Das Fräulein Grete Meier surft
Ab und an surft das Fräulein Grete mal ganz
gerne im Netz. Da kann es dann auch
passieren, dass aus einem "ichgoogeldasmalebenschnell" in Nullkommanix
ein "wieschonsospät" wird. Dann nämlich, wenn die Grete auf etwas
Interessantes stößt. Interessante Dinge ziehen im Netz noch interessantere
Themen förmlich an. Besonders wenn Mr. Google auf einen Wikipediaartikel
verweist. Dort sind nämlich sehr viele interessante Links in diesem einen
interessanten Thema versteckt. Und da klickt die Grete dann häufig drauf. So
kommt sie meist auf den nächsten Artikel und natürlich auch zu weiteren Links. Es
ist nichts ungewöhnliches, wenn die Grete von einem Bericht über den ersten
Wohnwagen über Mr.Google und Wikipedia letztendlich bei einem Bericht über
Zigeunerlager landet. Von dort auf Zigeunerhochzeiten schwenkt und, aus ihr
später völlig underklärlichen Gründen, bei Kamelen landet. Hat das Internet die
Grete erst mal in den Fängen, wird sie so schnell nicht mehr losgelassen. Das
hat dann zur Folge, dass die Grete Raum und Zeit vergisst. Auch die Pizza im
Ofen und das Badewasser. Gestern Abend hat sie Wasser ins Becken gelassen zum
Spülen. Nur ganz kurz, wirklich, wollte sie während das Wasser einlief den
Namen einer Schauspielerin googeln. Im Büro war die nämlich Thema gewesen und
der Grete fiel absolut ein ganz bestimmter Film nicht ein, in dem besagte Dame
eine Rolle spielt. Schnell hat sie den Film gefunden. Und einen Artikel über
das Leben der Schauspielerin. Und einen Link zu einem weiteren Darsteller aus
dem Film. Erinnerungen kamen hoch und die Grete klickte sich fleißig durch die
Netzwelt. Das komische Geräusch aus der Küche überhörte sie in ihrem
Klickrausch. Irgendwann bemerkte sie, dass ihre Teetasse leer war und wollte
sich Nachschub holen. In der Küchentür entgleisten ihr die Gesichtszüge. Nein,
nicht schon wieder. Es war nämlich nicht das erste Mal, dass die Grete die
Küche unter Wasser gesetzt hat. Am Sonntag das Bad, heute die Küche, Grete, das
nennt man Serie. Also wieder Eimer und Lappen. Und die Schubladen ausräumen.
Neben der Spüle steht ein Schrank mit gleich 5 davon. Eine Stunde dauerte die
ganze Aktion. Früher wäre das nie passiert, dachte die Grete und setzte sich
mit Decke und Zigarette bewaffnet auf den Balkon.
"Früher", sagte fünf Minuten
später der Herr Heinevetter, "früher, Frau Meier, hätten sie aber
stundenlang gegrübelt wie der Film heißt. Und wenn es ihnen nicht eingefallen
wäre, dann hätten sie auch nachts noch weiterüberlegt, statt zu schlafen. Mich
bringt es nämlich um den Verstand, wenn mir mal was nicht einfällt. Da werd ich
verrückt drüber. Und bin zu nix zu gebrauchen, bis es mir wieder einfällt. Und
bedenken sie mal, früher musste man erst nach Paris fahren um die Mona Lisa zu
sehen. Heute schaltet man nur noch den Computer ein. So geht es doch mit vielen
Dingen. Also ich mag das. Die ganze Welt hat man zuhause." Grete lachte
und nickte zustimmend.
Später im Bett dachte sie vor dem
Einschlafen noch lange über den letzten Satz von Herrn Heinevetter nach. Die
ganze Welt hat man zuhause. Brauchte man
das denn überhaupt? Die ganze Welt? Reicht nicht ein bisschen weniger aus? Muss
man immer alles wissen? Macht Wissen glücklicher? Zig Fragen schossen der Grete
durch den Kopf. Fragen, die sie nur allein für sich beantworten kann. Mr. Google
ist damit garantiert überfordert.
