Das Fräulein Grete Meier und die Männer
Natürlich
hat Lieschen gestern im Café nicht lockergelassen und die Grete nach
dem gelben Engel ausgefragt. Zuerst war die Grete ja versucht dem
Lieschen ein Märchen aufzutischen, um sie ein wenig zu foppen. So von
wegen -Traumprinz - Liebe auf den ersten gelben Blick - usw. Aber
stattdessen entschied sie sich, vorerst nur ein geheimnisvolles Lächeln
aufzusetzen und das Thema zu wechseln. Wechseln nicht im eigentlichen
Sinne. Eher umzulenken auf die Männer im Allgemeinen. Also die in
Gretes Leben. Und da gab es so einige Kandidaten von denen Lieschen
nichts weiß. Immerhin, so einige Jahre hatten die zwei ja keinen
Kontakt. In der Zeit lief viel Wasser den Rhein runter. Da hatten ein
paar Männer schon die Muße sich an Gretes Leben zu beteiligen oder
einzumischen in selbiges. "Doch weißte Lieschen, nie war einer dabei,
der mich vom Hocker gerissen hat. Irgendwas war immer. Jaja, willst
jetzt bestimmt sagen, wer suchet der findet ... also einen Fehler. Kein
Mensch ist fehlerfrei, Lieschen, das weiß ich doch. Das war es auch nie,
eher fehlte mir das Gefühl für mehr. Das Gefühl was ich bei Rolf hatte.
Lieschen, ich kann es nicht besser erklären. Das war tief und es sitzt
immer noch fest in meinem Herz drin. Aber Lieschen, OHNE mich zu
fesseln. Irgendwann habe ich nämlich eingesehen, dass es nur zwei Wege
gibt für mich. Entweder ich reiß ihn mir raus, vergesse ihn total, oder
ich akzeptiere es so wie es ist und lebe damit. Und ich lebe damit ganz
gut, nachdem ich mich entschieden hatte. Vielleicht gehöre ich einfach
in die Kategorie altmodischer, ewiger Liebe. Mir ist es auch
mittlerweile egal, ob mich jemand versteht. Jeder Mensch so wie er kann.
Ich kann eben nur so. Und bin nicht unglücklich dabei. Und wenn wir
schon dabei sind. Es ist nicht so, dass es da überhaupt keinen Mann in
meinem Leben gibt. Da ist einer. Ja, jetzt guckste wa? Die Grete hat
einen, wie sagt man heute so schön, einen Lover. Ist ein alter
Jugendfreund. Ein kleiner Macho und Frauenheld. Völlig
beziehungsunfähig. Wir haben uns schon früher immer gut verstanden und
schon damals hat es mal hin und wieder gefährlich geknistert. Vor ein
paar Jahren haben wir uns zufällig wiedergetroffen. Und seitdem
verbringen wir ab und an ein tolles Wochenende miteinander. Dann bin ich
seine Königin. Er hat nur Augen für mich. Ein Gentleman vom Scheitel
bis zur Sohle. Der holt sogar bei Regen erst einen Schirm aus dem
Kofferraum, bevor er die Autotür für mich öffnet. Ich genieße das dann
richtig."
Lieschen hat bis dahin
ruhig zugehört. Jetzt konnte sie allerdings nicht mehr an sich halten.
"Grete, du bist ja knallrot im Gesicht", lachte sie. "So rot wie mein
Kirschkuchen! Also?"
"Was also", gab
die Grete zurück. "Wenn du wissen willst ob wir in die Kiste hüpfen, ja
tun wir. Warum auch nicht. Ich hab nach nix und niemandem zu fragen.
Und er ist klasse im Bett." Jetzt grinste die Grete, zündete sich ein
Zigarette an und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie nahm einen
tiefen Zug und beugte sich dann zu Lieschen herüber. "Jedesmal macht er
mir übrigens einen Heiratsantrag, den ich immer ablehne. -Du kannst
nicht treu sein - sag ich immer. Und er antwortet dann jedesmal: Stimmt,
und du kennst mich einfach zu gut. Du würdest jeden Seitensprung sofort
merken und mir die Hölle heiß machen. Du siehst, Lieschen, wir sind uns
einig. Und selbst, wenn er es ernst meinen würde, also so richtig
ernst. Es wäre unfair. Ich könnte ihn nie so lieben wie Rolf. Und das
hätte er einfach nicht verdient."
