Freitag, 23. August 2013

Auch die Grete kennt`s - Schadenfreude



Auch die Grete kennt`s - Schadenfreude

Zwanzig Kilometer Autobahn. Jeden Tag, wenn das Fräulein Grete Meier in die Firma fährt. Geht nicht anders, da die einzig mögliche Bahn- und Busverbindung mit einer zweistündigen Fahrt verbunden ist. So, mit der Autobahn, ist die Grete innerhalb von zwanzig Minuten da.

Zwanzig Kilometer und davon seit weit mehr als einem Jahr acht Kilometer Baustelle. Fahrbahnerneuerung. Mal einspurig, mal zweispurig. Aber immer Baustelle und immer Geschwindigkeitsbegrenzung. Mal darf man 80 km/h fahren, mal nur 60 km/h. Hält sich einer dran? Ja, neben der Grete noch gefühlte fünf andere Verkehrsteilnehmer.  Und die werden bedrängt, mit Fernlicht traktiert und sind verbalen Attacken hinter fremden Front – und Seitenscheiben ausgesetzt. Nicht, dass diese Teilnehmer (die Grete übrigens auch nicht) die linke Spur beanspruchen. Auch in Baustellen gilt ja Rechtsfahrgebot. Nein, die fahren alle brav links. Aber eben nicht schnell genug für so manchen Mercedesfahrer, wenn beide Spuren gut befahren sind. Obgleich die nicht die schlimmsten Drängler sind. Nein, das sind merkwürdigerweise Kleinbusse. Diese meist weißen,  mit der typischen Handwerkerbeschriftung. „Steht das Wasser im Keller, hilft dir Robert Weller“  oder „Macht die Elektrik Zicken – Anruf genügt, wir kommen flicken.  Gut ist auch – " Schreinerei Scholz, wir machen in Holz. Nee, ne … in echt jetzt?

Dieses Phänomen kann sich die Grete einfach nicht erklären. Warum immer diese Kleinbusse. Dem Lieschen hat sie das auch schon mal erzählt, aber die hat auch keine richtige Erklärung dafür. Vielleicht der Herrmann,  meinte das Lieschen. Sowas weiß der meist.



Obgleich in der besagten Baustelle gilt: Auf der linken Spur dürfen nur Autos fahren, die nicht breiter als zwei Meter sind, scheint niemand auch nur annähernd zu wissen wie breit sein Fahrzeug ist. Oder die rechnen anders. Wie Männer eben rechnen. Kennt man ja. Dreißig Zentimeter und so.

Das Fräulein Grete Meier ärgert sich fast jeden Tag, wenn sich mal wieder so ein Kleinbus links an ihr vorbeiquetscht und der Beifahrer für die Grete auch noch den Piepmatz macht.

Heute wollte die Grete einen Schulbus überholen, der bei erlaubten 80 km/h nur 50 km/h fuhr und hinter dem sie schon eine Weile hergezuckelt war.  Grete setzte den Blinker - alles frei -  und zog auf die linke Spur. Von 50 km/h langsam rauf auf 80 km/h, na, das dauert eben ein paar Sekunden bei Gretes Autochen. Unter zwei  Meter breit. Und vor dem Bus zuckelte ein zweiter. Normaler Abstand.

Hinter der Grete, diesmal kein Kleinbus in betörendem Weiß, nein, ein schwarzer, megabreiter Geländewagen. Kam angeschossen, mit Lichthupe. Grete wäre nicht Grete, wenn sie sich von so einer billigen Anmache ablenken lassen würde. Also weiter im Takt, am zweiten Bus auch noch vorbei. Kam sie aber nicht. Denn plötzlich tauchte der Geländewagen rechts neben ihr auf, in der Lücke zwischen den zwei Bussen. Grete bremste instinktiv ab. Gut so, denn der Wagen blieb ja nicht in der Lücke. Ging auch nicht, bei der Geschwindigkeit. Nein, er schoss an Grete vorbei und quetschte sich zwischen Busheck und Gretes Vorderrädern wieder auf die linke Spur. Natürlich nicht ohne lautes Hupen. Die Grete kochte vor Wut. Aber nicht lange. Höchstens für fünf Sekunden. Dann strahlte sie wieder. Wie ein Honigkuchenpferd. Denn vor dem Bus … ein Retter in Blau. Bitte folgen …

Nicht die Grete. Nein, der Geländewagen.