Was Lieschen davon hält könnt ihr hier nachlesen ---> KLICK
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Sicherlich gehen die Meinungen auseinander, aber ich fühle mich oft überfordert, wenn ich die ganze Welt zu Hause habe, immer erreichbar bin und alles googeln kann. Manchmal beneide ich meine Schwiegermutter, deren einzige Neuerung ein riesengroßer Fernseher ist, alles andere sieht sie höchstens bei mir.
AntwortenLöschenDie ganze Welt braucht niemand, oft reichen Kleinigkeiten völlig aus. LG Geli
Der Herr Heinevetter ist doch ein kluger Mann. Man hat die ganze Welt zu Hause.
AntwortenLöschenWissen ist Macht - nicht alles wisssen macht aber auch nichts. So halte ich es,
wenn es um nichtige Dinge geht.
Aber jetzt heißt es aufgepaßt, liebe Grete: Alle guten Dinge sind DREI. Und das wollen wir doch nicht, oder?
Liebe Grüße schickt dir
Irmi
Na, diese Serie macht mir ein wenig Sorgen...das könnte sich fortsetzen. Wasser hat so seine Tücken.
AntwortenLöschenIch denke schon, dass das Internet und das "Vomhundertsteninstausendstekommen" einen ganz schön ablenken kann. Ich kenne das gut, denn allzu oft beiße ich mich regelrecht fest, wenn ich mit einem Artikel angefangen habe.
Man darf sich nicht beherrschen lassen von diesem Gefühl, alles wissen zu müssen. Manchmal ist dieses wissen einfach banal und ich überlege, ob es denn nutzlos sei und die Zeit vertan.
Aber interessant ist es halt oft.
Eigentlich braucht man nicht die ganze Welt zu Hause, das kann auch überfordern oder eigene Gedanken prägen, in eine bestimmte Richtung lenken, beeinflussen - ohne, dass man es merkt.
Aber Herr Heinevetter hat auch Recht: vieles ist einfacher geworden, man kann ja alles finden. Das ist auch ein gutes Gefühl.
Zuweilen allerdings ist es mir schon passiert,dass ich von meinem eigentlichen Anliegen abgekommen bin, mich praktisch im Netz verirrt habe und das war ein wenig ärgerlich. Dann muss ich noch mal von vorn anfangen...
Und JA, ich denke, Gretes Fragen kann sie wirklich nur für sich allein beantworten. Ich glaube, da gibt es viele unterschiedliche Sichtweisen.
Alles zu wissen macht nicht unbedingt glücklicher, es kommt darauf an, was man mit diesem Wissen anfängt - für sich und andere. Meine Meinung.
Nun hoffe ich mal, dass Grete von weiteren Wassereinbrüchen verschont bleibt und die folgenden Tage frei von Katastrophen dieser Art sind.
Lieben Abendgruß
Enya
Hallo Grete,
AntwortenLöschenich habe einmal an der Grundsatzfrage angesetzt, ob überhaupt Google, Wikipedia usw. Ja, ich arbeite sehr viel damit. Ich denke, dass ca. 60-70% meiner Inhalte zu Sachthemen bei Google, Wikipedia usw. recherchiert worden sind. Wichtiger sind noch Bücher, Zeitschriften, Tageszeitungen usw. Bei meinen Recherchen verlasse ich mich ungerne alleine auf Google usw., da je nach Suchbegriff eine bestimmte Vorauswahl getroffen worden ist. Dass es zu bestimmten Einzelfragestellungen nämlich eine riesengroße Auswahl in Google gibt, während zu anderen Einzelfragestellungen Null und gar nichts zu finden ist. Da bin ich froh über meine eigenen Bücher, die ich selbst gelesen habe. Oder ich gehe in Bibliotheken - so gestern in die Uni-Bibliothek Bonn.
Gruß Dieter