Grete
konnte Lieschens Blick momentan nicht deuten und beschäftige sich
deswegen vorerst mit ihrem Stück Marmorkuchen. Mit Sahne. Dann
entschloss sie sich doch noch etwas zu sagen. "Und mit dem Rolf,
Lieschen, das erzähle ich dir irgendwann mal. Wenn mir danach ist."
Grete weiß genau, dass Lieschen damit zurecht kommt. Und keine Fragen
stellt, die Grete nicht beantworten will. Es einfach respektiert, dass
die Grete darüber nicht reden mag. Nicht jetzt und vielleicht auch nie.
Grete
winkte dem Kellner und bestellte für sich ein Glas Wein und für
Lieschen eine Cola. Als die Gläser vor ihnen standen, hob die Grete ihr
Glas und prostetete mit einem verschmitzten Grinsen dem Lieschen zu."
Übrigens, der gelbe Engel. Hätte mein Sohn sein können. Aber einen
Knackarsch hatte der, Lieschen. Ich sags dir. Unglaublich."
Wie Lieschen das sieht, könnt ihr spätestens morgen hier lesen ---> KLICK
Männer, was für ein Thema, ich kann nicht mitreden, aber mitlesen und ich freue mich darüber. Was mich noch mehr freut ist die Freundschaft zwischen Grete und Lieschen, die ist so wertvoll und kostbar.
AntwortenLöschenKirschkuchen würde ich auch mal wieder gern essen mit ganz viel Schlagsahne
Gruß Geli
Nicht die Fehler der Männer sind es, die vielleicht eine feste Beziehung verhindern könnten, sondern eben dieses ganz bestimmte Gefühl, das unwiederbringlich scheint, hat man es einmal erlebt. Da kann ich Grete gut verstehen. ich habe auch so einen "Rolf" da irgendwo in mir sitzen...
AntwortenLöschenWenn es einen aber nicht unglücklich macht und man sich deswegen nicht abkapselt, dann ist es - finde ich wenigstens - schön, dieses erlebte Gefühl und den Menschen dazu nicht ganz loszulassen.
Grete scheint das prima zu schaffen. Es klappt ja mit dem Macho-Kavalier. Ein Zusammensein, das nicht fordert, sondern gibt - für den Moment.
Ist doch super, immer mal wieder Königin sein zu können. In festen Beziehungen verliert sich das ja meist.
Ganz toll finde ich, dass Lieschen mal wieder respektiert, dass Grete nicht alles ausplaudern möchte. Das zeigt mal wieder, wie wertvoll diese Freundschaft ist.
Das war jetzt richtig toll zu lesen - wie Grete das mit den Männern handhabt. Ich kann nur ein JA nicken.
Lieben Abendgruß
Enya
Ja, liebe Grete, das ist toll wie Du das mit den Männern handhabst, Jeder muss das für sich ganz tief drinnen fühlen und es sich dann so einrichten, dass "Frau" sich einfach wohlfühlt. Schön, dass Lieschen eine wirkliche Freundin ist und nicht ständig nachbohrt.
AntwortenLöschenLiebe Abendgrüße
Kerstin
Liebe Grete,
AntwortenLöschenich kann sagen, es ist schon richtig, wie du das machst. Wenn du dich nicht binden willst, ist ein solches "Bratkartoffelverhältnis" nicht von der Hand zu weisen. Aber weh tun darf es nicht. Und man muss akzeptieren, dass man im Alter eben allein ist.
Einen schönen Abend wünscht Dir
Irmi
Hallo Grete,
AntwortenLöschendie Situation ist bei mir sicherlich weniger abwechslungsreich. Seit rund 25 Jahren dieselbe Frau, mit Höhen und Tiefen, wie's halt so läuft, insgesamt sehr glücklich. Nachwuchs haben wir auch zu bieten. Derzeit kribbelt es ordentlich, weil meine bessere Hälfte sich an einer Abendschule zur Wirtschaftsinformatikerin weiterbildet. Ich darf derweil, wenn meine Gattin abends auf der Schule ist, meine Familie bekochen und fleißig herum putzen. Was zu der einen oder anderen Konfliktsituation führt.
Wünsche einen schönen Abend
Dieter