Von Töpfen und Holländern
Gerade als das Fräulein Grete
Meier die Füße hochlegen wollte - das braucht sie nämlich manchmal nach einen
arbeitsreichen Tag - klingelte die Frau
Heber bei ihr. Mit Kind und mit einem Kochtopf. Grete ahnte schon, dass es ein
Problem gibt und setzte sofort die Kaffeemaschine in Gang. Der kleine Luis
wurde mit Butterkeksen und Bauklötzen versorgt. Ein Topfset hat ihr Mann
mitgebracht, erzählte die Frau Heber. So ein richtig teures. Dabei drückte sie
der Grete den mitgebrachten Topf in die Hand. Schwer war der und glänzte
ungemein. Ein schöner Topf. Grete war ganz begeistert. Fünf Töpfe, einen
Dampfgartopf und einen Bräter enthält das Set. Zum Schnäppchenpreis. Mit goldenem
Zertifikat. Frau Hebers Stimme überschlug sich fast vor Begeisterung. "Neue
Töpfe waren längst überfällig. Meine sind doch schon so alt. Und aus dem
Kaufhaus. Billigware. Aber damals hatten wir eben nicht viel Geld."
Grete hakte nach und fragte,
wo denn dann das Problem liegt. Es
stellte sich heraus, dass zwar alles sehr teuer aussieht, von der Verpackung
angefangen über die Ware und nicht zuletzt dieses wunderbare Zertifikat, in Form
einer goldenen Scheckkarte, doch leider keine Gebrauchsanweisung beiliegt. Ob
die Grete denn nicht mal im Internet nachschauen kann.
Natürlich kann die Grete.
Hochfahren, Browser auf und fix die angegebene Internetadresse eingeben.
Leider, so schön die Webseite
auch aufgemacht war, gab es zwar eine Gebrauchsanweisung, aber nur auf
Englisch. Und die war auch noch ellenlang. Dafür waren Preise angeben, die der Grete die
Sprache verschlugen. "Nee, Frau Meier, das ist ja das tolle. Mein Mann hat
nur hundertzehn Euro dafür bezahlt. Nicht neunhundertachtzig. Komisch finde ich
da ja schon."
Bei der Grete schrillten
sämtliche Alarmglocken. So laut, dass Lieschen zuhause bestimmt vom Stuhl
gefallen ist. '" Wo hat er die denn gekauft?" Frau Heber erzählte der
Grete, dass ein Mann auf der Baustelle aufgekreuzt sei, auf der Herr Heber
gerade arbeitet. "Der kam von einer Messe, wissen sie, der wollte die
Töpfe nicht mehr mit nach Hause nehmen und hat sie deshalb so günstig
abgegeben. Er hat sie dort auch billiger verkauft und ein Paket sei übrig geblieben.
Mein Mann hat ihn dann sogar noch runtergehandelt. Und doch, das kommt mir
alles suspekt vor."
Grete setzte sich sofort
wieder an den PC. "Fragen wir doch Mr. Google nach den Töpfen!" Und
der feine Herr spuckte auch sofort Antworten aus. Und nicht nur eine. Ein
ganzes Forum und diverse Meldungen der Kriminalpolizei beschäftigten sich mit
den Töpfen. Frau Hebers Gesicht wurde lang und länger. "Dieser Trottel,
ist doch tatsächlich einem Betrüger aufgesessen."
Wahrlich handelt es sich um
eine Betrugsmasche von Banden aus Holland die vorzugsweise an Baustellen und
Raststätten die Menschen mit immer der gleichen Geschichte reinlegen. Im Forum fanden
sich hunderte Einträge von Geschädigten. Die meisten hatten weit mehr als einhundertzehn
Euro für die Töpfe bezahlt. Sie lasen und lasen und schüttelten dabei immer
wieder ihre Köpfe. So viel Dummheit. Manches war so offensichtlich beschrieben,
dass die Grete sich an den Kopf fasste.
"Sagense Frau Meier,
fällt ihnen nichts auf?" Die Frau Heber grinste plötzlich von einem Ohr
zum anderen. "Das sind fast nur Männer, die darauf reingefallen sind. Kaum
eine Frau ist dabei."
Grete schaute sich die
zahlreichen Einträge genauer an. In der Tat, die Frau Heber hatte recht. Fast
ausschließlich Männer. Der Grete fiel
dann noch der Eintrag einer Frau auf, die meinte, egal was die Töpfe im Grunde
wert sind. Man könne toll mit ihnen kochen. Somit sei sie ihrem Mann nicht böse
gewesen.
