Das Fräulein Grete Meier ist
geladen
Nicht eingeladen. Zu einer Gala oder so. Auch nicht vorgeladen.
Nein, nein, die Grete ist doch ein braver, gesetzestreuer Bürger. Meistens
jedenfalls. Obwohl, eine Einladung hat sie doch heute im Briefkasten gehabt.
Die Wahleinladung. Liegt jetzt gut sichtbar auf dem Sideboard im Flur. Damit
die Grete den Termin bloß nicht verpasst. Wählen geht sie nämlich immer. Wer
nicht wählt, soll auch nicht nachher jammern. Dieses "bringt doch nichts,
wenn ich da hingehe" hört sie nicht gerne. Das gilt für sie nur in einem
Fall. "Stell dir mal vor es ist Krieg und keiner geht hin" - Grete kann sich das gut vorstellen. Und damit
wären wir wieder beim Thema.
Das Fräulein Grete Meier ist
geladen. Und wie. Sie kocht förmlich über vor lauter Wut und Unverständnis.
Mörder sind das alle, Mörder. Am liebsten würde die Grete auf den Balkon gehen
und es in die Welt hinausschreien. Mörder!
Und es ist ihr ganz egal, wer
die Mörder sind. Und warum gemordet wird. Das gemordet wird, und dazu noch auf
so grausame Weise, das ist der Punkt. Giftgas in Syrien. Wie unmenschlich. Und
keiner will es gewesen sein. Natürlich ist jeder Krieg, jede Tötung eines
Menschen nicht hinnehmbar. Die Grete verabscheut Krieg. Egal wo und egal
zwischen welchen Staaten. Am liebsten würde sie die Verantwortlichen, diese
selbsternannten Hüter von Recht und Ordnung, in eine Arena verfrachten. Sollen
die doch dort, so Mann gegen Mann, ihre Streitigkeiten klären. Bei Wasser und
Brot. Solange bis sie zur Vernunft gekommen sind. Wenn es sein muss Monate. Und
wenn es dann immer noch nicht geht, kommt die Grete mit ihrem Schirm. Das hat
ja schon bei der Karbach geholfen.
Natürlich sagt eine leise
Stimme der Grete, dass es eventuell, aber wirklich nur mit Vorsicht betrachtet
dieses eventuell, nicht anders geht. Also ohne Krieg. Aber dann bitteschön, ohne Giftgas.
Grete hat die Bilder gesehen. Mit
den vielen toten Kindern. Eingewickelt in weiße Tücher. Und geweint. Und mit
Gott, ja auch mit dem, und der ganzen Welt gehadert. Weder Zigarette, noch
Lieschens Grüntee, von dem sie sich einen kleinen Vorrat angelegt hat, noch der
Herr Heinevetter konnten die Grete heute beruhigen. Spontan hat sie das
Lieschen angerufen. Ist ja Samstag, Herrmann also nicht da. Lieschen hat
gemerkt, wie aufgewühlt die Grete war. Hat sich die Saxonette von Herrmann
geschnappt und ist sofort zu Grete gedüst. Was für eine Freundin. Die Grete ist
jeden Tag dankbar, dass es das Lieschen gibt. Bei Kaffee und
Haferflockplätzchen - macht die Grete immer selber – hat sich dann die Grete ganz
allmählich beruhigt. Lieschen meinte nämlich, dass man die Verantwortlichen
dafür bestimmt findet und zur Rechenschaft ziehen wird. So ganz überzeugend
klang das zwar nicht, aber die Grete wollte vielleicht auch den leisen Zweifel
in Lieschens Stimme nicht hören. Wer weiß das schon genau. Die Grete nicht und
das Lieschen auch nicht. Ein bisschen Selbstschutz nennt man das wohl. Bei
soviel Unglück und Ungerechtigkeiten, die tagtäglich auf einen einstürzen, ist
das vielleicht das einzige Mittel, um nicht in Depressionen zu verfallen. Um
das Leben in dieser merkwürdigen, teilweise kaltschnäuzigen Welt, überhaupt
ertragen zu können. Um sich an
einer Butterblume, in der mittig eine Hummel sitzt und Pollen sammelt, noch erfreuen
zu können. Um zu lieben.
Wie Lieschen das sieht und überhaupt ---> KLICK
Achja, auch andere trinken Kaffee am Samstag ---->KLICK
Wie Lieschen das sieht und überhaupt ---> KLICK
Achja, auch andere trinken Kaffee am Samstag ---->KLICK
ich finde das ganz wunderbar, was sie Frau Müller und die Frau Grete hier und bei ihr so treiben und frue mich sie beide zum empfangen.
AntwortenLöschenliebe samstagskaffeegrüße ninja
Vielen Dank ninja,
Löschendito sagen die Grete und das Lieschen. Auf guten Blogs sind wir gern zu Gast.
