Das Fräulein Grete Meier kriegt mächtig Ärger
Den ganzen Sonntag hat das
Fräulein Grete Meier gebrasselt. Schränke auf- und umgeräumt, die
Weihnachtsdekoration vorsortiert und, was schon längst überfällig war, Gardinen
gewaschen. Es war schon dunkel, als die Grete geschafft in ihren Sessel fiel.
Da der Tatort bereits lief und sich der Fernsehabend damit erledigte, beschloss
die Grete, sich als entspannenden Abschluss ein Bad zu gönnen. Während das Badewasser
einlief, telefonierte sie mit Tante Heidi. Was für ein Schock allerdings, als
die Grete nach dem Anruf ins Bad kam. Nix mit duftendem Schaumbad. Duft ja,
etwas Schaum auch, aber mehr Waser auf dem Boden als in der Wanne. Ein kurzer
Blick genügte. Das Wasser lief aus dem Durchlauferhitzer, der an der Wand
hängt, an dieser herab und nicht in die Badewanne. Gut, dass die Grete wusste,
wo der Absperrhahn in ihrer Wohnung ist. Damit war dann erst mal das Wasser
gestoppt. Grete holte Eimer und Lappen und machte sich an die Arbeit. Nach
zwanzig Minuten war das Bad wieder einigermaßen trockengelegt. Grete drehte den
Absperrhahn wieder auf. So ein Mist, regte sie sich auf. Denn sofort lief das
Wasser wieder die Wand runter. Also, Hahn wieder zu. Das bedeutete jetzt aber,
kein Wasser in der gesamten Wohnung. Da muss wohl der Herr Heber ran. Ein Blick
auf die Uhr hielt die Grete aber sofort davon ab bei Hebers zu klingeln. Kurz nach
neun, nein, da kann ich nicht mehr stören.
Die Grete holte ihren kleinen
Handwerkskasten und einen Stuhl. Die Abdeckung des Durchlauferhitzers war
schnell entfernt. Danach drehte sie den Absperrhahn wieder auf. Ah, da war sie,
die Stelle an der das Wasser austrat. Der Hahn wurde wieder geschlossen und die
Grete schaute sich die Stelle genauer an. Jeweils rechts und links eine
Schraube, mit Mutter und Unterlegscheiben. Und einer Dichtung. Grete löste die
Schrauben. Die Ursache war ihr dann schnell klar. Eine der Dichtungen hatte
sich halb aufgelöst. Vorsichtig richtete die Grete den Dichtungsring, oder was
davon noch übrig war, etwas aus. Unterlegscheibe drauf, Mutter und dann ... knacks
... brach die Schraube ab. Grete fluchte. Vor Wut fast weinend, drehte sie die
zweite Schraube fest und schloss das Gerät wieder mit dem Deckel. "Immer
muss mir sowas passieren. Und warum? Weil ich keinen Mann habe, der sowas
richten kann."
Im Grunde weiß die Grete, dass
das Quatsch ist. Vieles kann sie alleine reparieren. Selbst vor einem Ikearegal
schreckt sie nicht zurück. Kommt aber mal eine Situation, die die Grete nun
wirklich nicht alleine regeln kann, dann ist es plötzlich immer der Mann
schuld, der der eben nicht vorhanden ist. Dann wird die Grete mächtig wütend.
Darüber, dass sie sich nicht selber helfen kann, dass ihr zum Beispiel die
Kraft fehlt einen Schrank allein zu verschieben, oder dass sie keine Lampe
anschließen kann. Die Wut steigert sich dann noch, wenn ihr klar wird, dass es
im Leben eben nicht ganz ohne Männer geht. Meist endet das dann in einer
regelrechten Heulorgie. Wenn die Grete sich dann beruhigt hat, muss sie meist
lachen. "Dafür brauchste einen Mann? Für Reparaturen und weil ein Mann
eben kräftiger ist? Grete, du bist bekloppt!"
Mittlerweile zeigte die Uhr
zehn nach zehn an und die Grete war beim "bekloppt" angelangt. Was
gleichzeitig bedeutete, dass ihr Verstand wieder normaltourig lief. Ziemlich
kleinlaut stieg sie die Treppe zu Hebers hoch. Sie musste morgen früh unbedingt
Wasser haben. Ungeduscht ins Büro, das ging ja mal gar nicht. Nicht bei der Grete.
Gottseidank, man hörte den Fernseher.