"Na, dann wissen sie ja Frau
Heber, was sie gleich machen. Einfach mal ausprobieren. Und für was braucht
eine gute Hausfrau wie sie es sind schon eine Gebrauchsanweisung. Einfach vorher
mal mit heißem Wasser spülen, dann dürfte sich der Boden nicht verbiegen. Und
wenn die Töpfe sich gut zum Kochen eignen,
umso besser. "
Frau Heber nickte zustimmend,
schnappte sich Topf und Luis und bedankte sich bei der Grete. Ihrem Mann würde
sie aber nachher noch was erzählen. Von wegen teure Töpfe mit Zertifikat und
so.
Grete konnte dann endlich die
Füße hochlegen und ein wenig dösen. Nicht ohne sich allerdings das Gesicht von
Herrn Heber vorzustellen, wenn ihm seine Frau alles erzählen würde.
" Na, Männe, hat dir
vielleicht so ein kleiner Holländer die Töpfe verkauft?"
Es geht doch nichts um eine gewisse Kompromisswilligkeit und alle sind zufrieden. Töpfe ich lache mich schlapp...
AntwortenLöschenLG Geli
Das hat sich die Grete auch. Danke für dein Hiersein.
LöschenGruß vonner Grete
Grete, jeden Morgen steht einer auf, der auf eine dumme Sache reinfällt.
AntwortenLöschenHerr Heber war es heute - sonst hätte er die Töpfe nicht gekauft.
Unsere Nachbarn - die Holländer machen so was? tzz tzz tzz.
Wer hätte das gedacht?
Einen schönen Abend wünscht dir
Irmi
Jaja, die Holländer. Na, was kann man von Orangeträgern schon erwarten. Nein...Scherz .. aber in der Tat.. in diesem Fall sind es meistens Holländer. Google mal... Topfset Holländer Betrug ..
LöschenGruß vonner Grete und DANKE!
Das ist wieder so ein interessanter Beitrag, der eine aktuelle Thematik aufgreift.
AntwortenLöschenBei mir taucht gerade die Frage auf, ob das Verhalten potenzieller Käufer den so immens wachsenden Betrugsmaschen eine wunderbare Plattform bietet.
Gerade mit extremen Billigprodukten scheint das zu laufen und eigentlich kauft man Dinge, die man nicht braucht.
Die Töpfe waren für Familie Heber doch nicht wirklich nötig. Wieso fällt der gute Herr Heber dann auf solch eine Masche rein?
Es mag, wie hier erklärt, daran liegen, dass der Eindruck entsteht, man spare (Lieschen führt diese Vorstellung ja ad absurdum) oder aber ein vorgegaukelter hoher Preis und das Zertifikat lassen den (gedachten) Wert der Sache steigen, denn das, was man sich normalerweise nicht leistet oder haben kann, bekommt rasch einen überdimensionalen Stellenwert.
Die Sache mit dem Sparen ist ja eine probate Geschäftspolitik, dem Kunden wird dies in der Tat suggeriert. Die Betrüger machen sich das zu Nutze.
Vielleicht beißt sich Herr Heber irgendwohin, wenn er von seiner Angetrauten mit seinem Irrtum konfrontiert wird. Er darf sich dann zugute halten, dass viele Kaufentscheidungen wohl selten sehr bewusst getroffen werden, sondern eben von anderen (unbewusst ablaufenden) Dingen geprägt werden.
Egal ob an Baustellen oder Raststätten oder übers Internet...die Betrüger scheinen leichtes Spiel zu haben, indem sie diverse Verbraucherphilosophien einfach für ihre Zwecke nutzen.
Auch wenn im Internet sehr viele Meldungen existieren über solche Reinfälle (Grete hat ja sofort Passendes entdeckt), sich Geschädigte outen, so denke ich doch, dass die Dunkelziffer groß ist. nicht jeder traut sich zu sagen, wie „dumm“ er gewesen ist.
Grete denkt praktisch und das ist auch gut so. Die Töpfe sind nun mal da. Also kann man sie auch nutzen. Frau Heber wird ja vielleicht mal berichten, ob sie gut sind.
Also, bei Töpfen werde ich allemal vorsichtig sein (und bei Messern). Zum Glück steht mein Göttergatte auf dem Standpunkt: Seiner Frau schenkt man keine Töpfe – nie und nimmer, die soll sie sich selber kaufen, so dass auch aus dieser Richtung keine Gefahr droht.
Sicher wäre ich mir nicht bei Handtaschen oder diversen Düften....
Gut geschrieben - richtig zum Schmunzeln - und wieder ein kleiner Anstoß zum Nachdenken, sich an die eigene Nase zu fassen und persönliches Kaufverhalten zu reflektieren.
Grete und Lieschen machen das richtig toll!
Lieben Gruß
Enya
Hallo Enya, Lieschen hat das schon richtig erfasst und du ebenso. Geiz ist geil und das öffnet solchen Bauernfängern Tür und Tor.
LöschenVielen Dank für deinen Kommi zum Thema.
Gruß vonner Grete