Von Popcorn und feuchten Gebieten
Da saß sie nun, die Grete.
Donnerstagabend, im Kino, letzte Reihe. Versteckt hinter einem Riesenbecher
Popcorn. Mit roten Ohren, peinlich berührt und wusste nicht, wo sie hinschauen
sollte. Nach vorne auf die Leinwand auf jeden Fall nicht. Zum wohl hundertsten Mal innerhalb von zehn Minuten
verfluchte sie den Moment, als sie Susi zugesagt hatte, mit ins Kino zu kommen.
Weiß der Geier, welcher Teufel sie da geritten hat. Zuerst hatte sie ja auch nein
gesagt, aber weil Susi, Berta Kalt und Heidi Seelig ihr vorwarfen prüde zu
sein, hat sie sich dann doch überreden lassen. Prüde, nein das wollte das Fräulein
Grete Meier nicht auf sich sitzen lassen. Jetzt hatte sie den Salat. Vorsichtig
blickte sie zu Heidi Seelig, die rechts neben ihr saß. Die starrte zwar nach vorne,
schien sich aber ebenfalls nicht recht wohlzufühlen in ihrer Haut. Das erkannte
die Grete an der angespannten Haltung. Grete schielte nach links zu Berta Kalt.
Die saß zusammengekrümmt da, als ob sie Magenschmerzen hätte. Nicht, dass die mir
gleich auf mein Popcorn kotzt, dachte die Grete. Sie beugte sich ein wenig vor
und riskierte hinter dem Popcorn einen Blick auf Susi. Die schien sich zu
amüsieren. Jedenfalls lächelte sie in Richtung
Leinwand und nickte ab und an zustimmend mit dem Kopf. Wem, oder was diese
Zustimmung galt, wollte die Grete gar nicht erst wissen.
Die ersten Minuten gingen ja
noch, aber was dann so über die Leinwand flimmerte … Grete schüttelte sich
allein schon bei dem Gedanken daran. Im Kinosaal war es recht still. Ab und an
hörte die Grete mal das pubertierende Gekicher einiger Mädchen oder das
röhrende Lachen von männlichen Spätpubertierenden. Grete war froh, sich für den
Riesenbecher Popcorn entschieden zu haben. Bot der ihr doch jetzt genug Schutz
vor all den glibbrigen Körpersäften die über die Leinwand schwallten. Die Ohren
längst auf Durchzug gestellt, verharrte die Grete in ihrem Sitz. Zehn Minuten,
fünfzehn Minuten und noch zweimal endlos scheinende fünf Minuten. Dann hielt
sie es nicht mehr aus. Resolut stand sie ganz plötzlich auf. " Das is mir
jetzt zu dumm. Egal was ihr von mir denkt. Dann bin ich eben prüde. Den Unsinn
hier tu ich mir nicht weiter an. Ne, da bleibt einem ja das Popcorn einzeln im
Hals stecken. Ich geh jetzt!" Sprachs, drückte der verdutzten Heidi Seelig
den Popcornbecher in die Hand, schnappte sich ihre Tasche, quetschte sich an
offenen Mündern und Gesichtern vorbei, die vor Ekel an Schieflage litten, und
fand sich in Nullkommanix vor dem Kino wieder. Dort holte sie tief Luft,
schüttelte sich noch einmal, schnappte sich dann ihr Fahrrad und machte dass
sie nach Hause kam. In ihre Burg, hinter eine geschlossene Tür. Fernab von
irgendwelchem Muschischleim und anderem Gedöhne. In Sicherheit.
Das Fräulein Grete Meier
suchte und fand. In der hintersten Ecke im Schrank. Mirabellenschnaps. Selbstgemacht.
Ein Geschenk von Tante Heidi. Für Notfälle hat auf der beiliegenden Karte
gestanden. Und so ein Notfall war jetzt
da. Grete nahm einen tiefen Zug. Direkt aus der Flasche. Lieschen würde jetzt garantiert schimpfen, aber das war der Grete egal. Aufatmend ließ sie
sich dann auf ihrem Sessel nieder. Prüde, prüde, na dann bin ich eben prüde.
Eine prüde alte Schachtel. Den Preis zahle ich doch gerne, bevor ich mir so
einen Mist nochmal antue.
Schon das Buch hat die Grete
nicht gelesen. Auch nicht Shades of Grey.
Intim ist intim, das gehört nicht an die Öffentlichkeit. Und wie, oder mit was,
oder mit wem man intim ist auch nicht. Ist denn heute nichts mehr dem Menschen
heilig? Noch nicht mal die wunderbarste Sache der Welt? Muss alles breitgetreten,
analysiert und von Kameras eingefangen werden? Wird das Wort Scham jetzt zum
Unwort des Jahres gekürt? Grete nahm noch einen Schluck, und sehnte sich nach
einer Zigarette und normaler Gesellschaft. Also ab auf den Balkon. Ganz
bestimmt ist der Herr Heinevetter auch draußen und raucht.
