Von
Warteschleifen, Indien und Eifohns
Keine zwei Minuten war das Fräulein
Grete Meier heute zuhause, als es bei ihr Sturm klingelte. Leicht
genervt, denn eigentlich wollte sie nur eines, unter die Dusche ( ich sag nur Fahrrad!), riss die Grete die Tür auf.
Vor ihr stand eine völlig aufgelöste Frau Korters. "Die haben meine
Kontonummer, ich krieg ein Eifohn haben die gesagt, mit Tasche, und ein Jahr
eine Zeitschrift und irgendwas mit Flett und Internet. Was soll ich denn jetzt
nur tun? Vierundfünfzig Euro!"
Sofort schrillten bei der
Grete sämtliche vorhandenen Alarmglocken. Und derer hat sie so einige. Sie
fackelte nicht lange, zog Frau Korters in die Küche und drückte sie auf die Eckbank.
Böses ahnend, bat sie Frau Korters sich zu beruhigen und forderte sie dann auf,
alles der Reihe nach zu erzählen.
Da hatte sich doch eine
Mobilfunkfirma an die Frau Korters telefonisch rangemacht und ihr einen Vertrag
angedreht. Und das, wo die doch kaum Rente bekommt. Und überhaupt, die kann
doch so ein Smartphone gar nicht bedienen. Und vom Internet weiß sie nur, dass
es von einem Herrn Guugel beherrscht wird. Frag doch mal den Herrn Guugel, sagt
sie immer zur Grete, wenn die mal was nicht beantworten kann.
Zumindest konnte sich Frau
Korters an den Namen des Mobilfunkanbieters erinnern. Das war doch schon mal
ein Anfang. Die Grete versorgte Frau Korters mit Eistee und setzte sich an den
PC. Schnell war die Nummer der Hotline, dank Mr. Google, gefunden.
Warteschleife. Geschlagene elf
Minuten. Ah, endlich eine Stimme. Dauert noch was. Warteschleife. Sieben
Minuten. Andere Stimme. Drücken sie die 1, wenn … Grete kennt das. Und drückt. Und
buchstabiert gefühlte fünfmal ihren Namen. Stimme. Man würde ja gerne
helfen, aber man habe ja so viele Anrufe momentan. Probieren Sie es einfach später nochmal. Abbruch. Na, danke.
Zwei Eistee und vier Versuche
später, hat die Grete die Schnauze voll und einen Mitarbeiter am Telefon. So
einen richtigen Menschen.
"Ich sag Ihnen gleich,
ich kann kein Hindi, also egal wo sie sitzen, in Indien oder in Timbuktu, sie sprechen
mit dem Fräulein Grete Meier deutsch. Kapito?" Ob es Gretes Stimmlage war,
oder das was sie sagte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Auf jeden Fall
blieb es still in der Leitung und die Grete konnte loslegen. Von wegen, wie
unverschämt es sei der armen Frau Korters ein Handy aufzuschwatzen, mit Tasche
und Zeitungsabo, und Flatrate ins Internet. Was das denn für Machenschaften
wären, ja sogar von Betrug redet die Grete. "Persönlich haftbar mache ich
Sie, wenn das nicht sofort storniert wird. Dann lernen Sie mich mal kennen,
aber so richtig. Und das Lieschen auch, die wird bei sowas zur Furie, das kann
ich Ihnen sagen. Rentner über den Tisch ziehen, das kann die nicht ab." An
dieser Stelle holte die Grete hörbar Luft. Frau Korters stand vor Bewunderung
der Mund offen.
Gretes Ausbruch zeigte in der
Tat Wirkung. Freundlich bat die Menschenstimme um die Daten von der Frau Korters,
checkte alles im System und versprach, den
Vertrag umgehend zu stornieren. Ob sie
sonst noch was tun könne für das Fräulein Grete Meier?
"Nix, rein gar nichts!",
blaffte die Grete. "Bleiben Sie
einfach in Indien und rufen Sie nie mehr bei der Frau Korters an! Und auch
nicht bei dem Herrn Heinevetter, der hat schon ein iPhone!" Zufrieden mit
sich und dem Ergebnis legte die Grete auf.
So macht man das. Man darf
sich von denen nix gefallen lassen. "Und in Zukunft legen sie einfach auf,
wenn man Ihnen was verkaufen will am Telefon."
Das versprach die Frau Korters
hoch und heilig, während sie an dem letzten Rest Eistee nippte. "Also,
wenn der Herr Heinevetter ein Eifohn hat, dann will ich aber auch eins."
Gretes Hilfsaktion kommentieren, nachdem ich bereits Lieses Reaktion gelesen habe? - Geht nich, da fällt mir echt nix besseres mehr ein...
AntwortenLöschenLG
Dem Lieschen fallen halt immer passende Worte ein. Und das so schnell, sie weiß ja nie vorher, über was das Fräulein schreibt.
AntwortenLöschenDanke für den Kommentar und liebe Grüße in deinen Tag
vonner Grete