Von Willigen und Unwilligen
Heute morgen hat das Fräulein Grete Meier den Herrn Heber auf dem Parkplatz
getroffen. Geschafft sah der aus, aber so richtig. Als ob er ein paar Nächte nicht
geschlafen hätte. Zuerst hat die Grete ja gedacht, dass das Baby den Herrn
Heber wachhält, aber das war nicht die Ursache. Zuviel Arbeit momentan,
erzählte ihr der Herr Heber. Und keine Leute. Also Überstunden. Jede Menge.
„Zwei haben gekündigt. Gehen zur Meisterschule. Ist ja auch vernünftig. Aber
der Chef findet einfach keinen. Das geht jetzt schon seit drei Monaten so.“
Der Herr Heber ist Installateur (Praktisch, wie der Herr Heinevetter
findet) und das mit Leidenschaft. Heute sah das aber weniger leidenschaftlich
aus.
Also sowas, der Chef findet keine Mitarbeiter? Kann man das glauben, wo
doch so viele arbeitslos sind?
„Könnense glauben, Frau Meier, könnense. Dreimal hatten wir jetzt schon
jemanden vom Arbeitsamt. Einer hatte es mit dem Rücken, der andere Asthma und
der dritte ist einfach ohne Grund nach drei Tagen nicht mehr zur Arbeit
erschienen. Naja und gestern kam dann der Kevin. Auch vom Arbeitsamt.
Ausbildung fertig und dann wurde der auf die Straße gesetzt. Mist sowas für die
jungen Leute.“
Dem konnte die Grete zustimmen. Hört man ja immer wieder. Azubis scheinen
für viele einfach nur billige Arbeitskräfte zu sein. „Na Herr Heber, dann noch
einen schönen Tag und viel Erfolg mit dem Kevin.“
Der Herr Heber lachte nur grimmig. „Frau Meier, wissense, mit dem wird das
auch nix. Der hat sich gestern schon aufgeregt, dass er bis sechse arbeiten
musste. Gefragt hat er mich, ob das immer so sei. Da hätte man ja nix mehr vom
Leben, bei den Arbeitszeiten. Komische Einstellung. Notdienst fällt halt immer
mal an in dem Beruf. Wusste er doch vorher. Und von Fachwissen keine Spur. Der
weiß so gut wie nix. Wie der durch die Prüfung gekommen ist, ist mir ein
Rätsel. Ich bin selber doch erst dreißig. Aber manchmal kann ich die jungen
Leute nicht mehr verstehen. Geld verdienen, das wollnse alle, aber was dafür
tun? Hab ihm gestern noch Fachlektüre gegeben. Und, was glaubense Frau Meier, liegengelassen
hat er die Bücher! Im Spind. Nee, ich fahr jetzt besser mal Frau Meier, sonst
ärger ich mich nur noch mehr.“
Etwas ratlos und perplex blieb das Fräulein Grete Meier auf dem Parkplatz zurück. Auf dem Weg ins
Büro dachte sie intensiv über die Sätze von Herrn Heber nach. Kann es denn
wirklich sein, dass die jungen Leute alle so sind? Grete ist sich da nicht so
sicher. Vor ihrem geistigen Auge erschien der Simon. Der Azubi aus der Werbeabteilung.
Null Bock auf Schule, kein Schulabschluss, keine Perspektive. Doch dann hat er
sich gefangen. Und einen eisernen Willen gezeigt. Hat den Hauptschulabschluss
nachgeholt und ist einmal in der Woche bei Grete im Vorzimmer erschienen. Mit
Produktzeichnungen und passenden Werbeslogans. Solange bis der Chef ihn Probe
arbeiten ließ. Eine komplette Woche hat der Simon jeden Tag mehr als zehn
Stunden vor dem Computer gesessen und die Firmenwebsite auf neue Beine
gestellt. Aber sowas von neu. Der Chef hat ihn gelassen und war vom Ergebnis
total begeistert. Gab ihm sofort einen Ausbildungsvertrag. Nachgelassen in
seinem Eifer hat der Simon bis heute nicht. Bei ihm hat die Grete dann auch
gelernt mit Grafik- und Bildbearbeitungsprogrammen umzugehen. Und der Chef kann
jetzt sogar einen Post auf facebook verfassen. Nee, Herr Heber, sie haben
einfach nur Pech gehabt. Alle sind nicht so. Und der Kevin vielleicht auch
nicht.
Gleich heute abend wird das Fräulein Grete Meier mal zu den Hebers hoch
gehen und den Herrn Heber mal bitten, dem Kevin eine Chance zu geben. Das
Lieschen würde das sicher auch so machen.
Oder irrt sich da die Grete? Mischt sie sich vielleicht immer mal wieder zuviel
ein? Ach, denkt die Grete. Ist doch egal. Ich bin nun mal so und schließlich
muss ich mich noch im Spiegel anschauen können. Und sollte mir das Lieschen den
Kopf waschen, dann geh ich in mich. Ändern geht immer - ein bisschen. Zumal,
das gibt die Grete ganz ehrlich zu – Lieschens Tipps der Grete gelegentlich
ganz gut tun.
Und was das Lieschen dazu sagt, könnt ihr hier lesen ---> KLICK
Und was das Lieschen dazu sagt, könnt ihr hier lesen ---> KLICK
eine schwierige Angelegenheit, wenn man immer das Gute im Menschen sieht, dann kann man sich nicht vorstellen, dass alle Jugendlichen so sind, sind sie auch nicht so meine Meinung, es gibt gewaltige Unterschiede und ich drücke Kevin die Daumen.
AntwortenLöschenDanke Geli, fürs Daumendrücken für den Kevin und überhaupt.
LöschenLg vonner Grete
Frl. Grete, das sind Probleme, die sich heute stellen.
AntwortenLöschenWir leben immer noch in der NULL-BOCK-Phase. Es ist aber gut, dass du das Gegenstück kennst. Gottseidank gibt es diese Jugendlichen auch!
Ich freue mich so, dass du zu mir gefunden hast. Ich weiss es genau, dass du und Lieschen ein unschlagbares Paar seid. Bist schon in meiner
Blogroll aufgenommen. Ist doch Ehrensache!
Einen schönen Abend wünscht dir
Irmi
Hallo Irmtraud, welch Freude dich hier zu lesen. Danke für den Kommentar.
LöschenLg vonner Grete
Hallo Frl. Grete Meier,
AntwortenLöschendanke für den Eintrag in meiner Blog-Liste. Schön erzählt ... wie motiviert die jungen Leute sind, ist halt höchst unterschiedlich. In den Sonntagsgedanken in WDR2 wurde zuletzt gesagt, dass die jungen Menschen es verlernt haben, dass man sich anstrengen muss, um etwas zu erreichen. Dies könnte auch bei Kevin zutreffen.
Gruß Dieter
Das sieht die Grete ähnlich. Herzlich willkommen hier in der Runde. Freue mich.
LöschenLg vonner Grete