Von Luftballons und
2,4 Promille
Das Fräulein Grete Meier
zittert. Am ganzen Körper. Immer noch. Und dabei hatte der Tag so gut
angefangen.
Punkt elf hat sich die Grete
mit Herrn Heinevetter, der Frau Korters und den Hebers vor der Haustür
getroffen. Gemeinsam wollten sie zum alljährlich stattfindenden Straßenfest
aufbrechen. Eigentlich wollte der Herr Wenig auch mitkommen, aber da er in
letzter Minute gestern noch für einen erkrankten Kollegen den Nachtdienst
übernehmen musste, brauchte er erst mal Schlaf. "Ich komme dann nach, Frau
Meier. Ganz bestimmt."
Stolz schob die Grete den
Kinderwagen mit Luis vor sich her. Der quiekte vergnügt vor sich hin, während
die Erwachsenen fröhlich plauderten. Die Straße war abgesperrt, rechts und
links gab es Stände mit allerlei Krimskram, unterbrochen von Buden mit
köstlichen Leckereien. Die Gruppe blieb ab und an mal stehen um sich dies und
das mit begleitenden Ahs und Ohs anzuschauen, oder um etwas zu essen. Das
Straßenfest wird von den ansässigen Geschäften organisiert und von vielen
Anwohnern unterstützt. Jeder der was anzubieten hat, sei es Getränke oder
Speisen, Handarbeiten oder Bücher und Hausrat, darf das an diesem Tag tun. Ob
am Straßenrand oder in einer Einfahrt oder Garage. Trotz strenger Auflagen der
Stadt, was die Hygiene betrifft, gelingt es jedes Jahr wieder, das Fest auf die
Beine zu stellen. Sogar ein kleines Kinderkarussell gab es. Drei Runden ist die
Grete mit Luis auf dem Schoß gefahren. Eingequetscht in ein Feuerwehrauto. Danach
gab es für den Luis ein kleines Bockwürstchen und die anderen labten sich an
frischer Pizza. Grete gönnte sich ein Glas Wein im Stehen, die Frau Korters
einen Schnaps, während die anderen jeder ein Bier tranken.
Mittlerweile war es auch schon
Zeit für den Höhepunkt des Festes. An der großen Bushaltestelle stand ein LKW-Anhänger
aus dem pausenlos Musik dröhnte. Eine gute Mischung aus moderner und Schunkelmusik. Der DJ ergriff das
Mikrofon und kündigte die Aktion unter dem Jubel der Zuschauer an. Jeder der
wollte konnte sich nun einen Luftballon, der mit Helium gefüllt war, am LKW
abholen. Dazu wurde eine Karte gereicht, die mit Name und einem netten Gruß an
den Finder versehen wurde. Nachdem alle Luftballons ausgegeben waren kam der
Countdown. Bei Null ließen alle die Ballons in den Himmel steigen. Alle Karten,
die von den Findern in den nächsten vier Wochen zurückgesendet werden, kommen
in eine Lostrommel. Hauptpreis ist immer ein schöner Fresskorb. Aber darum geht
es im Grunde nicht. So viele Luftballons am Horizont, das gibt einfach ein
schönes friedliches Bild ab. Luis passte das allerdings nicht. Er schrie und
weinte seinem Luftballon hinterher. Solange, bis Herr Heber einen neuen
organisiert hat. Nicht so bunt und ohne Helium, aber das war Luis egal. Er
gluckste zufrieden. Man schlenderte weiter, vorbei an Bierbuden und einem
Weinausschank und blieb an einem
Kuchenstand hängen. Kuchen zieht die Grete ja magisch an. Vor allem Apfelkuchen
mit Zimt. Die Stimmung war so ausgelassen, dass Herr Heinevetter mit der Frau
Korters ein Tänzchen wagte. Zum Schneewalzer. Grete lachte sich kaputt. Vor
lauter Lacherei bemerkte sie erst spät, dass etwas nicht in Ordnung war. Irgendwas
