Montag, 12. August 2013

Das Fräulein Grete Meier managt die Zeit und andere Dinge

Das Fräulein Grete Meier managt die Zeit und andere Dinge

Im Büro heute war es ruhig gewesen und die Grete hatte deshalb Zeit gehabt über das Telefonat von Sonntagabend mit dem Lieschen nachzudenken. Die war ja am Samstag auf einem Seminar für Körpersprache gewesen. Interessant, was das Lieschen alles so zu berichten hatte.
Körpersprache, Seminare, Kurse. Grete kennt das nur zu gut. Ihr Chef schickt sie nämlich alle 2 Jahre auf irgendwelche Seminare. Zeitmanagment, Personalmanagement, Personalführung, Personalentwicklung, Coaching usw., bis hin zur psychologischen Kriegsführung. Nee, Scherz beiseite, aber so kommen manche Seminare der Grete vor. Vieles was man da so lernt dient im Grunde, richtig ausgeführt, der Manipulation seiner Mitmenschen und als Unterstützung zur Selbstdarstellung. Damit nur ja niemand merkt wie nervös man z.B. ist, wenn man eine Rede halten soll. Zeitmanagement fand die Grete gut. Da hat sie wirklich viel gelernt. Früher hat sie oft mittags keine Pause gemacht. Das passiert ihr jetzt kaum noch. Ohne die Zeit zu managen, hätte sie diese jetzt gar nicht gehabt, um darüber nachzudenken. Die Personalthemen waren auch ok. Auch zielgerichtete Kommunikation, also die ganze Thematik um richtiges Zuhören und richtiges Nachfragen, das ist schon interessant. Feedbackregeln, die kann die Grete auswendig.  Und findet sie gut.
Aber dieser ganze Mist mit der Körpersprache, also Mimik, Gestik und Körperhaltung, den findet sie übertrieben. Klar, das ein oder andere kann man anwenden und ist bestimmt auch hilfreich. Wenn man sich mal darauf programmiert hat. Obwohl - schau deinem Gegenüber immer in die Augen - steh gerade und lass die Schultern nicht hängen, - Hände aus den Hosentaschen -  sitz vernünftig und flegel dich nicht so rum – nuschel nicht so - dass haben ihr ihre Eltern und später Tante Heidi und Onkel Günther schon als Kind beigebracht.
Und wenn du nervös bist, atme tief ein und zähl bis zehn. Hat der Grete bis heute immer geholfen, wenn es sein musste. Allerdings wendet sie diese Taktik eher an, wenn sie meint vor Ärger platzen zu müssen. Wenn Susi nämlich mal wieder Dateien auf ihrem Computer falsch abgelegt hat. Schuld ist natürlich stets das dumme Programm und nicht die Susi. Hach, dann könnte die Grete … tut sie aber nicht. Sie zählt bis zehn. Nach dem Luftholen. Hörbar.
Bei manchen Menschen weiß die Grete sofort, dass diese ebenfalls solche Kurse besucht haben. Anstatt sich nämlich was eigenes auszudenken, übernehmen die eins zu eins die Vorlagen der Seminarleiter. Die Merkel ist so eine. Das Fräulein Grete Meier muss immer lachen, wenn sie die sieht mit ihrer typischen Herzhändehaltung. Ganz genau so wird es in diversen Seminaren gezeigt. Hallo, Frau Merkel, keine eigenen Ideen? Und wenn jemand diese Körpersprache auf anderes überträgt? Was dann Frau Merkel … eine Kanzlerin ohne eigene Ideen, braucht Deutschland das?
An der Stelle hat die Grete ihre Gedanken unterbrechen müssen. Ihr Chef stand vor ihrem Schreibtisch mit einem echten Problem. „Die Blumen, ich hab doch die Blumen für meine Frau bestellt und die Theaterkarten. Sie wissen doch, für heute.“ Natürlich wusste die Grete. Denn sie hatte natürlich die Blumen bestellt und die Theaterkarten. Und abgeholt. Und dem Chef auf den Schreibtisch gelegt bzw. gestellt. Ein frisches Hemd mit passender Krawatte lag auch bereit. Seit Monaten freute sich seine Frau auf diesen Abend.  „Und?“, die Grete sah ihn herausfordernd an. Ihr Chef schaute ein wenig links an ihr vorbei. „Naja“, nuschelte er. „Dringender Termin bei Herrn Ehrlicher. Kann ich nicht absagen! Benachrichtigen sie bitte meine Frau. Sie soll doch einfach ihre Freundin mitnehmen.“
Grete straffte die Schultern und sah ihrem Chef geradewegs in die Augen. Fest. Und voller Unschuld. „Ach machen sie sich mal keine Sorgen. Der Herr Ehrlicher hat vor fünf Minuten den Termin abgesagt. Ich wollte es ihnen gerade mitteilen.“
Grete schmunzelte, als ihr Chef sichtlich in sich zusammensackte. Wozu Körpersprache doch alles gut ist, wenn man sie lesen und richtig deuten kann. Lügen haben eben kurze Beine ... ähm ... scheele Blicke.  Von wegen Herr Ehrlicher, eher wohl keine Lust auf Theater.





