Sorgen machen, was so alles daheim schieflaufen könnte.
Ein bisschen chaotisch war es ja wieder. Ob Fräulein Grete öfter in Urlaub fährt?, überlege ich gerade. Eher nicht, dann wäre sie "cooler" gewesen. Und nach der Aktion gestern, meine ich, dass Grete Urlaub nötig und verdient hat.
Dass der Chef auch so richtig spontan ist und ja gesagt hat, finde ich prima. Wo gibt's denn das heute noch? Und wie wichtig nette Nachbarn sind, zeigt sich auch. Herr Heinevetter wird das schon machen...wegen der Kunstblumen ist er ja nun gewarnt *grins*.
So, jetzt aber wünsche ich dem Fräulein Grete herrliche Tage, vor allem, dass sie ein wenig loslassen und entspannen kann.
Sicher wird sie das eine oder andere erleben, das sich zu berichten lohnt.
Prima erzählt, ich bin auch ganz aufgeregt gewesen beim Lesen und eigentlich könnte ich jetzt ebenfalls weg...
lg
Enya
lg
Enya
Hallo Grete,
AntwortenLöschenist doch schön, solch eine Abwechslung ! Chiemsee stelle ich mir schön vor. Dort gibt es bestimmt viele schönen Gegenden zum Erwandern. Wünsche schönen Urlaub !
Gruß Dieter
Wenn auch spät, wünsche ich noch einen schönen Resturlaub!
AntwortenLöschen...und freue mich auf Sonntag.
Liebe Grüße