war an der Bierbude im Gange. Leute schrien und es herrschte ein großes
Durcheinander. Herr Heber war schon in
Richtung der Bude unterwegs. Die Grete drückte ihren Apfelkuchen der verdutzten
Frau Korters in die Hand und eilte ihm nach. Sie drängelte sich durch die
Mange, die einen Kreis gebildet hatte. Mittendrin lag ein etwas 14-Jähriges
Mädchen auf dem Boden. Herr Heber kniete über dem Mädchen und brachte sie in
die stabile Seitenlage. Sturzbesoffen
- hörte die Grete und - Ist einfach
umgekippt – Ruf doch mal einer den
Notarzt. Grete fackelte nicht lange und nahm die Beine in die Hand. Sie
klingelte Sturm bei Klaus Wenig. Der öffnete verschlafen die Tür. "Sofort mitkommen!", bestimmte die
Grete. "Junges Ding, wahrscheinlich Alkoholvergiftung. Nicht
ansprechbar." Klaus Wenig reagierte sofort. Schnappte sich seinen Notfallkoffer
und eilte im T-Shirt und Schlafshorts der Grete nach. Zehn Minuten später kam
dann auch endlich der Rettungswagen. Klaus Wenig begleitete das Rettungsteam
ins Krankenhaus. Grete und den anderen war es nicht mehr nach Feiern zumute.
Völlig erstarrt und in sich gekehrt gingen sie nach Hause. "Verdammt!",
sagte die Grete noch zu Herrn Heinevetter an der Tür. "Wer zum Teufel gibt
Minderjährigen Alkohol? Dem sollte man die Hände abhacken!"
Herr Heinevetter schüttelte nur
den Kopf. "Schlechte Welt, Frau Meier, schlechte Welt."
Gegen Abend hat der Klaus
Wenig noch bei Grete geklingelt. "Alles wieder gut. Die Kleine hat nochmal
Glück gehabt. Aber stellen sie sich vor, 2,4 Promille hat der Alkoholtest
ergeben. Die muss nicht nur Bier, sonder auch Härteres getrunken haben. Wir
haben ihr den Magen auspumpen müssen, um Schlimmeres zu verhindern. Die Eltern
waren auch auf dem Fest, haben aber angeblich nichts mitbekommen. Na, ich weiß
nicht so recht. Was sind denn das für Eltern?"
Was das für Eltern sind, darüber wollte die Grete erst gar
nicht nachdenken. Das würde ihr Blutdruck heute auf keinen Fall mehr mitmachen.
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Eine Geschichte, die so schön angefangen hat. Ein kleines Straßenfest mit allerlei Leckereien. Ich kann es förmlich riechen und schmecken, mit Flohmarkt ach, da wäre ich auch gern gewesen. Apfelkuchen mag ich auch besonders gern.
AntwortenLöschenDann fällt ein Mädchen um. Natürlich ist es nicht immer der Alkohol, aber diesmal war es so. ich kenne solche Fälle leider auch, Komasaufen und sogenannte Abitpartys, Flatrate bis es nicht mehr geht. Gut, wir haben das alle mal ausprobiert, aber über 2 Promille ist schon extrem gefährlich, man kann daran sterben.
Warum hat das so zugenommen und was ist schön daran? Ist es das riesige Konsumangebot, mit denen Jugendliche nicht fertig werden. Das viele Internet und die schnelllebige Zeit. Oder der Stress in Schule oder Studium. Ich finde es erschreckend und fürchterlich.
Den Magen auspumpen, wenn man doch die Lust auf Alkohol auch auspumpen könnte. Ich trinke auch gern meinen Wein und bestimmt kein Gegner vom Trinken.
Zumindest war es für den kleinen Luis war es ein gelungener Tag und ich mag es auch, wenn die Luftballons in den Himmel steigen. Wer weiß wie weit er fliegt, evtl. finde ich ihn demnächst.