Und hier könnt ihr Lieschens Müllers "Antwort" auf den Post lesen ---> KLICK

2 Kommentare:

  1. Seminare, Kurse, Weiter- und Fortbildung ohne Ende...
    Grete scheint sich da gut auszukennen und angesichts der Fülle all dessen, ist es verständlich, dass man auch mal am Nutzen zweifelt.
    Man muss kritisch bleiben, das für sich Dienbare und Wesentliche herausziehen. Grete gelingt das wohl gut.
    Zeitmanagement halte ich auch für wichtig. Dies zu beherrschen und auch zu beherzigen kann vielleicht manches „Burnout“ in Schranken halten. Achtsamkeit evt. noch, auf sich selber achten, auf seine Bedürfnisse, auf seinen Körper, was der einem sagt. Kleine Anzeichen nimmt man ja häufig gar nicht mehr wahr.

    Kommunikation ist auch wichtig, da läuft rasch einiges schief, was unliebsame Auswirkungen haben könnte – beruflich allemal, aber auch im Privaten.
    Grete hat Recht, es sind früher viel mehr die einfachen Grundregeln des kommunikativen Miteinanders vermittelt worden. Bei der Erziehung (wenn sie denn stattfindet) kommen diese heute leider oft zu kurz. (In der Schule müssen wir den Kids erst einmal beibringen, dass man grüßt, wenn man jemanden trifft oder wenn man sich morgens zum ersten Mal sieht).

    Über die Körpersprache von Angie wurde ja schon viel diskutiert. „Herzhändehaltung“ – da musste ich lachen, das trifft es genau.
    Was die Körpersprache angeht – ich kann Grete nur zustimmen: Vorgaben eins zu eins zu übernehmen, bringt nichts. Ich denke, man kommt dann nicht authentisch herüber.
    Eine „professionell-gekünstelte Haltung“ kann sogar einer erfolgreichen Kommunikation zuwiderlaufen, meine ich. In der Politik z.B. gilt es ja als erwiesen, dass das Feeling des Bürgers, das er bei gewissen Aussagen der Politiker empfindet, eine größere Rolle spielt als der Inhalt des Gesagten – leider.
    Na ja, es scheint teilweise ein schmaler Grat.

    Wie Grete hier ihren Chef „abgebügelt“ hat – klasse. Eine wunderbare Entlarvung.
    Ob Chef sich das zu Herzen nimmt?

    Wieder ein wunderbarer Exkurs aus Gretes Erfahrungsschatz.

    Liebe Grüße
    Enya



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  2. Hallo Enya, wer sich intensiv mit sowas beschäftigt merkt schnell was gekünstelt ist. Grete ist da ja wirklich geschult drin. Und hat den Chef natürlich im Griff. Vielen Dank für deinen kommentzar. Freut die Grete ungemein.
    Lg vonner eben o.g. Person

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...