Natürlich hat auch heute das Lieschen wieder etwas dazu zu sagen ---> KLICK

12 Kommentare:

  1. Na, das gönn ich dem Geländewagen und strahle mit Grete um die Wette!

    Liebe Grüße
    Regina

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    1. Das ist schön, liebe Regina. Die Grete schaut gern in strahlende Gesichter.
      Lg vonner Grete

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  2. Da hätt´ich wohl auch gegrinst - sonst kann man ja nix machen...
    ;)
    Liebe Grüße

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    1. In der Tat, man kann sich nur diebisch freuen. Vielen Dank für das Grinsen. Freut die Grete.
      Lg vonner Grete

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  3. So etwas kenne ich auch Baustellen und dann die Drängler, das geht auf den Blutdruck. Stress pur ist angesagt, dann doch lieber mit der Bahn fahren lach und die Verspätungen locker sehen.
    Grinsen muss ich auch, bis morgen Gruß Geli

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    1. Und noch ein Grinsen. Danke dir, liebe Geli. Und ja, das ist Stress pur.
      Lg vonner Grete

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  4. oh ja, diese momente sind sooo göttlich!!! ich grinse auch schadenfroh mit!!

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    1. Die Grinserei hört ja gar nicht mehr auf. Toll, findet die Grete.
      Lg vonner Grete daselbst

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  5. Ach Grete, du Arme.
    Tagtäglich diesem Horror ausgeliefert zu sein, ist nicht schön.
    Aber die Aufschriften auf den Kleibussen finde ich schon Klasse.
    Geländewagenfahrer sind die Rowdies unserer Tage - unverschämt und unverfroren.
    Gut, dass in deinem Fall "Dein Freund ich helf Dir" zur Stelle war.
    Da hätte ich auch schadenfroh gegrinst.
    Einen guten Start ins Wochenende wünscht
    Irmi

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  6. Hallo Irmi, auch dir ein schönes Wochenende. Ja, die Werbeslogans wecken manchmal noch nicht mal eingeschlafenen Füße auf.
    Lg vonner Grete

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  7. Ja, Schadenfreude ist bekanntlich eine richtig gute Freude, die Genugtuung schafft, man hat sich ja schließlich – wie Grete – zuvor richtig geärgert. Ihr Strahlen nach der Episode mit dem Geländewagen ist also gut zu verstehen.
    Grete gewinnt Zeit, indem sie mit dem Auto zur Arbeit fährt, jeden Tag. Und Zeit ist ein Stück Lebensqualität. Was kann sie in den gewonnenen zwei Stunden alles Produktives machen? Mit dem Nachbarn reden, Babynahrung im Supermarkt organisieren, mit Lieschen telefonieren und vor allem entspannen um neue Energie zu tanken.
    Immer noch scheint es so, dass das öffentliche Verkehrsnetz zum Teil zu wünschen übrig lässt – besonders schwierig, wenn man auf Pünktlichkeit angewiesen ist.
    Ich muss auch jeden Tag 20 Minuten mit dem Auto fahren und würde viel Zeit verlieren, nähme ich den Bus oder die Bahn. Das ist es mir halt nicht wert. Zum Glück brauche in ansonsten kein Auto.

    Dafür muss man wie Grete dann andere Unbillen in Kauf nehmen. Die leidigen Baustellen...ich frage mich, warum immer zur Ferienzeit anscheinend da ein Stillstand herrscht. Vieles ist angefangen, aber die Baustellen scheinen den „Sommerschlaf“ zu halten. Eine Ursache ist möglicherweise der fehlende Wettbewerb, die Landesbehörde muss an den billigsten Auftraggeber vergeben und der hat es dann nicht immer eilig.

    Baustellen sind unfallträchtig. Grete hat das Verhalten so manchen Autofahrers eindrucksvoll beschrieben. Wir finden auch hier halt einen netten Querschnitt der Gesellschaft, der sich eben nicht immer nett zeigt. Aggressive, ungeduldige, Möchtegern- und die „Hier komme ich“ - Kandidaten bevölkern also diese Baustellen. Warum es oft diese Firmen-Kleinbusse sind, deren Fahrer drängeln? Keine Ahnung. Vielleicht wollen sie sich gerade hier beweisen, da sie ansonsten doch eher überholt werden.
    Wie soll man sich verhalten angesichts solcher Drängler? Auch wenn’s schwer fällt, wohl Gelassenheit üben, sich nicht beirren lassen, vor allem seine Nerven schonen. Ich habe gut reden, ertappe ich mich doch zuweilen, dass in meinem Bauch so eine Wut brodelt...
    Dann ist natürlich so ein Wut-Wegnehm-Schadenfreude-Erlebnis Balsam.

    Jetzt grinse und strahle ich mit Grete um die Wette....
    LG
    Enya

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    1. Hallo Enya, das ist eine Baustelle mal ohne Stillstand. Geplant für 18 Monate bis Ende August. Und wie es aussieht schaffen die das auch. Sie sind immerhin schon dabei, die Mittelleitplanken wieder auszustellen. Man darf gespannt sein. Immerhin weiß die Grete nun, wieviele Schichten so eine Fahrbahn hat. Zu den Kleinbussen - die sind auch so recht flott unterwegs. Die Grete hat mal versucht mitzuhalten ( Nicht in der Baustelle!), aber ihr Autochen fährt nur maximal 150 km/h.
      Vielen lieben Dank für die ausfühliche Auseinandersetzung mit dem Text.
      LG und einen schönen Sonntag vonner Grete

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