LG Geli
Liebe Grete,
AntwortenLöschenwie gut, dass Du so schnell reagiert und Hilfe geholt hast. Dem jungen Mädchen wünsche ich sehr, dass ihm der Schreck in die Glieder gefahren ist und so was nicht zur Gewohnheit wird.
Es sind immer verantwortunglose Erwachsene, die den Kindern Alkohol verkaufen. Ich würde sie anzeigen, wenn ich so was mitbekomme. Da hört der Spass wirklich auf.
Lieben Gruß von Sabine
Grete, dass das Fest so enden mußte, ist gelinde gesagt wirklich nicht schön.
AntwortenLöschenWer schenkt dem Kind soviel Alkohol aus. Das schaut nach Komasaufen aus.
Und die Eltern wollen nichts bemerkt haben? So groß wird das Straßenfest ja auch nicht
gewesen sein. Und gelegentlich mal ein Auge auf die minderjährige Tochter zu haben, darf nicht zuviel verlangt sein.
Nur gut, dass Herr Wenig trotz Nachtdienst sofort zur Stelle war.
Hauptsache, der kleine Luis hat nichts von den Unbillen des Tages mitbekommen und durfte den Tag genießen.
Ich hoffe, liebe Grete, du erholst dich jetzt bei einer Tasse Tee oder was auch immer und bringst deinen Blutdruck wieder aufs Normale.
Einen schönen Sonntagabend wünscht Dir
Irmi
Meinen Kindern vermittel ich, dass Sie letztlich selbst für sich verantwortlich sind und ich ihnen zwar alles verbieten, aber halt nicht unbedingt unterbinden kann. Sie sind 9 und 12, und in den Klassen wird von Rauchen und mal Haschisch probieren geredet. Aus dem medizinischen Bereich kommend beschreibe ich ihnen die Auswirkungen und wie wichtig es ist, selbstbewusst seine Meinung zu vertreten und nichts mitzumachen, nur um cool rüberzukommen. Denn vom cool-sein bekommt man keine wahren Freunde und von einer Abhängigkeit und einer kaputten Leber hat man ewig.
AntwortenLöschenIch hoffe, sie sind stark und schlau, wenns drauf ankommt. Ich kann mir vorstellen, dass die Eltern das nicht unbedingt mitbekommen haben, denn die Clique wird wohl nicht neben Mama und Papa gestanden haben. Und ab und zu ein Blick ist gut - die halten sich ja teilweise Wodka pur an den Hals, und den hat ihnen keiner ausgeschenkt, der wurde mitgebracht. Ältere Freunde, der Vorrat aus dem Barschrank?
Hoffentlich bleiben wir davon verschont.
LG, Petra
Ein Fest, das so schön begann, endet traurig.
AntwortenLöschenEs ist wirklich schlimm, wenn Kinder so unkontrolliert trinken - und keiner merkt es...
Wie kommen sie überhaupt an den Alkohol? Da läuft doch etwas falsch.
Man kann die Jugendlichen nicht völlig fernhalten, aber sie müssen den vernünftigen Umgang lernen.
Wir beginnen schon in der Grundschule mit Projekten, die Kinder stärken, auch "Nein" sagen zu können. Der Gruppenzwang ist oft sehr stark und Eltern verlieren immer früher den Einfluss.
In einer Gesellschaft, in der Alkohol praktisch zum guten Ton gehört, wird es den kids ja vorgelebt.Da liegt ein arger Widerspruch. In der Erwachsenenwelt ist es immer noch ein Statussymbol.
Und es ist immer noch zu leicht, an Alkohol zu kommen, da die Gesetze oft lässig gehandhabt werden.
Grete hat mal wieder vorbildlich reagiert. Was hätte mit dem armen Mädchen passieren können ohne Gretes rasches Eingreifen!? Dass sie völlig fertig ist, kann ich nachvollziehen.
Das ganze stimmt sehr nachdenklich und traurig.
Liebe Grüße
Enya