Herr Heber schimpfte mit der Grete
schon im Flur, weil sie nicht gleich gekommen war. "Wozu hat man denn
einen Installateur als Nachbarn." Richtig Ärger bekam die Grete dann, als
diese ihm doch recht stolz erzählte was sei schon versucht hatte, und dass er
doch nur die Dichtung und die Schraube erneuern müsse. Herr Heber stand fassungslos im Badezimmer.
"Das ist jetzt nicht ihr Ernst Frau Meier. Sie haben an dem geöffneten Gerät
bei laufendem Wasser an den Schrauben rumgefummelt, ohne den Strom
abzustellen?" Gretes Mund klappte auf und wieder zu. "Bodenloser
Leichtsinn", schimpfte Herr Heber weiter. "Ihnen habe ich aber mehr
Verstand zugetraut. Jetzt holen se mir mal eine Taschenlampe und schalten
dann den Strom ab." Grete tat alles um Herrn Heber nicht noch mehr zu
verärgern. Der öffnete das Gerät und besah sich den Schaden. "Nix zu machen,
da muss ein neuer her. Bleibense wo se sind". Grete rührte sich nicht vom
Fleck. Nach ein paar Minuten erschien Herr Heber wieder. Unter dem Arm ein Paket.
"Das ist zwar kein neuer, aber bis die Hausverwaltung alles geregelt hat,
haben sie wenigstens Wasser."
Eine halbe Stunde später lief
das Wasser wieder dorthin, wo es hingehörte. Herr Heber hatte sich wegen Gretes
Eigenmächtigkeit immer noch nicht ganz beruhigt. "Sagense morgen der Hausverwaltung
Bescheid. Und nix mehr anfassen. Das müssen sie mir versprechen. Leichtsinnig,
war das Frau Meier, das hätte ins Auge gehen können."
Grete versprach. Hoch und
heilig. Dann räumte sie noch auf und machte, dass sie ins Bett kam. Die Lust
auf ein Schaumbad war ihr gründlich vergangen.
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Eigentlich müsste ich das meinem Mann vorlesen...... Gut, dass Herr Hebers Installateur ist und gern hilft. Ich mache auch ganz viel selber, aber alles kann ich auch nicht, dann bin ich froh, kräftige helfende Hände hier zu haben. Aber Hut ab, das Gretchen ist schon sehr geschickt wie ich finde und das Schaumbad lässt sich nachholen. Gruß Geli
AntwortenLöschenNe,ne, Grete,
AntwortenLöschenso viel Unverstand. Das hätte ich ihnen auch nicht zugetraut.
Aber zu Ihrere Beruhigung: Das hätte mir auch passieren können.
Es stimmt schon: Manchmal müßte ein Mann das sein. Aber mal
ganz ehrlich: Wie oft passiert denn so etwas?
Einen schönen Abend wünscht Dir
Irmi
Aber liebe Grete, an einem Durchlauferhitzer schraubt man nun wirklich nicht selbst herum.
AntwortenLöschenGut das wenigstens das heisse Wasser wirder klappte und ein schönes Bad zur Entspannung für einen guten Ausklang des abneds sorgt.
Liebe Abendgrüße
Angelika
Au weia...
AntwortenLöschenSelbst ist die Frau,das ist ja prima und Grete zeigt sich wie immer tatkräftig. jetzt im Nachhinein muss ich sagen: Wirklich leichsinnig, das hätte schief gehen können.
Aber ganz ehrlich, ob ich in der Situation an den Strom gedacht hätte, weiß ich nicht.
Hier ist Grete wieder zu rücksichtsvoll, sie will nicht stören. Dabei war die Uhrzeit doch noch sehr "menschlich" und es war ein Notfall.
Also, ich finde, man darf sich schon Hilfe holen. Man muss nicht alles können. Das schaffen nicht mal die Männer. Es gibt genug Situationen, in denen es umgekehrt ist.
Einfach zugeben, auch mal was nicht zu können und dann tatkräftig eben Hilfe holen.
Gut, dass Grete sich besonnen hat. So hatte alles noch einen guten Ausgang. Das nächste Schaumbad ist gerettet!
Toll geschrieben, besonders Gretes Gefühle, diese Wut....die dann im Lachen endet. kann ich gut nachvollziehen.Ich fluche gerade ähnlich (fast zum Heulen), weil ich meinen PC nicht allein reparieren kann.
Lieben Gruß
Enya