Lg vonner Grete
Ach Frl. Grete,
AntwortenLöschensei froh, dass du eine so gute Freundin hast.
Sie holt dich immer wieder aus deinem Tief heraus - und natürlich umgekehrt auch.
Die Giftgassache ist fürchterlich - jeder Krieg ist schrecklich. Wir können uns aufregen - ändern aber leider nichts an der Tatsache. Und
die Oberen machen ja doch, was sie wollen.
Und den Wahlschein habe ich auch hier liegen. Ich werde Briefwahl beantragen. Sonst überlege ich es mir vielleiht doch noch anders.
Ein schönes Wochenende wünscht dir
Irmi
Nein,liebe Irmi, an der Tatsache ändern wir nichts. Aber deshalb einfach schweigen? Das ist nicht Gretes Ding. Briefwahl ist gut. Das überlegt sich die Grete auch.
LöschenLG vonner Grete und einen schönen Sonntag
o. das gefällt miR.
AntwortenLöschenbRiefwahl auch hieR. ebenso wie kaffee.
einen heRRlichen sonntag!
liebe gRüße. käthe.
Liebe fRau käthe, die Frau mit dem R-Tick ...schön, dass du die Grete besucht hast. Die war natürlich auch bei dir und hat Nettes entdecken können. Follow geht ja über Bloglovin aber dich hier in den Blogroll aufnehmen hat nicht funktioniert.
LöschenGruß vonner Grete
Wut, Ohnmachtsgefühl, Trauer – ja, auch diese – das ereilt uns immer wieder angesichts solcher Schreckensnachrichten, wie sie Grete hier schildert. Jeder verabscheut es, möchte es zuweilen hinausschreien und bleibt dann doch zurück mit dem Gefühl, nichts tun zu können.
AntwortenLöschenDie Frage scheint berechtigt, ob es wirklich nicht anders geht, also ohne Krieg und es drängt sich der Gedanke auf, ob wir Krieg brauchen, um Frieden zu haben.
Man muss sich vor Augen halten, dass Frieden ja an einen Kontext gebunden ist, in einem Zusammenhang und dem Zusammenspiel von vielen Dingen steht, dass aber dann auch jeder andere Vorstellungen von Frieden entwickelt. Jene, die unmittelbar diesem Schrecken ausgeliefert sind, ständig in Gefahr, ihr Leben zu verlieren, werden Frieden empfinden, wenn im Land kein Krieg herrscht, die Waffen ruhen. Für andere ist Frieden aber mehr als die bloße Abwesenheit von Krieg, z.B. das Fehlen struktureller Gewalt, die in vielen Gesellschaften vorherrscht, Chancengleichheit, die Befriedigung der Grundbedürfnisse, also kein Hunger, keine Armut, Erfüllung des Rechtes auf Bildung, keine Ausbeutung, aber auch fehlende Gewalt in Form von Unterdrückung durch Worte. All jene Dinge begünstigen „Krieg“ und das wird von machtbesessenen Menschen ausgenutzt, jene, die nicht immer zur Verantwortung gezogen werden.
So gesehen dürfen wir umso mehr unseren Ohnmachtsgefühlen Raum geben, anstatt zu schweigen auch einmal „schreien“. Ja, wir müssen uns empören wie Grete und wir müssen trauern um jedes Opfer.
Wie immer ist Lieschen zur Stelle, sie tröstet, ist einfach da und die beiden Freundinnen üben das, was Grete „Selbstschutz“ nennt. Das ist genauso wichtig wie das „sich Empören“, das Trauern, die Wut, um letztlich Kraft und Lebensmut zu behalten und dem Guten und der Liebe, die uns innewohnen einen „Ort“ in sich selbst und dem anderen zu schaffen, der schließlich ja ein friedliches Miteinander erst möglich macht.
Hier wurde ein Thema aufgegriffen, bei dem man natürlich hinhört, mitempfindet, aber das Schöne ist, dass dieses Thema eingebunden wird in die so normalen menschlichen Gefühle, die jeder – du und ich – kennt, mit denen man sich identifizieren kann. Dies mag helfen mit eigenen Gefühlen und dem , was wir so empfinden bei den Schreckensnachrichten und –bildern sich nicht allein zu fühlen. Danke dafür.
Lieben Gruß
Enya
Liebe Enya, ich weiß schon bald nicht mehr was ich zu diesem aufmerksamen Lesen und deinen so ausführlichen Statements zu den Themen noch sagen soll. Es freut mich jeden Tag aufs Neue, dass du nicht die Geduld verlierst mich/uns zu besuchen.
LöschenEinen wunderschönen Tag wünscht dir die Grete