War er auch. Grete war richtig
erleichtert. Kein Muschischleim, keine Eiterbeulen und keine Hämorrhoiden,
nur das Gesicht von Herrn Heinevetter. Allerdings etwas angespannt. "Ach
Frau Meier, gut dass ich sie sehe. Wissense vielleicht ein Mittel gegen
Durchfall? Also das lief heute wie …."
Und wie immer, hat das Lieschen auch eine Meinung zum Thema ---> KLICK
Feuchtgebiete, an mir sind sie vorbeigezogen und mein Interesse war nicht sonderlich groß, obwohl so ein wenig Erotik ist doch spannend. Ich frag mich oft, warum diese Sachen so großen Erfolg haben ob als Buch oder Film.
AntwortenLöschenEinen Mirabellenschnaps hätte ich wohl auch getrunken.
Der arme Herr Heinevetter, aber Durchfall sind auch Feuchtgebiete und so schließt sich der Kreis. Bis bald lieben Gruß Geli
Lach, ja ...wie so oft im Leben ... schließt sich der Kreis. Vielen dank liebe Geli.
LöschenGruß vonner Grete
Frl. Greta,
AntwortenLöschenalle Achtung, dass du dir einige Mnuten dieses Films angetan hat.
Prüde hin und prüde her - dann bin ich eben prüe.
Ich gebe zu, dass ich das Buch habe - gelesen habe ich nur 40 Seiten, dann fand ich es zum Ko....
Dass Herr Heinewetter nun auch noch Durchfall hatte ...das ist dann
höhere Gewalt.
Einen schönen Abend wünscht dir
Irmi
Die Grete liest schon viel, aber für sowas Geld ausgeben. Niemals..Vielen Dank für deinen Besuch hier.
LöschenGruß vonner Grete
ich habe das Buch nicht gelesen ... und den Film will ich mir auch nicht anschauen ... es würde mir vermutlich wie Fräulein Grete Meier gehen ;-)
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Oh, ein neues Gesicht hier ... und dazu noch so ein lustiges. Willkommen an Bord.
LöschenGruß vonner Grete
Nee, DAS tue ich mir auch nicht an und wate gedanklich in diversen Feuchtgebieten.
AntwortenLöschenKann mir auch nicht vorstellen, dass so viele Menschen das echt gut finden. Der ganze Rummel um Buch und Film - das bewirkt doch höchstens, dass man meint, man müsse (dazugehören, mitreden können und so, halt nicht prüde sein....).
Erotik....ja, aber subtil in den Worten, so dass Spielraum bleibt. Ich mag mir nicht "abartige" bilder aufdrängen lassen.
Grete hat konsequent gehandelt, das kino auch noch kommentierend zu verlassen, ihr schon vorher gedachtes NEIN nun auch handelnd umzusetzen.
Eigentlich benutzen wir dieses NEIN oft viel zu wenig, lassen uns breitschlagen.
Den Schnaps hätte ich bestimmt auch gebraucht oder direkt im Kino Notfalltropfen genommen.
Herr Heinevetter hat mein Mitgefühl und Grete irgendwie auch...zu viel an Feuchtgebieten für einen Tag, wie ich meine.
Lieben Gruß
Enya
Liebe Enya, stimme dir voll und ganz zu. Vor allem was das NEIEN betrifft. Viel zu wenig wird es nur gedacht und nicht ausgesprochen.
LöschenGruß vonner Grete
Man muss sich echt nicht alles antun - is sowieso egal, was die anderen sagen/denken. Gut, dass Grete gegangen ist...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Christiane
Du hast ja so recht. Und doch, man kann es sich vornehmen wie man will, ab und an gibt man doch wieder nach.
LöschenDank an dich
Gruß vonner Grete
Du solltest ein Buch schreiben, das wäre mehr als amüsant, ich bin so eben von Eva zu Dir und Dein Post hat mir heute das erste Schmunzeln ins Gesicht gezaubert... jetzt lese ich mich noch weiter durch Deinen Blog, das hebt meine Laune bestimmt...
AntwortenLöschenDanke dafür und liebe Grüße
Kebo
...das kommt davon, wenn man einen Post liest, begeistert kommentiert und dann weiterliest... hab erst jetzt die ebooks gesehen...
LöschenFreut mich, wenn dir die Geschichten gefallen. Die e-books sind übrigens kostenlos. Viel Spaß beim Lesen...über eine Rezi würde ich mich natürlich freuen..
LöschenGruß vonner Grete
Würde ich so gern, hab's auch probiert, aber ich lebe in Südtirol/Italien und da kann ich das ebook leider nicht runter laden, soooo schade...
LöschenDa bleibt nur durch den ganzen Blog lesen :-)
Lieben Gruß zurück und schön, dass es Dir auch bei mir gefällt...
Kebo
Google das E-book mal. Es ist auf den gängigen Portalen vertreten. Oder schau mal hier . Da sind die Portale verlinkt.
Löschenhttp://das-fraeulein-grete-meier.blogspot.de/p/doppelt-gebloggt-halt-besser-das-e-book.html
Ja klasse, auf nem anderen Portal hat es geklappt, ich freu mich :-)
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